Dann bleiben wir doch lieber hier, sonst verliere ich womöglich noch meinen Diskussionspartner und das will ich nicht.
Aber etwas komisch finde ich diese Abneigung gegen einen neuen Thread schon. Ich finde diese Diskussion jedenfalls viel interessanter als die meisten anderen, die ich bisher hier an der Strippe hatte (ja, das war ein Kompliment
).
Ich lasse die Online-Diskussion mal bewusst außen vor, da sind wir uns einig.
Zum Premium Cable: Nein, eben nicht. HBO, Showtime & Co. haben mehr als genug Sendeplatz und sind nicht auf spezielle Termine angewiesen. Und den Sendeplatz können sie füllen, wie sie wollen - solange die Kunden dabei bleiben. Genau das wäre ja gerade mein Argument für die Event-Programmierung: Die Pay-TV Sender sind unabhängig von vielen Sachen, die den Networks zu schaffen machen. Sie müssen eben nicht ein wöchentliches (eingeschränktes) Programm senden sondern könnten ihren „Stoff“ an Land bringen, wann immer sie wollten (TV-technisch). Sie haben eben keinen „festen Sendeplatz“, es gibt zwar Konkurrenz im Pay-TV (und auch bei den Networks), aber die sind nicht festgelegt auf bestimmte Ausstrahlungszeiten.
Zu den Networks: Vorweg: Die Networks bestellen immer noch die meisten Serien. Egal, welchen Sender man sich dort ansieht - was schlecht läuft, wird (schnell) abgesetzt, was gut läuft bekommt erst die Back Nine Order (Aufstockung auf 22 Folgen von 13 bestellten) und erst dann die zweite Staffel (bisher jedenfalls, „Sleepy Hollow“ war eine Ausnahme). Pro Jahr hat jeder Sender 10-20 Kandidaten, die in der nächsten Season neu an den Start gehen (Drama + Comedy). Einiges davon bewusst auf der Ersatzbank, falls ein Flop dabei ist. Die machen sich schon große Gedanken um Sendeplan und Fehlschläge.
Ich sehe da keinen Trend zur Event-Programmierung, sondern schlichte Notwendigkeit und praktikables Vorgehen. Und ich sehe auch nicht, dass dort Serien demnächst in einem Monat durchgepeitscht werden, das kann nicht im Interesse der Sender sein. Denn habe ich ein erfolgreiches Format, dann bringt es mir langfristig auch finanziell mehr - zumindest bei diesen Sendern.
Falsch. Notwendigkeit und praktikables Vorgehen sind genau das, was zu kürzeren Staffeln geführt hat. ABER: November, Februar und Mai sind die Monate der Entscheidung! Genau dort entscheiden die Werbekunden, was sie bereit sind, für einen Werbespot zu zahlen. Dort hängt der Arsch über dem Eimer, auf Deutsch gesagt. Alles Drumherum ist mehr eine Art von „Testen“, was die Serien bringen könn(t)en (und ich beziehe mich hier bewusst auf Serien und nicht auf Football, Baseball oder sonst was, was phänomenal gute Quoten bringt und nicht an diesen Terminen hängt - ähnlich wie Reality-Shows).
Reden wir nicht gerade darüber, was die Zuschauer wollen? Die Serie der Wahl möglichst schnell zu sehen, wie bei Netflix? Ist doch gerade das Thema, oder?
Und genau das wäre eben eine Möglichkeit, die dem System zur Verfügung steht. Man hat die Sweeps, wo es drauf ankommt. Warum also nicht die Serien nur dort senden? Der Trend geht dahin, lange Staffeln sind längst Geschichte, die „Back Nine Order“ (von 13 auf 22 Episoden aufstocken) ist nicht mehr das Nonplusultra. Aber zu den Sweeps sind immer alle dabei.
Wie gesagt, Event-Programmierung im weitesten Sinne.
Und für die Networks gibt es nichts anderes als attraktive Sendeplätze (aus der Natur der Sache). Wir sprechen hier von der Primetime. Jeder will die meisten Zuschauer haben, jeder hat eine Menge bestellt und will damit punkten. Da wird jährlich viel bestellt, jährlich gesiebt und die Serien, die direkt abgesetzt werden, werden meist im Sommer verbraten ( tvbythenumbers - die Seite, der ich vertraue, was Quoten angeht - hat sich letzten Sommer sogar den Scherz erlaubt, die Samstags-Quoten der abgesetzten Serien zu veröffentlichen, die im Sommer verbraten werden - Last Resort, 666 Park Avenue und Do No Harm - solche Quoten bekommt man sonst nie zu Gesicht, weil der Samstag für Networks eigentlich ein No Go ist). Die könnten genau so gut alles auf eine Karte setzen und nur in den Sweeps aktiv sein. Kein „Testen“. Der Preis der TV-Produktionen ist da auch eher untergeordnet - man kauft ja „nur“ die Lizenz (wenn auch mit viel Absprache mit den Studios). Deshalb reicht ja die Qualität oft nicht an die der Kabelsender heran. Man bestellt sehr viel, siebt aus, gibt im Mai bekannt, was ins Programm kommt (mit vorerst 13 Episoden). Es gibt eine sehr große Auswahl von der viel bestellt wird. Die Hits bleiben dabei, die Flops werden schnell abgesetzt und die Mitte wird skeptisch betrachtet - wobei aber egal ob Flop oder Top
immer ein Gewinn rausspringt, weil die Lizenz in der Regel günstig ist und damit das Risiko auf das Studio zurückfällt. Die Networks hatten einen großen Erfolg mit „24“ und „Lost“ - was die deutschen Sender damit anstellen, ist denen egal und auch den Studios, die die Serien im Paket anbieten. Deutschland kauft,
muss kaufen (im Paket) - was danach passiert ist denen schnuppe.
Hauptargument: Das Interesse der Sender - bei den Networks - sind gute Quoten, wenn es drauf ankommt. Das sind drei Monate der Herbst-Season, die sind wichtig. Der Rest ist egal und daher sehe ich dort Potenzial für Event-Sendungen. Gegenargumente habe ich da übrigens noch nicht wahrgenommen. Bei den wenigen Sendeplätzen, die die Networks haben, sind alle wichtig. Mehr verteilte Erstausstrahlungen = mehr Geld (Einnahmen). Aber mehr Folgen = ebenfalls mehr Geld (Ausgaben). Weshalb also nicht auf die Sweeps konzentrieren und dort kürzere Staffeln schneller und komprimiert ausstrahlen?
@Kino: O.k., da hast Du am Anfang mit den Zitaten mehr auseinander gezogen als nötig war. Mein Punkt wäre eben die absolute Besucherzahl pro Jahr. Wenn die konstant ist, kann man sich eigentlich die ganze Diskussion sparen, denn dann ist das Interesse für Kino vorhanden und nicht rückläufig. Das gilt für Deutschland, die Staaten und jedes andere Land - wenn ich stets die gleiche Anzahl an Kinogängern erreiche, muss ich mich auf diese Zahl ausrichten. Da sind wir uns doch einig, oder? Ich kann da jedenfalls die Diskussion über die Sommer-Zahlen nicht nachvollziehen, wenn im Jahresschnitt ähnlich viele Leute ins Kino gehen.
Dass die Produktionskosten dabei relevant sind, steht außer Frage. Eine Tendenz zurück sehe ich bislang noch nicht, um die Frage zu beantworten. Aber ich sehe eine Notwendigkeit dahin - wo wir wieder überein stimmen. Gerade dieses Jahr sollte (wie Du so schön angeführt hast) den Studios zu denken geben, da sind wir uns einig. Nur was die Maßnahmen angeht, gehen wir auseinander. Momentan beschreiten alle noch den Weg zu „größer höher besser“, keine Frage. Die Frage ist eben, welche Konsequenzen aus den Misserfolgen gezogen werden und dort gehen wir auseinander. Weniger Säle, wenn doch die Anzahl der Kinobesucher konstant ist? Nein. Sollte die Anzahl an Blockbustern tatsächlich runtergehen und die Zahl der mittleren Produktionen wieder steigen, braucht man nicht mehr einen Film in drei Sälen gleichzeitig aufführen sondern muss die Mehrzahl verteilen. Weshalb also weniger Leinwände, falls man tatsächlich in den Produktionskosten zugunsten der Produktionszahl zurückschrauben sollte?
Hier mal kurz OT vom OT: Marvel macht da echt einen tollen Job. Das hätte man nicht besser anstellen können und DC kann zu recht neidisch sein. Bei Marvel greifen die Filme ineinander und gegen den Erfolg der Filme gibt es auch nichts zu diskutieren. Jedenfalls nicht, solange sie weiterhin erfolgreich damit laufen (und ich gehe davon aus, dass die „Phase 2“ hervorragend läuft, nicht nur in den Staaten, auch hier und anderswo). Hut ab, so was hat bisher noch niemand hinbekommen, dagegen sind selbst Harry Potter und Twilight nur Würste.
Kleinere Kinos: Ja, die gibt es noch. Aber längst nicht so viele wie zu meiner Kindheit. Die mussten andere Mittel und Wege finden, um ihre Existenz zu sichern und das ist teilweise auch gelungen. Im Dorfkino nahe meinem Elternhaus (die hatten schon immer nur einen Saal) läuft ein Film pro Woche. Es wurde aufgerüstet, um mit der Zeit zu gehen, aber einige ältere Annehmlichkeiten wurden beibehalten: Man kann nach wie vor während des Films einen Knopf drücken, um die Bedienung herbeizurufen, die dann vorsichtig per kleiner Taschenlampe eine Bestellung aufnimmt (es gibt nur Vierer und Zweier-Reihen, dadurch werden andere Kinobesucher kaum gestört). Die Atmosphäre ist anders als im Cineplex, heimischer, gemütlicher, weniger Idioten, die die Vorstellung mit leuchtenden Handy-Displays oder Anrufen stören, seufz. Von der Sorte Kinos sollte es definitiv mehr geben.
...to be continued...