The World's End ~ Wright/Pegg/Frost Cornetto Teil 3 [Kritik]

McKenzie

Unchained
Ja, glaub die Synchro war am wenigsten dran schuld, die war durchaus in Ordnung. Dass ich quasi "zu sehr" um die Charaktere besorgt war, spricht ja im Grunde für Wright/Pegg.
Ist dir eigentlich der Satz
"I really liked your mother."
aufgefallen? In Hinsicht auf Shaun mein ich :biggrin: Ich fand es wirklich großartig Frost mal als den vernünftigen zu sehen und Pegg als den unreifen.

Allgemein finde ich, dass die Cornetto-Trilogie eine großartige und runde Bearbeitung der Wie-lebe-ich-richtig-als-Erwachsener - Thematik ist, die mit der Hauptfigur Pegg in 3 verschiedene Richtungen ausschlägt (bzw. 2, und Shaun genau in der Mitte). Nicholas Angel ist das Arbeitstier dem nur der Job Freude macht und dessen Privatleben kaum existent ist; Gary King ist irgendwie das Gegenteil, ein Mann mit Angst vor Verantwortung der nicht erwachsen werden und nur Spaß haben will (was er nicht wirklich hat, aber das ist eine andere Geschichte). Shaun ist der 08/15-Bürger in der Mitte, der beides hat, aber weder im Job noch privat wirklich glänzt und ruhig auch mal mehr Risiken eingehen könnte. Für mich spiegelt das sehr gut die Realität wieder, das Leben ist doch irgendwie ein Kampf zwischen der King- und der Angel-Seite, während man eigentlich ein Shaun ist, der aufpassen muss wieviel er auf welche Seite schwenkt.
So zieht sich das Thema "loslassen können" wie ein roter Faden durch die Trilogie - Shaun muss sich von seinen eingefahrenen Gewohnheiten losreißen, Angel von seiner Arbeitswut, und King von der Vergangenheit.
 

McKenzie

Unchained
Ich muss mittlerweile auch sagen, ich glaube World's End ist in gewisser Weise vielleicht sogar der "beste" Film der Reihe - Nicht so spaßig zum anschauen wie die ersten beiden, aber die Struktur und die Themen sind eben viel verwobener und vielschichtiger (und eben auch erwachsener), das fällt einem eben erst nach und nach auf.
>Mir wurde etwa erst letztens klar, dass Gary King & seine Freunde die sich für ihn schämen/der ihnen leidtut = Erde die peinlich und unzivilisiert ist und nicht zu den anderen, fortschrittlicheren Planeten passt. Das ist dann auch der Moment, wo Knightley seine Meinung ändert und anfängt Gary zu verteidigen.

Der Film wirkt noch (selbst-)sicherer in seiner gesagten Ausführung als alles was Wright vorher gemacht hat. Für mich ist die ganze Reihe ein 10/10er.

Übrigens, Gonzo, Shins, Hurri - Schon gesehen?
-> http://www.amazon.co.uk/Flavours-Cornetto-Trilogy-Blu-ray-Region/dp/B00ET6K40C/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1384168761&sr=8-1&keywords=cornetto+trilogy
It will be mine.
 

Shins

Well-Known Member
Ja, auch gesehen. Voll geil!!!! Aber da ich die ersten beiden schon so habe, lohnt sich das Teil glaube ich nicht. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht reizt :biggrin:

Freut mich übrigens sehr, dass es mehreren hier auch so geht und der Film nach ner Zeit an Qualität gewinnt :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
TheGreatGonzo schrieb:
Hier eine sehr ausführliche und lesenswerte Interpretation vieler Aspekte des Films: http://htmlgiant.com/film/25-more-pints-revisiting-the-worlds-end/
Da sind ein paar durchaus interessante Gedanken drin. Insbesondere Punkt #14 gibt mir zu denken. Der Trilogie-Zusammenhang zwischen Dalton und Brosnan war mir beim ersten Sehen nicht aufgefallen und ja, dass sich das Grundthema der "Wiederholung", oder nennen wir es Rückschau oder gar Nostalgie, auch auf die anderen Filme beziehen könnte, habe ich unterschätzt. Ich muss auch gestehen, dass mir die Arthus Thematik erst beim nachträglichen Lesen bewusst wurde, als ich sah, wie die Kollegen vom "King" heißen. King als Name hatte mich während des Films stutzig gemacht, aber auch nur das. Bei diesen Interpretationsansätzen fällt auch auf, dass man sich mit der Synchro sicherlich keinen Gefallen getan hat, obwohl sie im Rahmen der Möglichkeiten sicherlich gelungen war. Ich hatte eh vor, mir den Film im Heimkino noch mindestens einmal zu geben. Unterm Strich fand ich ihn ja doch noch ganz gut. Aber ob durch diese neuen oder erweiterten thematischen Anreize einige Grundprobleme gelöst werden (unausgewogene Mischung von Stimmungen, wenig reizvolles Sci-Fi Szenario, u.a.), bleibt abzuwarten.

Aber mal etwas allgemeiner zu diesen Interpretationen:
Wenn so was jetzt bei Edgar Wright okay ist, können wir dann über unseren Schatten springen und solche Gedanken rund um Dialoganalyse, Namenssymbolik, Allegorien etc. auch bei anderen Filmen gelten lassen, ohne das gleich als "gewollt" und "pseudo" und "prätentiös" abzutun? Ich meine niemanden persönlich damit, ich habe nur generell das Gefühl, dass Leute im Internet eigenartig (widersprüchlich?) selektieren, bei welchen Filmen für sie Interpretationen und Analysen vertretbar sind und wann nicht.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ich würde mehr Interpretationen und Essays zu aktuellen Filmen (Zu Klassikern findet sich das ja in rauen Mengen in verschiedensten Medien) durchaus begrüßen. Persönlich bin ich nicht eloquent und oft auch nicht aufmerksam genug, um so etwas selber zu machen, aber ich lese es oft durchaus gerne. Erweitert ,im Gegensatz zur klassischen "Das hat mir gefallen, das nicht"-Kritik, vielleicht auch etwas den eigenen Horizont. Und keine Interpretation ist definitiv, das finde ich ist das schöne daran. Jeder kann sich etwas eigenes aus einem Film (oder zumindest einigen) mitnehmen. Und wenn man das auf eine nicht überheblich wirkende Art und Weiße zum Ausdruck bringen kann, ist das eine tolle Sache.
 

Shins

Well-Known Member
Ich finde eine Kritik, die mehr auf die Gedanken eingeht, die der Rezensent beim Sehen bekam und so einen künstlerisch wertvollen, ja, essayistischen Text zustande bringt, so und so tausendmal besser als dieses ständige "Das war gut und das war nicht gut" Gequatsche...
 

McKenzie

Unchained
Durchaus, ich mag es auch wenn man versucht das Große Ganze zu sehen, oder eben die Schichten. Filme haben Schichten, wie Zwiebeln...oder Torten. Es springt mich halt leider nicht bei jedem Film sofort an, aber ich lese auch gern die "Initialzündung" anderer, denen viell. ein anderer Blickwinkel oder eine Interpretation aufgefallen sind und gebe dann meinen Senf dazu. Also ja bitte, gern mehr Analysen (ich reiß mich da viell. auch mal mehr am Riemen).

Joel.Barish schrieb:
ich habe nur generell das Gefühl, dass Leute im Internet eigenartig (widersprüchlich?) selektieren, bei welchen Filmen für sie Interpretationen und Analysen vertretbar sind und wann nicht.
Hm...kommt drauf an. Prinzipiell bietet sich World's End wohl eher an als ein White House Down, aber prinzipiell kann man immer was finden.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
McKenzie schrieb:
Filme haben Schichten, wie Zwiebeln
Oder Oger. :clap: :facepalm:

Aber ist doch schön, dass hier immerhin mal ein paar auf einen grünen Zweig kommen. Wer Zeit, Lust und den passenden Film findet soll hiermit auf jeden Fall ermutigt werden etwas zu schreiben. :biggrin:
Ich mochte übrigens auch Joels Fließtext-Jahresrückblick(e ?), in dem (denen) er auf Motive des übergreifenden Filmjahres einging, zwinker, zwinker.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Fand den Text oben im Link auch sehr ansprechend. Ebenfalls gefallen mir die Jahresrückblicke auch wenn ich es nicht immer ganz überzeugend fand ein Thema herauszustellen das nun das gesammte Filmjahr unter einen Hut bringen sollte. Aber das nur am Rande. Auch Joels Text über die "Before ..." Reihe sehr lesenswert.
Es gibt sowas ja auch gelegentlich in Videoform auf Youtube. Das muss nicht immer so analytisch sein. Manchmal sind es nur Gedanken zum Film. Jedenfalls tausendmal ansprechender als die üblichen "Er schießt 9 mal obwohl die Pistole xy nur 8 Schüsse im Magazin hat"-Reviews.
Persönlich bin ich für derartig lange Texte einfach zu faul, habe nicht die Zeit oder einfach zu unbegabt. Vielleicht sind das auch nur dämliche Entschuldigungen aber Ich schreibe lieber 10 Mal etwas ganz Kurzes als nichts.
 

Joel.Barish

dank AF
So was muss ja nicht immer ein seitenlanger Essay sein. Kann aber natürlich. So was kann man aber halt auch im Diskussionsgespräch erörtern. Ich habe nur hier und da (auch über BGs Grenzen hinaus) das Gefühl, dass da schnell abgeblockt wird. Gerade bei Filmen, die es umso stärker verdienen und sogar fordern, dass man genauer hinschaut. Ich will das jetzt nicht künstlich aufzwingen, aber angenehm zu lesen, dass so was theoretisch vermehrt möglich ist.

McKenzie schrieb:
Prinzipiell bietet sich World's End wohl eher an als ein White House Down, aber prinzipiell kann man immer was finden.
Ohne ihn gesehen zu haben, aber wer sich länger mit WHD beschäftigen will, darf das tun. Ich dachte da eher an Filme in die andere Richtung. Aber, wie in fast allem, was wir hier besprechen, ist es von Vorteil, den Film gesehen zu haben. Und "The World's End" haben mehr Leute gesehen als "The Master". Und das sage ich ohne irgendwelche Kritik.
 

Beckham23

Well-Known Member
Film
Gary (S. Pegg) und vier seiner Kumpels aus der Jugendzeit, haben vor 20 Jahren versucht in einer Nacht 12 Pubs "unsicher" zumachen und in jedem Einzelnen ein Bier zu trinken, um so die bekannte "Goldene Meile" zu schaffen. Nachdem ihnen dies damals nicht geglückt war, trommelt Gary nun seine alten Kumpels zusammen, um diese Sauftour in ihrem Heimatort zu wiederholen, mit dem Ziel dies endlich zu schaffen. Dabei stellt sich schnell heraus, daß Gary (genial von Dennis Schmidt-Foss synchronisiert) die reinste Quasselstrippe ist und mit seinen Worten die reinsten Überredungskünste zelebriert. So gestalten sich die ersten 45 min - dank hitziger Dialogduelle - sehr humorvoll.

Treten dann die ersten Anzeichen einer übernatürlichen Macht ans Licht, wird der Film leider etwas zäh und wirkt zudem sehr gestreckt. Nun weicht der Humor der Action, was nicht wirklich recht passen will - hier wäre weniger, wirklich mehr. Die Konsequenzen, die sich aus dem Handeln der Gruppe am Filmende ergeben, können dann in der Zusammenfassung gefallen und bilden ein durchaus sehr ansehnliches Ende.
Trotzdem hätte der Film diesen übernatürlichen Storyzweig gar nicht gebraucht. Die Geschichte um die Kneipentour hätte genug eigenständiges Potenzial gehabt, um mit Humor, Dialogen und aufzuarbeitenden Dingen aus der Jugendzeit zu bestehen und den Zuschauer die ganzen 100 min zu unterhalten.
Film - 75%
 

Shins

Well-Known Member
Beckham23 schrieb:
Trotzdem hätte der Film diesen übernatürlichen Storyzweig gar nicht gebraucht.
Ich verstehe sogar, was du meinst. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich hier um den dritten Teil der Blut-und-Cornetto-Trilogie handelt, der diesmal eben die Invasions-Filme der 50er als Vorbild hat und vor dessen Hintergrund seine Geschichte um Freundschaft und in der eigenen Vergangenheit feststecken erzählt.
 

McKenzie

Unchained
Und doch ist er wichtig. Denn erst durch diese Bedrohung von außen
(Die anderen Planeten wollen, dass die Erdbevölkerung endlich erwachsen wird, genauso wie die Freunde es von Gary erwarten) beginnen die übrig gebliebenen Freunde, einander zu verstehen.

Edit: Genauso könnte man übrigens sagen, dass in Shaun of the Dead keine Zombies nötig gewesen wären. Dass man auch so ein Drama darüber hätte machen können, wie Shaun sein Leben in den Griff und seine Freundin zurück kriegt. Bei beiden Filmen ist es aber eben ein wichtiges Storyelement, dass die große Bedrohung von außen unsere menschlichen Problemchen in die richtige Perspektive rückt und somit den Charakteren erst die Chance gibt zu wachsen.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
So ist es. In allen drei Filmen ist es ein integraler Bestandteil des Films und führt, in The World's End am gelungensten, Motive und Themen der Handlung fort.
Und auf die durchweg fantastischen Kampfszenen in TWE hätte ich auch nicht verzichten wollen. :squint:
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Hach, der Film hat wiedermal nur Spaß gemacht, ohne dabei flach oder all zu oberflächlich zu wirken. Eben so, wie man es von Wright kennt! :top:
Das meiste wurde hier ja eh schon gesagt, aber nochmal:
Die Charaktere, und nicht nur die Figuren von Pegg und Frost, sind wunderbar geschrieben und jeder hat so seine Kniffe und Macken, wodurch keiner von ihnen ersetzbar ist. :wink: Es macht tierisch Spaß den fünf Freunden auf ihrer Pubtour zu begleiten und wenn es dann richtig losgeht, ist man genauso ratlos wie sie. Aber sie helfen sich so gut, wie man eben kann, wenn man ordentlich was intus hat und gerade in einer recht misslichen Lage steckt :biggrin:
Der ganze Weg war einfach so herrlich schräg, aber Wright hat wiedermal sein Händchen im Umgang mit eben solchen Situationen bewiesen! Und dass er seinen unverkennbaren Stil immer beibehält ist die Sahne auf der Torte. Jedes mal ein Augenschmaus :biggrin:
 

McKenzie

Unchained
Die Cornetto-Trilogie-Box gibt es übrigens bei Amazon.co.uk grad um umgerechnet 22€. Enthält neben Unmassen an Extras übrigens auch u.a. deutschen Ton bei allen 3 Filmen den ersten beiden Filmen. Dachte nur ich teil das der Welt mal mit, weil meine grad angekommen ist :biggrin:
 

sh1ggy

ehemals niGGo
Nice, da bin ich doch glatt geneigt zuzuschlagen! Kann man bei Amazon.co.uk nur mit Kreditkarte zahlen?

Edit: Nevermind, ist auf jeden Fall nu bestellt, danke für den Tipp :biggrin:
 

McKenzie

Unchained
Sorry, Korrektur :unsure:

World's End hat nur englischen Ton, wie ich grade festgestellt habe. Liegt wohl daran dass der in England schon rausgekommen ist, als noch keine deutsch Veröffentlichung draußen war. Die anderen beide waren ja schon lang international veröffentlicht bevor sie auf BD rausgebracht wurden.
 
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