Habe den nun auch endlich gesehen, und ein besonders guter Film ist das sicher nicht, gefallen hat er mir trotzdem, und ich denke, dass die Kritik, die der Film teilweise einstecken musste ziemlich übertrieben und unfair ist. Eine der Lieblingskritikpunkte war ja, wie uneigenständig der Film ist, wie viel Stil er von anderswo übernimmt. Und das ist auch irgendwie so, ist das doch auch bei den meisten Filmen so, aber wie viele Filme gibt es schon, die wirklich stilistisch mit Lost River zu vergleichen sind, und wie viel Einheitsbrei, ob großer Blockbuster, oder kleinerer Indiefilm, gibt es, die vielleicht oft besser, aber visuell nie so aufregend und selbstbewusst ästhetisch sind wie dieser. Lost River hat mich tatsächlich an einiges erinnert, an Terence Malick und David Gordon Green, an das bizarre und düstere Americana eines David Lynch oder Harmony Korine, was die Stimmung angeht an Ray Bradbury, die Musik und Farben an italienische Horrorfilme aus den 60ern und 70ern, tatsächlich aber nicht einmal an Nicolas Winding Refn - Der Vorwurf ist wohl um einiges einfallsloser als alles, was Ryan Gosling hier als Regisseur abliefert. Die Bilder sind durchgängig großartig, die Atmosphäre ist unfassbar, nur leider weiß der Film selten wohin damit, die wenige Handlung plätschert so vor sich hin, was nicht so schlimm wäre, wenn das emotionale Zenter um die Figuren, die Familie funktionieren würde, dafür ist der Film in seinem Stil aber zu distanziert und jedes Bild so geladen, dass einem der emotionale Zugang ziemlich verwehrt bleibt. Und das ist dann doch etwas schade, vor allem, weil man merkt, was Gosling hier versucht zu tun, weil die Besetzung gut ist, es am Ende aber doch nicht so recht funktioniert. Trotzdem, einen interessanten Film hat Ryan Gosling trotzdem abgeliefert, dabei ein wunderbares Händchen für Bilder und Stimmung bewiesen, es wäre schade, wenn er nicht nochmal einen Film als Regisseur drehen würde. Dann aber vielleicht ein Drehbuch verfilmen, das er nicht selbst geschrieben hat.
7/10