Gestern im TV geguckt und obwohl ich durchweg meinen Spaß hatte, gibt es doch Dinge, die man kritisieren kann.
Optisch bietet der Film auf jeden Fall Einiges. Ob es Charlies Haus ist, die Fabrik oder die einzelnen Räume der Fabrik, da gibt es so manches mal etwas zum Staunen. Gerade Charlies schiefes Haus mit seinen schrulligen Großeltern ist da wirklich ein toller Einfall. Und bei der "essbaren Halle" in der Fabrik kommt man ordentlich ins Staunen, denn es sieht einfach verdammt gut und auch lecker aus, obwohl es der totale Overkill ist eigentlich. Auch der Eichhörchnchenraum ist toll. Leider wirkt es oft auch so, als wolle Burton nur nach und nach hintereinander weg verschiedene visuelle Kreation zur Schau stellen und vergisst dabei einen stringenten Handlungsablauf. Man serviert Set-Piece nach Set-Piece und fühlt sich handlungstechnisch nicht in der Geschichte integriert. Die Handlung ertrinkt ein wenig in Schwerten. Man fühlt sich nicht wie auf der Tour mit Wonka durch die Fabrik sondern folgt einer Tour durch Burton'sche Geistesauswüchse.
Dass jeder Charakter hier ein paar Kilo Klischees der härteren Sorte mit sich rum schleppt ist ja noch vertretbar, immerhin repräsentieren sie einfache Stereotypen der Gesellschaft und die Moral muss dick und deutlich kommen, immerhin ist es ein Kinderbuch und da ist man für Gewöhnlich weder von Klischees noch von dicker Moral und Tränendrüsenkitsch befreit. Und so ist es auch hier. Die 5 Kids, inklusive Charlie, und die Eltern sind derbst aus der Grabbelkiste zusammengestückelt und geben herrlich überzogene und ätzend schrille Rollen ab. Das Problem ist nur, dass man eh schon alles weiß, was passiert. Man weiß, dass Charlie das Ticket kriegt, man weiß wer am Ende den Spezialpreis gewinnt und auch wie Charlie sich entscheiden wird. Und so grandios intellektuell ist die Chose nicht, dass man da groß analysieren muss. Und ich denke, selbst Kindern dürfte das hier und da etwas zu simpel sein.
Nicht so ganz für Kinder ist der manchmal aufkeimende Fiese Unterton von Wonka, den Depp wirklich toll verkörpert. Auch wenn Michael Jackson Assoziationen durchaus vorkamen, nicht zuletzt wegen der komischen Hautfarbe Wonkas. Wirklich böse wird der Film eigentlich nie und das ist eher schade, denn das Potential war da. Lediglich die Eichhörnchenszene suggerierte etwas fieses.
Der Humor war gut, wenn auch nicht überbordent. In Erinnerung bleiben sicherlich die Eichhörnchen und die "2001 - A Space Odyssey" Anspielung, leider aber auch die Gesangseinlagen der kleinen Helfer, von denen mehr als die Hälfte leider eher missraten ist.
Auch fehlt dem Film ein richtiger Höhepunkt. Charlie und Wonka nähern sich familiär an und es wird rührselig und in etwa so, wie erwartet.
Insgesamt also ein Film mit vielen positiven, aber leider auch ein paar negativen Aspekten und ganz sicher nicht Burtons Bester. Von daher 6/10 Punkte.