Doctor Who (2005) S10E08 - The Lie of the Land

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Lie of the Land" der UK-Serie Doctor Who haben die Mönche die Kontrolle übernommen und sich tief in die Geschichte der Menschheit verwurzelt. Absolute Gehorsamkeit wird von den Menschen verlangt und der Doctor scheint auf Seite der Invasoren zu stehen.

Fake
Fake News und Propaganda sind die Dreh- und Angelpunkte, die sich hinter Toby Whithouses "The Lie of the Land" verbergen. Wobei es hier aber noch einen gewaltigen Schritt weiter geht, denn die gesamte Geschichte der Menschheit wurde von den Kuttenträgern umgeschrieben, manipuliert und „gefakt“ - der Begriff „Fake History“ liegt da auf der Zunge. Natürlich ist das alles eine große Lüge und nicht wirklich so passiert, denn die Mönche haben erst seit sechs Monaten die Kontrolle. Aber um eben diese auszuüben, haben sie sich fest in der Geschichte verankert. Durch die überall aufgestellten Statuen werden die Signale dieser Fake History direkt in die Hirne der Bevölkerung transportiert - wer trotzdem Verdacht schöpft, wird beseitigt. Und obendrein verbreitet der Doctor (Peter Capaldi) als eine Art Propagandaminister ebenfalls die Botschaft der Besatzer, um die Menschheit einzulullen.
Ganz unabhängig davon, was man von der Episodenhandlung um unsere Protagonisten halten mag, ist dieses Konzept hinter der Geschichte nicht verkehrt. Fake News sind - auch wenn sie manchmal nur ein Gag sein sollen - ein nicht zu unterschätzendes Problem, zielen sie doch meist darauf ab, den Leser von einer Lüge zu überzeugen, ihn zu manipulieren und in eine gewünschte Richtung zu lenken. Nur dass da am Ende eben kein „April, April“ kommt. Hier geht es durch die umgeschriebene Menschheitsgeschichte noch ein wenig weiter, womit beim Zuschauer auch Gedanken zum Thema „die Geschichte wird von den Siegern geschrieben“ geweckt werden.
Die Botschaft dahinter ist eindeutig. Wir müssen stets wachsam sein und sollten die Nachrichten (und deren Quellen), die uns alltäglich präsentiert werden, kritisch hinterfragen, bevor wir uns entschließen, ihnen Glauben zu schenken (oder halt nicht). Und das leider nicht nur am 1. April. Von daher ist die Idee hinter dieser Episode sicher eine gute und auch das Ende, wo die „Verfasser“ der Fake History entlarvt wurden und anschließend das Weite suchen, weil sie durchschaut wurden, relativ in Ordnung (jedenfalls in dieser Hinsicht).

Die ersten 15-20 Minuten
Haben wir jetzt aber eine gute Folge Doctor Who bekommen, weil das Konzept nicht schlecht war? Leider nein. Es gibt einen ganzen Haufen von Problemen, die uns mit der Stirn runzeln lassen. Diese betreffen allerdings nicht die ersten 15-20 Minuten, denn was uns dort präsentiert wurde - bis hin zur vermeintlichen Regeneration des Doctors - war schlicht sehr gut und interessant.
Bill (Pearl Mackie) hat zu Beginn der Episode zwei große Stützen, die ihr dabei helfen, sich der Manipulation der Besatzer zu entziehen (wobei sich natürlich hinterfragen lässt, warum sie überhaupt betroffen ist - denn später in der Folge erfahren wir, dass sie quasi der Sender ist). Die eine Stütze ist der Doctor. Sie vermutet, dass er von den Mönchen kontrolliert wird, in Wirklichkeit aber befreit werden muss und der Menschheit helfen will. Sie hat den Glauben an ihn nicht verloren und macht sich mit Nardole (Matt Lucas) auf, um ihn zu befreien.
Die andere große Stütze ist ihre Mutter (Rosie Jane), die hier in Form eines imaginären Freundes präsentiert wird und mit der sie ihre Gedanken teilt, um der Manipulation zu widerstehen. Ihre Mutter wird später auch zum Schlüssel, um das große Problem zu lösen, was durchaus eine reizvolle, weil emotional treffende Auflösung zum Sender-Thema bringt. Aber mehr dazu später.
Zunächst war es erfreulich, dass Nardole nach den Ereignissen von letzter Woche nicht dahingerafft wurde und die letzten Wochen an einem Befreiungsplan für den Doctor gesessen hat, den er jetzt mit Bill umsetzen will. Obgleich wir uns fragen dürfen, wie er überlebt hat und weshalb die TARDIS nicht zum Einsatz kommt (mit der er schließlich abgehauen ist), ist die anfängliche Prämisse, den Doctor aufzuspüren und aus den Fängen der Mönche zu befreien, sehr gelungen und spannend umgesetzt worden - inklusive diverser humoristischer Einlagen (Nardole ist nach wie vor köstlich).
Mühsam schlagen sie unsere zwei Figuren also bis zum Doctor durch und machen dann eine bittere Entdeckung. Denn der Time Lord macht - zu unserem Entsetzen - mit den Mönchen gemeinsame Sache. Seine Ausführungen ergeben sogar halbwegs Sinn, womit im Grunde genommen nur drei Erklärungen für sein Verhalten bleiben. Variante a) wäre, dass er einer Gehirnwäsche unterzogen wurde beziehungsweise den ominösen Sendern verfallen ist - nachdem die Besatzer ihn letzte Woche im Handumdrehen heilen konnten, wäre es durchaus denkbar, dass sie da auch sein Denkorgan beeinflussen können. In diesem Fall wären Bill und Nardole auf sich allein gestellt geblieben und hätten ohne die Hilfe des Doctors auskommen müssen - was mit Sicherheit sehr spannend geworden wäre. Als Variante b) hätte der Doctor tatsächlich aus freien Stücken kooperiert, womit Bill und Nardole ihn hätten vom Gegenteil überzeugen müssen - worauf der ganze Dialog auch abzuzielen schien. Aber wer hätte schon geglaubt, dass der Doctor tatsächlich freiwillig mit den Mönchen gemeinsame Sache macht?
Präsentiert wird uns dann leider Variante c) - offensichtlich sollten wir und Bill vom Doctor hinters Licht geführt und „getestet“ werden. Aber was hier als WTF-Moment (Bill schießt auf den Doctor und die Regeneration setzt ein) dienen soll, endet in einem schlechten Witz. Als wenn es jemals fraglich gewesen wäre, wie Bills Absichten aussahen oder ob sie sich (in diesem Fall vom Doctor) manipulieren lassen würde. Hallo, sie ist gerade dabei, dich zu befreien, damit du die Welt retten kannst. Wozu dann ein blöder Test? Also abgesehen davon, um uns ein wenig zu verarschen und eine billige doppelte Wendung (Doctor ist gefangen, halt nein, Doctor hilft den Mönchen, halt nein, alles nur Fake, ätschibätschi, reingefallen) herbeizuführen, die komplett sinnlos ist. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, darf die versammelte Mannschaft (selbst Nardole war eingeweiht) anschließend noch Bill (und uns) auslachen. Der reinste Unfug. Da wäre es einem schon fast lieber gewesen, wenn der Doctor tatsächlich eine Regeneration gehabt hätte und damit (und nach der oben angeführten ersten Variante) wieder zu Verstand gekommen wäre.
Nochmal: Bis hin zur einsetzenden Regeneration war dieser Teil der Episode sehr brauchbar und gut. Aber was danach folgte, war der reinste Hohn und das genaue Gegenteil von einem Highlight. Nebenbei wird im Nachhinein noch die ganze Rettungsaktion überflüssig gemacht, denn der Doctor war längst auf freiem Fuß und hat auch schon die gesamte Besatzung auf seiner Seite.

Missy
Im Anschluss dürfen unsere drei Hauptfiguren überlegen, wie die Mönche die Menschheit gefügig machen und was als nächstes zu tun ist. Dabei benötigen sie Hilfe, denn kurioserweise hat selbst der Doctor keinen Plan davon, wie die Gedankenmanipulation durchgeführt wird und von wo (oder wem) sie ausgeht. Ernsthaft, wäre es wirklich so schwer gewesen, von selbst darauf zu kommen, dass die Statuen einen bestimmten Zweck erfüllen und sich das Signal von der Pyramide aus beeinflussen lässt? Oder auch, dass Bill eine Rolle spielt, wo es den Mönchen doch letzte Woche drauf ankam, aus welchen Motiven die Aufgabe zu erfolgen hat?
Der Grund, weshalb Missy (Michelle Gomez) aufgesucht wird, ist sehr fraglich. Zumal ein Großteil ihrer Hinweise auch nur aus Denkanstößen besteht, die unsere Protagonisten schließlich von selbst auf den richtigen Weg bringen. Für die Handlung und zur Lösung des Problems hätte sich jedenfalls gut und gerne auf Missy verzichten lassen. Obendrein ist die vorgeschlagene Lösung, bei Bill einen Hirntod herbeizuführen, nicht gerade das, was unsere Figuren als willkommenen Ausweg betrachten.
Nichtsdestotrotz macht es aber Spaß, Michelle Gomez in ihrer Rolle beizuwohnen. Missy ist sogar eines der kleinen Highlights dieser Woche und wird nicht gänzlich als (unnötiges) Plotdevice verwendet. Ihre Persönlichkeit ist im Begriff, sich zu verändern. Ob sie tatsächlich eine Veränderung von böse nach gut vollziehen wird, kann natürlich in Frage gestellt werden. Aber sie scheint zumindest die Absicht zu haben, denn sie verweilt (laut eigener Aussage) freiwillig in ihrem Gefängnis und die Tränen am Ende wirken auch echt.
Unterm Strich hätte sich auf die Handlung um Missy verzichten lassen, aber die Einblicke in ihre Persönlichkeit waren die kurzen Auftritte dann doch wert. Da dürfen wir gespannt auf ihre weitere Entwicklung sein und wo die enden wird.

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Clive77

Serial Watcher
Die Rettung
Der zweite Teil der Episode, der sich mit dem eigentlichen Problem der Besatzer befasst, ist grundsätzlich nicht unspannend, birgt aber leider zahlreiche Glaubwürdigkeitsprobleme, was nicht nur den widerstandslosen Aufbruch der Mönche angeht, nachdem deren Sendung zu einem Ende gebracht wird.
So fragen wir uns beispielsweise, weshalb niemand auf den Doctor und seine Begleiter aufmerksam wird, die sich ganz offensichtlich der Gedankenkontrolle widersetzen. Wurde uns nicht eingangs noch gezeigt, wie Leute aufgegriffen werden, die die Gefahr des Widerstands in sich tragen? Klar, ab und an wird uns gezeigt, wie sich unsere Protagonisten den Augen der Uniformen und Kutten entziehen und heimlich von Ort zu Ort reisen. Aber gerade so Szenen wie die mit dem in London einlaufenden Schiff schreien geradezu danach, dass irgendjemand auf sie aufmerksam wird. Sehr kurios auch, dass die Pyramide nicht bewacht wird und erst im Inneren ein paar Kuttenträger lauern.
Bill entpuppt sich im Verlauf als eine der Ursachen für die erfolgreiche Gedankenmanipulation der Menschheit. Sie ist Teil des Senders und somit des Signals, welches den Mönchen erst ermöglicht, ihre Fake History zu verbreiten. Weshalb wird sie dann aber von dem Signal ebenfalls beeinflusst? Missy gibt zudem an, dass sie einst die Mönche besiegt hat, indem sie die Person ausschaltete, die für eine erfolgreiche Gedankenmanipulation notwendig war - was ja gerade das neue Dilemma darstellt, denn Bill zu töten oder hirntot zu machen, ist keine Option für den Doctor. Bill (beziehungsweise ihre Nachkommen) wird benötigt, um die Fake History aufrecht zu erhalten. Aber warum muss sie dann überhaupt in die Pyramide eindringen und sich dort ins Signal einklinken? Es sollte doch reichen, wenn sie sich (ohne Link) auf ihre Mutter konzentriert - was sie ohnehin teilweise macht. Entweder habe ich da eine wichtige Information verpasst oder die Lösung war Murks.
Letzter wesentlicher Punkt (es gibt sicher noch weitere, die sich aufzählen ließen) ist dann aber das Ende. Da haben wir also den Mönchen über drei Episoden beigewohnt und gesehen, was sie alles draufhaben. Die Simulationen aus dem ersten Teil der kleinen Trilogie dienten dazu, sich den Erfolg zu sichern, sobald sie angreifen. Der zweite Teil demonstrierte ihre Macht und stellte mit der Heilung des Doctors selbst die Fähigkeiten unseres Time Lords in den Schatten. Und jetzt bringt sie die Unterbrechung des einlullenden Signals dazu, sich gleich vom Acker zu machen? Bei ihrem gesamten Vorgehen haben sie nie in Erwägung gezogen, dass so etwas passieren könnte? Ein Rückschlag und auf Wiedersehen? Ziemlich ernüchterndes Ende für einen Gegner, der ach so mächtig präsentiert wurde. Des Weiteren kann sich natürlich wenig später niemand mehr an die Mönche erinnern, die ihre Statuen noch schnell abgerissen und die Bevölkerung geblitzdingst haben. Ob sich wirklich niemand wundert, wo die ganzen Leute hin sind, die den Besatzern zum Opfer fielen oder verschleppt wurden?

Sonstiges

- Nette Idee, das Foto von Bills Mutter aus dem Piloten zu einem kleinen Schlüsselelement zu machen.
- Bills emotionale Achterbahnfahrt war gut und überzeugend. Für das Ende hätte man sich aber trotzdem gewünscht, dass ihr Einklinken in das Signal zumindest kleinere Folgen bei ihr hinterlässt. Stattdessen wirkt sie in der nächsten Szene, als wäre nichts passiert.
- Der Doctor beim Einlaufen des Schiffs - einfach Wahnsinn. Wie unpassend die Szene auch war, Capaldi gäbe sicher einen großartigen verrückten Wissenschaftler ab.
- Wer oder was steckte denn jetzt hinter den Mönchen? Gab es da letzte Woche nicht ein paar Andeutungen von wegen „wahre Form“ und so?
- Nardoles vulkanischer Nackengriff. Witzig.
- Trump. Hätte man auch drauf verzichten können (zu viel „covfefe“ um ihn - da muss er nicht auch noch in Doctor Who zu sehen sein).

Fazit: Das Konzept, die Episode um Fake News zu gestalten, war nett und die erste Hälfte der Episode sehr vielversprechend. Missy war toll und generell gibt es nur wenig an den Figuren auszusetzen. Die zweite Hälfte, nachdem wir und Bill mit einer der unsinnigsten Wendungen der Serie konfrontiert wurden, war dann leider handlungstechnisch ziemlich großer Murks. Abgesehen von diversen (storyrelevanten) Ungereimtheiten will auch das viel zu einfache Ende nicht schmecken.

5/10
 

Metroplex

Well-Known Member
Leider total unterdurchschnittliche Episode.
Ich glaube als Missy den Quatsch mit den Hirnströmen erklärt hat, habe ich sogar laut "BULLSHIT" gerufen.

Statt den Hirntod von Bill in Erwägung zu ziehen, warum nicht einfach in die Tardis hüpfen, 5 Millionen Jahre in die Zukunft bringen und da das Problem aus sitzen?
Schade, jetzt haben wir also 3 Folgen von 12 mit diesen Mönchen verschwendet. Wenn man schon einen viertel der Staffel in eine einzige Story investieren möchte, dann sollte sich das bitte auch lohnen.

Edit: Auf IMDB hat die Episode übrigens eine Wertung von 8,0... wtf?
 

Mr.Anderson

Kleriker
Nach der Episode bin ich einfach nur noch enttäuscht. Klar war ich schon mal enttäuscht von einer DW-Episode, aber mir gleichzeitig auch dermaßen verarscht zu fühlen, das ist neu. Was für eine gequirlte Kacke wurde uns hier bitte präsentiert? Dazu noch das völlig beknackte Ende? Ich habe mich an die Schwachsinnsfolge Kill the Moon erinnert gefühlt, wo das frisch geborene Riesenvieh mal eben schnell ein Ei (einen neuen Erdmond) legt, das genauso groß war wie das ursprüngliche Ei/Mond aus dem es geschlüpft ist. BOOOOAAAAH! Ich habe schon keinen richtigen Bock mehr. Jede andere Serie würde ich nach der Scheiße abschießen, aber bei Doctor Who stirbt die Hoffnung bei mir wohl zuletzt...
 

Clive77

Serial Watcher
Metroplex schrieb:
Edit: Auf IMDB hat die Episode übrigens eine Wertung von 8,0... wtf?
Haha, ja. Und bei IGN 8,7/10 - Great. Bei den Tomaten auf 86% - :plemplem:
Aber bei den Briten kam sie doch eher schlecht an - klick.

Wie gesagt, bis zur Fake-Regeneration fand ich die Episode sehr brauchbar. Aber danach ... nee.

Mr.Anderson schrieb:
Ich habe mich an die Schwachsinnsfolge Kill the Moon erinnert gefühlt, wo das frisch geborene Riesenvieh mal eben schnell ein Ei (einen neuen Erdmond) legt, das genauso groß war wie das ursprüngliche Ei/Mond aus dem es geschlüpft ist.
Kill the Moon fand ich ja eigentlich recht gut, weil starke Charakter-Folge. Das mit dem Ei fand ich da nicht so schlimm - immerhin akzeptiert man ja auch, dass eine Telefonzelle von innen größer ist, als von außen. Mich stört vielmehr, wenn die "innere Serienlogik" auf den Kopf gestellt wird - und das war in "The Lie of the Land" leider sehr deutlich der Fall.
 

Sesqua

Lebt noch
Ich fand gut das das gleich abgearbeitet war mit dem "Freiheitskämpfer" Story. Weil das erinnerte an "The Sound of Drums" mit Martha.
Es war nur etwas seltsam selbst diese Fake Regeneration, denn wenn er die Starten kann dann hätte er sich doch die Augen regenerieren können... wenn mans streng nimmt.

Sonst war sie ok und ich musste einmal herzhaft lachen.
 
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