Eine Flop-Liste lasse ich dieses Jahr mal aus, weil ich nicht so viel gesehen habe was ich wirklich richtig schlecht fand, auch wenn so einige Filme dabei gewesen waren, die mich erstaunlich kalt gelassen haben (Lego, Guardians of the Galaxy, Nightcrawler). Der Preis für den zwiespältigsten Film des Jahres geht an Mommy von Xavier Dolan, der merkwürdig zwischen ziemlichem Meisterwerk und kitschigem Trash pendelt und zumindest deswegen einmal genannt werden sollte.
Nun zur Top 10:
10. Gone Girl
Fast schon als Antithese zu David Finchers Verblendung kommt dieser bitterböse Pulpthriller daher, der wundervoll mit den Erwartungen des Zuschauers spielt und am Ende doch ein wahnsinnig unterhaltsamer, stilvoll und zurückhatend inszenierter, thematisch grandios überzogener Film mit einer der besten weiblichen Hauptfiguren der letzten Jahre. Nicht ganz perfekt, aber doch sehr, sehr gut.
9. 20,000 Days on Earth
Eine impressionistische Quasi-Doku über einen der faszinierendsten Musiker unserer Zeit: Nick Cave. Ein visuell brillianter Einblick in einen fiktionalisierten Tag Caves, in dem Selbstdarstellung und Mythos, Vergangenheit und vielleicht auch ein Quäntchen Wahrheit in einem fantastisch inszenierten, einzigartigen Stück Film aufeinanderprallen.
8. Paddington
Vielleicht die Überraschung des Jahres. Nach eher zwiespältigen Trailern kommt Paddington als ungeheuer spaßiges, liebenswertes und gefühlvolles Familienkino voller einfallsreichem Witz daher. Und ist dabei, zumindest ein bisschen, der perfekte Film für die Zeit "Pegida". Aber am Ende dieses wunderbar britischen Films steht vor allem der Spaß im Vordergrund, und der ist bei Paddington enorm.
7. Muppets Most Wanted
Nach dem vielleicht etwas zu sehr auf Nostalgiefaktor setzenden letzten Muppets-Film ist Muppets Most Wanted vor allem eins: Eine absurde, rasante, ziemlich dämliche Musical-Komödie und schließt sich damit nahtlos an die wundervoll überdrehten, aber liebenswerten Original Muppet-Filme der Jim-Henson-Ära an. Vollgepackt mit großartigen Songs, blödsinnigem Humor und haufenweiße Cameoauftritten ist Muppets Most Wanted mit Abstand der spaßigste und unterhaltsamste Film des Jahres.
6. Her
Vier Jahre Zeit hat sich Spike Jonze für seinen nunmehr vierten Spielfilm Her genommen und das Ergebnis ist fast schon ein "Understatement", im positivsten Sinne. Eine in warme pastellfarben getauchte, subtile Utopie voller leisem Humor und Emotionen. Eine moderne Liebesgeschichte für die technisierte Welt. Ein leiser, intelligenter, romantischer und wunderschön in Szene gesetzter Film.
5. God Help the Girl
Halbwegs objektiv betrachtet keine Top 5, aber wen interessiert schon Objektivität? Subjektiv betrachtet einer der schönsten, charmantesten, weil es scheint als wüsste keiner so genau, was er hier eigentlich macht, aber das am Ende trotzdem ganz super wird. Schon erwähnt, dass es ein Musical ist? Ein fantastisches Musical mit ausschließlich ganz tollen Songs, einer erstaunlich klischeefreien Geschichte, wenn auch irgendwie ohne richtigen Plot, und wer sich nicht in die drei Hauptfiguren verliebt, dann weiß ich eigentlich auch nicht mehr. Ja, das wird vielleicht nicht jedem gefallen, aber ich fands ganz
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4. The Double
Nach seinem absolut perfekten (darauf lasse ich nichts kommen) Regiedebüt Submarine, hat Multitalent Richard Ayoade nun seinen zweiten Spielfilm gedreht. Wie schon Submarine zeigt Ayoade dabei seine Expertise in Filmgeschichte und zitiert andere Regisseure wo es nur geht, schafft es dabei aber auch, wie Martin Scorsese oder Wes Anderson, einen ganz eigenständigen Film zu schaffen. Und einen der ungewöhnlichsten. Mit absurdem Humor gespickt, präsentiert sich The Double als existenzialistischer Alptraum in einer dystopischen, retrofuturistischen Zukunft, die nie sein wird. Unglaublich düster, sowohl visuell als auch thematisch, aber auch ziemlich witzig. Eine merkwürdige Mischung, aber es funktioniert, nicht zuletzt weil Jesse Eisenberg in Doppelrolle sagenhaft gut ist.
3. We are the Best! (Vi är Bäst!)
Drei Mädchen im Schweden der 1980er-Jahre gründen eine Punkband, obwohl zwei von ihnen keine Instrumente spielen können und ihnen jeder versichert, dass Punk inzwischen tot sei. Aus dieser wunderbar skurrilen Idee macht Regisseur Lukas Moodyson einen der charmantesten Coming-of-Age-Filme der letzten Jahre mit drei brillianten Hauptdarstellerinnen (Alle debütierend), der sowohl von einer rührenden Mädchenfreundschaft erzählt, während die Pubertät vor der Tür steht und dabei auch wahnsinnig komischer Bandfilm, auch wenn ihre Band nur einen Song, "Hate the Sport", zu stande bringt, immerhin gibts am Schluss noch einen richtigen Punk-Auftritt. In diesem Sinne: "Abort the Parents!"
2. The Grand Budapest Hotel
Wes Anderons unfassbar unterhaltsame, Hergé-eske "Caper-Comedy" ist sein mit Abstand witzigster und kurzweiligster Film, schafft es aber auch das tragische Bild einer endenden Ära vor dem fiktionalisterten zweiten Weltkrieg zu zeichnen. Mit Starpower an allen Enden und Ralph Fiennes in einer der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres, bestechend inszeniert, wie es eben nur Wes Anderson kann (Macht die Frage des visuell herausragendsten Films des Jahres derweil mit Platz 4 irgendwie aus). Verdienter Platz 2.
1. Boyhood
Verdienter Platz 1! Richard Linklaters über 12 Jahre hinweg gedrehtes Coming-of-Age-Epos verzichtet weitestgehend auf unrealistische Dramatik und und schafft es gleichzeitig sehr amerikanisch zu sein, aber eben auch so universell, dass sich irgendwo sicher jeder im Film wiederfinden kann. Ein nostalgischer, gefühlvoller, realistischer und in der Machart praktisch einzigartiger Film, der eigentlich sowohl Boy- Girl- und Parenthood ist und nicht zuletzt deswegen so gut.