Nymphomaniac 1+2 [Kritik Teil 1 + 2]

Presko

Don Quijote des Forums
Meine Meinung von Trier ist nicht besonders gut. Dogville ging ja noch, lebte aber auch in erster Linie, einfach davon anders zu sein und zu provozieren. Meancholia hab ich nicht gesehen.
Insgesamt ist er für mich eher erfolgreicher Provokateur als guter Regisseur. Für mich ist das eher ein Zeichen von Mangel, wenn man bei einem Film die Provokation schon aus 1000 Meter Entfernung riecht. Ähnlich wie Splatterfilme im Horrorbereich. Ich glaube einfach, es spricht fürs Können eines Regisseurs, wenn er Provokation oder auch Gewalt oder ähnliche Stilmittel subtil einzusetzen weiss und auf die Brechstange verzichten kann.
Aber eben, ich bin auch kein Fachmann, da ich mich tatsächlich so sehr an dem Typen nerve, dass ich mich nicht wirklich stark mit seinen Filmen auseinandersetze. Für mich kommt das alles zu gewollt provokativ daher.
 

Puni

Well-Known Member
Naja, "Dancer in the Dark", "Breaking the Waves" oder "Melancholia" empfinde ich jetzt nicht als sonderlich provokant, und bei den beiden Erstgenannten handelt es sich für mich um seine besten Filme.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Sehe das ähnlich wie Presko. Auch der Vergleich zum Horror Genre ist nicht verkehrt. Hab vor Kurzem noch ein lustiges Video auf Youtube gesehen. Es ist der Filmcheck bei dem mehr oder weniger bekannte Personen durch eine Videothek gehen und ihr Lieblingsfilme vorstellen. Bei besagtem Video war das halt Eli Roth (Cabin Fever, Hostel,Hostel 2). Er hielt dann "Antichrist" in der Hand und sagte sowas wie:

"Wenn ich in meinem Film ein
Genital abschneide
nennen sie es Torture-Porn. Wenn er sowas macht ist es Filmkunst."
Sicherlich sind beide Regisseure nicht unbedingt vergleichbar aber Ich verstehe was er meint.
Das Poster finde ich trotzdem ganz originell.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Er ist schon manchmal provokant, aber ich würde seine Filme nicht darauf reduzieren. Besonders der schon genannte "Dancer in the Dark" war stark (und es gab keine Sexszenen und fast keine Gewalt). "Breaking the Waves" war ebenfalls gut und kam ohne Gewalt aus. Dogville und Manderlay waren ruhig und spielten auf einer "Bühne" (also auch kaum Gewalt oder Sex). Erst in Antichrist gab es die besagte Szene, die ich als grenzwertig bezeichnen würde. Und Melancholia war auch kaum provokant. Okay, Nymphomaniac könnte wieder eine Ecke härter werden, was die Darstellung von Sex betrifft.
Eigentlich provozierte er bisher mehr mit seinen unüberlegten Aussagen in den Interviews als mit seinen Filmen.
Mit Eli Roth würde ich das aber nicht vergleichen, weil in seinen Filmen die Gewaltszenen im Vordergrund stehen und die Charaktere völlig unbedeutend sind. Melancholia oder Antichrist sind aber eher Charakterdramen oder psychologische Dramen. Ich würde mich zwar auch nicht als sein Fan bezeichnen, aber als reinen Provokateur sehe ich ihn nicht.

Aber nun zum eigentlichen Thema: das Poster ist schlicht, aber einleuchtend:biggrin:

EDIT: Wobei ich aber betonen möchte, dass ich manche Splatterfilme auch mag und mir einiges aus dem Genre ansehe. Nur kann man das miteinander nicht vergleichen.
 

McKenzie

Unchained
Find ich eher weniger. Die Entdeckung hat doch schon jeder 14-jährige gemacht.


Ich designe mal das Poster für die Fortsetzung:


(. Y .)



Tadaa.
 

Joel.Barish

dank AF
Provokation ist bei Lars von Trier sicherlich ein nicht zu unterschätzender Faktor, aber ich frage mich immer, welche (wenigen) Filme die Leute gesehen haben, die von Trier einzig auf Provokation reduzieren und nicht sehen (wollen), was er eigentlich in den Filmen leistet. Selbst in "Antichrist", der ja in Sachen Provokation zu den dreistesten von Triers gehört, sind die meisten krassen Momente ja nicht einfach nur Selbstzweck. Über die Nutzlosigkeit der S/W Penetration in Nahaufnahme aus der Anfangsszene habe ich mich ja schon ausgelassen, aber ansonsten dienen die meisten übrigen Momente schon dem generellen Thema. Mal mehr, mal weniger subtil. Und natürlich ist die Genitalverstümmelung Provokation, aber die Szene ist nicht einfach so als Schocker da hineingeworfen. Als Symbol - so platt man das auch finden mag - passt es und macht Sinn.

Auch das Massaker am Ende von "Dogville", der Rassismus in "Manderlay" oder die theaterhafte Inszenierung der Exekution bei "Dancer in the Dark" - all das geschieht nie einfach nur so und ganz bestimmt nicht aus schelmischer Schadenfreude. Der Lars lacht sich ganz bestimmt nicht ins Fäustchen, weil er - hihi - den spießigen Zuschauern wieder irgendeinen Hammer vorgesetzt hat. Mit dem Rudelbumsen bei "Idioten" vielleicht, aber den hat ja kaum einer gesehen, gell? Man schaue sich seine Frühwerke an, "Europa", "Element of Crime", wie er da auf kreative, ungewöhnliche und originelle Art und Weise Genre-Elemente mit europäischer Politik und der Autorenfilmästhetik verbunden hat. Und man schaue sich "Breaking the Waves", "Dancer in the Dark", "Dogville" oder "Melancholia" an und achte mal darauf, wie viel mehr von Trier in seine Figuren und in evozierte Emotionen investiert, als viele seiner Kollegen. Aber klar, an eine in Nahaufnahme abgeschnittene Klitoris erinnert man sich halt eher, als wenn Nicole Kidman durch zerschmissene Porzellanfiguren seelische Gewalt angetan wird, die sich bis weit aus dem Fernseher/der Leinwand hinaus mitfühlbar macht. :wink:

"Nymphomaniac" klingt auf den Plot reduziert schon nach überdurchschnittlicher Provokation. Das ist ja Sex betreffenden Themen noch immer sehr einfach. Aber ich würde trotzdem erstmal den Film abwarten, ehe ich da ein Urteil fälle. Und dieses Poster ist ja in gewisser Weise ja Anti-Provokation. Ein Nymphomaniac Poster könnte ganz schnell auch ganz einfach aussehen. Aber von Trier ist natürlich inzwischen auch zu bekannt oder berühmt. Deswegen wird der auch hier gesprochen. Außerdem steht er als Mann bei einem Thema wie hier generell im Tatverdacht der thematischen Ausbeutung. Sein Frauenbild ist ja seit jeher heiß diskutiert. Käme z.B. Catherine Breillat als bekennende Feministin und anerkannte Provokateurin mit einem Thema wie diesem an (in gewisser Weise hat sie solche Themen in "Romance XXX" oder "Meine Schwester" bereits im ansatz erforscht), würden die meisten nur mit der Schulter zucken und der Rest würde sich objektiv und offen damit auseinandersetzen.
 

Grintolix

Well-Known Member
McKenzie schrieb:

Uiii, genial. Laß die zwei Punkte weg, dann ist es gleich ein Stück weiter unten.

@Joel: Feines Plädoyer. Muss gestehen, dass ich keinen der Filme gesehen habe. Melancholia steht schon lange auf meiner Wunschliste.
 

Constance

Well-Known Member
Revolvermann schrieb:
Sehe das ähnlich wie Presko. Auch der Vergleich zum Horror Genre ist nicht verkehrt. Hab vor Kurzem noch ein lustiges Video auf Youtube gesehen. Es ist der Filmcheck bei dem mehr oder weniger bekannte Personen durch eine Videothek gehen und ihr Lieblingsfilme vorstellen. Bei besagtem Video war das halt Eli Roth (Cabin Fever, Hostel,Hostel 2). Er hielt dann "Antichrist" in der Hand und sagte sowas wie:

"Wenn ich in meinem Film ein
Genital abschneide
nennen sie es Torture-Porn. Wenn er sowas macht ist es Filmkunst."
Sicherlich sind beide Regisseure nicht unbedingt vergleichbar aber Ich verstehe was er meint.
Das Poster finde ich trotzdem ganz originell.
Eine einzelne Szene als Referenz zu einer Genrezuordnung zu nennen ist schon schlichtweg falsch.

Ich mag von Triers Filme, ich kann seine Sprache lesen und verstehen und mit dem, was er inszeniert, mitfühlen.
Klar gelten viele Dinge als provozierende Stilmittel, allerdings betrachte ich das dann eher im Gesamtkonzept seines Filmes und muss manchmal sagen: Es passt.

Was das Poster angeht:
Als Mediendesigner erfreut es mich, so eine unfassbar gute Typo zu sehen.

Ich liebe es :>
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Sieht komisch aus. Finde ich etwas überladen und zu comichaft, spricht mich nicht an. Bin mal auf den Trailer gespannt.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Der neue Trailer zum neuen Lars von Trier hat alles, was man sich nur wünschen kann: Nacktheit, Wechsel von Farbe zu Schwarz-weiß, Rammstein und Shia LaBeouf. Der starbesetzte (u.A. Charlotte Gainsbourg, Uma Thurman, Willem Dafoe, Jamie Bell, Stellan Skarsgard) und dank moderner Effektzauberei Standard setzende Film im Bereich von expliziten Sexszenen handelt von der titelgebenden Joe (Gainsbourg), die vergewaltigt von Skarsgards Figur "Seligman" gefunden und aufgenommen wird und sie ihm ihre bisherige Lebensgeschichte erzählt. Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte das als Zweiteiler kommen, scheint nun aber als über 5 stündiger Film komplett zu laufen, anscheinend sowohl in einer Soft- als auch Hardcorevariante. Aber nagelt (haha) mich nicht darauf fest.

Zum Trailer (Der sicher schnell wieder von YouTube verschwinden wird)

Ab 20. Februar 2014 in den deutschen Kinos zu bestaunen.
 
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