The Fall of the House of Usher

Presko

Don Quijote des Forums
Schon interessant, wie die Opiodkrise plötzlich in den Fokus so vieler Serienproduktionen rückt.
Nach Painkillers spielt sie nämlich auch in der neuen Horrorserie von Mike Flanagan eine zentrale Rolle. Die Familie Sackler heisst hier Usher und die Pille OxyContin heisst Ligadone. Und die Geschichte geht dieses Mal für die Pharmafamilie weniger glimpflich aus als im realen Leben.

Im Zentrum der Handlung steht Roderick Usher, CEO des milliardenschweren Pharmaunternehmens Fortunato. Er und seine Familie befinden sich grade auf der Anklagebank eines aufsehenerregenden Prozesses. Staatsanwalt Auguste Dupin will das Unternehmen nämlich für die Folgen der Opiodkrise in den USA und ihre zahllosen Opfer zur Verantwortung ziehen, welche Fortunato mit ihrem angeblich nicht süchtig machenden Wunderschmerzmittel Ligadone ausgelöst hat. Trotz vieler Versuche konnte bisher noch nie jemand die Ushers und Fortunato für ihr Treiben zur Verantwortung ziehen. Doch Dupin behauptet, einen internen Informanten aus der Familie Usher selbst zu haben. Eines von Rodericks sechs erwachsenen Kindern soll ihn und seine Schwester also verraten haben. Natürlich beginnen sich nun alle gegenseitig zu verdächtigen. Und wäre das nicht genug, nimmt plöztlich eine mysteriöse Todesserie ihren Lauf, der ein Erbe Roderick Ushers nach dem/der anderen zum Opfer fällt. Mit den Toden in Verbindung steht eine mysteriöse Frau. Neben Bruce Greenwood, der als Roderick Usher zur Bestform aufläuft, muss man vor allem die Leistung von Mark Hamill loben, der in der Serie den geheimnisvollen und sinistren Anwalt und Problemlöser der Familie Usher spielt, und der geheime Star der Serie ist.

Inhaltlich spielt sich die Serie auf drei Zeitebenen ab. Die erste Ebene spielt in der Gegenwart, wo Roderick Usher Auguste Dupin zu sich geladen hat, um vor ihm sein Geständnis abzulegen. Die zweite Ebene erzählt die Ereignisse kurz zuvor. Und die dritte Ebene widmet sich der Vergangenheit und dem Leben von Roderick Usher und seiner Schwester und wie er zu dem geworden ist, der er heute ist.

Mike Flanagan vermischt hier also genüsslich Anleihen an die reale Opiodkrise und die Familie Sackler mit Motiven aus den Geschichten von Edgar Allan Poe. Da ich kein grosser Poe-Kenner bin, kann ich nicht sagen, wie stark die Bezüge sind. Scheinbar werden teilweise aber auch originale Textstellen in die Serie eingewoben.

Insgesamt hat mir die Serie ganz gut gefallen. Richtig spannend wird es eigentlich nie, da das Ende schon von Beginn weg mehr oder weniger feststeht. Teilweise fand ich das ganze sogar etwas langweilig. Zudem ist der Ablauf der einzelnen Folgen etwas arg repetitiv und manche Motive wiederholen sich definitiv zu oft. Was aber gefällt ist die Inszenierung, mit manch wirklich visuell toll gemachten Momenten. Und auch schauspielerisch bietet die Serie einiges und es macht viel Spass, dem Ensemble zuzusehen. Gerade in der letzten Folge gibt es ein paar grossartige, bitterböse Monologe, die als nicht ganz subtil eingeflochtene, aber treffende Kommentare auf unsere Gesellschaft verstanden werden müssen.


 
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