Joel.Barish
dank AF
Man kennt es vielleicht aus Animationsfilmen: eine Figur erhält einen Brief oder einen Textnachricht auf dem Handy und der Zuschauer sieht den eigentlich englisch- oder gar japanischsprachigen Text nun ins Deutsche übersetzt. Nicht per Untertitel, sondern direkt im Bild übersetzt. Für die deutsche Version wurden Schriftelemente des Originalbilds verändert und übersetzt.
So etwas gab es teilweise auch in Realfilmen, grob geschätzt bis in die 1960er hinein, wenn zumeist Briefe im Insert Shot "übersetzt" wurden, indem man den Insert Shot der deutschsprachigen Briefversion einfügte. Aber selbst aktuelle Realfilme greifen wieder häufiger darauf zurück, was durch den vermehrten Einsatz von Textnachrichten irgendwie kaum überraschend ist.
Nun die große Frage: Ist das gut oder schlecht?
➡ Pro:
Immersion. Untertitel sind ein sichtbarer Zusatz von außen, nachträglich hinzugefügt, reißt daher nicht wenige Leute heraus. Durch In-Bild Übersetzungen bleibt man immerzu innerhalb der Welt.
Visueller Fokus: Statt ans untere Bildende zu den UTs zu wechseln, bleibt man visuell dort, wo die Filmemacher den Zuschauer haben wollen.
➡ Kontra:
Eingriff: Es ist eine Veränderung des Originals, ein Eingriff in die geschlossene Gesamtheit des Werks.
Es wird nicht immer mit der gleichen Sorgfalt gestaltet wie das Original. Das betrifft insbesondere Animationsfilme. Pixars "Onward" ist bei D+ nur in der deutschen Bildversion verfügbar, soweit ich weiß. Ein zentraler Aspekt des Films dreht sich um die "Bucket List" der Hauptfigur, der sich die Dinge notiert, die er gerne mit seinem magisch zurückgeholten Vater erleben möchte. Der Clou: die Figur schreibt mit einem vierfarbigen Kuli und das in einem wohl recht ausgeprägten Schreibstil, den man in der deutschen Version nur erahnen kann. Wir sehen die ziemlich detailreiche Bewegungsanimation der Hand, bekommen in der deutschen Version aber nur einen schrecklich einfältigen PC-Font zu sehen.
Es verändert die dargestellte Welt bzw. die dargestellten Figuren. Der Schauplatz eines Films ist nicht beliebig und austauschbar. Es ist keine vage Scheinwelt, in der Sprache keine Rolle spielt. Potentielle Mehrsprachigkeit geht dabei verloren. Ich glaube es war "Happy Death Day 2U" (?), wo ich mir anfänglich nicht sicher war, ob die Figur vielleicht wirklich deutsche Eltern oder so hat. Aber nein, hat sie nicht. Es war nur eine solche Verfremdung der Bildinformationen des Films. Für mein Empfinden wird der obige Immersionseffekt mindestens gleichwertig gestört, wie er durch UTs gestört worden wäre. Mindestens.
⏭ Fazit:
Wie auch beim Thema Synchronisation (und vermutlich noch stärker) stehe ich auf der Kontra-Seite? Wie seht ihr das?
So etwas gab es teilweise auch in Realfilmen, grob geschätzt bis in die 1960er hinein, wenn zumeist Briefe im Insert Shot "übersetzt" wurden, indem man den Insert Shot der deutschsprachigen Briefversion einfügte. Aber selbst aktuelle Realfilme greifen wieder häufiger darauf zurück, was durch den vermehrten Einsatz von Textnachrichten irgendwie kaum überraschend ist.
Nun die große Frage: Ist das gut oder schlecht?
➡ Pro:
Immersion. Untertitel sind ein sichtbarer Zusatz von außen, nachträglich hinzugefügt, reißt daher nicht wenige Leute heraus. Durch In-Bild Übersetzungen bleibt man immerzu innerhalb der Welt.
Visueller Fokus: Statt ans untere Bildende zu den UTs zu wechseln, bleibt man visuell dort, wo die Filmemacher den Zuschauer haben wollen.
➡ Kontra:
Eingriff: Es ist eine Veränderung des Originals, ein Eingriff in die geschlossene Gesamtheit des Werks.
Es wird nicht immer mit der gleichen Sorgfalt gestaltet wie das Original. Das betrifft insbesondere Animationsfilme. Pixars "Onward" ist bei D+ nur in der deutschen Bildversion verfügbar, soweit ich weiß. Ein zentraler Aspekt des Films dreht sich um die "Bucket List" der Hauptfigur, der sich die Dinge notiert, die er gerne mit seinem magisch zurückgeholten Vater erleben möchte. Der Clou: die Figur schreibt mit einem vierfarbigen Kuli und das in einem wohl recht ausgeprägten Schreibstil, den man in der deutschen Version nur erahnen kann. Wir sehen die ziemlich detailreiche Bewegungsanimation der Hand, bekommen in der deutschen Version aber nur einen schrecklich einfältigen PC-Font zu sehen.
Es verändert die dargestellte Welt bzw. die dargestellten Figuren. Der Schauplatz eines Films ist nicht beliebig und austauschbar. Es ist keine vage Scheinwelt, in der Sprache keine Rolle spielt. Potentielle Mehrsprachigkeit geht dabei verloren. Ich glaube es war "Happy Death Day 2U" (?), wo ich mir anfänglich nicht sicher war, ob die Figur vielleicht wirklich deutsche Eltern oder so hat. Aber nein, hat sie nicht. Es war nur eine solche Verfremdung der Bildinformationen des Films. Für mein Empfinden wird der obige Immersionseffekt mindestens gleichwertig gestört, wie er durch UTs gestört worden wäre. Mindestens.
⏭ Fazit:
Wie auch beim Thema Synchronisation (und vermutlich noch stärker) stehe ich auf der Kontra-Seite? Wie seht ihr das?