@Die Filmanalyse
Das kann doch nur Parodie sein, oder? Wer setzt sich denn allen Ernstes in Schlips und Anzug vor ein so wunderbar unauthentisch aussehendes Bücherregal, nebst Klischee Bibliothekslampe (
) und meint dann, mit seiner effektiv narkotisierenden Intonation ohne mit der Wimper zu zucken Knaller abzulassen, wie dass Steven Spielberg ja "zweifellos" kein guter Regisseur sei. Ich bin ja total für verschiedene Meinungen und für Diskussionen, aber egal wie man "Jurassic Park" findet, wenn man nicht erkennt, was Spielberg in seiner Karriere mehr als einmal geleistet hat, der sollte sich mal für ein paar Monate im Kinozimmer einschließen und nochmal genauer hinschauen, wie Spielberg und dadurch wie Kino eigentlich funtkioniert.
Und lieber x-fach durchgenudelte Themen wie "Familienwerte und -zusammenführungen", als gar keine thematischen Knotenpunkte in einem Meer aus KNall, Bumm, Peng und Tötungsgewalt. Ugh. Ignorieren, den Kerl.
@Jurassic World, weil ich den am Freitag gesehen habe...
Ich habe selten einen Film gesehen, der sich selbst so sehr zu hassen scheint. Oder er hasst das Publikum/die Marksituation, die ihn zwang so zu sein wie er ist. Der Film heißt wie der eröffnete Freizeitpark „Jurassic World“ und wie der Park ist der Film von Marktanalysten entworfen, die durch Fokusgruppen und Brainstorming Sessions meinen herausgefunden zu haben, dass die Zuschauer von altbekannten „nur Dinosauriern“ gelangweilt sind. Also müssen Film und Park eine neue Kreatur erschaffen, um das vermeintliche Publikumsverlangen nach „größer, stärker, Hauptsache mehr“ zu befriedigen. Und nachdem der künstlich hochgezüchtete Hybrid-Dino, der Indominus Rex, in der ersten Hälfte noch ein wenig als bemitleidenswerte, weil allein gelassene und eingesperrte Zookreatur dargestellt wurde, wird er in der zweiten Hälfte zum allesfressenden, nein, allestötenden Monster, denn der IR tötet auch aus Spaß, nicht nur zur Nahrungsaufnahme. Und dabei zertrampelt, frisst, tötet und zerstört er all das, was wir nostalgisch von Steven Spielbergs 1993er Meisterwerk verinnerlicht haben, insbesondere die Dinos.
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SPOILER folgen] Es ist ein zuweilen recht rabiates und schonungsloses Massensterben bei Mensch und Tier, wenn wir einen Veggie-Dino nach Indominus Rex Attacke elendig langsam verrecken sehen, mehr Dino Kadaver entdecken und mitansehen müssen, wie selbst die geliebt-gefürchteten Raptoren und unser König der T-Rex getötet oder äußerst arg verletzt werden. Mehrfach im Film hat man das Gefühl, einem deprimierenden Kriegsfilm oder einer Massaker Schilderung beizuwohnen. „Jurassic World“ berührt nicht durch seine toten Dinos (oder durch Szenen wie Babytriceratops-Reiten) oder Menschen, sondern will schockieren, agiert irgendwie giftiger, direkter, aggressiver. Da ist ein Moment, wo sich Raptor-Alpha Chris Pratt und einer seiner Schützlinge im Wald begegnen, nachdem sich die Vorzeichen unter ihnen leicht verändert haben. Es ist ein irgendwie inniger Moment, als würden beide Seiten einander vermissen, sich aber auch eingestehen, dass die Reise nun in eine andere Richtung geht. Und kurz bevor einer der beiden seufzend "We'll always have Isla Nublar" sagen kann kommt zack ein Raketenwerfer als grelle Fanfare des modernen Actionkinos daher und zerstört diesen Moment auf die denkbar unerfreulichste und unromantischste Weise. Menschen und echte Dinos müssen sich verbünden, Dinorassen müssen untereinander Pakte schließen, um das wild gewordene Business-Ungetüm namens Indominus Rex zu besiegen. Wenn der T-Rex am Ende den befreiten – von Menschen und von IR – Park überblickt und sein markerschütterndes Gebrüll erklingen lässt ist es, als kommuniziere der Film mit dem Publikum. Als würde der Film sagen, „na, war das wirklich, was ihr wolltet? Wo ihr das nun gesehen habt, wollen wir nun nicht lieber wieder ‚richtige‘ Dinosaurierfilme machen, ja?“ Als wollten die Filmemacher einem Gegenargument des Publikums zu einem neuen „Jurassic Park“ Film entgegen kommen und lieferten ein 200 Millionen Dollar teures vorgreifendes Argument. Nach dem Motto: „Für den Fall, dass ihr hinterher jammert, ihr hättet lieber etwas Neues und Spektakuläreres bekommen, schaut mal diesen Film, wie so etwas ausgesehen hätte. Wollt ihr das? Doch wohl kaum. Also zurück zu T-Rex und Co.“
Spoiler Ende.
War ein eigenartiges Erlebnis, der Film, was ihn aber auch irgendwie interessanter macht als viele andere größere Sommerfilme dieser Art. Und halbwegs unterhaltsam war er auch, mit kleineren oder größeren Schwächen.
6/10