Die Oben-Ohne Szenen der Herren im MCU sind keine MPF, [das Potential dazu haben sie generell, wenn sie heroisch den Tag retten] das fällt definitiv unter Female Gaze Fanservice. Und da schwingen natürlich jetzt viele (Herren der Schöpfung) plötzlich mit der Gleichberechtigungskeule, die sie sonst nie anpacken würden. Denn wenn sie nach Jahrzehnten, in denen die Welt nach ihrer Pfeife tanzte und sie ständig und überall gefahrlos sexy Frauen zum Angaffen präsentiert bekamen, plötzlich kritischen Gegenwind bekommen, dann bei Gott müssen Frauen von heute auch Gegenwind bekommen, wenn sie objektivierte Männer betrachten. So scheint jedenfalls die Denkweise zu sein.
Man kann - und muss wohl auch - über Maschen, Tricks und Machenschaften von Werbung streiten, aber (denn?) ein gewisses Maß an "Sex Sells" und Objektivierung scheint da noch immer dazu zu gehören. Und es ist an sich nicht verboten, hübsche Menschen auch so oder gar noch verstärkt so zu zeigen. Aber problematisch wird es immer dann, wenn eine Figur in Medien, in diesem Fall in Filmen, ausschließlich dazu da ist sexy auszusehen. Wenn diese Person wenig bis gar nichts zur Lösung des zentralen Filmproblems beiträgt, bzw. nichts, was nicht irgendwie mit ihren (die Person/Figur, daher das Personalpronomen) erotischen Reizen (z.B. Ablenkung des Schurken durch knappe Kleidung) zusammenhängt. Noch problematischer wird es, wenn diese Person, die fast einzig zum Sexy-Sein gebraucht wird, die einzige Vertretung ihres Geschlechts in einer größeren Gruppe Andersgeschlechtlicher ist, also der Gruppe von Menschen, die in unserer doch immer noch streng heterosexuell kodierten Welt am meisten Interesse am Sex-Appeal der anderen Figur haben. Und in 99,9% der Fälle betrifft dieses Schicksal von dekorativen Nebenfiguren in Filmen eben Frauen. Ich glaube zurzeit nicht, dass Rebecca Ferguson in MI5 die Wichtigkeit erlangt, die Thor, Cap, Starlord und Iron Man im MCU abseits ihrer jeweiligen 2-Sekunden oben-ohne Momente erreicht haben.
Wer immer noch die Nase über einen halbnackten Thor in einem Film namens "Thor" rümpfen und behaupten will, dass es genauso schädlich oder kritikwürdig sei wie diverse Zurschaustellungen weiblicher Körper in den Medien, darf das von mir aus tun. Ich finde es falsch. Nicht nur passiert es andersherum um ein Viel-Viel-Vielfaches häufiger, diese Zurschaustellung des weiblichen Körpers und die damit einhergehende einseitige Bevorzugung eine heterosexuellen, jungen und männlichen Zielgruppe ist seit Jahrzehnten so institutionalisiert und so sehr mit anderen, vielschichtigeren, größeren Problemen unserer Zeit verknüpft, dass einem Vergleich von besagtem Thor mit halbnackter, weiblicher Nebenfigur X jegliche Grundlage fehlt.