Waren die Filme mit Jolie käsig spaßige Abenteuer, bei denen bei allem Geballer der Spaß, Laras damals noch üppige Oberweite, und die offenkundig nicht nur Abenteuer verrückte Lara Croft im Vordergrund standen, ist dieser neue Streifen deutlich ernster geraten und präsentiert eine Lara, die sich und ihre Abenteurerlust erst noch finden muss, und dabei nicht Gefahr läuft, durch ihren Busen aus dem Gleichgewicht zu geraten. Eine klassische, ja, in vielen Punkten und Fällen viel zu klassische Origin-Story ist die Folge und das Ergebnis.
Storytechnisch klar der in 2013 einen Reboot erfahrenden neuen Version der Grabjägerin entlehnt, präsentiert der neue Kinofilm eine Handlung, in welcher Spieler der aktuellen Reihe sicherlich deutliche Parallelen entdecken werden. Doch nicht nur die, denn selbst wenn man nie einen Tomb Raider gespielt hat, guckt man ab und an Filme und Serien, so wird man sich hier wohl nicht besonders anstrengen müssen, um den einen oder anderen Fund zu machen, der, nun ja, sagen wir originell ist anders. Dass das zu plündernde Grab dabei offensichtlich von den selben Architekten erbaut wurde, die schon den Heiligen Gral in Indy 3 versteckten, darf man entweder als Verbeugung vor einem Grabräuber-Kollegen, oder wahlweise doch als faules kopieren ansehen. Eher letzteres, wenn man sich den Rest der Eckpunkte der Story anguckt. Vom obligatorischen Witz des bisher durch Abwesenheit glänzendem Erben eines Milliarden Unternehmens - der wahlweise am Schreibtisch der Sekretärin oder doch schon eingangs am Sitzplatz der Jungs am Empfang platziert wird - über den Sklavenarbeiter, der statt des rettenden Schluck Wassers oder einer Atempause, doch die Kugel des Bösewichts kassiert, sind dies nur zwei von einer gefühlt nicht enden wollenden Aneinanderreihung von Eckpunkten und Szenen, die man so schon allzu oft serviert bekam, und bei denen nicht einmal der Versuch unternommen worden scheint, ihnen auch nur den Anflug von Frische oder gar Eigenständigkeit einzuhauchen.
Währenddessen handelt, läuft, rätselt… und springt Vikanders Lara hier durch ab und an verdammt unscharfe Hintergründe die offensichtlich grüne Dschungelwildnis oder in Staub und Schutt einbrechende Gemäuer darstellen sollen, hier allerdings gerne mal zu jener unscharfen Matsche im Vorder- und Hintergrund verkommen. Was schade ist, denn der Film schafft es erstaunlicherweise drum herum, lange und recht ordentlich, Spannung und ein ernsthaftes Abenteuer mit greifbaren Gefahren und lebensbedrohlichen Situationen zu präsentieren, nur um dann immer wieder technisch abzustürzen. Hier scheint deutlich Budget gefehlt zu haben, denn die Effekte scheinen kein bisschen besser, als noch zu Zeiten des ersten Trailers.
Wie schon die neuen Spiele, ist auch das neue Kino-Abenteuer von Lara ein Kampf ums Überleben, in dem Pfeil und Bogen und der Kletterpickel ebenso ihren Platz bekommen, wie das bereits erwähnte Rätseln und in diversen Höhen herum baumeln. Wovon der Film dabei lebt, profitiert und gar ab und an vor dem bodenlosen Sturz in den Abgrund gerettet wird, ist Hauptdarstellerin Alicia Vikander, die sich nicht nur ein paar Gramm Schulter- und Bauchmuskeln antrainiert hat, um glaubwürdig an Klippen, Felswänden und weiteren möglichst hohen Punkten herum zu baumeln, nein, sie leiht dem Film Seele, die abseits ihrer Szenen, leider völlig absẹnt wirkt. Ebenso absent ein brauchbarer Bösewicht, denn obwohl Walton Goggins funktioniert, scheint aber trotz Motivation, irgendwie wie im falschen Grabmal, und stattdessen deutet man an, was in einem möglichen Sequel sein könnte. Dies allerdings so ungeschickt und offensichtlich – und auch hier wie gefühlt schon 328 Mal woanders und vor ziemlich genau 10 Jahren in mindestens einmal in exakt gleich gesehen – dass bereits nach was bei 25 Minuten klar sein sollte, was abgeht.
Am Ende bleibt ein immerhin brauchbares Abenteuer, welches die Käsigkeit der ersten Filme gegen ein raues Abenteuer tauscht, dessen Heldin verletzlich, menschlich und trotzdem nicht weniger wie Lara Croft wirkt. Nur eben wie eine, die in diesem Jahrtausend angekommen ist, und welche einen besseren Film verdient. Einen von einem Regisseur, der sich auf mehr versteht, als bekannte Szenen aufzuwärmen und zu servieren.
5/10