Beschäftige mich schon länger mit dem Thema. Dies scheint wohl ein paralleles Projekt zum HBO Film Peace Love and Rage zu sehen.
Hier sind ganz viele Faktoren unglücklich zusammen gekommen und waren in Kombination purer Sprengstoff.
Nu-Metal war damals schwer angesagt, ich habe mir seinerzeit auch regelmäßig Korn, Slipknot, Limp Bizkit, usw reingezogen. Die Musik alleine ist schon sehr aggressiv und auf Kontra getrimmt. Die Bands als Lineup für das Woodstock Festival zu buchen war seitens Veranstalter ein logischer Schritt, da er viel Ertrag brachte, jedoch ging die Stilrichtung eigentlich total am Woodstock Motto Peace-Love-Music vorbei. Nennt mir bitte einen Song der Bands, der friedfertig ist… Erschreckend, wie die Veranstalter das selbst heute noch nicht verstanden haben. Da wird sogar Fred Durst von Mr. Scher als Idiot beschimpft, obwohl der nur seine Performance abgezogen hat und das natürlich par excellence. John Scher hat die Profitgier wohl nachhaltig blind gemacht. Daneben ein Michael Lang, dem völlig die Kontrolle entglitten ist und der wie ein aus der Zeit gefallener Schlafwandler wirkt. Die Pressekonferenzen und die aktuellen Interviews sprechen für sich. Das brutale Wetter, die hohen Preise, die schlechte Organisation, ich kann es gut nachvollziehen, dass die Menge damals völlig gefrustet war. Das die Musik das befeuernde Ventil war, ist doch eine logische Konsequenz. Da braucht sich doch keiner mehr zu wundern. An Testosteron-gesteuerten Sexismus kann ich mich damals nicht erinnern. Es ging eigentlich viel mehr darum, sich jedes Wochenende auf den Partys und (Großraum-)Discos dieser Welt volllaufen und einfach die Sau raus zu lassen, Drecksau-Partys mit einbezogen. Das haben die dort natürlich auch zelebriert. Von daher kann ich es auch verstehen, wenn viele sagen, sie hätten eine geile Zeit gehabt und würden jederzeit wieder teilnehmen. Die Teenie-Sex-Komödien waren in meinen Augen damals einfach seichte Unterhaltung, in der Doku dies als eine der Ursachen zu nennen und gleich die halbe Männerwelt als sexgeile Gorillas hinzustellen, finde ich persönlich über das Ziel hinaus geschossen. Alkohol, Drogen und fehlende Hemmungen lassen in der beschriebenen Konstellation zu den anderen Faktoren bei so manchen nunmal die Sicherungen durchbrennen. Anarchie war bei vielen angesagt. Sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen waren leider die traurige Konsequenz.
Leider kamen nicht so viele Musiker zu Wort, da hätten mich noch mehr Einblicke und Meinungen interessiert, vielleicht ergänzt der HBO Film dies ganz gut. Der Auftritt von Rage against the Machine wurde gar nicht erwähnt. Die Musik besteht ja auch aus purer Energie. Ich meine mich zu erinnern, dass die Band während des Konzerts die amerikanische Flagge verbrannt hat, kann mich aber auch täuschen. Die „Fire“ Performance von den Red Hot Chili Peppers steht auch für sich. Mit guten Absichten hat jede Band ihre Show abgezogen und dabei unbewusst noch mehr Öl ins Feuer gegossen…