Gerade nicht die Zeit für eine große Rezension. Ich werde aber mit Sicherheit mitdiskutieren und mehr schreiben, sobald ein paar mehr Leute hier den Film gesehen haben.
Nur soviel: Presko trifft es schon ganz gut. Das ganze ist weniger emotional bzw tiefgreifend als Skyfall und geht wieder viel mehr Richtung klassische Bondfilme. Ich denke, man kann sagen, dass es der bondigste Bond der Craig-Ära ist. Und das fand ich verdammt cool. Wir hatten jetzt zwei Filme, die Bond entbondet haben und einen, der sich langsam wieder dem Bondfeeling annäherte. Jetzt musste es einfach mal wieder Bond sein. (Wie oft habe ich jetzt eigentlich auf irgendeine Weise das Wort "Bond" miteinfließen lassen, um klar zu machen, dass "Bond" wieder "Bond" ist? xD)
Auch dass Bond teilweise etwas dumm agiert und viele Leute in Gefahr bringt kann ich so unterschreiben. Fand es aber gar nicht schlimm, weil das 1. zu großen Actionszenen führt und 2. Bond mehr als nur einmal als sehr fokussierter Killer beschrieben wird. Dann passt das mit Einschränkungen ja schon fast wieder.
Letztlich war der Ton noch einmal ein klein wenig lockerer als bei Skyfall. Gab viele Humor-Einlagen, die an den Gentleman-Humor der besten Tage erinnert hat. Und ja, das kann Craig auch verdammt gut und es freut mich, dass er nun auch nochmal vermehrt die Möglichkeit bekam, das zu zeigen.
Jay hat vor ein paar Monaten schon vorgewarnt und ich bestätige es: "Spectre" ist ein anspruchloser Agentenfilm in alter Bondtradition inklusive großer Actionszenen und exotischer Schauplätze, ohne diesmal groß das Charakterfass aufzumachen. Das ist toll! Noch toller: Er stellt keinen Bruch zu den drei vorherigen Craig-Bonds dar, sondern beendet gekonnt eine Entwicklung, die sich durch all diese Filme zog. Ein Novum der Reihe: Auch narrativ zieht er einen Bogen zu allen drei Vorgänger-Filmen. Die Bösewichte aus Casino, Quantum und Skyfall werden genannt, Geschehnisse aus diesen Filmen wachgerufen und aufgegriffen. Es fühlt sich wie der Finalfilm einer eigenständigen Reihe an. Mich hat das sehr fasziniert und ich habe dadurch Lust bekommen, irgendwann mal alle vier Filme am Stück zu gucken. Ja, selbst den ziemlichen miesen Quantum.
Waltz: Ja, er ist halt Waltz. Das lässt er raushängen und er hat sichtbar Spaß daran, den Bondbösewicht zu geben. Mehr als das aber auch nicht. Mir hat es gereicht, um mich einige Male köstlich zu amüsieren. Und in meinen Augen hat es auch gereicht, hier und da eine ziemliche Bedrohung auszustrahlen. Aber es ist Waltz, und das ist unverkennbar. Wer sich an seiner Art mittlerweile sattgesehen hat, wird hier nicht mit einer nun plötzlich gänzlich anderen Darbietung überrascht. Zumal seine Motivation doch arg flach, beinahe schon vernachlässigbar ist. Viel Screen-Time hat er aber eh nicht. Dennoch werden mich ein paar Einstellungen von ihm noch längere Zeit verfolgen. Das hat aber - und da wären wir beim nächsten Punkt - vor allem auch wieder mit Sam Mendes zu tun. "Spectre" wirkt insgesamt etwas dreckiger als das Hochglanzprodukt "Skyfall". Aber nicht weniger hochwertig. Alleine das nächtliche Finale in London sieht so ultra-schick aus und verbreitet eine so großartige Atmosphäre. Wow. So muss das aussehen. Nicht dieses Schnittmassacker von Quantum. (Aber da lasst uns bitte nicht weiter drüber reden
)
Es ist schwer vorauszusagen, wie wer den Film letztlich bewerten wird. Er ist mehr Bond als die anderen Craig-Bonds, für Fans der alten Filme ist er es aber vielleicht dann doch noch immer zu wenig. Er ist gleichzeitig der oberflächlichste Bond der Craig-Saga (Wobei Quantum an sich auch nur Tiefe vorgegaukelt hat... Aber lasst uns da bitte nicht weiter drüber reden
), was die Fans von Casino und Skyfall vielleicht etwas weniger gerne sehen. Die Actionszenen machen allesamt verdammt viel Spaß und bieten ein paar herrlich übertriebene Einfälle (Ich sage nur "Flugzeug" - ihr werdet wissen, was ich meine
), sind aber an sich zum Großteil strunzdumm und aus logischer Sicht vermeidbar gewesen. Ja, wir wollen große Actionszenen, aber oft ist der Grund für die Eskalation der Lage hier tatsächlich Bond selbst, der nicht gerade besonnen vorgeht. Ich wage vorauszusagen: Das wird bei einigen hier ein großer Kritikpunkt sein. Ich fand's manchmal doof, aber so what: Die Actionszenen sind dann zu gut, um mich drüber aufzuregen.
Aber falls es sich jetzt so anhört: Ein Actionfeuerwerk ist es auch nicht. Es wird auch wieder viel geredet. Dabei gilt: Die Handlung ist am Anfang doch überraschend komplex, wird dann aber in der zweiten Hälfte doch sehr simpel. Aber es funktioniert. Ich stand permanent unter Spannung und selbst die ganz wenigen Leerlauf-Phasen haben mich begeistert aufgrund der Inszenierung. Dazu dann coole One-Liner, ein paar Pflicht-Techtelmechtels und netter Humor mit Anspielungen auf die gesamte Bond-Laufbahn.
Alles in allem: Mehr als feinst! Ja, sind vermeidbare Schwächen drin. Aber das Gesamtpaket stimmt für mich. Und so sehr ich Casino und Skyfall auch mochte: Endlich wieder Bond. Ich sagte bei Nolans Batman-Trilogie mal, dass "Dark Knight" der bessere Film, aber "Batman Begins" der bessere Batman-Film sei. So werde ich das jetzt auch formulieren. "Skyfall" und "Casino Royale" waren die (leicht) besseren Filme, aber "Spectre" war der bessere Bond-Film.
7,5/10
PS: Sagte ich am Anfang etwa, gerade keine Zeit, mehr zu schreiben?
Jetzt musste ich doch mehr loswerden