"Casino Royale" tat Bond gut. Und Craig verleiht Bond neue Ecken und Kanten, womit man die Frischzellenkur als erfolgreich betrachten darf.
"Quantum of Solace" scheint mir aber zugleich einen Schritt zurück zu gehen, ohne jedoch allzusehr in die schlimmen Zeiten der letzten Brosnan-Filme abzurutschen.
Craig darf sich jetzt mal richtig austoben und sich der ominösen Geheimorganisation annähern. Dafür wird ein Actionfeuerwerk abgebrannt, was seinen Schauwert hat, aber gleichzeitig den Wert der Story schmälert, die bei "Casino Royale" noch so gut funktioniert hat. In "Quantum" nimmt die Action hin und wieder nahezu die gigantomanischen Ausmaße an, denen man nach so Sachen wie "Stirb an einem anderen Tag" eigentlich aus dem Weg gehen sollte. Der Realismus jedenfalls, den man sich bei "Casino Royale" so groß auf die Fahnen geschrieben hat, leidet für mein Empfinden wieder etwas, was auch an dem enormen Tempo liegt, das der Film anschlägt. Man rast geradezu durch die Kontinente und trotz der Versuche, die geographische Abwechslung deutlich zu machen, wirken die Orte dennoch bisweilen austauschbar.
Olga Kurylenko ist übrigens ein schwaches Bond-Girl, der das gewisse Etwas fehlt. Dafür weiß die Beziehung zu M, die nebenbei etwas vertieft beleuchtet wird, zu gefallen. Zudem ist der Bösewicht hier gut gespielt und macht einiges an Charisma wett, das Fr. Kurylenko nicht ausstrahlt und das bei Craig wegen der geballten Grimmigkeit auch ein wenig mehr zurückbleibt.
Aber dennoch, der neue Bond ist nicht vollkommen anders. Man spielt mit Kleinigkeiten, nähert sich dem Martini wieder an und gefällt sich in einer optisch hervorragenden Szene durch eine selbstzitierende Variation von "Goldfinger" für das 21.Jhd.
Dazu ist die "Tosca"-Szene klassisch bondmäßig und ein Höhepunkt des Films, dessen Finale dagegen wiederum schwächer ausfällt.
Ansonsten halte ich entgegen allen Unkenrufen den Song von Jack White und Alicia Keys im Intro für ausgesprochen gelungen, wie schon letztes Mal den von Chris Cornell (der inzwischen ja leider unmöglich geworden ist...). Der Clip dazu erzeugt auch das nötige 007-Feeling.
Bond prügelt sich derweil nach Lust und Laune zu Wasser, Land und Luft in jeder Ecke der Welt. Das ist manchmal etwas zu viel des Guten und lässt weder Story noch Zuschauer einen Moment rasten. Persönlich halte ich ein solches Tempo für einen Bond-Film für etwas zu hoch veranschlagt, obwohl es natürlich Konzept ist. Insgesamt etwas weniger Höhen als bei Casino Royale, aber auch weniger Tiefen, als ich befürchtet habe.
7,5/10