Die Reise Cooper's ist die Reise des Magiers zum Ursprung der Welt (Gott = Kether). Coopers zunächst materialistisches und am Wissensdurst verhaftetet Weltbild wird am Ende der Serie völlig transzendiert, löst sich vollständig auf. David Lynch hat dafür den Verlauf der gesamten Serie am kabbalistischen Baum des Lebens von Athanasius Kircher ausgerichtet. Die 25 Jahre Wartezeit zwischen Staffel 2 und 3 sind auf die verwendeten Geschichten der Upanischaden zurückzuführen, aus welchen David Lynch über Monica Belucci in Staffel 3 die wohl wichtigste Erkenntnis vorträgt:
"We are like the dreamer who dreams and then lives inside the dream".
Der Adept muss den Upanischaden nach 25 Jahre warten, ehe er seinen Aufstieg im Baum des Lebens fortsetzen kann. Das Zeichen welches Laura Palmer zum Ende der zweiten Staffel macht ist das eines in ihrer Handfläche stehenden Baumes. Es ist also nicht Cooper selbst, der 25 Jahre im "Red Room" wartet, sondern eine seiner beiden seelischen Pole(Chessed = Gnade, Liebe, Mitleid). Derweil übte sein Gegenpol (Gebura = Stärke, Strenge, Furcht) über 25 Jahre strengen (furchteinflößenden) Einfluss auf die materialistische Welt (Malkuth) aus.
Mit Staffel 3 wurde Coopers Aufstieg im kabbalistischen Baum des Lebens vollendet. Cooper erreicht zunächst Jessod (den Zustand der Non Existenz, Violett, siehe Anfang Folge 3) und gelangt von dort aus über Hod (Orange = alter an sich denkender Dougie Jones) nach Nezach (7 = Grün = neuer für alle anderen handelnder Dougie Jones). Von da an richtet sich alles auf Tieferet (6 = Gelb = die Schönheit, Harmonie, gewonnene Liebe von Janey E und Sunny Jim).
Nachdem er die Liebe in Las Vegas empfunden hat (Janey E, Sunny Jim, am Ende gar die Mitchum Brothers) drückt es ihn nach dem Stromschlag in der Folge 16 hoch zwischen Gebura (Furcht) und Chessed (Liebe). Cooper erwacht in diesem Bewusstsein (d.h. Bob wird immer ein seelischeer Teil von ihm sein, kann aber durch die Menschen denen er in seinem Traum Vertrauen schenkt besiegt werden) wieder in Malkuth und kehrt für den Kampf seiner beiden Seelensäulen nach Twin Peaks zurück. In dem Bewusstsein angekommen, dass zwar die Vergangenheit die Zukunft diktiert, das Geistige aber in Wirklichkeit die materialle Welt erschafft, durchläuft er als Meister in den letzten beiden Folgen den gesamten Baum des Lebens von unten nach oben.
Cooper wird in dem Augenblick, da sein Gesicht den gesamten Bildschirm in der Sheriff-Station einnimmt, bewusst, dass die Welt in der er lebt aus dem Geistigen entspringt (Wortwörtlich: "We live inside a Dream!"). Die Zeit bleibt bei 2:53 Uhr (2+5+3=10) stehen. 10 steht, wie Gordon Cole früher in der Serie erklärt für die "Vollendung". Cooper fragt nun Truman nach dem Schlüssel für Zimmer 315 (3+1+5=9). Als er diesen Schlüssel erhält verlässt er die Sheriff-Station und wandert mit Gordon Cole und Diane durch den Keller des Great Northern zum höherwelligen Klang, den Cooper schon damals in der vierten Folge der ersten Staffel hörte (Traumsequenz). Er benutzt den Schlüssel und verlässt damit die Welt (Malkuth =10) als fertiger Magier nach Yesod (9 auf dem Baum des Lebens = Transzendenz).
Yesod steht für das Fundament bzw. die Substanz unserer Welt (die geistige Natur / Klartraumzustand). Von dort aus geht es nach Philipp Jeffries, der ihm eine Acht zeigt, auf der sich alles im Kreis dreht. Jeffries schließt Cooper die Tür zu Hod (8) auf. Cooper wird sich nun der zeitlosen Ewigkeit bewusst, schliesst seine Augen und wird anschließed von Netzach (7 = der Sehnsucht, Liebe = Laura Palmer) angezogen. Er versucht diese ihm vertraute Sehnsucht nun nach Hause zu bringen, findet aber erst als Laura ihr Tagebuch aufschliesst (es ist der Ton, der sie verschwinden lässt) die einzig wahre Liebe seiner Welt (Diane).
430 Meilen (4+3+0=7) braucht es nun, bis Cooper mit Diane nach Nezach (7) gelangt und seine Liebe zu ihr alles in ihm ausfüllt. Nun kann Cooper den Abgrund überschreiten, kann mit seinem Feuer (sein Geist bleibt derselbe) zwischen den Welten wandern (Richard und Linda Realität werden lassen) und erblickt noch am selben Tag vor dem Haus von Laura Palmer (jetzt Carrie Page) die Zahl 6 auf einem Strommast. Die 6 steht auf dem Baum des Lebens für Tipharet. Wir lernen nun den wahren Cooper kennen, in welchem die strenge und liebende Säule des Baum des Lebens vereint werden (5 für Gebura wie 4 für Chessed).
Von Tipharet aus startet Cooper im sicheren Glauben an eine höhere Harmonie seiner Handlungen (Laura nach Hause bringen) die Reise mit Carrie Page über den Abgrund (die Nacht) der Transzendenz (Daath). Wer diesen Pfad, weit weg von allen materiellen Zuständen im Geistigen, beschreitet, verliert aufgrund der auf ihn länger einwirkenden Polkräfte jegliche Orientierung, jegliches Zeitgefühl. Sinn und Unsinn, Logik und Unlogik werden der Kabbalah nach eins und alles was bisher zwei Pole hatte zieht es aus den vertrauten zuständen in die unvorstellbare Einheit. Cooper fährt mit Carrie Page im Glauben, genau zu Wissen was er tut, durch die Nacht (Binah = Wissen = 3) zurück nach Twin Peaks. Hier steht er nun zwischen den höchsten göttlichen Polen, zwischen Binah (3) und Chochma (2), d.h zwischen dem Wissen und der Weisheit (Unwissenheit), die er noch durch Laura Palmer am Ende der Serie zugeflüstert bekommt.
Er steht nun vor dem Haus von Laura Palmer (Hausnummer 708). Im Baum des Lebens ist dies in der Mitte der Abgrund ( Zahl 0) zwischen dem Pfad nach Binah (7 für den Wagen) und dem Pfad nach Chochma (8 für die Kraft). So erklärt sich die Hausnummer 708. Das höher gelegene weiße Palmer Haus ist Kether (1), die höchste geistige Ebene (Krone = Göttlichkeit = Licht).
In der völligen Orientierungslosigkeit verlieren Richard/Cooper und Carrie Page/Laura Palmer ihr bloßes Wissen (Jemand anders wohnt nun dort?) und gewinnen kurz darauf die göttliche Weisheit, nämlich, dass ihre Realität nicht nur vom Wissen (BInah) abhängig ist. Cooper fragt völlig verstört: "Welches Jahr haben wird?" und für Laura Palmer werden nun die niederen Welten in denen sie bereits inkarnierte EINS (Kether vereint ihre Welten = Mutter ruft nach Laura). Sie erinnert sich und stößt vor Schreck den lauten Schrei aus. Es wird dunkel und wir sehen anschließend Cooper/Richard, wie er auf der mittleren Säule des Baumes (Vor Jessod, d.h. im Red Room) von Laura Palmer die ewige Weisheit (Die Unwissenheit) ins Ohr geflüstert bekommt.
Ende.
Hier ist der von David Lynch verwendete Baum des Lebens:
http://www.impurismus.de/baumbild.html
Für viele Zuschauer was das Ende sehr unbefriedigend. Man hatte sich gewünscht, dass Special Agent Dale Cooper wieder in gewohnter Sicherheit seine Kollegen (Truman, Hawke, Andy) an die Hand nimmt und jedem dem er begegnet das Gefühl vermittelt, dass er sich und alles unter Kontrolle hat, er intuitiv in jeder Situation weiß was zu tun ist. Was David Lynch dem Zuschauer geboten hat, ist die Teilnahme an der tiefen Zerissenheit bzw. Orientierungslosigkeit die ein Magier während seines Aufstiegs im Baum des Lebens aushalten muss. Dort oben in den geistigen Sphären (Fireman: "you are far away!") fliesst, wie David Lynch selbst immer sagt, alles ineinander, gibt es weder ein Festhalten an der Zeit, noch ein Vertrauen auf den Boden den man noch gerade unter den Füßen hatte. Gut und Böse, Hell und Dunkel, Wissen und Weisheit, Furcht und Liebe heben sich auf. Und genau so fühlt sich Cooper am Ende seiner Reise, durch die negative Kraft (Judy) völlig aus seiner vertrauten Welt gerissen, in der die Polarisationen bisher alles klar unterscheidbar voneinander getrennt haben. Er wird seine Realität nun nicht mehr nur durch das Wissen (die Vertrautheit) erschaffen, sondern stattdessen bereit sein, die Weisheit zu erfahren, dass sich alle Gegensätze der Welt (Malkuth= Twin Peaks) in Kether vereinen.
Wie es nach Staffel 3 weitergeht steht wohl in den Sternen. Neben Richard gibt es ja noch die geistige Schöpfung des Dougie Jones. David Lynch bietet mit den Tulpas (Manifestationen der Gedanken) in Staffel 3 einen Raum für potentielle Fortsetzungen. Vielleicht handelt es sich auch gar nicht um Dougie Jones, sondern um eine 1:1 Manifestation des in Folge 16 wiedererwachten Dale Cooper. Alles andere wäre für Janey E und Sunny Jim, nachdem Dale bereits aufgewacht war, ja auch nicht nachvollziehbar. Auch könnte es sein, dass David Lynch in Zukunft von oben herab (AIN) auf Kether blickt und dem Zuschauer am Ende fragen lässt, ob Gordon Cole und Dale Cooper vielleicht Manifestationen ein und desselben Träumers sind. Auf sich zurückgeblickt hat David Lynch in Staffel 3 ja bereits symbolisch (Szene mit Monica Belucci).