@Duncan
Zunächst mal, hat darüber niemand gesprochen und wieder fehlt wichtiger Kontext. Mitunter einer der größten Klimasünder da draußen war und ist China (Kommunismus). Ebenfalls auch Russland. Die größte Klimaschaden wurde auch in kommunistischen Ländern angerichtet und wird es noch.
Ich verstehe die Kritik am Kapitalismus aber du machst es dir zu leicht, und löst gar nichts, wenn du alles was schiefläuft auf den Kapitalismus schiebst. Tatsache ist, dass der Kapitalismus auch helfen kann den Klimawandel und Kriege zu beenden. Aber diese Faktoren werden komplett ignoriert.
Glaubst du wirklich, dass die EU ohne generalisierte, kapitalistische Marktwirtschaft bis heute Bestand hätte?
Unfug. Spätestens seitdem der Kapitalsimus die vorherrschende Wirtschaftsweise geworden ist, ist er auch der gesellschaftliche Taktgeber. Die Staaten als ideelle Gesamtkapitalisten versuchen immer die idealen Verwertungsbedingungen für ihre Kapitalie (Unternehmen) herzustellen. Große Staaten mit großem Einfluss sind Imperien. Jeder Krieg spätestens seit dem
Siebenjährigen Krieg (1756–1763) dreht sich ausschließlich darum, genau diese Voraussetzungen zu schaffen.
Und erklär mir bitte wie ein System, dass unzählige (Welt)Kriege mit zig Millionen Toten provoziert hat und für die Klimakastatrophe verantwortlich ist, denn bitteschön "die Lösung" der Probleme sein soll, die es selbst verursacht hat? Die Aussage ist geradezu absurd & irrational. Du sagst damit, dass du ein (gigantisches) Feuer mit riesigen Mengen Benzins löschen willst.
Im Übrigen ein Zitat aus Wikipeda zum Thema "Weltkrieg".
"Als
Weltkrieg wird ein
Krieg bezeichnet, der durch sein geographisches Ausmaß über mehrere Kontinente und durch den unbegrenzten Einsatz aller verfügbaren strategischen Ressourcen weltweite Bedeutung erlangt oder der im Ergebnis eine grundsätzliche Neuordnung der weltweiten
internationalen Beziehungen mit sich brint."
weiter:
"Die Bezeichnung
Weltkrieg für einen Krieg fand schon im Vorfeld des Ersten Weltkrieges vielfach Verwendung, als sich ein militärischer Konflikt der Weltmächte unter neuen Dimensionen der Kriegsführung abzeichnete,"
"Alle Konflikte betrafen die wichtigen Großmächte und wurden bereits in
Europa und
Amerika bzw. Europa, Amerika und
Asien ausgetragen."
Gemäß oben genannten Kriterien war der
Siebenjährigen Krieg ein Weltkrieg, denn er fand nicht nur in Europa, sondern FAKTISCH auch in Asien (u.a. Indien) und Nordamerika statt. Und es ging damals um die Weltordnung (genau wie bei jedem anderen Weltkrieg auch). Insofern handelt es sich um Weltordnungskriege. Dass WK1 und WK2 in ihren industriellen Dimensionen nochmal ganz anderen Ausmaße angenommen haben, bestreitet niemand. Deswegen kann man hier auch von "Totalen Kriegen" sprechen.
Zum Thema "Unwissenschaftlichkeit" --> Was stört dich konkret an den Texten? Es sind Essays. Du kannst dir auch gerne von den Autoren (z.B. Robert Kurz) Bücher beschaffen. Kurz war ausgebildeter Philosoph und wie die restlichen Verfasser akademisch ausgebildet. Ich wollte dir nur einen Input geben.
Zum Thema Kapitalismus:
Wie bereits mehrfach erwähnt und allgemein bekannt, hat sich der Kapitalismus über die letzten 500 Jahren als allgemeine Gesellschaftsform durchgesetzt. Jeder Staat, jedes Unternehmen, jeder Mensch ist dem kapitalistischen Verwertungszwang auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wie wird Profit (vulgo: Geld) geschaffen? In dem der Kapitalist das Proletariat um ihren Mehrwert ausbeutet. Der einzige mehrwertschaffende Faktor in der kapitalistischen Welt ist die menschliche Arbeitszeit. Diese gerinnt bei der Produktion in den Waren zum Mehrwert, den der Kapitalist (idealerweise) in Form von Profit abschöpfen kann, wenn er sie am Markt veräußern kann.
Die Unternehmen stehen in Konkurrenz zueinander, weil das ganze (irrsinnige) Ziel der Veranstaltung darin besteht, möglichst große Quanta an Mehrwert / Profit / Kapital zu akkumulieren. Das schlägt sich ja auch in dem Unsinn nieder, dass die Wirtschaft "wachsen" muss. BTW: eine der wenige Organismen, die in der Natur exponentiell wachsen, ist Krebs. Am Ende stirbt der Wirt. Ein passender Vergleich für den Kapitalismus und unseren Planet als Wirt.
Und ausnahmslos JEDE Krise im Kapitalismus lässt sich darauf zurückführen, dass diese Akkumulationsregime ins Stottern geraten ist bzw. nicht mehr reibungslos funktioniert hat.
Die Konkurrenz zwingt die Unternehmen zu ständigen Rationalisierungsmaßnahmen, welche dem Kapitalisten, der sie zuerst umsetzt, Extraprofite ermöglichen (zB wird eine neue Produktionsmethode eingeführt, welche sich dann als "Wettbewerbsvorteil" manifestiert). Die Konkurrzen schläft bekanntlich nicht. Ergebnis: Die neue Methode wird irgendwann allgemeiner (globaler) Standard, das Produktivitätsniveau steigt und der Wert (resp. der sich daraus ergebende Preis) der Waren beginnt tendenziell zu fallen. Das führt bei den Kapitalien jetzt aber zu einem grundsätzliche Dilemma:
Nämlich dass die Profite je verkaufter Waren zurückgehen. Was tun? Achja - richtig! WACHSEN! NEUE MÄRKTE ERSCHLIEßEN! Und vor allem:
Noch mehr sinnlose Waren für die Müllhalde produzieren. Um den Warenumsatz möglichst in die Höhe zu treiben, werden die Waren natürlich nicht nachhaltig ausgelegt. Sie sollen ja auch nicht lange halten, im Gegenteil. Aus dieser blödsinningen Logik heraus ist sowas wie ein Erdbeben auch prima, denn das führt ja zu Arbeit, an der Unternehmen (und Staat) wiederum Geld verdienen. Die berühmten Krisenprofiteure. Und das BIP steigt...
Zwischenfrage: Wie kann man ein System auch nur ansatzweise als "sinnvoll" erachten, das es erlaubt, dass sich Menschen auf Kosten und Leid anderer Menschen bereichern? Und NEIN, das hat keine individuelle Komponente - diese Logik ist systemimmanent!
Dieser ganzen Irrsinn führte im Kontext der mikroelektronischen Revoluton seit den 70er Jahren dazu, dass die Produktivität so sprunghaft angestiegen ist, dass eigentlich nicht mehr genügend Menschen in die Verwertungsmaschinerie eingesaugt werden konnten, um das System am Laufen zu halten. Wie mussten jetzt die Staaten reagiergen? VERSCHULDUNG. Das war im Übrigen auch der Grund, warum der Goldstandard und Bretton Woods gekippt wurden. Es kam nicht mehr genüg Geld in die Staatskassen, also mussten die Staaten jetzt beginnen, ihre Zukunft "zu verkonsumieren", in dem sie immer größerer Schuldenberge aufnahemen. Und diese Schuldenberge werden immer weiterwachsen und mit jeder Krise noch mehr, weil es dem Kapital beim aktuellen Produktivitätsstandard an Verwertungsmöglichkeiten fehlt. Die Lücke zwischen fehlender Kaufkraft und Überangebot an Waren (immer weniger Menschen können in immer kürzerer Zeit immer mehr Waren herstellen) kann nur durch das Schaffen fiktiven Kapitals (Kreditgeld, Aktien"gewinne", steigen Immobilienpreise etc.) noch leidlich abgefangen werden. Das Problem ist nur, dass dieses Geld keinen Wert hat. Wir erinnern uns:
(Mehr-)Wert schafft nur der Mensche in Form der in Waren geronner bzw. verdinglichter Arbeitszeit. Daher auch das obige Marxzitat (im Übrigen erklärt es der Text viel besser als ich).
Das fiktive Kapital bleibt so lange imaginär (fiktiv) wie es nicht durch Verwertung realisiert wurde. Heißt: Geld muss investiert werden, es muss etwas produziert werden und am Ende muss dieses Etwas mit Proift verkauft werden. Das berühmte G-W-G' von Marx. Da aber das Verhältnis von Kaufkraft und Warenangebot aufgrund der diversen Produktivitätsschübe gekippt ist (immer weniger Menschen werden in den Verwertungsprozess eingesaugt, haben also kein Geld zum Kaufen der Waren) muss das System die immer größer werdende Kluft mit "fiktiven Kapital" schließen. Die "Schuldigkeit" wird also immer größer. Und irgendwann (tja, nur wann?) stößt das System an seine logische, innere Schranke - der Entwertung des Geldes als Medium der Vermittlung in unserer Weltgesellschaft. Geld ohne Wert.
Und wenn wir immer produktiver werden und also immer Waren (und Dienstleistungen) realisieren müssen, um profitabel zu bleiben, dann führt das zu einer immer heftigeren Verstoffwechslung mit der Natur. Immer mehr Ressourcen werden verschlissen und müssen auf dem "Alter des Kapitals" geopfert werden. Tja, und am Ende steht uns der Kollaps der planetaren Grenzen bevor. Klimakatastrophe, Kollaps der Biodiversität, Hungerkatastrophe, Barbarei. Der Kapitalismus ist gerade dabei, seine logische, äußere Schranke zu erreichen.
Welche Rolle spielt jetzt der Staat?
Der Staat lebt von den Steuereinnahmen und der Profitabilität der Unternehmen. Große Staaten mit ausreichenden Kapital werden natürlich versuchen, ihren Status mindestend zu halten oder zu verbessern. Das ist das "Great Game" bzw. der imperiale Wahnsinn, den wir gerade in der Ukraine erleben. Hier treffen Imperien aufeinandern, die eine alte Weltordnung halten wollen (USA, EU) und welche, die eine neue entstehen lassen wollen (RUS, CHN).
Alles was als Gründe für den Krieg genannt wird (Demokratie, Menschenrechte, Genozid, Sicherheitsinteressen, etc.) sind lediglich das Narrativ, der Vorwand, um den Imperien eine Legitimierung ihrer Machtinteressen zu ermöglichen. Inwiefern das allen Teilnehmern immer bewusst ist ("Sie wissen es nicht. Aber sie tuen es." Marx), sei mal dahingestellt. Es sind letztlich immer die Sachzwänge des Kapitals, die sie dazu "zwingen", zu handeln, wie sie handeln.
Am Bsp. der Ukraine zeichnet sich für mich folgendes Bild ab:
Die Russen versuchen ihre Vorstellung einer mulitpolaren Weltordnung durchzusetzen (Loslösung der BRICS-Staaten aus der Hegemonie der USA). Die USA versuchen wiederum ihren einzigen Joker, den sie noch haben, und zwar die Weltleitwährung, zu retten. NOCH muss jedes Land dieser Erde Dollar-Devisen bevorraten, um am Welthandelt teilnehmen und Energie kaufen zu können. Sollte sich aber ein Großteil der Weltgemeinschaft davon verabschieden, wäre der Dollar als Leitwährung obsolet. Die USA könnten sich nicht mehr verschulden, ihr Hegemonie wäre am Ende. Desweiteren sitzt die Ukraine mWn auf Rohstoffen iHv knapp 7 Billionen Dollar (Seltene Erden, Gas, Weizen usw.). Putin will verhindern, dass sich der Westen den Zugang dazu sichert. Dieser Neokolonialismus spiegelt sich auch in Afrika wieder, wo die Russen, Chinesen und die EU immer aktiver werden.
Letztlich musst jeder Staat, jede imperiale Macht, aufgrund der kapitalistischen Sachzwänge alles daran setzen, die optimalen Verwertungsbedingungen für ihre Kapitalien zu schaffen. Und da wird alles in den narrativen Ring geworfen, um das irgendwie zu rechtfertigen ("Westliche Werte", Rassismus, Kuluralismus etc.pp.).
Abschließend:
Es gab noch NIE einen "echten" kommunistischen Staat. Der würde nämlich ohne Arbeitszwang, Wertverwertung, Profit, Geld und Wachstumszwang auskommen. Alle Ostblockstaaten waren staatskapitalistische Gebilde. Der Unterschied bestand lediglich in der Organisation der Verwertung der Abreitskraft (hier zentralistisch, im Westen marktgetrieben). Der Staatskapitalismus war weniger effizient in der Kapitalakkumulation als der Marktkapitalismus des Westen, DESWEGEN ist der Ostblock untergegangen. Wobei ich sagen muss, dass der Ostblock ideologisch ("Sozialismus") auf dem besseren Weg war, weil ja immerhin in eine Richtung von Weltvorstellung geschielt wurde, die wirklich frei vom Kapitalismus sein sollte.