Die dritte und letzte Staffel. Ein vorerst letzter Brückenbesuch (eventuell mache ich mit der animierten Serie weiter):
01 - Spocks Gehirn / Spock's Brain*
Eine mysteriöse Frau klaut Spocks Gehirn. McCoy baut daraufhin eine Fernbedienung, mit der er Spocks Körper steuern kann. Herrlicher Blödsinn, der sich toternst nimmt und unverkennbar Star Treks Antwort auf Mary Shelleys Frankenstein ist. Im Kontext ist hier interessant zu wissen, dass der Frankenstein Mythos zur Zeit der TOS Serie gerade wieder aufgeflammt war. 1958 war Hammers neue Reihe mit Peter Cushing gestartet, und während der TOS Seasons liefen deren Teile 4 und 5 an. Viele halten diese Folge für eine der schlechtesten, weil der hirnlose, ferngesteuerte Spock aus rein wissenschaftlicher Sicht natürlich Blödfug ist. Ich will aber behaupten, dass sich die Serie so oft Freiheiten rausnimmt, dass man eher auf die Symbolik und die Figurenresonanz achten sollte. Und die ist hier interessant genug.
02 - Die unsichtbare Falle / The Enterprise Incident*
Kirk unternimmt eine militärische Mission, indem er ein romulanisches Schiff infiltriert und deren Tarnmodus stiehlt. Wenn die erste Folge Treks Frankenstein war, dann ist diese Treks Mission: Impossible. Besagte Serie lief übrigens 1966 an, konnte also tatsächlich Pate für diese Folge gewesen sein. So wie Tom Cruise viele Jahre später verändert auch Kirk sein Gesicht, um seine Gegner zu täuschen. Amüsant!
- um die Romulaner zu täuschen, führt Kirk sich erst wie ein Riesenarsch auf
- Kirk lässt sich mit Schönheitschirugie in einen Romulaner umoperieren
- Spock gräbt eine romulanische Frau an, um sie abzulenken
03 - Der Obelisk / The Paradise Syndrome*
Kirk fällt in einen außerirdischen Tempel und trifft auf Indianer, die ihn für einen Gott halten. Eine von diesen Karnevalfolgen. Hat einen simplen, melodramatischen Plot, doch Shatners Ernsthaftigkeit verkauft es gut genug. Kann man sich ansehen!
- Kirks indianischer Name ist Kirok
- die Squaw, die sich in Kirk verliebt, wird von einer angemalten Weißen gespielt (...)
- und Kirk schwängert sie. Daraus resultiert allerdings nicht Kirks Sohn David, der ja in den Filmen 2+3 vorkam.
04 - Kurs auf Markus 12 / And the children shall lead
Die Crew findet eine Gruppe Waisenkinder, die von einer geisterhaften Entität kontrolliert werden. Nope.
- Kirk ist schon wieder aggro
05 - Die fremde Materie / Is there no Truth in Beauty?
Ein besonderer Alien sorgt dafür, dass Spock wahnsinnig wird und die Enterprise in einer unbekannten Galaxie landet. Eine müde Folge.
- Spock liegt schon wieder im Sterben
06 - Wildwest im Weltraum / Spectre of the Gun*
Um die Crew für eine unerlaubte Barrikadenüberwindung zu strafen, werden Kirk, Spock und Pille in eine Westernillusion versetzt, in der sie gegen den legendären Sheriff Wyatt Earpp antreten sollen. Nette Karnevalfolge, in die Kirk als Charakter natürlich 1A herein passt.
- Chekov knutscht mit einer Bardame rum
- Kirk wirft Wyatt Earpp mit einem Dropkick um
07 - Das Gleichgewicht der Kräfte / Day of the Dove*
Bei einem Planetenbesuch trifft die Crew auf eine Gruppe Klingonen, was zu vorprogrammierten Konflikten führt. Stellt sich heraus, dass ein Energiewesen die beiden gegeneinander aufbringt. Solide "wir sollten uns alle vertragen" Folge.
- es kommt zum Schwertkampf Klingonen gegen Enterprise Crew
- Chekov wird von Klingonen gefoltert
- Klingonencaptain Kang kommt in späteren Serien nochmal vor
08 - Der verirrte Planet / For The World Is Hollow And I Have Touched The Sky
Die Enterprise soll einen Asteroiden aufhalten, der sich als Raumschiff entpuppt. Ein darauf lebender Kult macht es Kirk und seinen Leuten schwer. Najo.
- Pille hat eine Weile eine tödliche Krankheit
- und heiratet
09 - Das Spinnennetz / The Tholian Web
Die Enterprise findet ein Föderationsschiff, auf dem alle verblichen sind. Kirk landet in einer andren Dimension und wird für tot gehalten, wodurch sich Pille und Spock streiten. Von vielen besonders geschätzt für seine ambitionierte Komplexität, halte ich sie offen gesagt für zu träge erzählt. Sie sieht optisch interessant aus, doch so wirkliche Spannung will nicht aufkommen.
- das Außenteam trägt tolle Sicherheitsanzüge
- Chekov wird wahnsinnig
- ein Lasernetz blockiert das Schiff
- Uhura sieht Visionen von Kirk
- Spock und Pille sehen ein Video mit Kirks Testament und werden dazu aufgerufen, zusammenzuarbeiten
10 - Platons Stiefkinder / Plato's Stepchildren*
Auf einem Planeten, deren Bewohner vom alten Griechenland inspiriert sind, wollen diese die Außencrew nicht mehr gehen lassen. Wieder Karneval! Die kann man sich ruhig mal ansehen, weil sie eine schöne Mischung aus Blödsinn, Kirk-Fu, ungewöhnlichem Crewverhalten und Treks trashiger B Movie Thrilleratmosphäre ist.
- Kirk, Spock und Pille injezieren sich Psychokinese
- Kirk und Spock tragen alte Tunikas
- Kirk tut so, als wär er ein Pferd
- Spock singt
- Kirk und Uhura fake-küssen* sich, Spock und Schwester Chapel ebenfalls
*Nichols behauptete später, der Kuss wäre echt gewesen. Shatner beharrte in einem seiner Bücher aber darauf, dass es bloß gestellt gewesen sei - und so siehts auch aus.
11 - Was summt denn da / Wink of an Eye
Ein paar unsichtbare, da extrem schnelle Wesen kapern das Schiff und wollen die Crew als Eizellen- und Samenbank behalten, da auf ihrem Planeten alle steril geworden sind. Nach einem interessanten Einstieg eine höchst langweilige Folge.
12 - Der Plan der Vianer / The Empath*
Kirk und Co beamen zu einem Planeten runter, werden kurz darauf geschnappt und längerfristig gefoltert. Die vielleicht visuell faszinerendste TOS Folge, da hier fast schon theaterhaft mit Licht gearbeitet wird. Inhaltlich allerdings eher fad.
13 - Brautschiff Enterprise / Elaan of Troyius
Eine außerirdische Prinzessin reist an der Bord der Enterprise und nervt alle mit ihrem divenhaften Verhalten. Nein.
14 - Wen die Götter zerstören / Whom Gods Destroy
Die Crew legt sich mit einem ehemaligen Föderationsmitglied an, das mittlerweile Kräfte gewonnen hat. Erinnert an die eine Batman TAS Folge, in der Batman in Arkham Asylum gefangen wird und gegen einen Irren und seine Helfer antreten muss, nur nicht ansatzweise so gut.
15 - Bele jagt Lokai / Let that be your last Battlefield*
Die wahrscheinlich letzte wirklich sehenswerte TOS Folge dreht sich um zwei Aliens mit unterschiedlichem Two-Face Make-Up, die sich einen unendlichen Krieg liefern und die Crew involvieren. Einfach, aber wirkungsvol.
16 - Fast unsterblich / The Mark of gideon
Kirk wird mit einem Virus infiziert und soll dadurch helfen, einen überbevölkerten Planeten auszudünnen. Leider langweilig.
17 - Gefährliche Planetengirls / That which survives
Die Crew kämpft gegen einen Computer, der sich in Form einer Frau immer wieder mit ihnen anlegt. Toller deutscher Episodentitel, nur ist auch diese Folge schneckenlahm inszeniert.
18 - Strahlen greifen an / The lights of Zetar
Ein außerirdisches Sturmwesen versucht eine Frau der Enterprise zu übernehmen. Weiterhin mäßig.
- Scotty hat eine Freundin
19 - Planet der Unsterblichen / Requiem for Metusaleh
Auf der Suche nach einem Heilmittel für eine Krankheit trifft die Crew auf einen unsterblichen Leonardo Da Vinci. Solide verrückte Folge, die Trek-Karneval mit Alienkonflikt kombiniert.
- Da Vinci lässt die Enterprise auf Miniaturgröße schrumpfen
- Kirk küsst die Helferin
20 - Die Reise nach Eden / The Way to Eden
Space Hippies. Lief im selben Jahr wie Woodstock, griff also wieder ein gegenwärtiges Thema auf. Leider so substanzlos, dass es eine reine Füllerfolge ist, in der sich die Crew ein wenig musikalisch betätigen darf.
- Spock tritt zusammen mit den Hippies auf
- Charles Napier spielt mit
21 - Die Wolkenstadt / The Cloud Minders
Ein hochzivilisiertes Volk hat ein Problem damit, dass ausgeschlossene Minenarbeiter gegen sie rebellieren. Von den Requisiten her eine der aufwändigeren Folgen, doch mehr als mittelprächtig ist hier nicht drin.
- Spock flirtet mit einer der Frauen und sagt, dass er von seiner festgelegten Pon farr Ritualzeit eventuell mal eine Ausnahme machen könnte
22 - Seit es Menschen gibt / The Savage Curtain
Präsident Abraham Lincoln schwebt mit seinem Stuhl vom Lincoln Memorial vor der Enterprise herum und lädt sie auf einen Planeten ein. Natürlich ist er ein Trugbild eines streitlustigen Steinmonsters, das sehen will, wie Kirk und Spock sich mit anderen Trugbildern prügeln. Fängt angenehm irre an, weiß dann aber nicht mehr, wie es die letzen 25 Minuten füllen soll.
- Kirk schlägt das Steinmonster mit bloßen Fäusten
- Lincoln sagt Uhura, dass sie eine schöne Negerin sei
23 - Portal in die Vergangenheit / All Our Yesterdays
Kirk, Spock und Pille besucht eine Bibliothek auf einem Planeten, der in Kürze durch ein Ereignis ausgelöscht wird. Der dortige Bibliothekar schickt Kirk versehentlich ins Musketier-Zeitalter, und die anderen zwei 5.000 Jahre in die Vergangenheit. Halbherziger Versuch, nochmal was aus dem Thema Karneval zu machen
- Spock verliebt sich in eine Höhlenfrau; als Pille ihr gegenüber handgreiflich will, packt er sich Pille
- selbstverständlich kann Kirk besser fechten als Musketiere
24 - Gefährlicher Tausch / Turnabout Intruder
Letzte Folge! Kirks Exfreundin von der Sternenflottenakademie tauscht ihren Körper mit seinem und macht sich einen Spaß draus, seine Crew zu irritieren. Reichlich unspektakuläres Serienfinale (wenn wir die animierte Serie mal für einen Moment vergessen), die zum wiederholten Male mit der Idee eines bösen Kirks spielt. Das gabs aber schon, und deutlich besser. Dass hier dezent mit Genderthematiken jongliert wird, ist generell interessant, wird aber kaum kommentiert.
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Insgesamt die schwächste der drei Staffeln. Trotz der externen Probleme (Treks neuer Ausstrahltermin war freitags, 22 Uhr, weswegen Trek Schöpfer Gene Roddenberry die Koffer packte und nur noch nominell beteiligt war) lässt sich nicht sagen, dass die Serie völlig unverständlich entgegen eines klaren Aufstiegs oder Haltens sichtlicher Qualität gecancelt wurde. Stattdessen war ein Abfallen zu erkennen. Leider gibt es in der dritten Staffel ständigen Eindruck von Müdigkeit. Shatner ist nicht mehr ganz so mitreißend motiviert wie zuvor, selbiges gilt für seine Crew. Auch hinter den Kulissen schien die Luft raus zu sein, da viele der Folgen wie einfallslose Imitationen vorheriger Episoden wirken.
Die erste Staffel hatte Yanice Rand für einige Folgen, so wie TNG Natasha Yar anfangs hatte; die zweite Chekov als Neuzugang. Vielleicht hätte auch die dritte Staffel ein frisches Mitglied gebrauchen können. Zwar sind Pilles ewig zynische Dialoge, Spocks krampfhafte Vernunft und Kirks naives Kommando unterhaltsam, aber weil alles Einzelfolgen sind, bleibt alles austauschbar. Gibt es keinerlei Figurenentwicklung. Das Verhalten der Crew wird vorhersehbar. Da hätte frischer Wind gut getan - oder zumindest mal einige Stories, die sich über mehrere Folgen erstrecken.
Das heißt nicht, dass die Staffel für die Tribbels ist. Der Staffelauftakt ist noch relativ stark und die ein oder andere Einzelfolge hat seine Daseinsberechtigung. Von allen drei Staffeln profitiert diese vermutlich am besten von dem schönen Remastering, da es hier - falls ich nicht irre - die meisten Raumschiffszenen gibt. Irritierend ist bloß, dass es in allen drei Staffeln immer mal wieder abschnittweise vorkommt, dass die deutschen Sprecher wechseln.
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zum Vergleich: in der ersten Staffel hab ich 13 Folgen als Empfehlung markiert, in der zweiten 9. Hier 8
Die besten Folgen sind vermutlich:
01 - Spocks Gehirn
02 - Die unsichtbare Falle
15 - Bele jagt Lokai
Die schlechtesten sind
04 - Kurs auf Markus 12
13 - Brautschiff Enterprise
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Gerade in Hinblick des zeitlichen Kontexts ist es bemerkenswert, wie progressiv und mutig die Serie war. Man darf nicht vergessen, dass der zweite Weltkrieg gerade mal 21 Jahre her war, der Kalte Krieg lief, der Vietnamkrieg lief, Frauenrechte im Aufschwung waren, Martin Luther King noch immer vehement gegen Rassendiskriminierung kämpfte. Mit zwar oft abwegigen Geschichten in albernen Kostümierungen und mit billigen Pappmache Sets (oder äußerst holprig in den Karnevalfolgen in denen sie z.B. buchstäblich unter echten Nazis sind) reflektierte und kommentierte die Serie immer wieder derartige Themen. Ideologische Konflikte wurden als sinnlos deklariert, Hass, Gewalt und ungerechte Chancen- und Güterverteilung kritisiert. Ja, es mag sein, dass in fast jeder Folge eine überkonventionell attraktive Frau vorkommt, aber man kann nicht behaupten, dass alle Frauen in der Serie bloß hübsche untätige Opferrollen sind. Nein, es kommen unzählige starke Frauen vor, die auch einem Kirk die Stirn bieten und die ach so hochzivilisierten, erfahrenen Föderationsmitglieder locker mal reinlegen - und das nicht nur mit ihren weiblichen Reizen. Sicherlich ist nicht alles perfekt - so ist gerade Pille ein zynischer alter Knochen, der sein eigenes Bild von Frauenzimmern hat, aber die Serie zeigt auch klar, dass jeder von ihnen Makel hat und auf lange Sicht dazu bereit ist, diese zu erkennen und daran zu arbeiten.
Diesbezüglich ist gerade Spock interessant, der von kleinauf auf Logik und Vernunft geprägt wurde - so wie man sich damals und manchmal auch heut noch die optimale Menschheit der Zukunft vorstellt - der aber immer mal wieder von seinen menschlichen Grundzügen, seinen Emotionen und Instinken ergriffen wird. Manchmal führt das zu Problemen, manchmal rettet es aber auch brisante Situationen. Die Message ist klar: keiner von uns ist unfehlbar, und was zählt sind Lernbereitschaft, Harmoniebedürfnis und der Wille, sich aktiv für Gerechtigkeit, neuem Wissen und menschlichen Erfahrungen einzusetzen.
Was die Ausflüge in die menschliche Vergangenheit betrifft, ins alte Griechenland, zu den Nazis, zu den Mafios etc. Das mag oft forciert und platt wirken, hat aber einen Nutzen. Gerade im Wechsel mit Konflikten mit höher zivilisierten Alienkulturen stellt die Serie damit heraus, dass viele Konfliktherde mehr oder weniger zeitlos sind. Dass Themen wie Gier und Tyrannei nicht völlig auszuschließen sind, obwohl man gerade mit Blick auf die Vergangenheit besser denn je lernen können sollte.
Selbst wenn einen das alles nicht interessieren sollte und man bloß unterhaltsame Trash-Action sehen will, liefert TOS in der Hinsicht. Die Konflikte und Kontrahenten fallen so unterschiedlich aus, dass man locker zwei dutzend unterhaltsame Abenteuer sehen kann, und wer sich vor dem 60er Look scheut, dem kommt das Remastering entgegen, das wirklich vom feinsten ist und die Serie wie von heute aussehen lässt.
Wer nicht von Anfang an starten will, kann auch zweifellos mit meinen Empfehlungen anfangen. Gibt ja eh keine zusammenhängende Storyline, also ist die Reihenfolge der geschauten Folgen komplett irrelevant. Also live long and prosper