Kinder sind keine Tyrannen

vampireMiyu

Well-Known Member
Ich weiß nicht, wie ich den Thread sonst besser nennen sollte und habe nichts passendes gefunden, wo ich es sonst hinzufügen kann.
Vorgestern ist bei ARD/ZDF eine Doku erschienen, die erschreckend und verstörend ist, aber zu teilen auch mit meinen eigenen Erfahrungen eines Klinikaufenthalts erinnert.

Eine kurze Zusammenfassung in schriftlicher Form findet man hier: https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/kinderpsychiater-winterhoff-101.html
Ansonsten die Doku hier: https://www.daserste.de/information...rum-kinder-keine-tyrannen-sind-video-100.html

Ein wenig erinnert es auch an den Film "I care a lot" - nur dass es hier um wehrlose Kinder, statt wehrlose alte handelt...

Ich persönlich empfinde die Doku als wichtig und dass sie Aufmerksamkeit bekommt, damit mindestens Konsequenzen für den Herrn Winterhoff folgen, noch besser, wenn das Gesamtsystem überdacht wird. Auch wenn ich das extrem Bezweifele.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Danke für den Hinweis.
In die Doku konnte ich natürlich nicht so schnell reinschauen, aber zumindest den Artikel lesen.

Generell, ob nun bei Kindern oder Erwachsenen, finde ich es immer schwierig bei psychischen Problemen mit Tabletten o.ä. zu arbeiten. Denn am Ende können die nur etwas unterdrücken/schwächen oder haben einen Placebo-Effekt, aber eine 'Heilung' bringt das auf lange Sicht nicht. 'Heilung' dann eben auch in Klammern, denn wenn hier etwas 'diagnostiziert' wird, dann wird es eben auch gleich als Krankheit gesehen und das sendet, meiner Meinung nach, auch immer die falschen Signale aus. Etwas Negatives, eine Abweichung einer angestrebten Norm.
Ich habe in dem Bereich keine Erfahrungen oder Vorkenntisse, deswegen ist das nun nur meine laienhafte Beobachtung bzw. Gedanken dazu.
Aber ich glaube, dass man gerade bei Kindern eben versucht sie so früh wie möglich auf eine 'normale' Bahn zu bringen. Aber was ist schon normal? Und gerade in unserer heutigen Social-Media-Welt ist es ja noch schwieiriger ehrliche Bilder von Menschen zu kommunizieren und zu erfahren. Da ist oft kein Platz für negatives, sondern mehr ein Wettstreit des Glücklichseins und Perfekten.
Ich bin per se nicht gegen Psychotherapien o.ä.. Aber ich glaube medikamentiös erreicht man da gar nichts. Denn jeder Mensch ist anders und jeder Mensch ist da anders zu erreichen. Wobei man immer mit bedenken muss, ob der betroffene Mensch was ändern muss oder die Welt die Sicht auf ihn oder sie.
 

jimbo

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Ich habs nur gelesen.

Das es mir aktuell so gut geht, liegt auch an Medikamenten.

Aber Kinder sind in der Entwicklung. Und Psychopharmaka greift in die Chemie des Gehirns ein. Ich könnte mir vorstellen, dass es passieren könnte, dass sich dadurch das Gehirn oder andere Sachen nicht richtig entwickeln.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Wie gesagt, ich habe damit keine Erfahrungen, deswegen wollte ich da nicht gegen Medikamente wettern. War nur mein, womöglich unwissender, Blick von Außen.
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Du schreibst ja nichts falsches.

Medikamente sind keine Heilung.
Können aber helfen. Aber auch immer mit Nebenwirkungen.
 

vampireMiyu

Well-Known Member
Ach gegen Medikamente prinzipiell ist nichts zu sagen. Auch nicht bei Kinder, wenn es halt auch eine Indikation zu gibt, und die Medikamente sinnvoll sind. Beispiel hier ADHS, wo Medikamente unheimlich helfen können, wenn in der richtigen Dosis und auch kontrolliert.

Was der Arzt oben aber getan hat, war Kindern Neuroleptiker zu vergeben über Jahre und teilweise Jahrzehnte, welches vorwiegend zur Sedierung verwendet wird und bei Dauermedikation zu schwerwiegenden und irreversiblen Nebenwirkungen führen kann (Diabetes, Parkinson ähnliche Symptome, Herz-Kreislauf Probleme, ...). Ab dem Alter von 3 (!!) Jahren. Das waren keine Psychopharmaka, das waren Beruhigungsmittel in Dosen, die über das herkömmliche hinaus gehen, wo die Kinder keinen eigenen Willen mehr besaßen und viel zu müde für irgendwas waren. Mit irgendwelchen selbst erfundenen Diagnosen, wo den Eltern gesagt wurde, sie lieben ihr Kind zu sehr, und dem Kind vom Arzt vermittelt wurde, dass es ein Fehler wäre und sich zu ändern habe. Mit Plus als Empfehlung an Pädagogen in Jugendhäusern und für die Eltern, dass sie ihr Kind ignorieren sollen, damit es sich emotional gut entwickeln kann, weil mit Liebe und Aufmerksamkeit machen wir sie ja zu Tyrannen.

Kinder wurden hier gezielt vernachlässigt und sich selbst überlassen, aber das mit einer Medikamentation, die sie willenlos und damit schön "einfach und angepasst" macht. Und wenn Vormüde oder Eltern sich dagegen wehren wollten, wurde die Anwaltskeule geschwungen und Kindesgefährdung vorgeworfen. In einem Fall hat das sogar vor Gericht geklappt, dass das Sorgerecht der Mutter entzogen wurde, weil sie nicht mehr wollte, dass das Kind die Medikamente nimmt! Das muss man sich mal vorstellen.
Und da das nicht nur ein Jugendhaus und ein Kind in der Behandlung waren, sondern unheimlich viele über Jahrzehnte, muss man sich mal vorstellen WIEVIELE Kinder diesen Missbrauch erleben mussten. Denen wurden teilweise Jahre gestohlen und sie bleiben definitiv traumatisiert für ihr Leben (ich hoffe, dass der Großteil trotzdem damit zu leben lernt und nicht daran zerbricht). Vertrauen in Ärzte könnte auch extrem gestört sein und in öffentliche Institute - und bei sowas verstehe ich dann sehr gut, wenn man den vernünftigen Ärzten kein Glauben mehr schenkte und sich beispielsweise gegen Impfungen wehrt oder bei Beschwerden viel zu spät sich untersuchen lässt. (nein, bedeutet nicht, dass jedes dieser Kinder Impfgegner wäre).

Ich empfehle wirklich die Dokumentation nochmal zu schauen und nicht nur den Text zu lesen. Weil man da sehr gut sehen kann, wie kaputt unser System eigentlich ist, dass soetwas unbemerkt so lange passieren kann. Und wieso? Weil es noch immer zu viele Leute gibt, die glauben wollen, dass Kinder böse sind, bestraft gehören und Autorität die Beziehung beschreiben sollte, anstatt auf Kinder zu hören oder sich für deren Interessen zu interessieren. Natürlich gingen beispielsweise die Noten in den Keller dank der Neuroleptiker, da sie Dauermüde waren und sich nur noch schlecht konzentrieren konnte, aber statt eine Dosis anzupassen oder zu gucken, wie es den Kindern besser gehen könnte, wurde das nur als Bestätigung genommen, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt.
 

jimbo

Administrator
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Traurige Musik, dramatische musik.
Machen das Video halt sehr emotional.

Ich kenne einige, die mit dem Abschlussbericht der Klinik nicht einverstanden sind. Z.B. stand bei einer das sie sich am Anfang gegen die Therapie gewehrt haben soll. Also einfach nicht so Aufgeschlossen war. Sie meinte das stimmt so nicht. Warum sowas geschrieben wird weiß ich nicht.

Samuel war 4 und er spricht von ödipaler Beziehung. Der war 4. Natürlich hängt man da an der Mutter.

Der verknüpft Narzismuss damit das Menschen nicht arbeiten können. Häh?

Die anderen Therapeuten in der Doku machen einen guten Eindruck und zeigen auf das ein Winterhoff eher die Ausnahme als die Regel ist.

Keine Überwachung der Medikation. Oh man.
Der Mutter sagen sie soll man so ihr Kind sedieren wie sie es für richtig hält. Ääääh nee.
Bei uns in Haus Kuckelbeck wurde einmal im Monat Blut und EKG gemacht. Bei neuer Medikation sogar öfter. Wenn Lithium verschrieben wird, wird mehrfach wöchentlich getestet weil man damit vorsichtig sein muss.

Ich wurde am Anfang als ich in der stationären Klinik war auch sediert. Da war ich geistig auch nicht mehr wirklich da. Ich war einfach benebelt. Wie mehrfach in der Doku angesprochen, wie ein Roboter. Ich hab 3 Tage nicht gepennt und war sehr aggressiv und habe Mitpatienten Angst gemacht. Und diese Aggressivität ist überhaupt kein Charakterzug von mir. Daher die Sedierung. Habe da auch Schlaftabletten bekommen, die aber schnell weniger Wirkung zeigten. In der Zeit bin ich um 17 Uhr eingeschlafen. Man sagte mir, dass es auch sehr lange dauern kann bis der Körper sich von der extremen Überlastung durch den Schlafmangel erholt hat. Und das haben mir verschiedene Fachärzte in verschieden Örtlichkeiten gesagt.

Quirlig ist meiner meinung nach ein Wort für Kinder und wenn die das bis zu einem gewissen Alter nicht sind. Dann stimmt etwas nicht.

Das ist jetzt meine persönliche Meinung. Ich habe das Gefühl, das Kinder in Fussballvereinen oder ähnlichem zu Narzisten werden, da ihre Eltern meinen ihr Kind wäre ein super Fussballer und müsste immer in der Startelf stehen. Und das kann aufs Kind abfärben wenn sie immer hören die Besten zu sein. Das hat mir ein ehemaliger Jugendtrainer auch bestätigt. Also das Eltern meinen sie hätten Fussballtalent.

Die letzten 5 Minuten der Doku könnten seine Karriere beenden.


Würde mich auch nicht wundern, wenn der Anteile vom Pimpanteron Verkauf bekommt. So viel wie er davon verschreibt.


Ich glaube auch die Deutschen werden immer kinderunfreundlicher. Was vielleicht auch daran liegt, dass es immer mehr Ältere gibt. Die einfach empfindlicher sind und vom Alter zu weit von Kindern weg sind.
 
Zuletzt bearbeitet:

TheRealNeo

Well-Known Member
Vor allen Dingen nur auf Deutschland bezogen finde ich das schwierig.
Gut die Pandemie zeigt ja auch, dass zumindest bei der Politik Kinder oder ehrlicher gesagt Nicht-Wahlberechtigte nicht oberste Priorität haben, aber das auf die ganze BEvölkerung umzumünzen, finde ich auch erstmal gewagt ohne Belege.
 

Cimmerier

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Kinderunfreundlicher ist eh so eine Sache. Was bedeutet das genau? Wenn ein älterer Herr oder einen ältere Dame angrummelt, dann ist das sicherlich unfreundlich, aber erst einmal kein Indiz dafür, dass Kinder in der Gesellschaft keinen sonderlich hohen Stellenwert einnehmen. Ob das in der älteren Altersgruppe zudem häufiger vorkommt, als in der jüngeren sei mal dahingestellt. In Bezug auf die Pandemie gebe ich dir recht, da hat sich gezeigt, dass man Kinder nicht so wirklich auf dem Radar hat und sich eher auf die Eltern verlässt. Wobei ich persönlich die Welle um die Kinder, die "isoliert" wurden eh nicht so richtig nachvollziehen konnte. Aber nun gut, auch das ist dann einfach aus meiner Blase heraus betrachtet und blendet andere Familiensituationen mehr oder minder aus.
 

jimbo

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Das die Gesellschaft kinderunfreundlicher wird, ist einfach ein Gedanke in meinem Kopf. Ohne wirklichen Grund.
 

Young

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Ich denke die Pandemie hat sehr deutlich gemacht, das Deutschland auf jeden Fall ein kinderunfreundliches Land ist. Kinder sind nicht wahlberechtigt und kosten erst einmal viel Geld und deshalb sind sie auf der Prioritätenliste der Politiker*innen sehr, sehr weit hinten. Das wurde vor allem daran deutlich, als es hieß das Schulen und Kitas wieder aufmachen sollen, damit die Eltern wieder arbeiten gehen können, damit die Wirtschaft läuft. Nicht das Kinder wieder Bildung und Sozialisierung genießen können, sondern damit sie untergebracht sind, damit die Eltern arbeiten. Unabhängig von Corona kann man sich auch einfach die Situation an Kitas oder Schulen ansehen (zu wenig Personal, sanitäre Einrichtung unter aller Sau, kein W-Lan etc.), da wird dann wieder deutlich, dass das nur Geld kostet, aber keinen kurzfristigen Nutzen bringt. Das Kinder aber die Wähler von morgen und auch zukünfitge Steuerzahler, Arbeitnehmer etc. sind wird dann wieder vergessen.

Das noch immer nicht geschaftft wurde Kinderrechte in das Grundgesetz aufzunehmen, spricht auch eine deutliche Sprache.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Erzieher, genauso wie Pflegepersonal werden schlichtweg unterbezahlt. Trotzdem ist der Schlüssel bei vielen Kitas denkbar schlecht. Viele Kitas sind allerdings auch in privater Hand und nicht in öffentlicher, daher ist das Problem jetzt nicht zwangsläufig nur beim Staat zu suchen. Bei höheren Gehältern müsste vermutlich eine starke/stärkere Bezuschussung durch den Staat erfolgen, weil andernfalls die Eltern die Leidtragenden sind. So ein Kitaplatz kostet jetzt schon nicht wenig Geld, wenn man den selber bezahlen muss. Ich würde Deutschland eher als unterentwickelt bezeichnen wenn es um Kinder(erziehung) geht, aber nicht zwangsläufig als kinderunfreundlich.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Wie ist denn die Situation von Erzieher:innen in anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder in den skandinavischen Ländern? Besser oder schlechter? Weiß da jemand was?
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Aber an irgendwas musst du das ja festmachen. Hast du entsprechendes Verhalten beobachtet?
Ich hab halt abschätzige Blicke von Menschen auf Kinder im Kopf.
Wenn jemand 3 Kinder hat finden manche das schon asozial.
Wenn ich so überlege sind hier in der Ecke schon einige Spielplätze in den letzten 10 Jahren entstanden.
Bin eine Zeit lang viel in den Urlaub geflogen. Da waren Kinder ungern im Flieger gesehen. Finde ich aber sehr verständlich.
Meine Oma war nicht besonders kinderfreundlich. Aber meinen Vater hat sie auch sehr spät bekommen und ich kenne sie nur alt.

Also Fakten und Statistiken kenne ich dazu nicht.
 
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