Embargo endlich erloschen...
Als 2003 das Trio bestehend aus Regisseur Gore Verbinski, Produzent Jerry Bruckheimer und Schauspieler Johnny Depp „Fluch der Karibik“ ins Kino brachten, belebten sie den Piratenfilm neu. Nun versucht das Team mit „Lone Ranger“ das selbe mit dem Westerngenre anzustellen. Was kann da bei selbigem Rezept noch schief gehen?
Regie: Gore Verbinski (Fluch der Karibik 1-3, Rango, The Ring)
Cast: Johnny Depp, Armie Hammer, William Fichtner, Barry Pepper, Helene Bonham Carter, Ruth Wilson, Tom Wilkinson uvm.
Start: 08.08.2013
Der Lone Ranger ist ähnlich Old Shatterhand aus den bekannten Karl May-Büchern über den Indianer Winnetou. Auch der Lone Ranger hat einen Freund aus dem Indianerstamm. Was als eine Radioshow begann wurde später in den 50ern eine erfolgreiche Fernseh-Serie in Amerika. Es folgten Comics, Romane und weitere Filme. Nun versucht sich also Disney 32 Jahre nach dem letzten Auftreten des Lone Rangers auf der Leinwand an einer Neuinterpretation. Erfolgsproduzent Jerry Bruckheime holte dafür sein Karibik-Team zurück. Gore Verbinski, der zuletzt mit dem sehr gelungenen Animationsfilm „Rango“ sein Interesse und die Liebe am Westerngenre unterstrich, schlug die Rolle des Indianders Tonto Johnny Depp bereits beim Dreh zum zweiten „Fluch der Karibik“-Abenteuer vor. So stand bereits vor über 5 Jahren schon fest, dass Johnny Depp diese Rolle übernehmen sollte. Sein erster Make-Up Vorschlag brachten das Projekt auch eigentlich erst richtig ins Rollen. Als es Probleme mit dem explodierenden Budget gab mussten Verbinski, Bruckheimer, Depp und Armie Hammer auf 20% ihrer Gage verzichten, so dass dann schließlich die Dreharbeiten Anfang 2012, mit einem Budget,dass weiterhin jenseits der 200 Millionen Dollar lag, begannen.
Die Geschichte dreht sich um den frisch aus der Universität kommenden Rechtsanwalt John Reid (Armie Hammer), der nach Hause zurückkehrt um zusammen mit seinem Bruder, dem Texas Ranger Dan Reid (James Badge Dale) für Gerechtigkeit und Ordnung in der Stadt zu sorgen. Gewalt und Exekution sind dabei für ihn keine Lösung. Der Wilde Westen wird aber gerade vielmehr durch den Bau und die Erweiterung des Eisenbahnnetzes quer durch Amerika erschüttert. Die Beteiligten gehen dabei auch wenn nötig über Leichen. Als Reid mit seinem Bruder den berüchtigten Bartholomew "Butch" Cavendish (William Fichtner) stellen will, kommt es zu einem schicksalhaften Zwischenfall und ab sofort hat Reid nur noch den komischen Indianer an seiner Seite um als Lone Ranger für Recht und Ordnung zu sorgen.
Was wurde schon seit Jahren viel über den Film berichtet. Wochen vor dem Start ging es nur noch darum, wie sehr er floppen wird. Der neue „John Carter“ für Disney. Doch wie schon beim SciFi-Abenteuer von Andrew Stanton, handelt es sich beim gefloppten Produkt um einen richtig guten Film. Anders wie seine Comickollegen, die Monat für Monat neue Rekorde aufstellen ist diese 2 1/2-stündge Westerngaudi ein wahrer Spaß. Es ist „Fluch der Karibik“ als Western und genauso so gut jongliert der Film auch wieder seine Komik und Action. Die erste Zugsequenz und der Showdown gehören mit zum mitreisendsten was es in den letzten Monaten, wenn nicht Jahren auf der großen Leinwand zu sehen gab. Der Film hat wenn dann vielmehr seine Probleme im Mittelteil. Hier fehlen große, neue Set-Pieces, eine mitreissende Actionsequenz o.ä.. Vielmehr bekommt man eine fragwürdige und unnötige Auseinandersetzung zwischen Indianern und Soldaten. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob hier u.a. aufgrund der Budgetkürzungen Abstriche gemacht werden musste und deshalb der Mittelteil vom Galopp in den Tritt wechselt. Mir persönlich war der Film zu keiner Zeit zu lang oder langweilig.
Auch wenn Armie Hammer den titelgebenden Helden mimt, wurde vorab viel mehr über Johnny Depp gesprochen. Er ist das Zugpferd und er ist es aber auch, der mittlerweile seine Zuschauer ein wenig langweilt mit den scheinbar immer wieder ähnlichen skurrilen Rollen, vor allem in Zusammenarbeit mit Regisseur Tim Burton. Sein Tonto ist nun kein was-wäre-wenn-Jack-Sparrow-ein-Indianer-wäre-Typ, sondern vielmehr einen in sich gelehrten, ruhigeren Gesellen im Vergleich zum immer trunkenen Pirat. Was ihnen gemein ist, ist, dass sie beide oft einen Plan haben, denn keiner so schnell durchschaut, aber immer irgendwie funktioniert. Er zieht die meisten Lacher auf seine Seite, ohne aber sich selbst wirklich zu wiederholen.
Auch Armie Hammer, der quasi die Rolle hat, die sonst immer Orlando Bloom bei den Piraten-Filmen inne hatte, schafft den Spagat zwischen Ernst und Komik. Im Grunde hat er sehr viel gemein mit den aktuell herum hampelnden Comichelden. Auch er ist eine Art Held, der aber noch seine Bestimmung finden und akzeptieren muss. Armie Hammer wird wohl auf lange Sicht, nicht an der Rolle gemessen werden, aber dafür schämen muss er sich bei weitem nicht.
William Fichtner gibt einen wahrlich bösen Cavendish und hat zudem einer der fragwürdigsten Szenen, was die Freigabe des Films betrifft. Er tut etwas, was es wahrschenlich so nie in einem PG-13-Film gegeben hat. Stichwort Essen und was er so isst.
Daneben hat man noch Barry Pepper als Kommandeur der amerikanischen Soldaten und Tom Wilkinson als skrupellosen Bahnchef, die aber neben Fichtner nur als zweite Geige in Erinnerung bleiben werden.
Ruth Wilson ist als Love Interest reichlich unterbeschäftigt, was auch daran liegt, dass es keine klassische Liebesgeschichte im Film gibt. Es wird so gut wie möglich angedeutet, aber im Grunde bietet das Drehbuch einfach keinen Platz dafür. Ähnlich ist es bei Helene Bonham Carter. Ein klassischer Nebencharakter, der vielleicht hätte gar nicht sein müssen.
Das Budget sieht man dem Film zu jeder Zeit an. Der Production Value ist immens. Seien es die Sets oder vor allem die Kostüme und die Make-Up Arbeit. Hier waren wahre Künstler am Werk und sie hatten weder finanzielle noch künstlerische Grenzen.
Für den Score sorgt (mal wieder) Hans Zimmer. Lange Zeit war Jack White an dem Projekt beteiligt, schied dann aber aus bisher unbekannten Gründen wieder aus. Eine Komposition von ihm hat es aber noch in den fertigen Film geschafft. Ansonsten ist das der Hans Zimmer im Piraten-Modus, was weniger negativ gemeint ist, denn die Musik macht sehr viel Spaß. Klar mag ja auch sein, dass bei einem Zimmer-Score immer mehrere Leute beteiligt waren. So ist Geoff Zanelli u.a. für die Neuarrangements von Rossinis bekannter „Wilhelm Tell“-Ouvertüre verantwortlich, die schon in der alten Serie eine wichtige Rolle gespielt hat und der hier quasi Tribut gezollt wird.
Fazit:
„Lone Ranger“ scheint ein klassischer Spalter zu sein. Entweder man liebt ihn und kann über Ungereimtheiten hinwegsehen oder man kann gar nichts mit ihm anfangen und stört sich an jedem noch so kleinen Härchen. Zählt man zu der ersten Gruppe so bekommt man einen der unterhaltsamsten Blockbuster der letzten Monate. Angesichts des bisher schlechten Einspiels, wird es wohl bei diesen einem Abenteuer bleiben, aber auch dieses besucht man immer wieder gerne ein weiteres Mal.
8/10