@Jay: Robert Zemeckis hat es geschafft. Die Vorbereitung führt einen zügig in die Höhe, ist sehr humorvoll inszeniert und das wichtigste, Petite ist derjenige den niemand außer seine Freundin ernsthaft hinterfragt. Es ist vielmehr ein Teamgeist im Sinne von "Schnauze Leute, der Kerl weiß was er will!" Man sitzt als Zuschauer da und schaut sich diesen wirklich starken Cast an, beobachtet den Zweifel in den Augen seiner Freundin, sieht das Funkeln in Petits Augen, wie er sich vorbereitet und körperlich darunter leidet. Und man bekommt eine den Ernst des Vorhabens überspielende Coolness des Teams geboten (ich sag nur: "drauf sein"). Es ist wichtig zu wissen, dass der Film aus der stolzen Sicht von Petit erzählt wird.
Man findet so viele Paralellen zu seinem eigenen Leben, ob nun der Eindruck, dass andere denken man schaffe etwas nicht, oder aber auch die Enttäuschung wenn man Aufmerksamkeit haben sollte, diese aber aus purer Überheblichkeit und fehlendem Stolz nicht erlangen kann. Petits Mentor (Ben Kingsley) spielt hier die Schlüsselrolle, eigentlich jemanden den sich jeder als spirituellen Onkel wünscht. Er ist der BODEN. Er zeigt ihm, worauf es ankommt, was es bedeutet den Glauben der Menschen zu gewinnen. Und er erklärt ihm, dass wenn man annehme, alles sei in trockenen Tüchern, die gedankliche Abschottung notwendig wird, dass man sein Ding 100% durchziehen muss und nicht glauben darf, dass einen jemand zum Ziel zieht, man irgendwie mitschwimmen würde. Das Ende des Seilstanzes ist in dieser Hinsicht einfach wahnsinnig gut umgesetzt.
Ohne dass uns lange erklärt wird mit wem wir es hier zu tun haben ist das Zusammenspiel der Protagonisten von Anfang an glaubhaft und ziemlich unterhaltsam. Ich lache selten unkontrolliert im Kino. Doch da man schnell erkennt, dass diese Leute es durchziehen, dass Petite alles an sich zieht weil er besessen von der Idee ist seiner Angst einen Sarg zu hämmern, lacht man einfach mit.
Das wichtigste Statement: Glaube nicht an dich, sondern tu es stattdessen! (HAU DAS DING WEG!). Die Zeit für Gedanken (was könnte passieren) darf man nicht opfern. Nein, man soll es "100% durchziehen", den Moment an sich saugen und nicht im gedanklichen "Abwägen" versinken. Was interessieren uns andere?! Der Film ist eine auf mehreren Ebenen stattfindende Angsttherapie. Es wird nach einer Entscheidung verlangt, etwas, was uns heute in dieser durch Angst sich definierenden Gesellschaft immer schwerer fällt. Und dass man diese Angst hinter sich lassen kann, dass man wie Petite deutlich macht, die Weichen im Leben als eine immer wieder zugeworfene Herausforderung betrachtet, dass man sich selbst eben nicht allzu ernst nehmen sollte, sondern endlich mit sich ernst machen sollte, diese Forderung wird dem Zuschauer schon sehr früh im Film zugesandt.
Wer wünscht sich nicht, dass er es endlich allen zeigt, statt sich nur selbst einzureden, dass man es jederzeit könnte! Kennt jemand das Ende von Matrix, als Neo es allen zeigt? So fühl es sich am Ende an, wenn auch inhaltlich ganz anders. Der Film lehnt jede Art von Aufschiebung, jede Ausrede ab. Ich sag nur: "Die Karotten sind gekocht!"