Ich denke mit dem Kunstbegriff kommt man hier wirklich nicht so weit, denn da alles Kunst sein kann bzw. im Auge des Betrachters liegt, kann eine Diskussion auf der Grundlage eigentlich nirgendwo hinführen.
Es sind eben seitens des Studios oder der Filmemacher*innen grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweise an Film, die gewählt werden. Bei Marvel oder eben SPIDER-MAN: NO WAY HOME steht dahinter, wie bei vielen Blockbustern, erstmal klar die wirtschaftliche Seite. Eine möglichst große Masse unterhalten um Einspiel zu generieren. Und derzeit eben besonders mit dem Kniff, dass man ihnen das gibt was sie wollen bzw. das wieder hervorholt, was sie kennen. Das ist erstmal nicht per se schlecht und unkreativ.
Bei SPIDER-MAN: NO WAY HOME kratzte aber Marvel hiermit aber kurz auch am DC-Problem bei ihrer eigenen Spider-Man-Figur bzw. dem aktuellen Marvel/Sony Spider-Man. Denn wie bei DC ein Zusammentreffen der Helden etwas zu schnell erzwungen wurde, ohne wirklich eine Grundlage zu haben oder eine Figur, hatte man auch hier bei Tom Hollands Inkarnation bisher 'nur' einen unterhaltsamen Spider-Man gehabt, ohne eine wirkliche charakterliche oder emotionale Tiefe. Tobey Maguires und Andrew Garfields Parkers hatten was zu erzählen. Sie haben einen Hiintergrund auf dem Zugreifen kann. Wir haben eine Bindung zu ihnen und ihren Beziehungen zu anderen Figuren. Bei Holland ist dieser nach den zwei Einzelfilmen nur sehr dünn gewesen.
ABER, das ist mein subjektives Empfinden. Ein Freund, mit dem ich u.a. im Kino war, wurde vom Tod Tante Mays (wer in dieser Diskussion mitliest, kann wohl erwarten, dass auch gespoilert wird) und generell dem Zusammentreffen der Spider-Mens sehr berührt. Und solch eine emotionale Berührung ist auch zu beneiden und völlig legitim. Deshalb ist ja auch die emotionale Involvierung etwas völlig individuelles und dadurch auch wie ein Film eingeordnet wird am Ende des Tages bzw. bewertet wird.
Rein formell war aber SPIDER-MAN: NO WAY HOME nicht besonders kreativ oder innovativ. Das Hervorbringen alter Figuren war ja auch erstmal nur gegeben durch die Remakekultur der 2000er. Das Zusammentreffen lebte von Errungenschaften der vergangenen Filme und schließlich drehen wir uns dann wieder nur im Kreis. Denn so kommt man bei Marvel genauso wenig vom Fleck wie bei den Star Wars-Serien, indem es das Bekannte ist, dass wiederhervorgeholt wird und Jubel bei den Fans erzeugt. Kurze, emtionale Schübe, die aber nicht irgendwie handwerklich (!) errungen wurden.
Ein Martin Scorsese könnte dem Ganzen nie seine Handschrift geben und wäre deshalb auch an so einem Projekt nie interessiert. Denn er will persönliche Geschichten erzählen. Der Schauwert sollen die Schicksale seiner Figuren sein. Eine mehr geschlossene Form der Filme, die man im MCU gar nicht mehr anstrebt. Es gibt keine Bemühungungen dahingehend mehr, sondern das große Ganzen muss funktionieren und dafür jeden seinen kleinen Teil beitragen.
Für mich hat NO WAY HOME aber trotzdem das Gute gebracht, dass ich mich nochmal mit Andrew Garfields Spider-Man beschäftigt habe, wo ich Teil 2 seit dem Kinobesuch nicht mehr gesehen habe. Und trotz seiner Mängel wieder sehr gelernt habe zu schätzen. Und damit sind wir wieder im Thema des Threads hier und wie ich schon erwähnt habe, ist ein einfaches Zurückbringen von Gwen Stacy für mich eigentlich keine Option. Damit dreht man sich wieder nur im Kreis und geht keinen Schritt weiter.