Da ich ein Versprechen einlösen musste, schleifte mich nun auch meine Freundin in den "deutschen Harry Potter". Skeptisch war ich schon, dämpften die bisherigen Rezensionen doch eher die Erwartungen, aber immerhin konnte ich mich dem Thema sehr unbefangen nähern, da ich weder Buch noch Sage kannte.
Der Film kommt recht schnell zur Sache - eine große Vorgeschichte gibt es nicht, was in dem Fall durchaus sinnvoll ist, aber dazu später mehr. Sehr schnell findet das Auge Gefallen an den schönen, Detail verliebten Sets. Die Schauspielerriege enthält durchaus bekannte Namen, und die meisten häufiger vorkommenden Personen sind auch vernünftig besetzt und gespielt. Aber ausgerechnet David Kross als Hauptdarsteller ist ein dezenter Fehlgriff. Ist er in ruhigen Momenten noch akzeptabel, so stößt sein Können speziell in Szenen, die Wut oder Verzweifelung enthalten, an dessen Grenzen. Sein gegen Ende gefauchtes "Ich hasse dich" brachte sowohl den Autor als auch die erwähnte Begleitung zum schmunzeln. Daniel Brühl macht seine Sache hingegen ganz hervorragend, auch wenn er über manche logische Mängel seiner Figur nicht hinweg täuschen kann. Wieso die Geheimniskrämerei? Wieso verrät er Krabat nicht, was in der Mühle passiert, will er ihn doch retten? Wieso sagt er nicht, warum man im "Geistermodus" niemanden berühren darf? Doch auch Krabat selbst scheint sich nicht großartig darum zu kümmern, dass der Meister ihn bereits bei seiner Ankunft zu kennen scheint, dass nachts auch mal gerne Knochen gemalen werden (warum eigentlich?) etc. . Zumindest der Rest der Anfangs unlogisch (und unerklärten) Vorgänge wird jedoch im stimmigeren zweiten Teil des Films aufgedeckt.
Wo wir gerade bei der Stimmung sind: Diese ist größtenteils düster und rau gehalten - und wird in der ersten Hälfte des Films immer wieder fast gekonnt von der Hintergrundmusik (Dur!) zerstört. Letztere ist zwar handwerklich gut, aber vollkommen ungeeignet, um die schwere Arbeit Krabats sowie das düstere Ambiente des Films zu unterstreichen. Der Streifen beinhaltet ebenfalls eine Kampfszene, welche meiner Meinung nach auch den heimlichen Höhe - und Glanzpunkt des Films darstellt. Nicht die erste Minute, denn dort erkennt man vor lauter Kamerageruckel eigentlich garnix. Als Krabat und Tonda jedoch loslegen stimmt auf einmal für kurze Zeit alles. Das Bild weiß (trotz spärlicher Effekte) zu überzeugen, und auch die mit modernem Beat unterlegte orchestrale Musik gefällt. Leider war dies auch schon die einzige Szene dieser Art. Aber immerhin liegt das Niveau ab diesem Moment über dem der ersten Hälfte, auch wenn die Geschichte letzten Endes in einem eher enttäuschenden Finale endet.
Rückblickend lässt sich sagen, dass Krabat viel Stoff in wenig Zeit unterbringen wollte. Seine große Liebe hat (wie auch einige andere wichtige Figuren) kaum Raum um sich zu entfalten, Chemie herrscht zwischen den Darstellern demzufolge in keiner Weise. Die schauspielerische Leistung schwankt stark, einige Fragen blieben (zumindest für den Autor) unbeantwortet, es gibt mehrere auffällige Logiklücken und die schlecht gewählte Musik versaut zumindest teilweise die Stimmung. Die Effekte sind ausgesprochen gut, aber so spärlich, dass sie dann leider doch nicht ins Gewicht fallen - man bemerkt das im Verhältnis zu amerikanischen Großproduktionen geringe Budget an dieser Stelle sehr. Trotz einiger interessanter Momente bleibt am Ende nur ein durchschnittlicher Film über, sowohl Autor als auch Freundin waren enttäuscht - schade!
4.5/10