Ich würde da bei Django nicht groß widersprechen, wobei da für mich das Verhältnis ein kleineres Problem ist. 90% der Gewalt ist eben Heroic Bloodshed der Marke Tarantino, inklusive dem unfassbaren Gesuppe am Ende, während realistische negative Gewalt gar nicht so häufig vorkommt. Wenn sie aber vorkommt, wirkt sie mehr oder weniger so, wie sie wirken muss. Und er hat ein kluges Bild gefunden, wie z.B. die blutbefleckten Baumwollbüsche.
Aber du hast das bei Basterds ja schon gezielt angesprochen, daher kann man das auch mal abklopfen. Die Szene mit Eli Roth ist nach meiner Erfahrung wirklich die Szene, die mit am meisten Diskussionen auslöst. Für mich war es die Szene, die mich endgültig überzeugt hatte, dass Tarantino mit Krieg bzw. mit diesem Krieg umzugehen weiß. Ich hatte da anfangs nämlich ein bissl Angst vor, wie er sich da ungeniert austoben würde. Die Szene lebt durch Morricones Musik, dadurch erhält die Szene etwas Heroisches. Und Tarantino wird mit Sicherheit keine Nazis heroisieren, aber in der Szene steckt zweifellos eine Bewunderung für diese angesprochene Tapferkeit und, wie wir das nennen würden, "Kameraden- und Vaterlandstreue". Obwohl der deutsche Soldat kniet und Bärenjude Roth über ihm steht, inszeniert Tarantino den Deutschen als denjenigen, der echte Stärke ausstrahlt. Wie Roth aus dem Tunnel kommt und sich vor dem Soldaten aufbaut hat schon ganz gezielt etwas von einem rituellen Schlachter aus einem Horrorfilm. Tarantino betont den Fokus auf den Soldaten ja noch durch den kurzen Moment, wo über das Eiserne Kreuz gesprochen wird. Roth fragt, ob dieses Abzeichen für getötete Juden sei, der Soldat antwortet es sei für Tapferkeit. Das zeigt diese durchaus komplexe Ambiguität dieser Szene. Und dann, in dem Moment als Roth zuschlägt und seine animalische Rachegewalt am deutschen Soldaten auslässt, stoppt die Musik. Das Heroische hat hier keinen Platz mehr, die Gewalt hat etwas Zirkushaftes, was auch durch den Schauplatz und die Aufstellung (und das Verhalten) der übrigen Basterds verstärkt wird. Der Deutsche ist nicht der Held dieser Szene, aber der Bärenjude ist es auch nicht. Das meinte ich damit, dass Tarantino die Basterds als notwendiges Übel inszeniert. In gewisser Weise gucken wir da gerade "Stolz der Nation" aus der umgekehrten Perspektive. Und das ist Tarantino vollends bewusst.