Mit militärischen Interventionen habe ich auch recht intensiv beschäftigt. Ich bin aber zu einem ziemlich anderen Schluss gekommen. Der Kosovo ist ein gutes Beispiel. Die Meinungen gehen ja stark auseinander, ob nicht die militärische Intervention die Gewalt erst recht angeheizt hat. Man hat unter vollkommen falschen Annahmen die Intervention gestartet und am Schluss, hatte man gar keine Ziele mehr. Ruanda, wo viele sagen, da hätte man intervenieren müssen. Man vergiesst aber, dass auch vieles dafür spricht, dass drohende ausländische Intervention zum Massaker mit hingeführt hat. Häufig heizen Interventionen, oder alleine drohende Interventionen Konflikte eben erst richtig an. Auch im Sudan haben Rebellen beispielsweise Verhandlungen boykottiert, weil sie hofften, der Westen würde in ihrem Sinne MIlitär schicken.
Die zwei Hauptprobleme sind meiner Ansicht nach, dass eine Intervention in der Regel unberechenbare Konsequenzen nach sich zieht. Gerade hier in Syrien wären die Risiken enorm. Was heisst es denn, Assad zu bestrafen? Welche Ziele? Was für Konsequenzen hat das? Würde man gegenüber den Rebellen auf die gleiche Weise auftreten etc.?
Das andere Problem würde ich als Gerechtigkeitsproblem beschreiben. Humanitäre Interventionen sind sozusagen das Instrument fast ausschliesslich westlicher Staaten und eines das nach merkwürdigen Kriterien eingesetzt wird. Warum muss sich beispielsweise Amerika nicht für die Irakinvasion verantworten, wieso kann Israel dermassen heftig Menschenrechte verletzen und wird noch untersützt ( und nein, ich bin absolut kein Israehasser), wieso will man die einen für ihre Menschrechtsverletzungen bestrafen, gleichzeitig bezahlt man aber Diktatoren wie damals Gaddhafi, um die eigenen Flüchtlinge einzusperren?
00Doppelnull schrieb:
Wenn man sich klare Ziele setzen würde, nur die Menschenrechte in den Krisengebieten zu schützen und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, gleichwohl auf Seiten der Rebellen und auf Seiten der Regierungen und diese Ziele / Prämissen der Einsatzes auch einhält (Hi Libyen!) dann könnten humanitäre Interventionen auch wirklich einen humanitären Zweck erfüllen.
Das Problem ist aber auch hier, wie willst Du das schaffen und wie kann man im voraus die Konsequenzen abschätzen. Nochmal, der Kosovo war ein perfektes Beispiel. Da drängten die Politiker mit solcher Überzeugung auf die Intervention, weil sie meinten, Milosevic würde sich sofort zurückziehen und das war einfach falsch und die Sache entgleitete und die Situation wurde noch schlimmer und immer mehr Gewalt war notwendig.
Wie hätte man denn jetzt Assad "bestrafen" sollen? Wie sollte man in einem allfälligen Fall die "Rebellen" bestrafen? Und kann man sich einfach mal kurz für eine "Bestrafungsaktion" einmischen und dann wieder zurückziehen und sagen, ach ja, wir sind nur hier um allfällige Missachtungen zu bestrafen. Es ist ja gerade auch mit ein Problem, dass Staaten, die intervenieren, meist nicht langfristig denken. Man denkt bis dahin, dass man die Gruppe X aus dem Weg räumen oder schwächen will. Aber nicht daran, was aus diesem Land werden kann und wie man es bei seinem Prozess realistischerweise unterstützen kann, bzw. ist nicht bereit die Kosten dafür mitzutragen.
Ich glaube einfach, dass militärische Interventionen nicht funktionieren. Und ich sehe bis jetzt in der Geschichte keinen Fall, der das Gegenteil bewiese. Vielleicht am ehesten Bosnien. Dort habe ich mich aber wenig mit auseinandergesetzt. Die Interventionen in Vietnam, Somalia, Irak, Afghanistan, Kosovo halte ich auf alle Fälle für Fehler.