Endlich gesehen und wie zu erwarten für ziemlich gut befunden und wie so oft bei Rahl und mir, stimmen sogar die Kritikpunkte überein, nur die Gewichtung nicht.
Wong Kar-Wai versucht sich also erstmals in Amerika, ohne sich dabei grundsätzlich neu zu erfinden. Noch immer filmt er gerne durch Fenster, durch Türen oder um Ecken herum, nutzt diese žRahmen für zurückgezogene, verschlossene Figuren und fühlt sich ganz besonders wohl in dieser Mischung aus satten Farben, Neonlichtern und Zigarettenqualm. So lange wir uns also des Nachts in Kneipen, Bars und Cafés bewegen, wirkt der Regisseur selbstbewusst und die wenigen Szenen bei Tageslicht stechen entsprechend unschön heraus, auch wenn sie z.B. in der Natalie Portman Episode, ein paar ganz tolle emotionale Momente bieten. Denn auch in den USA geht es um die Schwierigkeiten der Liebe, um die Angst vor der eigenen Courage und um schmerzhafte Verluste, ums Loslassen, Vergessen und seinen Weg weiter gehen. Rachel Weisz Charakter heißt sogar Sue Lynn, was mich irgendwie an Maggie Cheungs Su Li-zhen erinnert hat.
Norah Jones lernt also den wunderbar sympathischen Jude Law kennen, muss sich aber erst selbst finden und reist durch die USA. Ein Roadmovie also, aber eins mit kaum Fahrtszenen und recht wenigen Figuren. Dennoch fasziniert das Gefüge aus Weisz-Strathairn, Portman-Jones und zwischendrin bekommt sogar Jude Law noch einen kleinen, wunderbar leisen und menschlichen Nebenhandlungsstrang verpasst. Dazu ersetzt schwermütiger Blues die tieftraurige Hong-Kong-Musik, was ebenfalls gut gelingt. Die Darsteller und die Dialoge sind sehr gelungen und gehen zu Herzen, ohne wirklich penetrant auf die Tränendrüse zu drücken. Law und seine Schlüsselgeschichten stecken voller kleiner Anekdoten und in jedem Bargast, auch in den späteren, stecken unendlich viele eigene Geschichten. Diese werden nicht erzählt, aber die können wir mittlerweile erahnen und in wenigen Fällen für uns selbst mit Details spinnen, wie z.B. bei der Prügelei im Café.
Weisz amerikanischer Akzent ist zwar ungewohnt (Ihr echter britischer Akzent wäre so viel angenehmer, aber Jude Law sorgt in der Richtung ja für Abhilfe), aber gerade sie bekommt einen der intensivsten - und für Wong Kar-Wai untypischsten - Momente zugesprochen. Das alles versucht Wong Kar-Wai mal wieder höchst visuell und stark hypnotisch zu zeigen, doch bei Letzterem greift er etwas zu häufig zu kurzen mini Zeitlupen mit hakelndem Ergebnis. Das ist so oft eingesetzt, dass es irgendwann ein wenig nervt. Dennoch, ein gelungenes US-Debut, aber žIn the Mood for Love bleibt trotzdem Wong Kar-Wais großes Meisterwerk.
7,5/10
Rahl, also wenn du diesem hier schon 9,5/10 gibst, müsste "In the Mood for Love" dein neuer Lieblingsfilm werden. Dem würde ich nämlich 9-9,5 geben und du stehst ja auf Asien, von daher dürfte das nochmal besser für dich laufen. Schau da mal rein, würde mich spätestens jetzt brennend interessieren.