Nun auch mal nachgeholt und fand ich soweit in Ordnung. Nicht so gut wie den Winter Soldier, aber in Ordnung. Bevor der Film all seine Qualitäten ausspielen kann, muss man sich nämlich erstmal durch die weitestgehend misslungene, zerfahrene erste Stunde, und eine fürchterlich am Computer zusammengebastelte eröffnende Actionszene quälen. Nachdem Iron Man und Hulk dann erstmal ihren Kampf ausgetragen haben, wird es besser, und Joss Whedon kann seine Stärken, das Händchen für die Gruppendynamik, die kleinen Momente untereinander, die "Charakterszenen", beweißen, die sind alle überaus gut gelungen. Ultron ist dabei, wenn auch ein computergenerierter Roboter, einer der besten Schurken des bisherigen Marveluniversums, gerade weil er so ungewöhnlich ist. Whedon versucht dabei auch nicht nur stumpfes Superheldenspektakel aufzufahren, sondern dem Film auch ein Thema zu verpassen, und auch wenn sich der Film nicht zu tiefgründig mit moralischen Fragen darüber, wie Gut oder Böse Superhelden aus verschiedenen Blickwinkeln sind beschäftigen kann, wirkt er thematisch doch rund und ich bin gespannt, wie Civil War die Frage um Kollateralschäden und Zivilopfer, die der Film hier schon etwas anreißt, weiterführen wird. Action ist leider nicht so ganz Whedons Stärke, zumindest die erste und dritte große Actionszene des Films wirkt recht gelangweilgt heruntergedreht, ohne großen Sinn für Dynamik oder besondere Einfälle, zumal man die Roboterhorden als Gegner nun schon zum dritten Mal sieht. Auch fehlt dem Film trotz allerlei (CGI-)Bombast der Sinn für große Bilder, wie schon beim ersten Avengers gibt es ein paar wenige interessante Einstellungen (die wiederum allerdings selten innerhalb der Actionszenen), aber ein Action- oder "Scope"-Regisseur ist Whedon nicht.
6-7/10