Clive77
Serial Watcher
Mit der Folge „Brother’s Keeper“ liefert uns die US-Serie Supernatural ihr zehntes Staffelfinale. Wird Dean das Kainsmal doch noch los? Und falls ja, welchen Preis müssen die Winchesters dafür zahlen?
Fall der Woche?
Die ersten Sekunden von „Brother’s Keeper“ vermitteln schon einen eher ungewöhnlichen Auftakt. So dürfen wir in den ersten Sekunden erneut die Version von „Carry On Wayward Son“ hören, die uns zur Jubiläumsfolge (10x05) präsentiert wurde - ein erstes Zeichen, dass das Finale etwas Besonderes werden wird. Damit und zusammen mit der Tatsache, dass Sam (Jared Padalecki) und Castiel (Misha Collins) keine Ahnung haben, wo Dean (Jensen Ackles) sich gerade herumtreibt, wird sogleich die Spannung angezogen.
Die ersten Szenen mit dem Träger des Kainsmals sehen auf den ersten Blick ernüchternd aus. Er hat durch Rudy (Robert Moloney), der für gewöhnlich nur in Form einer Stimme am Telefon auftritt, einen neuen Fall an Land gezogen. Moment, bekommen wir etwa im Staffelfinale bloß einen Fall der Woche zu sehen? Nein, zum Glück nicht.
Dean ermittelt alleine. Er will auch nicht, dass Rudy ihm zur Seite steht und macht sich daran, den Mord an Rose McKinley alleine aufzuklären. Schnell wird uns klar, dass Dean der Meinung ist, er hätte sich weiterhin unter Kontrolle. Dabei vermittelt uns aber schon seine erste Szene im Motelzimmer, wie schlecht es um ihn steht. Er zeigt keinerlei Mitgefühl mit den Eltern der Verstorbenen, fordert den Vater (Roger Haskett) sogar mit bissigen Bemerkungen heraus.
Anhand dieses kleinen Nebenabenteuers wird uns noch einmal gezeigt, wie schlimm es bereits um den älteren Winchester-Bruder steht. Seine Bösartigkeit gipfelt vorerst darin, dass er, um die entführte Crystal (Emilija Baranac) zu befreien, den Tod von Rudy in Kauf nimmt und sich davon unberührt zeigt. Zwar war die Aktion bei weitem nicht so drastisch, wie der Mord am Jungen und die Beinahe-Tötung von Castiel letzte Woche, doch die Wirkung auf uns ist die gleiche. Dean scheint dem Kainsmal verfallen und keinerlei Mitgefühl mehr zu haben.
Erst nachdem er wieder zurück im Motel ist und ihm der Badezimmerspiegel seine letzten Opfer vor Augen führt, wird ihm bewusst, dass er den inneren Kampf gegen das Kainsmal verliert. Ackles darf (mal wieder) seine Darstellungskünste zum Besten geben und überzeugt dabei auf ganzer Linie. Zuerst die Kälte, mit denen er die Ermittlungen durchführt. Danach der Schock und die Wut als die Einsicht kommt und schließlich die Verzweiflung, mit der er sich an Death (Julian Richings) wendet - jede Emotion (oder Nicht-Emotion) sitzt.
Sam
Während Dean in Nebraska unterwegs ist, schmiedet Sam weiter an seinem Vorhaben, den älteren Bruder vom Kainsmal zu befreien. Da er Rowenas (Ruth Connell) Wunsch, Crowley (Mark Sheppard) zu töten, nicht nachkommen konnte, will er jetzt zu drastischeren Mitteln greifen und sie dazu zwingen, aus dem Book of the Damned vorzulesen. Castiel ist zwar etwas skeptisch, ob das alles eine gute Idee ist - immerhin soll die Anwendung der niedergeschriebenen Zaubersprüche große und zudem unheilvolle Konsequenzen mit sich bringen - aber schließlich legt er sich ähnlich wie Sam voll ins Zeug, um die Zutaten zu besorgen.
Interessanterweise weist Sams Vorhaben damit einige Parallelen zu Deans Handlungen auf. Auch er geht sehr rücksichtslos mit seinem Umfeld um und nimmt später beispielsweise den Tod von Oskar (Nathan Drakes) in Kauf. Sein Ziel bleibt natürlich, Dean zu helfen - aber wir können uns zu Recht fragen um welchen Preis. Sam ist verzweifelt und diese Verzweiflung lässt ihn zum Äußersten gehen.
Das alles ist natürlich eine gewisse Art von Vorarbeit für die kommende Konfrontation der beiden Brüder, in der beide für den eigenen Lösungsweg plädieren. Aber dazu kommen wir später noch.
Rowena
Die Hexe weiß mittlerweile ziemlich gut zu gefallen (und der Rezensent ist doch ganz froh, dass sie uns noch erhalten bleibt). Schon anfangs, als Sam sie mit der speziell präparierten Pistole bedroht, durchschaut sie mit Leichtigkeit seinen Bluff und handelt sich - Crowley hätte es kaum anders gemacht - einen neuen Deal mit Sam aus.
Auch später passt sie gut zu den anderen Figuren und steht kurzzeitig sogar im Mittelpunkt als es um ihre alte Liebe Oskar geht. Das gibt uns ein wenig mehr Hintergrundgeschichte zur Person und vermittelt gleichzeitig eine andere, gütigere Seite der Figur - immerhin hat sie Oskar von seiner Krankheit befreit und ihn unsterblich gemacht.
Da ihre Handlungen zudem direkt im Zusammenhang mit der Haupthandlung stehen, wirkt sie sehr viel stimmiger ins Geschehen eingebaut als noch vor einigen Wochen in der Hölle. Sie ist nicht bloß ein Instrument, was von Sam benutzt wird. Sie hat einen eigenen Kopf, bereits vieles erlebt und ist bestrebt, dass Beste für sich aus dem Handel mit Sam herauszuschlagen. In gewisser Weise ähnelt sie dabei natürlich ihrem Sohn, denn die Ausflüge zur „guten Seite“ sind stets knapp gehalten und sobald sich (nach vollführtem Zauberspruch) die Gelegenheit ergibt, haut sie mitsamt Buch und Kodex ab. Allerdings nicht, ohne die Anwesenden Crowley und Castiel in einer eigenen kleinen Cliffhanger-Situation zurück zu lassen.
Wir können also gespannt weiteren Auftritten von Rowena entgegen blicken. Mit dem mächtigen Buch in ihren Händen erwartet die Winchesters sicher noch einiges von der Hexe. Dabei ist sie zwar nicht das einzige (oder gar das größte) Problem, aber wer weiß schon, was da sonst noch so an Flüchen und Zaubern im Book of the Damned zu finden ist?
Crowley & Castiel
Es kommt äußerst selten vor, dass wir den Engel und den King of Hell miteinander agieren sehen. Schade eigentlich, denn die Szenen mit Cas und Crowley gehörten zu den kleineren Highlights der Episode: „Who summons anymore? Couldn't you call?“ – „You're not in my contacts list.“ - aus solchen Interaktionen sollten uns die Macher mal eine lustige Einzelfolge stricken. Hätte man sicher seinen Spaß dran.
Aber zurück zur Episode: Crowley muss selbstverständlich erst überredet werden („Beg!“), damit er überhaupt in Erwägung zieht, Sam bei seinem Vorhaben zu helfen und die benötigten Zutaten für den Zauberspruch zu besorgen. Immerhin hat Moose letzte Woche noch probiert, ihn zu töten. Witzigerweise ist aber Oskar ein Teil dieser Zutaten, was dem King of Hell dermaßen gefällt, dass er direkt einwilligt.
Das ist so typisch Crowley. Eigentlich müsste man an dieser Stelle monieren, dass er von jetzt auf gleich Sam und Castiel hilft. Aber wenn es darum geht, Rowena eins auswischen zu können, dann ist er regelrecht Feuer und Flamme. Er kostet auch später den Moment aus, als er Oskar präsentiert. Herrlich.
Castiel auf der anderen Seite kommt in dieser Episode weniger gut weg. Wie oben bereits angesprochen, äußert er zwar hin und wieder mal ein paar Bedenken, aber im Grunde genommen erledigt er nur Botengänge für Sam und darf lediglich einmal seine (mittlerweile stark eingeschränkten) Fähigkeiten nutzen, um Rowenas Liebe auf die Schliche zu kommen. Stünde ihm sein volles Arsenal an Kräften zur Verfügung, hätte er garnicht erst auf Crowley zurückgreifen müssen. Andererseits ist es wahrscheinlich auch nicht einfach, immer alle Figuren unter einen Hut zu bringen.
Strukturtechnisch hätte es sich vielleicht auch angeboten, die Suche nach den Zutaten ausführlicher zu gestalten. Man hätte zum Beispiel ein paar Episoden eher damit anfangen können, nach der verbotenen Frucht oder nach den Überresten der Statue zu suchen. Das wäre vielleicht auch ein passendes Abenteuer für Team Crowley & Castiel gewesen. Aber das nur am Rande.
Gespannt dürfen wir jetzt jedenfalls darauf warten, wie der kleinere Cliffhanger ausgehen wird. Sah nicht so gut für Crowley aus als Castiel seine Waffe schwang. Aber man wird wohl kaum auf eine der beiden Figuren verzichten. Und wer weiß schon, ob der Engelstöter überhaupt etwas gegen den King of Hell ausrichten kann. Wenn das Hexbag versagte und die präparierte Kugel nur eine Scheinwirkung zeigte, kann es durchaus sein, dass Crowley auch gegen diese Waffe immun ist.
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Fall der Woche?
Die ersten Sekunden von „Brother’s Keeper“ vermitteln schon einen eher ungewöhnlichen Auftakt. So dürfen wir in den ersten Sekunden erneut die Version von „Carry On Wayward Son“ hören, die uns zur Jubiläumsfolge (10x05) präsentiert wurde - ein erstes Zeichen, dass das Finale etwas Besonderes werden wird. Damit und zusammen mit der Tatsache, dass Sam (Jared Padalecki) und Castiel (Misha Collins) keine Ahnung haben, wo Dean (Jensen Ackles) sich gerade herumtreibt, wird sogleich die Spannung angezogen.
Die ersten Szenen mit dem Träger des Kainsmals sehen auf den ersten Blick ernüchternd aus. Er hat durch Rudy (Robert Moloney), der für gewöhnlich nur in Form einer Stimme am Telefon auftritt, einen neuen Fall an Land gezogen. Moment, bekommen wir etwa im Staffelfinale bloß einen Fall der Woche zu sehen? Nein, zum Glück nicht.
Dean ermittelt alleine. Er will auch nicht, dass Rudy ihm zur Seite steht und macht sich daran, den Mord an Rose McKinley alleine aufzuklären. Schnell wird uns klar, dass Dean der Meinung ist, er hätte sich weiterhin unter Kontrolle. Dabei vermittelt uns aber schon seine erste Szene im Motelzimmer, wie schlecht es um ihn steht. Er zeigt keinerlei Mitgefühl mit den Eltern der Verstorbenen, fordert den Vater (Roger Haskett) sogar mit bissigen Bemerkungen heraus.
Anhand dieses kleinen Nebenabenteuers wird uns noch einmal gezeigt, wie schlimm es bereits um den älteren Winchester-Bruder steht. Seine Bösartigkeit gipfelt vorerst darin, dass er, um die entführte Crystal (Emilija Baranac) zu befreien, den Tod von Rudy in Kauf nimmt und sich davon unberührt zeigt. Zwar war die Aktion bei weitem nicht so drastisch, wie der Mord am Jungen und die Beinahe-Tötung von Castiel letzte Woche, doch die Wirkung auf uns ist die gleiche. Dean scheint dem Kainsmal verfallen und keinerlei Mitgefühl mehr zu haben.
Erst nachdem er wieder zurück im Motel ist und ihm der Badezimmerspiegel seine letzten Opfer vor Augen führt, wird ihm bewusst, dass er den inneren Kampf gegen das Kainsmal verliert. Ackles darf (mal wieder) seine Darstellungskünste zum Besten geben und überzeugt dabei auf ganzer Linie. Zuerst die Kälte, mit denen er die Ermittlungen durchführt. Danach der Schock und die Wut als die Einsicht kommt und schließlich die Verzweiflung, mit der er sich an Death (Julian Richings) wendet - jede Emotion (oder Nicht-Emotion) sitzt.
Sam
Während Dean in Nebraska unterwegs ist, schmiedet Sam weiter an seinem Vorhaben, den älteren Bruder vom Kainsmal zu befreien. Da er Rowenas (Ruth Connell) Wunsch, Crowley (Mark Sheppard) zu töten, nicht nachkommen konnte, will er jetzt zu drastischeren Mitteln greifen und sie dazu zwingen, aus dem Book of the Damned vorzulesen. Castiel ist zwar etwas skeptisch, ob das alles eine gute Idee ist - immerhin soll die Anwendung der niedergeschriebenen Zaubersprüche große und zudem unheilvolle Konsequenzen mit sich bringen - aber schließlich legt er sich ähnlich wie Sam voll ins Zeug, um die Zutaten zu besorgen.
Interessanterweise weist Sams Vorhaben damit einige Parallelen zu Deans Handlungen auf. Auch er geht sehr rücksichtslos mit seinem Umfeld um und nimmt später beispielsweise den Tod von Oskar (Nathan Drakes) in Kauf. Sein Ziel bleibt natürlich, Dean zu helfen - aber wir können uns zu Recht fragen um welchen Preis. Sam ist verzweifelt und diese Verzweiflung lässt ihn zum Äußersten gehen.
Das alles ist natürlich eine gewisse Art von Vorarbeit für die kommende Konfrontation der beiden Brüder, in der beide für den eigenen Lösungsweg plädieren. Aber dazu kommen wir später noch.
Rowena
Die Hexe weiß mittlerweile ziemlich gut zu gefallen (und der Rezensent ist doch ganz froh, dass sie uns noch erhalten bleibt). Schon anfangs, als Sam sie mit der speziell präparierten Pistole bedroht, durchschaut sie mit Leichtigkeit seinen Bluff und handelt sich - Crowley hätte es kaum anders gemacht - einen neuen Deal mit Sam aus.
Auch später passt sie gut zu den anderen Figuren und steht kurzzeitig sogar im Mittelpunkt als es um ihre alte Liebe Oskar geht. Das gibt uns ein wenig mehr Hintergrundgeschichte zur Person und vermittelt gleichzeitig eine andere, gütigere Seite der Figur - immerhin hat sie Oskar von seiner Krankheit befreit und ihn unsterblich gemacht.
Da ihre Handlungen zudem direkt im Zusammenhang mit der Haupthandlung stehen, wirkt sie sehr viel stimmiger ins Geschehen eingebaut als noch vor einigen Wochen in der Hölle. Sie ist nicht bloß ein Instrument, was von Sam benutzt wird. Sie hat einen eigenen Kopf, bereits vieles erlebt und ist bestrebt, dass Beste für sich aus dem Handel mit Sam herauszuschlagen. In gewisser Weise ähnelt sie dabei natürlich ihrem Sohn, denn die Ausflüge zur „guten Seite“ sind stets knapp gehalten und sobald sich (nach vollführtem Zauberspruch) die Gelegenheit ergibt, haut sie mitsamt Buch und Kodex ab. Allerdings nicht, ohne die Anwesenden Crowley und Castiel in einer eigenen kleinen Cliffhanger-Situation zurück zu lassen.
Wir können also gespannt weiteren Auftritten von Rowena entgegen blicken. Mit dem mächtigen Buch in ihren Händen erwartet die Winchesters sicher noch einiges von der Hexe. Dabei ist sie zwar nicht das einzige (oder gar das größte) Problem, aber wer weiß schon, was da sonst noch so an Flüchen und Zaubern im Book of the Damned zu finden ist?
Crowley & Castiel
Es kommt äußerst selten vor, dass wir den Engel und den King of Hell miteinander agieren sehen. Schade eigentlich, denn die Szenen mit Cas und Crowley gehörten zu den kleineren Highlights der Episode: „Who summons anymore? Couldn't you call?“ – „You're not in my contacts list.“ - aus solchen Interaktionen sollten uns die Macher mal eine lustige Einzelfolge stricken. Hätte man sicher seinen Spaß dran.
Aber zurück zur Episode: Crowley muss selbstverständlich erst überredet werden („Beg!“), damit er überhaupt in Erwägung zieht, Sam bei seinem Vorhaben zu helfen und die benötigten Zutaten für den Zauberspruch zu besorgen. Immerhin hat Moose letzte Woche noch probiert, ihn zu töten. Witzigerweise ist aber Oskar ein Teil dieser Zutaten, was dem King of Hell dermaßen gefällt, dass er direkt einwilligt.
Das ist so typisch Crowley. Eigentlich müsste man an dieser Stelle monieren, dass er von jetzt auf gleich Sam und Castiel hilft. Aber wenn es darum geht, Rowena eins auswischen zu können, dann ist er regelrecht Feuer und Flamme. Er kostet auch später den Moment aus, als er Oskar präsentiert. Herrlich.
Castiel auf der anderen Seite kommt in dieser Episode weniger gut weg. Wie oben bereits angesprochen, äußert er zwar hin und wieder mal ein paar Bedenken, aber im Grunde genommen erledigt er nur Botengänge für Sam und darf lediglich einmal seine (mittlerweile stark eingeschränkten) Fähigkeiten nutzen, um Rowenas Liebe auf die Schliche zu kommen. Stünde ihm sein volles Arsenal an Kräften zur Verfügung, hätte er garnicht erst auf Crowley zurückgreifen müssen. Andererseits ist es wahrscheinlich auch nicht einfach, immer alle Figuren unter einen Hut zu bringen.
Strukturtechnisch hätte es sich vielleicht auch angeboten, die Suche nach den Zutaten ausführlicher zu gestalten. Man hätte zum Beispiel ein paar Episoden eher damit anfangen können, nach der verbotenen Frucht oder nach den Überresten der Statue zu suchen. Das wäre vielleicht auch ein passendes Abenteuer für Team Crowley & Castiel gewesen. Aber das nur am Rande.
Gespannt dürfen wir jetzt jedenfalls darauf warten, wie der kleinere Cliffhanger ausgehen wird. Sah nicht so gut für Crowley aus als Castiel seine Waffe schwang. Aber man wird wohl kaum auf eine der beiden Figuren verzichten. Und wer weiß schon, ob der Engelstöter überhaupt etwas gegen den King of Hell ausrichten kann. Wenn das Hexbag versagte und die präparierte Kugel nur eine Scheinwirkung zeigte, kann es durchaus sein, dass Crowley auch gegen diese Waffe immun ist.
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