Bin da überwiegend bei Diego, bin im Gesamturteil jedoch etwas versöhnlicher. Über handwerkliche Klasse muss man bei einem Spielberg nicht diskutieren, über tolle Sets usw. bei dem Budget nun auch nicht, und über schauspielerische Klasse bei einem Cast dieser Güte auch nicht. Das sind Pfunde, mit denen der Film wirklich punkten kann, wobei ich Hanks stärker als Streep fand, aber das sind Nuancen.
Toll geschrieben, herausragend gespielt, mit souveräner Hand inszeniert. Wirklich guter Film.
Aber das wirklich gut, reicht mir in dem Fall, zugegeben auch wegen der Erwartungshaltung, nicht. Mir fehlten hier tatsächlich klassische, meinetwegen auch "billige" Spannungselemente. Spielberg fokussiert sich nahezu ausschließlich auf die jeweiligen persönlichen Schicksale und blendet das große Thema weitestgehend aus. Das ist mehr ein Aufhänger, um seine eigentliche Geschichte zu erzählen. Und das fand ich etwas schade. Mir fehlte da etwas Druck, etwas "Gift und Galle", Konfrontation. In dem Zusammenhang war mir der Film dann auch zu kurz. Man lässt sich verdammt viel Zeit, und das meine ich im positivsten Sinne, um die Figuren zu etablieren, die Motivation einzuführen usw. Hinten raus, nachdem die Entscheidung dann einmal gefallen war, geht alles ziemlich zackig und unterstreicht nur, dass Spielberg das Thema an sich gar nicht sonderlich wichtig war. Ich hätte mir da einen anderen Ansatz gewünscht, der mich als Zuschauer mehr gepackt hatte. In dem Zusammenhang ist, und da gebe ich Diego völlig Recht, DIE UNBESTECHLICHEN in allen Punkten vorne, wobei man da natürlich auch das Entstehungsjahr berücksichtigen muss, und da wesentlich mehr Wut im Spiel war, als heute.
Absolut sehenswert und der Beweis, dass Spielberg wirklich Interesse hat, Geschichten zu erzählen. Aber leider nicht so ausgelegt, wie ich es mir gewünscht hätte und daher subjektiv betrachtet auch nicht so gut, wie er hätte sein dürfen.
7,5/10