Der hat mir sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn man aus einem Film kommt und noch ewig darüber sprechen kann und will. Viel von dem was Get Out gut gemacht hat, ist auch hier wiederzufinden: ein inhaltlich extrem dicht geschriebenes erstes Drittel, das einem eigentlich schon alle Hinweise in die Hand gibt, um das Geheimnis der Geschichte im späteren Verlauf des Films zu entschlüsseln, clevere und große Ideen, Humor, und trotzdem könnten die Filme inhaltlich wie stilistisch kaum weiter auseinander liegen. Während Get Out sich klar zu seiner Auflösung hinarbeitet, wo alle Ideen und Themen des Films aufgehen, ist Wir chaotischer, sich seinem Thema gar nicht mehr ganz so klar und wirft zwar mit großen Ideen um sich, greift dann aber gar nicht unbedingt alles auf, oder gibt allem einen zufriedenstellenden Abschluss. Und das ist auch irgendwie gut so. Wir ist kein Film, der sich zurückhält, erst im besten Sinne ausufernd und verrückt. Das heißt andererseits auch, dass man sich nicht zu viele Gedanken über manche Elemente des Films machen sollte. Jordan Peele hat einige Horrorfilme genannt, die er besonders gerne mag, und die er den Darstellern in Vorbereitung zu Wir ans Herz geleget hat, darunter war auch It Follows, der Wir finde ich recht ähnlich ist. Auch da sollte man nicht zu viel über die zentrale Bedrohung des Films nachdenken, die Logik beider Filme ist filmisch, und nicht realistisch. Das heißt, dass nicht alles unbedingt Sinn macht, es sich aber innerhalb des Films richtig anfühlt, Hauptaugenmerk liegt auf den Ideen und der Stimmung. Und wie It Follows, macht Wir das großartig. Peele hat so einen originellen Stil, der zwar Elemente von älteren Werken aufgreift, die verrückten Ideen und gesellschaftlichen und politischen Allegorien der Twilight Zone, das Setting und, noch wichtiger, das Gefühl für Setting eines Alfred Hitchcock (die kalifornische Bay Area war das letzte mal bestimmt bei Die Vögel so unheimlich wie hier) und der Ton und die Ästhetik der 80er, aber sie in so eigenem Gewand neu verpackt, dass man nur seine helle Freude daran haben kann. Jordan Peele ist schon ein sehr aufregender Filmemacher, und gleichzeitig möchte ich wissen, wie er sich weiterentwickelt, vor allem wie viele originelle, eigene Horrorstoffe er noch im Ärmel hat. Ein bisschen schade ist es, dass Wir am Ende etwas sehr in die Expositionsfalle tappt und zu viel zu ausführlich erklärt, wo das Meiste, wenn man aufgepasst hat, sowieso schon mehr oder weniger klar war. Stört angesichts des sonst sehr gelungenen Films nicht besonders, vor allem weil die Schlussaufnahme, wie man im englischen so schön sagt, "one for the Ages" ist. Hab definitiv Lust den Film nochmal zu sehen, ein faszinierender, aufregender Horrorfilm, der länger im Gedächtnis bleiben dürfte.