Netter Artikel, während des Lesens bin ich früh an einem Punkt angekommen, an dem ich erst einmal abbrechen muss, um dir zu antworten. Den Rest lese ich anschließend. Es geht um den Punkt Zeitschleifen.
Du erklärst hier, dass die Kurzgeschichte wie im Kreis immer wieder durch die Zeit reist und führst auf, dass man sich damit abfinden soll, weil es nur ein McGuffin ist.
Das ist zu platt.
Man kann wissenschaftlich nachweisen, wie alt etwas ist. Würde man in dein Beispiel reinsteigen, wäre die Kurzgeschichte gleichzeitig gerade erst entstanden und mehrere millionen Jahre alt. Selbst innerhalb von Zeitreisetheorien ist dies absolut unmöglich.
Es gibt aber Ansätze, um solche "Probleme" zu lösen.
Ich versuche das zu erklären, mit Hilfe des folgenden Bildes:
http://schizz.vs120155.hl-users.com/Zeugs/Zeittheorie.jpg
Bevor ihr euch den Kopf zerbrecht, was das Bild bedeutet, hier ein paar Erklärungen, aus der neutralen Beobachter Sicht, beispielsweise ein Zuschauer eines Films:
Zwischen 14-15 geht Alfred zu seiner Freundin Bertha, verhält sich geheimnisvoll und überreicht ihr einen Stein. Kurz darauf macht sie eine Zeitreise, ein paar Stunden zurück nach 10 Uhr. Dort trifft sie Alfred, gibt ihm den Stein und sagt: Er soll ihr den Stein in 4 Stunden zurück geben, aber kein Wort darüber verlieren.
An dieser Stelle haben wir also einen ewigen Kreislauf des Steins, der immer wieder von Bertha an Alfred und zurück gegeben wird. Die komplette Existenz des Steins liegt also zwischen 10-15 Uhr. Für Alfred und Bertha passiert das ganze nur 1 einziges mal. Aus der Sicht des Steins passiert dies unendlich häufig. Er erlebt 5h und reist danach zurück, neue 5h, wieder zurück und so weiter und so fort.
Nun nehmen wir mal an, es wäre kein Stein gewesen, sondern ein Butterbrot. Nach einigen Durchläufen der Schleife wäre das Butterbrot verfault...
Nehmen wir an, der Stein wäre ein Kind, dann würde das Kind mit jedem Durchlauf 5h älter sein und theoretisch könnte es ein ganzes Menschenleben durchmachen bis es alt und gebrechlich wird.
All dies würde aber bedeuten, dass sich bei jedem Durchlauf etwas ändert. Und wir haben weiterhin das "Problem", dass etwas unendlich lange existiert ohne jemals irgendwo hergekommen zu sein.
Dabei sind es physikalische Axiome, dass alles irgendwo her kommt und irgendwo hin geht. Wie erklärt man also soetwas, physikalsich, wissenschaftlich, zeittheoretisch logisch? Indem neue Blickwinkel hinzugefügt werden.
(Achtung, das mit den Blickwinkeln ist wichtig, ich vermute, dass du im Laufe deines Artikels noch darauf kommen wirst).
Bis jetzt haben wor dem Stein aus dem Blickwinkel von Bertha und Alfred angeschaut... wie wärs, wenn wir uns anschauen, was Charlie und Dora, unsere Meisterdiebe so machen?
Charlie findet zwischen 12-13 einen Stein auf dem Boden, hebt ihn auf und zwischen 13-14 steckt er ihn heimlich in die Tasche von Alfred. Weil er es so lustig findet.
Zwischen 14-15 gibt Alfred diesen Stein an Bertha, diese reist zurück nach 10 Uhr und gibt den Stein weiter an Alfred.
Zwischen 11 und 12 kommt Dora und will Alfreds Brieftasche klauen, erwischt aber nur den Stein und schmeißt ihn ein paar Stunden später auf den Boden.
Aus der Sicht von Alfred und Bertha haben wir das gleiche Szenario wie vorher, einen Stein in einer Schleife, der ewig durch die Zeit geschickt wird. Dank der Blickwinkel von Charlie und Dora wissen wir, dass der Stein nur 1 einziges mal durch die Zeit reist (genau wie Bertha), vorher existierte (auf dem Boden lag) und später auch weiter existiert (wieder auf dem Boden).
Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen verständlich erklären.
Aus diesem Grund ist der Blickwinkel bei Zeitreisen ungemein wichtig. Als Zuschauer eines Filmes kennt man nur einen kleinen Teil der Geschichte, den der Regisseur für relevant hielt. Häufig sind die Ergebnisse unlogisch, lassen sich aber schön reden, wenn man sich daran erinnert, dass nicht alle Blickwinkel bekannt sind.
Filme, die dies hervorragend hinbekommen haben, sind zum Beispiel Harry Potter 3, 12 Monkeys und Interstellar.