Smashed
http://www.imdb.com/title/tt2063781/
Regie
James Ponsoldt
Cast
Mary Elizabeth Winestead Kate Hannah
Aaron Paul Charlie Hannah
Octavia Spencer Jenny
Nick Offerman Davie Davies
Megan Mullally Principal Barnes
Wollte den schon letztes Jahr am Zürich Filmfestival sehen. Kam leider nicht dazu. Ist nun allerdings Regio 2 aus FR erhältlich und soll wohl am 9. Mai in DE starten.
Story:
Kate und Charlie Hannah führen eine feucht-fröhliche Ehe. Nach Feierabend wird gewöhnlich Party gemacht und feiern mit Freunden wie Fremden gleichermassen und mit viel, viel Alkohol bis weit in die Nacht hinein. Die Sachzwänge, welche uns die heutige Leistungsgesellschaft auferlegt, werden in ihrem Fall dadurch etwas abgemildert, dass Charlie reiche Eltern hat, die ihnen sogar ihr schönes Haus finanzieren. Charlie verdient passend zu seiner Vorliebe für Suchtmittel gemäss dem Sprichwort „Sex, Drugs und Rock'n Roll“ sein Geld als Musikjournalist. Kates Arbeitsalltag lässt sich da nicht ganz so leicht mit ihrem ausschweifenden Privatleben unter einen Hut bringen, denn sie ist Primarlehrerin. Als sie eines morgens verkatert während dem Unterricht urplötzlich vor den Augen ihrer Klasse erbrechen muss, wird ihr auch langsam klar, dass irgendetwas in ihrem Leben schief läuft. Während sie ihr Malheur vor der Klasse mit der Ausrede, schwanger zu sein, rechtfertigen kann, wird sie ein paar Tage später von ihrem Kollegen Mr. Davies in der Pause auf ihr Alkoholproblem angesprochen. Er war selbst Alkoholiker und lädt Kate ein, mit ihr eine örtliche Gruppe der Anonymen Alkoholiker zu besuchen. Kate entscheidet sich hinzugehen. In der Gruppe trifft sie auf Jenny, welcher Kate ihr Vertrauen schenkt. Mit deren und auch Mr. Davies Hilfe versucht Kate von da an ein Leben ohne Alkohol zu führen. Ihr Mann Charlie, glaubt zuerst nicht wirklich daran, dass seine Frau das durchzieht und macht selbst keine Anstalten, seine Trinkgewohnheiten ändern zu wollen.
Kate schafft es zwar trocken zu bleiben, doch zwischen ihr und Charlie tut sich immer mehr eine Kluft aus Distanz auf. Und dann ist da auch noch die Schule, wo alle immer noch glauben Kate sei schwanger. Als ihre SchülerInnen wissen wollen, warum Kates Bauch nicht grösser wird, muss sie sich entscheiden, ob sie weiter lügen oder die Wahrheit sagen will.
Meinung zum Film:
Smashed ist im besten Sinne des Ausdrucks eine kleine feine Indie-Tragikomödie. Ohne jeglichen unnötigen Ballast wird hier gradlinig die Geschichte von Kates Kampf gegen den Alkohol und der damit verbunden Opfer beschrieben. Ohne Ballast bedeutet nicht nur, dass der Film äusserst kurz ist (knapp 80 Minuten Laufzeit), sondern auch dass er weitestgehend kitsch und pathosfrei daherkommt.
Eindeutig getragen wird der Film neben der sehr sicheren Regie von den wunderbaren Darstellern, allen voran der zauberhaft unperfekten Mary Elizabeth Winstead. Sie portraitiert ihre starke und doch zerbrechliche Figur mit so viel Stolz, Lebenslust und Glaubwürdigkeit und so viel Natürlichkeit, dass man keinen Moment daran zweifelt, hier einem wirklichen Menschen auf seinem Weg zu folgen. Megan Mullallys wie Nick Offermanns Figuren sind zwar etwas stärker überzeichnet, dennoch gerät das ganze nie zur Posse. Überhaupt fand ich gerade die Figur Nick Offermanns überraschend liebenswert, weil der Film, obwohl die Figur in einer Szene extrem eklig daherkommt, es schafft die Sympathie des Zuschauers der Figur gegenüber aufrecht zu erhalten. Die Figur von Kates Mentorin Jenny gespielt von Octavia Spencer ist hingegen sehr unscheinbar gezeichnet und ihr hätten ein paar Ecken und Kanten gut getan, so gerät sie als die starke, weise Mutterfigur zu konventionell.
Konventionell ist auch die Handlungsstruktur geraten. Vom Ablauf der Geschichte her darf man sich keine Überraschungen erwarten. Kate wird als Trinkerin eingeführt - Schilderung einger Abstürze, bis sie realisiert, ein Problem zu haben - Entscheidung trocken zu werden - Kampf mit den Hürden des nüchternen Alltags - Rückfall - finale Entscheidung. Das ist von der Struktur her wahrlich nicht originell. Originalität bietet sich vielmehr in den einzelnen Szenen, den Dialogen und den Figuren.
Auf Aaron Paul habe ich mich als Breaking Bad-Fan besonders gefreut und in seiner Figur liegt auch mein letzter und grösster Kritikpunkt begraben. Er kommt meiner Ansicht nach schlicht zu kurz. Er hat etwa zur Mitte des Films und dann gegen Ende einige wunderbare Momente spendiert bekommen, doch die meiste Zeit wird seine Figur einfach als recht egoistischer, verantwortungsloser Trunkenbold gezeigt. Klar, das ist er ja auch. Dennoch wird es einem als Zuschauer nicht wirklich einsichtig, wieso sich Kate überhaupt in den Typen verliebt haben soll. Es gibt eigentlich nur eine Szene, welche die Beziehung der beiden so zeigt, dass man eine Ahnung davon bekommt, welche innige Liebe zwischen den beiden besteht, doch sonst bleibt vieles behauptet, ohne dass man es als Zuschauer spüren kann. Das gibt dann auch gegen Ende des Films ein wenig ein ungutes Gefühl, wenn die Entscheidungen der Figuren und deren Wandlungen zu plötzlich passieren. Zwar ist das Ende wirklich sehr berührend, toll gespielt und auch schön zurückhaltend, ganz auf die Schauspieler vertrauend, inszeniert, doch irgendwie fehlten mir dort einfach noch ein paar Szenen, die mir die Beziehung der beiden etwas näher gebracht hätte, dafür ist der Film einfach fast zu sehr auf Kate fokussiert. Das machte der düstere und schwerere Bruder „Candy“ etwas besser, wo einem als Zuseher die Liebe der beiden Hauptfiguren viel deutlicher bewusst war und man um diese Beziehung stärker bangte. Hingegen ist Smashed sehr viel direkter, teils auch origineller und weniger melodramatisch – mehr aus dem Alltag herausgegriffen.
Von mir gibts dafür 8.5/10 Punkte