Achtung Spoilder-Gefahr
Amazing Spider-Man und The Dark Knight Rises - was habe ich mich auf die Verfilmungen gefreut und wie gross war die Ernüchterung nach der Sichtung! Gestern habe ich das neue Spidey-Abenteuer nochmals geguckt und die Enttäuschung war, trotz viel besserer englischer Version, sogar noch ne Ecke grösser. Meine These: Beide Filme scheitern an denselben Faktoren. Mal den Reboot- Aspekt von Webs Spidey ausser Acht gelassen, waren die Voraussetzungen für beide Filme ja sehr gut. Talentierte Regisseure, grossartige Casts und auch die finanziellen Mittel waren stimmten. Beide Filme kommen dementsprechend in guter Optik daher, sind atmosphärisch dicht präsentiert und es wird versucht, anspruchsvolle und komplexe (zu komplexe) Geschichten zu erzählen.
Warum scheitern also beide Versuche?
Ich behaupte der Hauptgrund liegt im Erzählerischen Versagen oder noch genauer gesagt im Ausbleiben des eigentlichen "Erzählens". Beide Filme brechen meiner Ansicht nach mit der klassischen Erzählform des Kinos und verzetteln sich in den eigenen Ansprüchen. Stellt Euch mal für einen Moment lang die beiden Filme als jeweils 4-6teilige Miniserien vor - ich behaupte diese Serienstruktur würde auf die beiden Verfilmungen viel besser passen. Was meint Ihr? Kommt es vielleicht daher, dass der Erfolg der neuen Serienformate in Amerika mit ihren recht komplexen und anspruchsvollen Erzählmustern, die Drehbücher zu den beiden Filmen beeinflusst haben?
Vergleichen wir doch mal die Struktur von Raimis erstem Spidey, Batman Begins, The Dark Knight mit den beiden neuen Verfilmungen.
Die Struktur von Raimis erstem Spidey liesse sich etwa so darstellen: (1) Darstellung Aussenseiter Peter Parker und seine Liebe zu MJ (2) Erhalt und Entdeckung der Spinnenkräfte Kräfte (3) Tod Onkel Ben Entwicklung zu Spider-Man (4) Kampf gegen den Kobold
Ähnlich liesse sich Nolans erster Batman einteilen: (1) Bruce Wayne und seine Traumaverarbeitung (2) Rückkehr/Entwicklung Batman (3) Kampf gegen die Bösen
Beide Filme lassen sich sehr leicht in gewisse Kapitel unterteilen, welche sich jeweils auf ein Thema fokussieren. Bei TDK ist es schon ein wenig schwieriger Kapitel vorzunehmen, trotzdem ist der Film recht klar auf zwei drei Hauptthemen und Figuren fokussiert: Das Duell mit dem Joker steht im Zentrum, daneben die Beziehung zu Rachel und die Nachfolgefrage und Hoffnung auf Harvey Dent.
Versucht man nun TDKR in klare Kapitel zu unterteilen oder zumindest 2-3 Themen zu nennen, auf die der Film fokussiert, scheitert man beinahe sicher. Bane, Talia, Liga der Schatten, der gebrochene Bruce, Rückkehr, Duell gegen Bane, Beziehung Bruce-Alfred, Vergangenheitsbewältigung, Liga der Schatten, Catwoman, Blake, Blake-Gordon-Polizeitruppe, Gotham vor und nach Banes Revolution etc. Wir haben verschiedenste hochkomplexe Themen, die der Film anschneidet und bearbeitet. Und von denen doch keines so richtig eindeutig in den Mittelpunkt rückt.
Der neue Spidey hat an und für sich fast logischerweise einen ganz ähnlichen Inhalt wie Raimis Erster. Trotzdem lässt sich der Film kaum ähnlich klar strukturieren, wie es bei Raimis Version der Fall ist. Die verschiedenen Themen verschwimmen viel stärker ineinander. Es wird nicht ein erster Teil auf Thema X und der nächste Teil auf Thema Y verwendet. Stattdessen switcht der Film recht schnell umher. Eine klare Fokussierung bleibt aus. Das zeigt sich schon, wenn man versucht den Ablauf des Film inhaltlich zu rekonstruieren: Vergangenheit Eltern (spannend-mysteriös) - Peter stellt sich auf Schulhof Bulli gegenüber - Gwen hilft ihm (lustig-romantisch) - Peter findet Koffer Eltern (spannend-myster.) - Gespräch Peter u. O. Ben (ernst) - Oscorp: trifft Connors, trifft Gwen, Spinnenbiss - Verwandlung (Humor) - Gespräch Connors - Basketballszene (lustig) - Gespräch Onkel/Gwen zeigt Zuneigung (Romantik) - Kräfte (Freude) - mit Connors Versuche (spannend) - Konflikt mit Ben, Bens Tod, Trauer (dramatisch) - Kräfte - Vigilante (Action) - Gwen Essen und Romanze etc. Bis auf die Trauer um Bens Tod, sind es häufig unheimlich kurze Szenen, also schnelle Wechsel in Themen und auch Stimmung. Man kann sagen, wir haben es weniger mit Szenen als Sequenzen zu tun.
Auch der Vergleich der beiden Liebesgeschichten Pete-MJ bei Raimi und Pete-Gwen bei Webb ist aufschlussreich. Raimi widmete der Beziehung von Pete und MJ einige längere Schlüsselszenen im Film. So die Szene hinter dem Haus, als Pete den Müll rausträgt oder die Szene Jahre später beim Diner, wo MJ jobbt. Im Verlauf beider Szenen erfährt der Zuschauer sehr viel über die Träume, Wünsche und die Gefühle beider Figuren.
Bei Webb laufen sich Gwen und Peter immer wieder kurz über den Weg. Die Liebe, die sich bei Raimi über zwei Filme entwickelte, steht bei Webb nach dem ersten Aufeinandertreffen eigentlich fest. Die restlichen Szenen laufen immer nach ähnlichem Schema ab. Es sind immer kurze, leicht tollpatschige Dialogszenen oder gegen Ende Szenen, in denen Pete ihr sagt, dass er die Pflicht habe zu helfen. Sie ist immer keck, er schüchtern. Sie plappern - liebäugeln - fertig. Was erfahren wir eigentlich über Gwen? Sie ist klug, charmant, hübsch und tapfer, ihr Vater ist Cop - das wars.
Eine Ausnahme bilden die Szenen zwischen Ben und Pete. Diese erzählen tatsächlich was. Man erfährt durch sie als Zuschauer von Petes Wut auf seinen Vater, der ihn verlassen hat, um die Sorgen von Onkel Ben und dessen Bemühen eine Art Ersatzvater zu sein. Es sind die Szenen, für die sich Webb auch mal etwas mehr Zeit nimmt.
TDKR und Amazing Sp. sind von einem Verschwinden des Erzählens oder vielleicht noch besser von einem Verschwinden der "Entwicklung" begleitet. Was bedeutet das. Nun werfen wir einen Blick auf Batman Begins und Dark Knight. BB konzentrierte sich ganz und gar auf die Entwicklung Bruce Waynes zu Batman. Darauf lag der Fokus und wir Zuschauer folgten dieser Entwicklung, die uns nach und nach erzählt wurde. The Dark Knight erzählte uns die Entwicklung des Sturzes von Gotham City ins Chaos, welches der Joker über die Stadt bringt und dabei Auswirkungen auf Bruce und Harvey Dent hat. Auch in Raimis Spidey entwickelte sich der schüchterne, schwächliche Peter Parker zum grossen Helden und zwischen ihm und Mary Jane eine Liebesgeschichte. Man konnte das mögen oder nicht, doch die Erzählung war jeweils eindeutig auf Thema auf eine gewisse Entwicklung fokussiert.
TDKR und Amazing Sp. sind geprägt vom Auslassen von Entwicklungen. Es werden häufig verschiedene Stationen von Entwicklungen dargestellt, doch der Weg dazwischen bleibt im Dunkeln und wird nicht erwähnt. Es bleibt also bei der Darstellung von beispielhaften Situationen. Doch eine Erzählung befasst sich eigentlich mit der Entwicklung, dem Weg von einem Ort der Geschichte zum anderen. Doch gerade für die Entwicklungen hat es in beiden Filmen kein Raum. Ein gutes Beispiel dafür ist die Figur des Cops Blake. Er taucht auf und weiss, dass Bruce Batman ist. Wer Blake eigentlich ist, wie er hinter das Geheimnis kam, ist komplett nebensächlich. Die Entwicklung der Stadt Gothams zur Insel der Gerechtigkeit dank dem Dent-Act und von diesem wiederum zur Utopie einer Stadt im schieren Bürgerkriegszustand, die gebeutelt ist von tiefgreifenden dramatischen Ereignissen - das alles bleibt komplett im Dunkeln. Klar man bekommt immer wieder Beispiele der Stadt unter dem Dent-Act, dann von der Stadt nach Banes Revolution. Doch wie sich die Dinge jeweils entwickeln, was das bedeutet, wie das Leben ist - nix davon wird erzählt. Wir springen von Station zu Station, ohne dass der Weg interessiert.
Dasselbe bei Amazing Sp. in Grün. Wir hüpfen von Station zu Station in Peters Entwicklung. Schönstes Beispiel die Beziehung zu Gwen. Wie und warum haben sie sich verliebt, wie entwickelt sich diese Beziehung? Keine Zeit dafür. Wir kriegen flüchtige Beispiele einer Annäherung und plötzlich sind sie ein Paar. Genauso Peters Kräfte. Im ersten Moment noch komplett überfordert und im nächsten schon im Einklang mit den neuen Fähigkeiten. Trauer und Wut tauchen auf und Verschwinden wieder, machen wieder Spass, Liebe und Freude Platz. Doch, wie es vom einen Stadium zum nächsten vorwärts geht ist nicht klar. Trauerte Peter noch im einen Moment um seinen Onkel, stiess in einer Szene sogar noch Gwen von sich, macht er in der nächsten bereits auf einem Hochhaus den Handstand und lacht sich vor Begeisterung das Herz aus dem Leib - doch eine Entwicklung von der Trauer hin zum Mut gibt es nicht. Es wird nix erzählt nur noch Stationen in Beispielen kurz dargestellt. Wie im Comic, wo wir von einem Fenster zum nächsten hüpfen, und den Zwischenraum selbst füllen müssen.
Sind Amazing Spider-Man und TDKR nur Beispiele in einer Tendenz zu einer neuen Erzählform des Hollywoodkinos, sucht das Hollywoodkino geprägt von den neuen Erzählkonzepten der TV-Serien nach einer neuen, vielleicht komplexeren Form?
Oder sind es schlicht Ausnahmen im Dschungel von Filmproduktionen, die halt erzählerisch zu viel wollten und gescheitert sind?
Amazing Spider-Man und The Dark Knight Rises - was habe ich mich auf die Verfilmungen gefreut und wie gross war die Ernüchterung nach der Sichtung! Gestern habe ich das neue Spidey-Abenteuer nochmals geguckt und die Enttäuschung war, trotz viel besserer englischer Version, sogar noch ne Ecke grösser. Meine These: Beide Filme scheitern an denselben Faktoren. Mal den Reboot- Aspekt von Webs Spidey ausser Acht gelassen, waren die Voraussetzungen für beide Filme ja sehr gut. Talentierte Regisseure, grossartige Casts und auch die finanziellen Mittel waren stimmten. Beide Filme kommen dementsprechend in guter Optik daher, sind atmosphärisch dicht präsentiert und es wird versucht, anspruchsvolle und komplexe (zu komplexe) Geschichten zu erzählen.
Warum scheitern also beide Versuche?
Ich behaupte der Hauptgrund liegt im Erzählerischen Versagen oder noch genauer gesagt im Ausbleiben des eigentlichen "Erzählens". Beide Filme brechen meiner Ansicht nach mit der klassischen Erzählform des Kinos und verzetteln sich in den eigenen Ansprüchen. Stellt Euch mal für einen Moment lang die beiden Filme als jeweils 4-6teilige Miniserien vor - ich behaupte diese Serienstruktur würde auf die beiden Verfilmungen viel besser passen. Was meint Ihr? Kommt es vielleicht daher, dass der Erfolg der neuen Serienformate in Amerika mit ihren recht komplexen und anspruchsvollen Erzählmustern, die Drehbücher zu den beiden Filmen beeinflusst haben?
Vergleichen wir doch mal die Struktur von Raimis erstem Spidey, Batman Begins, The Dark Knight mit den beiden neuen Verfilmungen.
Die Struktur von Raimis erstem Spidey liesse sich etwa so darstellen: (1) Darstellung Aussenseiter Peter Parker und seine Liebe zu MJ (2) Erhalt und Entdeckung der Spinnenkräfte Kräfte (3) Tod Onkel Ben Entwicklung zu Spider-Man (4) Kampf gegen den Kobold
Ähnlich liesse sich Nolans erster Batman einteilen: (1) Bruce Wayne und seine Traumaverarbeitung (2) Rückkehr/Entwicklung Batman (3) Kampf gegen die Bösen
Beide Filme lassen sich sehr leicht in gewisse Kapitel unterteilen, welche sich jeweils auf ein Thema fokussieren. Bei TDK ist es schon ein wenig schwieriger Kapitel vorzunehmen, trotzdem ist der Film recht klar auf zwei drei Hauptthemen und Figuren fokussiert: Das Duell mit dem Joker steht im Zentrum, daneben die Beziehung zu Rachel und die Nachfolgefrage und Hoffnung auf Harvey Dent.
Versucht man nun TDKR in klare Kapitel zu unterteilen oder zumindest 2-3 Themen zu nennen, auf die der Film fokussiert, scheitert man beinahe sicher. Bane, Talia, Liga der Schatten, der gebrochene Bruce, Rückkehr, Duell gegen Bane, Beziehung Bruce-Alfred, Vergangenheitsbewältigung, Liga der Schatten, Catwoman, Blake, Blake-Gordon-Polizeitruppe, Gotham vor und nach Banes Revolution etc. Wir haben verschiedenste hochkomplexe Themen, die der Film anschneidet und bearbeitet. Und von denen doch keines so richtig eindeutig in den Mittelpunkt rückt.
Der neue Spidey hat an und für sich fast logischerweise einen ganz ähnlichen Inhalt wie Raimis Erster. Trotzdem lässt sich der Film kaum ähnlich klar strukturieren, wie es bei Raimis Version der Fall ist. Die verschiedenen Themen verschwimmen viel stärker ineinander. Es wird nicht ein erster Teil auf Thema X und der nächste Teil auf Thema Y verwendet. Stattdessen switcht der Film recht schnell umher. Eine klare Fokussierung bleibt aus. Das zeigt sich schon, wenn man versucht den Ablauf des Film inhaltlich zu rekonstruieren: Vergangenheit Eltern (spannend-mysteriös) - Peter stellt sich auf Schulhof Bulli gegenüber - Gwen hilft ihm (lustig-romantisch) - Peter findet Koffer Eltern (spannend-myster.) - Gespräch Peter u. O. Ben (ernst) - Oscorp: trifft Connors, trifft Gwen, Spinnenbiss - Verwandlung (Humor) - Gespräch Connors - Basketballszene (lustig) - Gespräch Onkel/Gwen zeigt Zuneigung (Romantik) - Kräfte (Freude) - mit Connors Versuche (spannend) - Konflikt mit Ben, Bens Tod, Trauer (dramatisch) - Kräfte - Vigilante (Action) - Gwen Essen und Romanze etc. Bis auf die Trauer um Bens Tod, sind es häufig unheimlich kurze Szenen, also schnelle Wechsel in Themen und auch Stimmung. Man kann sagen, wir haben es weniger mit Szenen als Sequenzen zu tun.
Auch der Vergleich der beiden Liebesgeschichten Pete-MJ bei Raimi und Pete-Gwen bei Webb ist aufschlussreich. Raimi widmete der Beziehung von Pete und MJ einige längere Schlüsselszenen im Film. So die Szene hinter dem Haus, als Pete den Müll rausträgt oder die Szene Jahre später beim Diner, wo MJ jobbt. Im Verlauf beider Szenen erfährt der Zuschauer sehr viel über die Träume, Wünsche und die Gefühle beider Figuren.
Bei Webb laufen sich Gwen und Peter immer wieder kurz über den Weg. Die Liebe, die sich bei Raimi über zwei Filme entwickelte, steht bei Webb nach dem ersten Aufeinandertreffen eigentlich fest. Die restlichen Szenen laufen immer nach ähnlichem Schema ab. Es sind immer kurze, leicht tollpatschige Dialogszenen oder gegen Ende Szenen, in denen Pete ihr sagt, dass er die Pflicht habe zu helfen. Sie ist immer keck, er schüchtern. Sie plappern - liebäugeln - fertig. Was erfahren wir eigentlich über Gwen? Sie ist klug, charmant, hübsch und tapfer, ihr Vater ist Cop - das wars.
Eine Ausnahme bilden die Szenen zwischen Ben und Pete. Diese erzählen tatsächlich was. Man erfährt durch sie als Zuschauer von Petes Wut auf seinen Vater, der ihn verlassen hat, um die Sorgen von Onkel Ben und dessen Bemühen eine Art Ersatzvater zu sein. Es sind die Szenen, für die sich Webb auch mal etwas mehr Zeit nimmt.
TDKR und Amazing Sp. sind von einem Verschwinden des Erzählens oder vielleicht noch besser von einem Verschwinden der "Entwicklung" begleitet. Was bedeutet das. Nun werfen wir einen Blick auf Batman Begins und Dark Knight. BB konzentrierte sich ganz und gar auf die Entwicklung Bruce Waynes zu Batman. Darauf lag der Fokus und wir Zuschauer folgten dieser Entwicklung, die uns nach und nach erzählt wurde. The Dark Knight erzählte uns die Entwicklung des Sturzes von Gotham City ins Chaos, welches der Joker über die Stadt bringt und dabei Auswirkungen auf Bruce und Harvey Dent hat. Auch in Raimis Spidey entwickelte sich der schüchterne, schwächliche Peter Parker zum grossen Helden und zwischen ihm und Mary Jane eine Liebesgeschichte. Man konnte das mögen oder nicht, doch die Erzählung war jeweils eindeutig auf Thema auf eine gewisse Entwicklung fokussiert.
TDKR und Amazing Sp. sind geprägt vom Auslassen von Entwicklungen. Es werden häufig verschiedene Stationen von Entwicklungen dargestellt, doch der Weg dazwischen bleibt im Dunkeln und wird nicht erwähnt. Es bleibt also bei der Darstellung von beispielhaften Situationen. Doch eine Erzählung befasst sich eigentlich mit der Entwicklung, dem Weg von einem Ort der Geschichte zum anderen. Doch gerade für die Entwicklungen hat es in beiden Filmen kein Raum. Ein gutes Beispiel dafür ist die Figur des Cops Blake. Er taucht auf und weiss, dass Bruce Batman ist. Wer Blake eigentlich ist, wie er hinter das Geheimnis kam, ist komplett nebensächlich. Die Entwicklung der Stadt Gothams zur Insel der Gerechtigkeit dank dem Dent-Act und von diesem wiederum zur Utopie einer Stadt im schieren Bürgerkriegszustand, die gebeutelt ist von tiefgreifenden dramatischen Ereignissen - das alles bleibt komplett im Dunkeln. Klar man bekommt immer wieder Beispiele der Stadt unter dem Dent-Act, dann von der Stadt nach Banes Revolution. Doch wie sich die Dinge jeweils entwickeln, was das bedeutet, wie das Leben ist - nix davon wird erzählt. Wir springen von Station zu Station, ohne dass der Weg interessiert.
Dasselbe bei Amazing Sp. in Grün. Wir hüpfen von Station zu Station in Peters Entwicklung. Schönstes Beispiel die Beziehung zu Gwen. Wie und warum haben sie sich verliebt, wie entwickelt sich diese Beziehung? Keine Zeit dafür. Wir kriegen flüchtige Beispiele einer Annäherung und plötzlich sind sie ein Paar. Genauso Peters Kräfte. Im ersten Moment noch komplett überfordert und im nächsten schon im Einklang mit den neuen Fähigkeiten. Trauer und Wut tauchen auf und Verschwinden wieder, machen wieder Spass, Liebe und Freude Platz. Doch, wie es vom einen Stadium zum nächsten vorwärts geht ist nicht klar. Trauerte Peter noch im einen Moment um seinen Onkel, stiess in einer Szene sogar noch Gwen von sich, macht er in der nächsten bereits auf einem Hochhaus den Handstand und lacht sich vor Begeisterung das Herz aus dem Leib - doch eine Entwicklung von der Trauer hin zum Mut gibt es nicht. Es wird nix erzählt nur noch Stationen in Beispielen kurz dargestellt. Wie im Comic, wo wir von einem Fenster zum nächsten hüpfen, und den Zwischenraum selbst füllen müssen.
Sind Amazing Spider-Man und TDKR nur Beispiele in einer Tendenz zu einer neuen Erzählform des Hollywoodkinos, sucht das Hollywoodkino geprägt von den neuen Erzählkonzepten der TV-Serien nach einer neuen, vielleicht komplexeren Form?
Oder sind es schlicht Ausnahmen im Dschungel von Filmproduktionen, die halt erzählerisch zu viel wollten und gescheitert sind?