Jay, du beziehst dich auf die Langfassung(en), oder? Ich habe die jüngst auch nochmal aufgefrischt...
Jay schrieb:
[...]Das einzige was ich jetzt dieses Mal fast etwas zuviel des guten fand... Sam's überdramatisches Fastertrinken beim Versuch, das Boot zu erreichen.[...]
Sams Beinahe-Ertrinken am Ende fand ich eigentlich gleichermaßen logisch wie gerechtfertigt dramatisch. Zwar gilt auch bei ihm, dass seine Wichtigkeit hier noch nicht so ausgearbeitet ist, wie beim Aufstieg zum Schicksalsberg, aber am Ende des 1. Films, wenn sich die Gefährten bei Amon Hen trennen, ist Sams Vorpreschen und Festhalten am mahnenden Auftrag Gandals schon hier bewundernswert und angemessen emotional.
Viel mehr stört (nicht wirklich stört, aber irritiert) mich Frodos Beinahe-Tod nach dem Nazgul Intermezzo auf der Wetterspitze. Klar, von höheren Mächten und Schicksalsstricken (oder so) ist Frodo dazu bestimmt, den Ring zu tragen, aber zu dem Zeitpunkt sind sie erstmal nur auf dem Weg nach Bruchtal und dass Frodo weiter marschieren wird bis Mordor und bis zum Schicksalsberg, ist zumindest den anderen Hobbits, Aragorn und Arwen noch nicht bewusst. Entsprechend wirkt diese "Alles ist verloren" Stimmung, als Frodo vor sich hin stirbt, überdramatisiert und störend unheilsvoll. Arwen sagt ja sogar etwas wie "Die Gunst, die mir zuteil wurde, soll auf ihn übergehen." Nicht, dass die Elben irgendwie hartherziger sein sollen, aber das ist - dafür, dass wir noch mehr oder weniger am Beginn der Reise stehen - alles etwas zu viel. Auch mit dem anschließenden Aufwachen in Bruchtal, wenn Gandalf, Sam, Merry und Pippin freudig durch den Weichzeichner zu Frodo ans Bett laufen, lässt es aussehen, als wäre Frodo schon jetzt die wichtigste Spielfigur im Kampf gegen Sauron. Das irritiert, weil es nach der Vernichtung des Rings im 3. Film eine stilistisch und inhaltlich sehr ähnlich aufgebaute Szene gibt, die eher wie eine unwesentlich größere Wiederholung der Szene im 1. Film wirkt.
Ansonsten ist "Die Gefährten" aber ganz klar der beste der drei Teile. Habe die Kinofassung vor nicht all zu langer Zeit auch mal wieder gesehen, aber eigentlich will ich die Extended Version nicht mehr missen. Gerade die erweiterten Szenen mit Galadriel sollen da eigentlich nicht wieder weg. "Die Gefährten" ist der Film, der ganz ohne den gigantomanische Massenschlacht-Fetisch der Nachfolger Größe ausstrahlt. Allein die Sequenz bei der Argonath - für mich ein größerer Gänsehaut-Moment als beispielsweise das schwarze Tor Mordors. Die erste halbe Stunde, mit dem Intro, dem Weg des Rings und dem Beginn im Auenland, bei Bilbos Geburtstag, ist der absolut perfekte Einstieg. Viel besser kann man eine Geschichte wie diese nicht vorbereiten. Eigentlich ist es bis zur Wetterspitze perfekt. Würde man eine Liste mit den besten Nazgul-Szenen aufstellen, wären die besten Szenen alle in "Gefährten". Unter der Baumwurzel, am der Fähre, im Hotelzimmer in Bree(!) und eben auf der Wetterspitze - da können weder geflügelte Nazgul noch das Ende des Hexenkönigs mithalten. Bei "Gefährten" funktioniert eben diese "Weniger ist mehr" Maxime. Das Scharmützel in Moria, mit dem Höhlentroll, oder der finale Kampf bei Amon Hen, sind fast ähnlich mitreißend - nur eben deutlich kürzer - als die großen Schlachten der Nachfolger. Das liegt auch daran, dass es hier noch zentraler um die Figuren, um die Gefährten geht. Das verliert die Reihe zwar zum Glück nie wirklich aus den Augen, aber es war nie so stark wie hier. Und dann natürlich der Balrog, wahrscheinlich einer der majestätischsten und atemberaubendsten Momente des Fantasy-Kinos. Rohans Reiter, Oliphanten, die Armee der Toten, die Ents (deren Design mir übrigens nicht mehr so zusagt), Shelob/Kankra - nichts hatte wieder diese Wirkung, wie der Balrog von Morgoth.
Und meine Fresse ist die Musik genial!
Aber: Legolas ist die gesamten drei Filme ein derart öder, langweiliger, eindimensionaler Charakter, dass es schmerzt.