She Said - Maria Schrader, Carey Mulligan, Zoe Kazan

Presko

Don Quijote des Forums
She Said

Regie: Maria Schrader
Cast: Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson etc.

Maria Schrader rekapituliert in ihrem bereits viel gelobten Film mit Carey Mulligan und Zoe Kazan in den Hauptrollen die Arbeit der beiden New York Times-Investigativjournalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor, welche den Harvey Weinstein-Skandal an die Öffentlichkeit gebracht und damit die Metoo-Bewegung massgeblich mitangestossen haben.
Die Handlung setzt während des Präsidentschaftswahlkampfes Trump vs. Hillary ein, als Megan Twohey an vorderster Front über die Vorwürfe gegen Donald Trump wegen sexueller Belästigung berichtet und mitbekommen muss, wie wenig dies einerseits am Wahlresultat ändert, und was andererseits die Frauen, welche an die Öffentlichkeit getreten sind, in der Folge über sich ergehen lassen müssen. Als dann 2017 die Times mit ihrer Berichterstattung über den Fox News - Starmoderator Bill O'Reilly dafür sorgt, dass dieser seinen Job verliert, ruft die Herausgeberin ihre Journalist:innen dazu auf, die Medienbranche generell zu durchleuchten. Die alleinerziehende Mutter und Journalistin Jodi Kantor stösst nun bei ihren Recherchen auf Missbrauchsvorwürfe gegen Filmmogul Harvey Weinstein. Als Megan Twohey aus ihrem Schwangerschaftsurlaub zurück zur Arbeit kommt, wird sie der jungen Kantor an die Seite gestellt und gemeinsam versuchen sie die Mauer des Schweigens zu aufzubrechen.

Ein guter, unterhaltsamer, kritischer Film mit ein paar wirklich eindrücklichen Momenten und teilweise wirklich schockierenden Fakten, die ich zum Beispiel gar nicht mitbekommen habe, wie etwa die Frauen damals von Miramax zum Schweigen gebracht wurden.
Meiner Meinung nach reicht der Film aber nicht ganz an Spotlight oder All The Presidents Men heran. Warum? Gerade in der ersten Hälfte habe ich mich ein wenig gefragt, wozu das Ganze eigentlich. Denn Schrader schickt hier ihre beiden Protagonistinnen mehr oder weniger einfach von Station zu Station, wo jeweils Zeuginnenaussagen rezitiert und Fakten aus den Recherchen dargebracht werden. Das filmische Erzählkonstrukt drumherum ist eher dünn. Da hat sich mir der Mehrwert gegenüber einer guten Dokumentation oder einem Buch nicht recht erschlossen. Dazu kommen so einzelne Szene, die ein bisschen unpassend ins Script reingedrückt wirken. So gibt es eine Kaffeeszene, wo sich die Journalistinnen unterhalten und dann von ein paar Männern angeflirtet werden, was natürlich nochmal unterstreichen soll, wie Frauen dauernd diesem Angemacht-werden ausgesetzt sind. Aber ist halt schon recht plump. Man hört sozusagen die Scriptautor:innen im Hintergrund tippen. Dann gibt es spannende Ansatzpunkt wie etwa Megan Twohey's postnatale Depressionen, die kurz thematisiert werden, und dann aber nie wieder ne Rolle spielen.

In der zweiten Hälfte tritt dann die filmische Erzählung etwas mehr in den Vordergrund. Die Protagonist:innen werden klarer gezeichnet und erhalten mehr Tiefe.
Schauspielerisch ist das gut gemacht. Bloss Patricia Clarkson hat mir gar nicht gefallen. Hat aber auch keine immens grosse Rolle, von daher verkraftbar. Insgesamt war mir die Inszenierung irgendwie zu glatt. Die Times und ihre Journalist:innen werden im positivst möglichen Bild gezeichnet, und gerade im Vergleich zu Spotlight, gelingt es dem Film nie so recht, über den Einzelfall Weinstein hinweg zukommen und die strukturellen Probleme in den Fokus zu nehmen. Die werden schon mal geritzt und auch immer wieder betont, aber am Schluss landet man aber doch immer bei Weinstein und die strukturellen Probleme können nicht so richtig klar herausgearbeitet werden. Warum beleuchtet man nicht auch selbstkritisch die Rolle der Medien? Auch hier gibt es einen kurzen Moment relativ am Anfang, wo ganz flüchtig sowas wie Selbskritik aufblitzt, aber das wird nie weiter thematisiert.

Trotzdem, ein guter Film. Muss man aber nicht unbedingt im Kino sehen, und es wäre noch mehr drin gewesen.
 
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