Faszinierende Psychostudie. Eigentlich müsste ein mit Puppen realisierter Film über einen depressiven Nörgler schier unerträglich sein, aber was Kaufman draus man, ist bemerkenswert.
Die Stimmen- und Designwahl ist zunächst schwer gewöhnungsbedürftig, aber mit einem Sinn und Zweck ausgesucht, die an wichtigen Punkten im Film ihre Wirkung haben. Ich weiß nicht, obs nur mir so ging, aber David Thewlis und Jennifer Jason Leigh verleihen ihren beiden (? haha) Figuren so viel mehr Menschlichkeit und Authentizität als viele andere Schauspieler in Realfilmen. Und dann die schon genannte Sexszene. Da sollte man ja meinen, dass es witzig sein soll, wenn es kein perfekt choreografierter Basic Instinct Sex mit zwei Astralkörpern ist - wegen der Puppen denkt man ja unweigerlich an Team America mit seiner legendär unvergesslichen Sexszene - doch die wirkt einfach mal überraschend gewöhnlich und normal. Ein mit Puppen realisierter Film, der eine glaubhaftere Sexszene hat als die meisten anderen Filme.
Okay, der zähe Handlungsverlauf verlangt schon einiges an Geduld, für den eher leblosen ruhigen Ton muss man in der richtigen Laune sein um dabei nicht gelangweilt auf BG rumzusurfen, und das Ende ist nicht gut gewählt, aber Michaels Einstieg und sein Treffen mit Lisa belohnt mit einer überzeugenden Figurengeschichte, wobei Kaufman geschickt Symbole und Abweichungen von der Realität einbringt, um Anomalisa zusätzlich Tiefe zu verleihen.
Ich sage 8/10, und damit sehenswerter als Warcraft.
Wenn ich die Kaufmans (Regie oder Script) spontan ranken müsste...
Eternal Sunshine of the Spotless Mind
Being John Malkovich
Synecdoche, New York
Anomalisa
Adaptation
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Confessions of a Dangerous Mind