Tetsuo - the Iron Man

nellson

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"Tetsuo - the Iron Man"

http://home.datacomm.ch/mpaa3/images/tetsuo32.jpg

Heidewitzka! Das ist mal krasser Stoff! Quasi ein Film gewordener Düster-Metal-Albtraum.

Der 1988 gedrehte 68 Minuten kurze Experimentalfilm von Shinya Tsukamoto ist eine wahre Achterbahnfahrt der visuellen Extreme und mit Sicherheit nicht für Jedermann. Der Mainstream Popcorn Filmgucker wird sich hier schwertun, das ist sicher.

Die grundlegene Geschichte ist eigentlich nicht existent. Es geht tatsächlich nur um zwei Kontrahenten (ein junger Mann der sich mit Genuß Metallteile in den Körper rammt, ein wahrer Metalfetischist also, und ein "Salary Man" der eines Morgens en Metalstück aus seiner Wange ragen sieht), die sich einen gnadenlosen, hektischen und absurden Kampf liefern, bis beide zu einem Ganzen verschmolzen sind und die Weltordnung auf den Kopf stellen wollen.

Es wird kaum gesprochen, es gibt eigentlich nur drei Darsteller und einen nachvollziehbaren Handlungsstrang gibt es also auch nicht.

Dafür hagelt es Bilder. Im Sekundentakt, schneller und schneller geschnitten, pervers aneinander montiert und mit einem kalten und düsteren Maschinen EBM Soundtrack versehen der perfekt zu dieser unheilsschwangeren Symbiose aus Mensch und Maschine passt.
Insofern ist "Tetsuo" ein typisch japanischer Film, hat doch die Technophobie in der japanischen Kultur einen ebenso großen Einfluß, wie die umso größere Begeisterung für jeden technologischen Fortschritt. Im Land der Übertechnisierung, der fanatischen Verehrung von Robotern und dem Land mit der drastischsten Entwicklung (vom ausgebombten Nachkriegsland zur absoluten Weltwirtschaftsspitze nach USA und Deutschland) ist der Technokult so sehr im normalen Leben verankert, das ein Film wie "Tetsuo" wie eine mahnende Fabel wirkt.

Die Interpretationsmöglichkeiten sind Vielfältig und im Grunde so sehr offen gehalten das sich jeder selber seinen Reim draus machen kann. Letztendlich siegt aber das Visuelle "Overkill-Szenario" über den Inhalt und man wird förmlich erschlagen von der wahnwitzigen schwarzweiß Bilderflut.

70 Minuten Bilderterror aus Japan, mal ekelig, mal verstörend, aber seltsam faszinierend und immer am Rand des Wahnsinns. Ich fands gut...

10 von 10



http://nelloxx-filmblog.blogspot.com/
 
J

jeremybentham

Guest
:ugly:

Klingt echt krank... bei Gelegenheit wird der mal zu Gemüte geführt. Hirnfick kann manchmal nett sein.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Original von qu4d
:ugly:

Klingt echt krank... bei Gelegenheit wird der mal zu Gemüte geführt. Hirnfick kann manchmal nett sein.

Der Film ist Hirnfick pur. Sein engster Verwandter dürfte Eraserhead sein, aber selbst der ist noch ein wenig guckbarer.
 

nellson

New Member
Auf jeden Fall nix für Epileptiker und Herzschwache ... :uglylol:

Ne, im Ernst: Entweder lieben oder Hassen, dazwischen gibts nix bei "Testuo"
 

Joel.Barish

dank AF
Aaach, Tetsuo. Ja - wahrlich ein abgefucktes Erlebnis. Ich habe mir auf einer Börse mal recht günstig die deutsche DVD geholt, zusammen mit "Electric Dragon 80.000V", der dagegen fast harmlos und wie 08/15 wirkt.

Als visueller Bildersturm ist Tetsuo wahrlich einmalig, einzigartig und vor allem faszinierend. ~70 japanischer Metall-Fetisch, abartige Metamorphosen, sexuell aufgeladene Symbolik und eine kaum stattfindende Handlung. Dazu der dröhnende Industrial-Soundtrack und ein schräges Klangedesign. Von der Inszenierung her ist Tetsuo ein visionäres Meisterwerk, voller Kraft und Ideen. Kein normaler Spielfilm, sondern ein bizarres, verstörendes organisches Kunstwerk.

Der ausländische Cousin von Lynch's "Eraserhead", könnte man glatt sagen. Der Vergleich liegt nahe. Die unheimliche, grobe s/w-Optik, die ungewöhnliche, surreale Handlung usw. Und da liegt auch der Haken von Tetsuo, denn während mich Eraserhead auch inhaltlich angesprochen hat, war Tetsuo oftmals eine reiner, visueller Trip, dessen "roter Faden" nur sehr dünn durchschimmert und nicht so viel bietet, wie Lynchs Film. Tetsuo wirkt am Ende inhaltlich leer. Visuelle und vom künstlerischen Standpunkt aber, ist dieser Film über jeden Zweifel erhaben und als augenöffner Weg, filmisch Neues und eventuell Grenzen zu entdecken, eignet sich Tetsuo hervorragend.
 
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