"Jarhead": Im Osten nichts Neues
Von Sophie Albers
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Trotz des aktuellen Themas, wunderbarer Schauspieler und beeindruckender Bilder kommt Mendes in immerhin gut zwei Stunden nicht zum Punkt. Es ist als würde jemand gewaltigen Anlauf nehmen, um dann doch nicht zu springen, sich lange räuspern, um dann nichts zu sagen. Und das ist nicht Swoffords, sondern Mendes' Schuld.
Nach dem 11. September
Alles scheint der Abklatsch von etwas anderem zu sein, und möglicherweise deshalb fühlt sich dieser Film so falsch an. Er fügt nichts hinzu, er bezieht nicht Stellung. Zwar geht es um den Golfkrieg von 1991, doch kann man über diesen Krieg sprechen, ohne den zu erwähnen, der noch immer andauert?
Zudem spielt "Jarhead" in einer Zeit, die sich heute niemand mehr so richtig vorstellen kann: vor dem 11. September 2001. Und da Mendes seinen Film nach diesem Tag, mit dem der "Krieg gegen den Terror" begann, gedreht hat, wirkt es fast absurd nostalgisch, dies auszuklammern. Und man fragt sich, was einem das eigentlich über die heutige Zeit sagen soll.
Nächste Ebene im Videospiel
Seltsam abstrakt sind die Charaktere gezeichnet, die wie in einem Videospiel verschiedene Ebenen zu absolvieren scheinen. Wer sich Weihnachten betrinkt und den Dienst schwänzt, muss Latrinen putzen, wer nicht genug Wasser trinkt, verliert Energiepunkte, wer gut schießen kann, hat Pluspunkte beim Sergeant, wer einen Brief von zuhause bekommt, in dem steht, dass die Freundin sich einen anderen gesucht hat, bekommt Motivationspunkte abgezogen.
Und zum Spiel gehört natürlich der Soundtrack: Neben dem obligatorischen Rap und den Reminiszenzen an vergangene Kriege ist allen Ernstes "Dont Worry Be Happy" zu hören. Der sicher gut gemeinte Hinweis auf die Absurdität der Situation wäre als Wink mit dem ganzen Zaun allerdings nicht nötig gewesen.
Ein heftiger Vorwurf an den Film ist auch, dass die natürlich imposanten Bilder aus der Wüste, mit den darin herumirrenden gut gebauten Kämpfern und schließlich den brennenden Ölfeldern immer wieder auch als Werbeclip für die Marines verstanden werden könnten. Es ist hart, aber die Harten kommen durch, bleibt am Ende stehen. Und da ist es egal, dass Swofford sich bei der einzigen Feindberührung, einem kurzen Luftangriff, in die Hosen macht.