Was hat man denn hier so als Material gehabt?
Finstere Wikinger-Imperialisten, ein Haufen gejagter Eingeborener mit Heimvorteil, einen Helden mit Anteilen von beiden Seiten und eine hübsche Naturkulisse bei Winter.
Klingt doch erstmal nicht schlecht, aber warum funktioniert Pathfinder doch nicht so recht?
- Weil Marcus Nispel den Film komplett hirnlos inszeniert hat und sich allein auf die hübschen Bilder verlassen hat. Zusätzlich hat der Film offensichtlich Angst vor der eigenen Courage bekommen, denn trotz aller Pathos-Überladung, martialischen Bildern und Kämpfen bleibt Pathfinder zu harmlos und unspannend. Wenn da immer wieder dieselben ungenauen CGI-Blutspritzer durchs Bild huschen, ohne dass man einmal was genauer sieht, wird auch der letzte merken, dass Pathfinder im Gegensatz zu Nispels TCM-Remake 1, was den Gewaltanteil angeht, schummelt.
Kommt dann mal z.B. eine härtere Folterszene wird weggeblendet, aber auf die billigen Mini-Fontänen verzichtet man nicht. Das schimpft sich Inkonsequenz.
Der Film ist wirklich so eine Mischung aus Apocalyto, was die Geschichte angeht und 300, was die Optikbesessenheit betrifft, nur leider wird hier alles, was diese beiden jeweils gut bis hervorragend hinbekamen, deutlich schlechter gemacht.
Die extremen Zeitlupeneinstellungen sind spätestens nach 20 Minuten bereits auffällig und werden zunehmend störend, dasselbe trifft auf diese jede Szene vollwabernden Nebelschwaden zu...*kopfschüttel*
Also, die Natur sieht auch nicht schlecht aus, auch gegen Ende, nur leider wirkt das dann nach und nach so überzogen oft konstruiert und überbearbeitet, dass es traurig ist.
Damit die Story wenigstens ein wenig stärker rübergekommen wäre, fehlten ihr einfach die richtigen Darsteller. Karl Urban als Ghost im Mittelpunkt bleibt in jeder Hinsicht blass, wie der Rest auch. Alle nach 5 Minuten vergessen.
Die Kämpfe hätten, wenn der Fokus schon so auf sie gelegt wird, zudem besser choregraphiert werden können. Oft zu dunkel, zu unspektakulär und zudem wirken Urbans plötzliche Schwertkampfkenntnisse weniger verblüffend als albern.
Um mal zu den positiven Aspekten zu kommen. Klar, der Film ist wieder mal aufpoliert und düster getrimmt von diesem Videoclip-Regisseur und das gefällt zunächst mal in den gewissen Maßen (die nur leider überschritten werden..).
Richtig gut sind die Wikinger und ihr Aussehen verbunden mit der Ausrüstung und dem Nimbus als unbesiegbare, dämonische und unbarmherzige Invasoren mit einer geradezu dorischen Selbstauffassung.
Dazu trägt auch die harte Sprache bei, die da untertitelt wurde. Das macht den Film zwar nicht im Ansatz authentischer, wie bei Gibson, aber es charakterisert ein Stücken weit subtiler.
Manche Kampfszenen sind auch ganz okay, und das ist wohl von vorneherein einer der Hauptgründe für viele, sich den Film anzusehen.
Fazit: Pathfinder verliert sich zu sehr in optischen Spielerein, hat ein schlechtes Drehbuch mit ebenso schwachen Darstellern und schreckt letztlich doch vor der eigenen Gewalt zurück, dass auch Splatterfans nicht zufrieden sein werden.
Dabei aber immer wieder Action und toll aussehende, bedrohliche Wikinger. Zum DVD-Abend-Einstieg einmalig geeignet. Definitiv kein Muss. Schade eigentlich.
6/10