Midsommar ~ Vom Hereditary Macher [Kritik]

Puni

Well-Known Member
Aber rein zu Forschungszwecken ist da ja eigentlich nur einer von denen hingefahren? Die anderen wollten doch nur Spaß haben.
 

Woodstock

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Aber rein zu Forschungszwecken ist da ja eigentlich nur einer von denen hingefahren? Die anderen wollten doch nur Spaß haben.
Die wollten durch Europa auf der Suche nach möglichen Themen für ihre Doktorarbeiten. So gesehen, waren sie alle zu Forschungszwecken unterwegs.

Da kannst du deinen Spaß haben. Wie zuvor auf dem Feld, aber sobald du das Feld betrittst (die Ankunft im Dorf), auch wenn dein Kollege forscht und nicht du selbst, verhältst du dich anders, da deine Anwesenheit allein schon die Beobachtung verfälschen kann. Wer beobachtet verändert. Das passiert unweigerlich.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Vielleicht sind das auch einfach keine seriösen Anthropologen, sondern ein Haufen Idioten, die halt Anthropologie studieren. Ich verstehe, worauf du hinauswillst, und es ist meistens so, dass es einen irgendwie stört, wenn ein Film einen Beruf oder eine Kultur etc. nicht wirklich versteht. Aber am Ende ist es halt ein Film und die Darstellungen Mittel zum Zweck. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Film irgendwas über Anthropoligiestudenten sagen möchte. Die Figuren sind das halt, um die Handlung zu ermöglichen.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Woodstock, ich glaube, dass du dir hier leider einfach wegen deiner eigenen Kompetenz den Spaß an dem Film nehmen lässt.

Die Jungs wurden zwar als irgendwo ambitioniert vorgestellt, aber auch zum großen Teil als an Spaß interessierte Studenten. Wie gesagt, natürlich könnten sie sich an wissenschaftliche Standards halten, aber hier spielt ja dann auch der Spaßfaktor und deren Libido eine Rolle. Weiß jetzt nicht, ob das so unnachvollziebar ist, aber unter allen Wissenschaftsstudenten, die ich bis jetzt kennengelernt habe, waren auch einige Dumpfbacken, denen es mehr darum ging, es ordentlich krachen zu lassen und dann erst um die Wissenschaft.

Natürlich können auch Anthropologen Volltrottel sein, die unsensibel über Stock und Stein stolpern, um irgendwie mit einer möglichst schockierenden Thesis aufwarten zu können. Wenn wir allen Figuren in allen Filmen immer eine 100%-ige Professionalität zuschreiben würden, wären wir um einige Filmklassiker ärmer und um ehrlich zu sein, wäre das sogar noch unrealistischer als ein Haufen Studenten, die es nicht ganz so ernst mit ihrem Fach nehmen.

Die Kritik ist ja nicht auf die Amerikaner zugemünzt, sondern eben auf den vermeintlich aufgeklärten Student, der meint, er hätte alles gesehen und würde alles verstehen, der dann allerdings in einer Situation landet, die ihn einfach völlig überfordert. Dabei begehen ja beide Seiten Übergriffe. Die Studenten greifen in die Kultur der Sekte ein und diese weitet dann ihre Regeln und Rituale auf die Studenten aus. Ich sehe da schon eine innere Logik in dieser Kritik. Zumindest jetzt mal, ohne mich da weitergehend mit beschäftigt oder den Film erst neulich gesehen zu haben.
 

Woodstock

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Aber wusste denn die Dorfgemeinschaft von der Forschung?
Ja, zumindest wirkte es so im Film als die einzelnen Leute ihnen Dinge erklärt haben.
Vielleicht sind das auch einfach keine seriösen Anthropologen, sondern ein Haufen Idioten, die halt Anthropologie studieren. Ich verstehe, worauf du hinauswillst, und es ist meistens so, dass es einen irgendwie stört, wenn ein Film einen Beruf oder eine Kultur etc. nicht wirklich versteht. Aber am Ende ist es halt ein Film und die Darstellungen Mittel zum Zweck. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Film irgendwas über Anthropoligiestudenten sagen möchte. Die Figuren sind das halt, um die Handlung zu ermöglichen.
Abgesehen davon, dass sie halt schon zwei Abschlüsse darin haben und dabei sind ihre Karriere richtig zu starten und nicht nur Studenten sind. Dabei kann man eine Menge falsch machen und ein solches Verhalten bleibt trotzdem fatal. Die haben bereits Bachelor und Master hinter sich und dabei auch ein gewisses Training in Forschungsethik und in dem Moment wo sich zwei Menschen in einem Kult in einem westlichen Land umbringen, ist die Forschung vorbei. Wie gesagt, selbst dumme idiotische Studenten wissen das. Wenigstens einer hätte sich daran stören können aber das ist nicht passiert. Das ist einfach unfassbar unglaubwürdig. Sorry, irgendwo hört "Mittel zum Zweck" einfach auf. Und wenn die Story unbedingt ein so gewaltiges "Mittel zum Zweck" braucht, dann ist die Story vielleicht einfach nicht gut.

Woodstock, ich glaube, dass du dir hier leider einfach wegen deiner eigenen Kompetenz den Spaß an dem Film nehmen lässt.
Ich sehe nicht wo daran das Problem ist. Die Autoren könnten sich auch einfach mal mehr Mühe geben.

Die Jungs wurden zwar als irgendwo ambitioniert vorgestellt, aber auch zum großen Teil als an Spaß interessierte Studenten. Wie gesagt, natürlich könnten sie sich an wissenschaftliche Standards halten, aber hier spielt ja dann auch der Spaßfaktor und deren Libido eine Rolle.

Die haben niemanden angemacht. Der einzige Sex war die Vergewaltigung am Ende und der war high as a kite.
Natürlich können auch Anthropologen Volltrottel sein, die unsensibel über Stock und Stein stolpern, um irgendwie mit einer möglichst schockierenden Thesis aufwarten zu können. Wenn wir allen Figuren in allen Filmen immer eine 100%-ige Professionalität zuschreiben würden, wären wir um einige Filmklassiker ärmer und um ehrlich zu sein, wäre das sogar noch unrealistischer als ein Haufen Studenten, die es nicht ganz so ernst mit ihrem Fach nehmen.
Wie gesagt, es waren keine simplen Studenten mehr. Und es hätte mir schon gereicht, wenn einer sich beschwert hätte oder Zweifel geäußert aber da kam gar nichts!

Ich störe mich halt gewaltig dran, dass Wissenschaftler in Filmen häufig inkompetent oder bescheuert dargestellt werden. Das ist einfach unglaubwürdig und auch beleidigend für den Zuschauer, da die Autoren dem Zuschauer einfach nicht zutrauen diese Dinge zu verstehen. Da fragt man sich noch, warum die Welt gefühlt immer blöder wird, wenn man den Menschen nichts mehr zutraut.
Die Kritik ist ja nicht auf die Amerikaner zugemünzt, sondern eben auf den vermeintlich aufgeklärten Student, der meint, er hätte alles gesehen und würde alles verstehen, der dann allerdings in einer Situation landet, die ihn einfach völlig überfordert. Dabei begehen ja beide Seiten Übergriffe. Die Studenten greifen in die Kultur der Sekte ein und diese weitet dann ihre Regeln und Rituale auf die Studenten aus. Ich sehe da schon eine innere Logik in dieser Kritik. Zumindest jetzt mal, ohne mich da weitergehend mit beschäftigt oder den Film erst neulich gesehen zu haben.
Diese Kritik ist überhaupt nicht in dem Film. Darum ging es gar nicht und am Ende wurde doch erklärt, dass der Kult es vornherein vor hatte sie zu opfern. Darum wurden sie überhaupt eingeladen.

Zumindest jetzt mal, ohne mich da weitergehend mit beschäftigt oder den Film erst neulich gesehen zu haben.
Und genau das meine ich. Man setzt den Leuten sowas einfach vor und plötzlich glauben sie es, weil sie sich nicht näher damit beschäftigen. Genau darum ist es wichtig sowas halbwegs korrekt darzustellen.

Dem Film ging um den Beziehungsaspekt des Hauptpärchens. Alles andere war zweitrangig. Wenn man als Autor aber sich nicht die Mühe macht seinen "Mittel zum Zweck" richtig darzustellen, dann suche dir einen anderen den du kennst. Wie wäre es mit Filmstudenten die unter dem Vorwand einen Dokumentarfilm drehen wollen, alles flachlegen und Drogen nehmen. Anscheinend ist es ja egal, was das Mittel zum Zweck ist. Aber halt nein, das geht auch nicht. Denn selbst dort hast du einen gewissen ethischen Aspekt und nach der Selbstmordszene der alten Leute, wäre der Film auch hier vorbei.
 

McKenzie

Unchained
Es gibt aber auch in der Realität inkompetente und bescheuerte Wissenschaftler und sonstige Studierte. Will nur daran erinnern dass Ben Carson Gehirnchirurg ist..
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Ne, dann kommen wir meinungstechnisch einfach nicht zusammen, was den Film angeht, Woodstock.

Muss wohl beim respektvollen Let's Agree to disagree bleiben :biggrin:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Das ist einfach unfassbar unglaubwürdig. Sorry, irgendwo hört "Mittel zum Zweck" einfach auf. Und wenn die Story unbedingt ein so gewaltiges "Mittel zum Zweck" braucht, dann ist die Story vielleicht einfach nicht gut.

Vielleicht. Vielleicht kritisierst du auch von einem Standpunkt aus, den die meisten Zuschauer einfach nicht haben. Ich kann nachvollziehen, dass das für dich ein unverzeihlicher Fehler ist, mir ist das aber einfach ziemlich egal. Und ich denke nicht, dass das damit zu tun hat, dass die Zuschauer immer blöder werden, sondern einfach, dass nicht jeder gleich auf vermeintliche Fehler reagiert. :shrug:
 

McKenzie

Unchained
Gestern gesehen und leider auch für großteils dämlich befunden, wenn auch aus leicht anderen Gründen als Woodstock.

Der Film fing eigentlich wirklich gut an, subtiles Schauspiel, gute Regie, realistische Dialoge. Die erste halbe Stunde machte mir echt Hoffnung, aber sobald wir die ersten Milka-Werbungs-Aufnahmen der Sektenkommune zu sehen bekamen entfuhr mir nur ein "Bitte nicht einfach dick aufgetragenes Wicker Man - Szenario", und dann bekam ich ein Wicker Man - Szenario, dicker aufgetragen als Nutella auf meiner Frühstückssemmel. Da wird echt jedes Klischee, jedes obskure Ritual von dem man mal gelesen hat, zusammengeworfen und gehofft dass es ein homogenes Ganzes ergibt. Spoiler: Tut es nicht. Dafür dass all die Rituale ein ziemliches Durcheinander sind, bei dem man sich gegen Ende immer wieder fragt was davon geplant war, und was einfach MacGruber-Style von der Sekte improvisiert wird, hält der Film da auch viel zu lange drauf. Offensichtlich wollte der Regisseur einen gewissen Sog erzeugen, ein Gefühl dass man sich darin verliert, aber das funktionierte bei mir und meiner Freundin nicht.
Und die Hauptcharaktere..einfach nur ärgerlich. Man machte sich anfangs die Mühe, interessante Figurenkonstellationen auf die Reise zu schicken, mit realistischen Problemen und unverarbeiteten Traumen. Man hätte sich eigentlich damit die Grundlage geschaffen, bodenständig und einfühlsam zu zeigen, wie eine Sekte versucht, emotional geschwächte Individuen auf ihre Seite zu ziehen. Stattdessen Holzhammer und aufgesetzt-groteske Momente, die in der zweiten Hälfte gegen Ende hin immer mehr unfreiwillig komisch werden. Plus Charaktere, die mit fortschreitender Laufzeit immer dümmer werden.
Wir mussten echt immer wieder laut lachen, speziell als man ganz am Ende an den tollen Cage - Wicker Man erinnert wurde.

Ja, schade. Ich bin sicher andere können dem Film mehr abgewinnen, aber für mich war das unfokussiert und mehr gewollt als gekonnt. Da hat man gute Charaktere und lässt sie in der zweiten Hälfte komplett passiv verwaisen (speziell die weiblich Hauptfigur, die mit der interessantesten Backstory, stand bald nur noch rum und schaute in die Gegend), weil es anscheinend wichtiger ist, zusammengestoppelte Rituale zu zeigen. Dabei denke ich nicht, dass der Regisseur talentfrei ist, der kann schon inszenieren und kleine Charaktermomente rauskitzeln. Ich würde mir ein kleines, simples Drama von ihm definitiv anschauen.

Trotzdem wurde ich wie gesagt zumindest unterhalten. Die Szene mit dem Bergvorsprung war z.B. ziemlich witzig, die Reaktion der Studenten darauf dann aber absolut unsinnig.

4,5/10

Edit: Nach einmal drüber schlafen ist mir doch noch etwas Positives eingefallen, das nicht unerwähnt bleiben sollte. Ich fand all die subtilen "trippy" Effekte sehr gut eingebracht. Hier ein Gesicht in den Ästen für eine Sekunde, dort eine leise atmende Blüte...vieles was man erst bei genauem Hinsehen bemerkt, und sich teils nicht sicher ist ob man es sich eingebildet hat. Ja, das war schön gemacht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Puni

Well-Known Member
Edit: Nach einmal drüber schlafen ist mir doch noch etwas Positives eingefallen, das nicht unerwähnt bleiben sollte. Ich fand all die subtilen "trippy" Effekte sehr gut eingebracht. Hier ein Gesicht in den Ästen für eine Sekunde, dort eine leise atmende Blüte...vieles was man erst bei genauem Hinsehen bemerkt, und sich teils nicht sicher ist ob man es sich eingebildet hat. Ja, das war schön gemacht.

Hab das zwar schon mal erwähnt, aber Midsommar ist wirklich einer der wenigen Filme, wo solche psychedelischen Trips endlich mal angemessen und realistisch dargestellt wurden. Nix da mit Einbildungen von irgendwelchen sprechenden, aufrechtstehenden Riesenkrokodilen oder anderem Quatsch. :clap: Zumal dieses "Wabbeln" der Blumen auch echt einfach verdammt schön aussah.
 

Puni

Well-Known Member
Du hast den Film schon gesehen und dir ist dieses ganze "Gewabbele" des Bestecks auf den Essenstafeln und auf der Blumenkrone nicht aufgefallen? Immerhin war das neben den nach Einnahme der einheimischen Erfrischungsgetränke völlig fertig aussehenden Charaktere der einzige Hinweis darauf, dass die alle auf Psychedelika waren Nicht schlecht, das muss man auch erstmals schaffen. :nene:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Also wenn mit Atmen = Gewabbele gemeint ist, dann na gut.
Hatte mir jetzt irgendwie mehr erhofft. :wink:
 

Puni

Well-Known Member
Es geht hier doch um die einzelnen Blüten, die sich optisch quasi die ganze Zeit zusammen ziehen und wieder öffnen, oder nicht? Die sich - genau wie bei einem psychedelischen Trip - nicht wirklich von der Form verändern sondern nur von den Proportionen des Inhalts, dadurch aber diesen psychedelischen Effekt verursachen. Ich bin mir zwar auch unsicher was genau gemeint ist, aber eigentlich kann man das denke ich schon als "atmen" bezeichnen. Und genau so sehen Trips auf LSD und Pilzen in der Regel aus, es werden keine neuen, abgefahrenen Dinge herbeihalluziniert, wie uns das dauernd in Filmen suggeriert wird, sondern bestehende, reale Dinge in ihrer Form bzw Beschaffung verändert.
 
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