Nightmare Alley ~ Bradley Cooper [Kritik]

Revolvermann

Well-Known Member
So richtig vergeichbar ist das sicher nicht aber in Zeiten in denen der Ex-President dazu aufrief Bleichmittel zu nehmen und einige Amerikaner Entwurmungsmittel für Pferde gegen einen Virus Schlucken (und Leute wie Alex Jones das Live im Internet propagieren) könnte man Parallelen ziehen bzw. könnte Del Toro derartiges einfließen lassen.
 

Puni

Well-Known Member
Kann mir jemand erklären, wer oder was QAnon ist? Scheint irgendwas mit Verschwörungstheorien zu tun zu haben.
Gerne, hab mich als Verschwörungsfan (ohne daran zu glauben, aber mich interessieren einfach gewisse gesellschafliche Ströme in die Richtung sehr) seit der Wahl von Trump bis zu seiner Abwahl damit beschäftigt.

QAnon hat seine Ursprünge in einem Imageboard, ähnlich wie 4chan. Diese Boards bestanden anfangs größtenteils aus Trollen, und sorgten bei Online-Umfragen dafür,. dass beispielsweise der nächste Auftritt von Justin Bieber in Nord Korea stattfindet. :biggrin: Kurz vor der Wahl von Trump meldete sich auf einem dieser anonymen Onlineboards allerdings ein User, der durch kryptische Aussagen damit auffiel, bestimmte Muster und Doppeldeutigkeiten in Twitterposts von Trump etc. aufzuzeigen, die unterschwellig bedeuten sollen, dass die Trump-Regierung gegen Menschenhandel und insbesondere gegen die satanische "Elite", die in Musikvideos, Ansprachen und Hollywoodfilmen Kindesmissbrauch propagiert, angeht.
Edit: dieser User gab vor, tiefgreifende Geheimdienstinformationen zu haben und tat so, als gehöre er zum inneren Kreis der Trump-Adinistration.
Das Thema geht sehr tief und ich kann hier nicht alles aufbröseln, aber beispielsweise ging aus einem dieser Fake News auch Xavier Naidoos Meltdown hervor, in dem er dachte, dass die US Army gerade Kinder aus unterirdischen Kanälen des Central Parks in NY befreit. Es wurde von seiten von der QAnon-Community einfach dauernd in Botschaften von allen möglichen prominten Personen auf Social Media gesucht - beispielsweise galt ein Tweet eines Demokraten, der seinen toten Hund betrautert, als Zeichen dafür, dass ein bestimmter verstorbener Senator sein Todesurteil vom Geheimdienst bekommen hat.

tl;dr: Diese ganze Szene, die ca. 200-1 Millionen Anhänger weltweit haben dürfte, ist super paranoid, mittlerweile von Twitter gebannt und sorgte vor ein paar Monaten indirekt für den berühmt-berüchtigten Sturm aufs Kapitol von Verschwörungstheoretikern, bei dem - ich glaube - zwei Sicherheitspersonen ums Leben gekommen sind.
 
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Presko

Don Quijote des Forums
Und während der Vereidigung Bidens haben sie in Foren und Chats noch darauf gewartet, dass gleich Trump mit dem Militär auftaucht und die Demokraten wegen Landesverrats hinrichten lässt. Als nichtsdergleichen passierte, brach für einige ne Welt zusammen.
 

Puni

Well-Known Member
Ganz genau. :biggrin: Und man muss sich bei sowas im Klaren sein, dass hinter dieser ganzen QAnon-Numer nicht - wie viele Medien wie CNN etc behauptet haben - höchstwahrscheinlich kein fremder Geheimdienst wie die Russen steckten, sondern es alles erst einmal mit einem Troll angefangen hat, dessen kryptische Nachrichten in jahrelanger Feinarbeit von Gläubigen auseinander genomen wurde. Beliebt war zum Beispiel immer, dass von diesem User ständig Deadlines gesetzt wurden, die selbstverständlich nie eingehalten wurden.
 

Joel.Barish

dank AF
Cate Blanchett und Rooney Mara in einem Film, angesiedelt in den 1930ern? Warum nur kommt mir das bekannt vor....

Aber ja, sieht sehr gut aus, wie die meisten del Toro (Trailer). Ich würde sogar sagen, dass erst Tylers Buchspoiler hier in der Diskussion meine Vorfreude von "ja, nett, neuer del Toro" hin zu "oh, ja, sehr spannend" gesteigert hat. :biggrin:
 

Cartman

Well-Known Member
In dem Trailer gibt es Einstellungen von Bradley Cooper, in denen er einen ziemlich guten Indiana Jones abgeben würde.

 

TheRealNeo

Well-Known Member
Habe den Film gestern gesehen und in der Gruppe, mit der ich das Kino besucht habe, habe ich ihn wohl noch am wohlwollensten aufgenommen. Zu lang und belanglos war ansonsten der erste Eindruck nach dem Film. Dem kann ich erstmal auch nicht komplett widersprechen.
Schon bei seinen HELLBOY-Filmen ist mir bei Guillermo del Toro immer mal wieder aufgefallen, dass wenn dann die Schwächen bei ihm beim Drehbuch zu suchen sind oder vor allen Dingen dort. Und das kommt auch hier womöglich wieder zum Tragen, schließlich schrieb er das Drehbuch selbst zusammen mit Kim Morgan. Das hat zusammen mit der Inszenierung ihre Schattenseiten. Dies führt dazu, dass die Wendungen des Films eigentlich schon immer sehr deutlich vorbereitet und angekündigt werden. Man muss sich da fast schon etwas wundern oder fragen, ob das Absicht war und noch mehr dahintersteckt. Das macht den Film nun nicht kaputt, da er nicht nur von diesen inhaltlichen Kurven lebt, aber er zieht daraus eben auch keinen Mehrwert.
Die größte Hürde des Films ist ja mithin auch, dass man mit Bradley Coopers Stan einen Anti-Helden als Hauptfigur hat. Das ist ja auch mitunter das Ding von Guillermo del Toro. Hier ein Mensch, der für den Weg zu Ruhm und Erfolg keine moralischen Grenzen kennt und dadurch schnell auch nicht die sympathischste Figur des Films ist. Das ist als Ansatz ganz spannend, aber der Film schafft es ansonsten auch nicht unbedingt erfolgreich andere emotionale Anker zu setzen. Im Grunde ist es dann vielleicht ein passendes Abbild dieser Zeit und Welt, in der der Film spielt, wo man eben auch als Publikum keiner Figur trauen kann, aber man hat eben zwei Hälfte an Film, die sich stark unterscheiden - der bekannte Part mit Cate Blanchett aus dem Trailer kommt so erst auch in der zweiten Hälfte des Films - und für sich haben beide Hälften ihre Stärken, aber als 150 Minuten Film zeigen sich dann die beiden Teile als gemeinsamer Film nicht unbedingt als sich gegenseitig befruchtend.

Das klingt jetzt alles sehr negativ oder negativer als mir der Film eigentlich gefallen hat. Denn ja er hat besonders in der ersten Hälfte eine tolle Atmosphäre und auch zum Showdown hin. Guillermo del Toro weiß, wie er mit seinem Kameramann die Bildgestaltung spannend gestaltet und auch der Cast füllt die Figuren sehr gut. Es hat eben alles mindestens immer einen kleinen Haken dabei.

Es ist in den USA ja auch parallel eine schwarz-weiße Version des Films erschienen, aber ich weiß gar nicht, ob die so viel Mehrwert bietet. Ein spannendes Experiment vielleicht und ich verstehe den Gedanken dahinter, um sich noch mehr dem Noir-Feeling anzunähern, aber ich glaube gewinnen kann der Film dadurch kaum.

Ein ansich atmosphärischer Noir-Thriller alter Schule, der seine Schwächen und Längen hat, aber der dann doch auch zuweilen angenehm anders ist.
 

Grintolix

Well-Known Member
Und schon ab 16.03. auf Disney+ verfügbar.
Ob uns diese schnelle Verwurstung von Kinofilmen auf Streaminganbietern in der NachCoronazeit erhalten bleibt?
Also ich persönlich hab da schon ein bisschen Bauchschmerzen. Die Studios wollen in erster Linie Kohle mit ihren produzierten Filmen machen. Wenn aber für eine Kinoauswertung gerade mal ein paar Wochen bleiben, wird doch zukünftig noch mehr auf Blockbuster gesetzt und evtl. Budgets gekürzt. Wäre mal was für einen eigenen Thread.
 
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TheRealNeo

Well-Known Member
Gut finde ich das auf jedenfall auch nicht, andererseits ist es eben Content, den man für den Streamingdienst ja ohnehin braucht/produzieren muss. Dementsprechend sind Kürzungen Budgets nicht zu erwarten, aber zumindest bei den großen Studios eben noch mehr Produktionen, die ins Streamingportfolio passen und Leute anlocken, anstatt Dinge zu wagen mit unbekannten Leuten.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits gehen dadurch wahrscheinlich noch weniger Leute ins Kino, wenn sie wissen, der Film kommt in wenigen Wochen ohnehin für das Heimkino raus. Manchmal gar noch schneller.
Wodurch dann noch mehr Kinos verschwinden und in den Verbleibenden sich die Filmauswahl noch mehr in Richtung ausschließlich Event-Blockbuster verschiebt.
Andererseits können so Filmemacher und Studios aus eher enttäuschenden Kinoeinspielen doch noch etwas rausholen. Wie zuletzt beispielsweise bei The Last Duel oder wahrscheinlich auch hier bei Nightmare Alley passiert.
Der Film hat um die 60 Millionen Dollar gekostet und hat gerade mal gut die Hälfte wieder eingespielt. Da wird nicht mehr viel hinzukommen und das wissen auch die Studios.
Im Heimkino kann das Ding aber gut noch lukrativ werden und gerade halt bei einem Film, der finanziell hinter den Erwartungen blieb aber große Namen zu bieten hat und bei der Kritik recht gut ankam, kann man einen sehr zeitnahen Exclusiv-Deal mit einem Streaminganbieter noch obendrauf packen.
Disney fängt damit gerade ohnehin in größerem Stil an, wahrscheinlich weil Eigenproduktionen und Sachen wie The Last Duel oder Antlers mit zeitnahem oder gar zeitgleichen Kino-Run auf den Streamingdienst zusätzlich beachtliche Erfolg feierten.
So können dann die Filmemacher auch einen Boxoffice-Misserfolg noch in einen Erfolg verwandeln. Gibt ja mittlerweile durchaus einige Filme, die im Kino nicht richtig durchgestartet sind, im Streaming aber schon.
Kann mir auch gut vorstellen das beispielsweise ein 3,5 Stunden langer The Irishman, hätte er einen anständige Kinoauswertung bekommen, in der heutigen Zeit zumindest nicht ausnehmend gut besucht worden wäre. Auf Netflix wurde es einer der meistgeschauten Filme überhaupt für die Plattform.
Das ist eigentlich wie früher in der Videothek. Einige Filme wurden im Kino als auch auf Video/DVD zu Hits. Andere gingen im Kino unter, wurden aber auf den heimischen Videorekordern bis zum geht nicht mehr abgespult.
Heute bekommen die Studios durch Lizenzen, Digitalkäufe ect. nur schneller ihr Geld wieder. Was wie gesagt für die Filmemacher und ihr womöglich nächstes Projekt gar nicht übel ist.
 

takahara71

Well-Known Member
Ich wünschte ich hätte mir den Kinobesuch verkniffen, aber als del Toro Fan war es ein muss für mich. Im Nachhinein muss ich leider feststellen das dass eindeutig der schwächste del Toro(zumindest für mich) ist. Keine Frage, Ausstattung und Setting sind erste Sahne aber mit dem Rest kann ich einfach nichts anfangen.
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Hm, kann mir del Toro ohne klare fantastische Elemente nicht so gelungen vorstellen. Seine Filme sind in der Hinsicht oft 'trocken' und eben die Elemente wie Kreaturen, Geister usw. geben dem ganzen den letzten Schliff und machen es wunderbar interessant. Gerade bei Crimson Peak mochte ich es, wie die Geschehnisse im Haus die ganze "normale" Vorgeschichte fast schon aus dem Weg schiebt und 'Platz da!' ruft.
Das ist immer ein tolles Wechselspiel bei del Toro, wenn Figuren keine Ahnung von den Elementen haben und damit konfrontiert oder mit den Konsequenzen zurecht kommen müssen.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Hail to the Freaks!
Was für ein gelungener Gothic-Thriller. Ausstattung und Kamera sind mal wieder mehr als eindrucksvoll. Auch hat mich vor allem Bradley Cooper nachhaltig beeindruckt. Womöglich beste Performance bisher?
Aber auch die Nebendarsteller von Mara über Blanchett bis Dafoe sind genial.
Ich hatte manchmal die Befürchtung Del Toro würde
dann doch ins Übernatürliche abdriften, was aber zu Glück nie geschieht. Das hätte die Geschichte geradezu zerstört. Werden doch die Figuren, als auch der Zuschauer immer wieder manipuliert und hinterfragt.
Der amerikanische Traum ausgehöhlt. Etwas Übernatürliches hätte da höchstens als billiger Deus Ex Machina fungiert.
 
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Deathrider

The Dude
Auch neulich gesehen. Ganz großartiger Film Noir (bzw Neo Noir). Sagenhaft gespielt und gefilmt. Die Ausstattung spielt fast schon die zweite Hauptrolle, wie bei Del Toro zu erwarten. Für mich der Beste Film den ich seit Dune gesehen habe.
 

Puni

Well-Known Member
Les gerade den Roman, Film wird dann im Anschluss geschaut. Gefällt mir bisher aber sehr gut - vor allem wenn man bedenkt, dass der Roman aus den 40ern ist, sich aber überhaupt nicht "alt" anfühlt.
 
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