Doctor Who: Ein Review - Teil 10b: David Tennant

Clive77

Serial Watcher
Weiter geht es mit der 29. bzw. dritten Staffel von Doctor Who. Der zehnte Doctor (David Tennant) ist weiterhin am Start und ohne Begleitung, nachdem Rose (Billie Piper) in der letzten Staffel von ihm abgeschnitten wurde und Donna (Catherine Tate) im Weihnachtsspecial 2006 („The Runaway Bride“) keine Lust verspürte, den Doctor nach dem Abenteuer weiter zu begleiten.

Die Staffel sollte ursprünglich am 17. März 2007 auf Sendung gehen, wurde aber zweimal verschoben, um etwaiger Konkurrenz (Dancing on Ice - Finale auf ITV1 sowie ein Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft eine Woche später) aus dem Weg zu gehen. Am 31. März war es dann aber soweit und die erste Folge „Smith and Jones“ aus der Feder von Russel T. Davies flimmerte über die Mattscheiben. Am 30. Juni lief schließlich die 13. und letzte Episode der Staffel und am 16. November folgte das Mini-Special „Time Crash“ (im Rahmen von Children in Need) und schließlich „Voyage of the Damned“, das 72minütige Weihnachtsspecial (wie gewohnt am 25.12.).

New Team

In „Smith and Jones“ lernt der Zuschauer Martha Jones (Freema Agyeman) kennen, die im Zuge ihres Medizin-Studiums in einem Londoner Hospital zusammen mit anderen Studenten ausgebildet wird. Sie trifft schon auf der Straße kurz auf den Doctor („Like so, see?“) und sieht ihn direkt im Krankenhaus als Patient „John Smith“ wieder. Eine Reihe von Merkwürdigkeiten deutet das bevorstehende Abenteuer an und gipfelt in einem entführten Krankenhaus auf dem Mond, wo die Judoon (eine Art Weltraumpolizei/Kopfgeldjäger) kurze Zeit später auftauchen und Jagd auf ein gefährliches Alien machen, einen Plasmavore (ein Shapeshifter, der Blut trinkt/assimiliert). Da die Judoon nur ein Alien vermuten und auch nicht sehr gesprächig sind, droht dem Doctor von ihnen Gefahr, denn ihr Auftrag lautet, das Alien zu eliminieren.

Ein guter Auftakt mit spannenden und witzigen Momenten („Judoon platoon on the moon“), der auch für Neueinsteiger in die Serie geeignet ist, sofern die verrückt wirkenden Einlagen verkraftet werden. Apropos, dass die hohe Dosis Röntgenstrahlung dem Doctor nicht viel ausmacht, wird auch bei eingefleischten Whovians Fragezeichen im Kopf verursachen, denn die dritte Inkarnation des Doctors (Jon Pertwee) regenerierte in „Planet of the Spiders“ wegen einer Überdosis Strahlung.
Die frisch eingeführte Martha vermutet gleich Aliens hinter dem entführten Hospital und erwähnt einige Events aus den beiden vorherigen Staffeln, unter anderem auch Adeola, die sie als (vermisste) Cousine bezeichnet und im letzten Staffelfinale ebenfalls von Freema Agyeman gespielt wurde. Die Familie von Martha (Bruder, Schwester und getrennte Eltern) wird am Rande vorgestellt und Streit beim Familientreffen sorgt dafür, dass Martha erstmal eine Auszeit nimmt und dem Doctor in die TARDIS folgt. Ob sein Kuss, der als Ablenkung für die Judoon gedient hat, wohl Eindruck hinterlassen hat? Oder war es der Beweis, dass die TARDIS auch eine Zeitmaschine ist („Crossing into established events is strictly forbidden - except for cheap tricks.“) ?
Gegen Ende der Folge wird übrigens ein „Mr. Saxon“ im Radio erwähnt und in der Gasse, wo Martha nach dem Familientreffen dem Doctor samt TARDIS gegenübersteht, ist im Hintergrund ein „Vote Saxon“-Plakat zu erkennen. Ähnlich den Begriffen „Bad Wolf“ und „Torchwood“ und den letzten Staffeln wird uns der Name „Saxon“ noch öfter über den Weg laufen und erst in den Finalfolgen erklärt werden. Interessante Information: Auf die Frage, ob der Doctor einen Bruder hat, antwortet er mit „Not any more.“ - ein Wink zum Buch „Tears of the Oracle“ (aus der „New Adventures“-Reihe) und vielleicht etwas, was in der Serie noch mal aufgegriffen wird.

„The Shakespeare Code“ (geschrieben von Gareth Roberts) schlägt übernatürliche Pfade ein. Der ursprüngliche Titel der Episode lautete „Love’s Labour’s Won“ in Anlehnung an ein scheinbar verlorenes Stück von Shakespeare, wurde aber als Referenz auf „The Da Vinci Code“ entsprechend abgeändert.
Marthas erster Ausflug mit der TARDIS führt ins London des Jahres 1599, wo ein gewisser William Shakespeare (Dean Lennox Kelly) unter Einfluss von Hexerei sein - zuvor genanntes - neues Stück „Love’s Labour’s Won“ fertig stellt. Die drei Hexen, die vom Doctor im Verlauf der Folge als „Carrionites“ identifiziert werden können und deren Macht sich durch gesprochene Worte manifestiert, planen das Ende der Welt durch die Freilassung ihrer gefangenen Artgenossen und die letzten Zeilen des neuen Shakespeare-Stücks dienen als Schlüssel dazu. Dass die Carrionites ihr Hexen-Handwerk verstehen und auch „Voodoo“-Puppen (u.a. vom Doctor) anfertigen können, macht die Sache nicht leichter.

Eine durchaus gelungene Geschichte, wenn man sich erstmal an die magischen Eigenschaften der Carrionites/Hexen gewöhnt hat. Es gibt eine Menge Referenzen zu Shakespeare, die oft vom Doctor in den Mund genommen und von William mit „I might use that.“ kommentiert werden. Es fällt auch gegen Ende der Begriff „Sycorax“ (die Aliens aus „The Christmas Invasion“), den Shakespeare interessant findet - tatsächlich wurde der Begriff damals aus einem seiner Werke (The Tempest / Der Sturm) von den Autoren stibitzt, wo es der Name einer Hexe (!) ist. J. K. Rowling dürfte sich auch über die Folge amüsiert haben, erwähnt der Doctor doch kurz, dass er den letzten Harry Potter Band schon gelesen hat (die Folge wurde drei Monate vor der Veröffentlichung ausgestrahlt) und lobt „Good old J.K.“ für das Wort „Expelliarmus“, welches Martha einfällt und womit William die Carrionites zurück in die Verbannung schickt. Apropos Harry Potter, David Tennant spielte übrigens Barty Crouch, Jr. im vierten Teil der Potter-Reihe.
Andere Referenzen kommen aber auch vor: Der Doctor stellt sich als „Sir Doctor of TARDIS“ vor, eine Bezeichnung, die ihm von Queen Victoria in „Tooth and Claw“ gegeben wurde. Lilith (Christina Cole) will den Doctor beim Namen nennen, aber „there is no name.“ und die Eternals aus „Enlightenment“ (eine Folge des fünften Doctors Peter Davison) werden erwähnt.
Neben diesen ganzen Winks auf andere Werke gibt es am Ende noch einen für die Zukunft: Als Königin Elisabeth I. (Angela Pleasence) auftaucht, um sich das neue (jetzt verlorene) Stück anzusehen, erkennt sie den Doctor als ihren Todfeind - „What?!“, fragt sich neben dem Doctor auch der Zuschauer und muss sich für eine Erklärung diesbezüglich noch etwas länger gedulden. Ferner könnten die drei Hexen auch in Zukunft noch einmal eine Rolle spielen, denn die werden durch Williams Bannworte in der eigenen Glaskugel gefangen und vom Doctor fortan in der TARDIS verwahrt.
Der Staffelbegriff „Saxon“ wurde allerdings nicht genannt oder gezeigt - vielleicht ist es mir auch einfach nur entgangen bei den ganzen anderen Bemerkungen.

„Gridlock“ (von Russell T. Davies geschrieben) ist eine Art Fortsetzung zu „The End of the World“ (2005) und „New Earth“ (2006), wobei erneut etwas weiter in die Zukunft gesprungen wird, ins Jahr 5 Milliarden und 53 um genau zu sein. Ursprünglich hatte der Doctor nur eine Reise in der TARDIS für Martha vorgesehen, aber er erweitert sein Angebot auf eine Reise in die Zukunft. Als Martha den Heimatplaneten des Doctors - Gallifrey - vorschlägt, gerät dieser kurzzeitig ins Schwärmen, lehnt aber ab, weil es für ihn „kein Spaß“ wäre und so geht es für den Zuschauer ein drittes Mal nach New New York. Die beiden landen in der unteren Stadt, die nicht gerade so paradiesisch wirkt, wie die vorangegangenen Reisen vermuten ließen. Martha wird prompt entführt, um ihren beiden Kidnappern eine schnellere Reise mit deren Gefährt zu ermöglichen: Die Straßen der unteren Stadt bestehen aus einem gewaltigen Verkehrsstau und man braucht drei Insassen, um Zugang zur schnellen Spur zu erhalten. Doch dort lauert eine große Gefahr. Der Doctor muss sehen, dass er Martha wiederfindet und wird bei seiner Suche von einer alten Bekannten unterbrochen, die ihn zum Face of Boe bringt.

So absurd die Idee des unmöglich erscheinenden jahrelangen Verkehrsstaus mit seinen Teilnehmern auch sein mag, mit der nötigen Prise Humor ist es eine tolle Folge. Daran kann man sich zurück erinnern, wenn man selbst mal im Stau steht und sich denken „es könnte schlimmer sein“ :wink: . Für Fans der Classic-Folgen gibt es mit den Macra ein Wiedersehen, auch wenn sie sich seit „The Macra Terror“ (1967) etwas zurückentwickelt haben.
Das Face of Boe ist am Ende neben dem Doctor für die Rettung zuständig und gibt mit seinen letzten Worten einen wichtigen Hinweis an den Doctor weiter: Er ist zwar der letzte seiner Art, aber er ist nicht allein. Da Martha damit offensichtlich nicht gemeint ist, scheint die Aussage etwas widersprüchlich, die Auflösung wird aber am Staffelende gegeben und ist ein Ersatz für den Staffelbegriff „Saxon“, der in dieser Folge abermals nicht vor kommt.

Japanese Poster

Für Zuschauer mit Japanischkenntnissen dürfte das Poster im obigen Bild interessant sein: Die Schriftzeichen 悪狼 bedeuten soviel wie „Evil Wolf“ und sind ein Wink Richtung erster Staffel. Für Martha gibt es am Ende der Folge noch einige Wahrheiten über den Doctor und seinen Heimatplaneten, wobei auch die Daleks erwähnt werden.

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Clive77

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In der Doppelfolge „Daleks in Manhattan“ und „Evolution of the Daleks“ (beide geschrieben von Helen Raynor) darf Martha schließlich Bekanntschaft mit den Erzfeinden des Doctors machen. Die beiden landen im Jahre 1930 in New York und erfahren von vermissten Leuten, die aus den Elendsvierteln („Hooverville“) im Central Park verschwinden. In der Kanalisation New Yorks finden sie eine wabbelige Masse außerirdischen Ursprungs und werden von Schweinewesen (bzw. -sklaven) attackiert. Dahinter stecken die letzten vier Daleks, die dem letzten Staffelfinale durch einen Zeitsprung entkamen. Diese haben aus noch unbekannten Gründen großes Interesse an der Fertigstellung des Empire State Buildings (mit leichten Modifikationen) und ihr Anführer Dalek Sec will die Daleks verändern, wozu er mit dem skrupellosen Geschäftsmann Mr. Diagoras (Eric Loren) eine Union auf genetischer Ebene eingeht. Menschliche Daleks sind sein Ziel und als der Doctor dahinter kommt und schließlich auf den neuen Dalek Sec trifft, scheint er - im Gegensatz zu den anderen drei Daleks - von der Idee recht angetan.

Dalek-Folgen sind immer eine Besonderheit, vor allem, wenn sie als Doppelfolgen daher kommen. Der Cult of Skaro ist schon seit seiner Einführung in das Whoniverse bekannt dafür, außerhalb der gewöhnlichen Daleks zu „denken“. Insofern macht das Ziel von Dalek Sec durchaus Sinn. Die ungeahnten Folgen seiner Verschmelzung mit Diagoras sind allerdings Emotionen und damit setzt eine Vermenschlichung ein, die den anderen drei Daleks zuwider ist. Als Dalek Sec auch noch den Doctor vor seiner Hinrichtung rettet, ergreifen die drei den Plan, statt einer gemischten Rasse aus Dalek und Mensch den menschlichen Faktor wieder zu entfernen. Doch die Rechnung geht am Ende nicht auf, weil der Doctor dazwischen funkt: Anstelle einer neuen Dalek-Armee, die auf jeden Befehl hört, bekommen sie einen Trupp, der seine Befehle hinterfragt (so ziemlich die beste Szene in der Doppelfolge: „Exterminate!“ - „Why?“).
Die Autorin vermochte es zudem, neben einer spannenden Dalek-Geschichte auch andere Werke in die Geschichte mit einzubauen. Die Beziehung von Laszlo (Ryan Carnes) und Tallulah (Miranda Raison) erinnert stark an Das Phantom der Oper, die Erweckung der neuen Dalek-Armee trägt Züge von Frankenstein und bei den Schweinewesen und der Verschmelzung von Dalek Sec mit Diagoras kommt einem Die Insel des Dr. Moreau in den Sinn. Es wird aber auch auf viele andere Dalek-Folgen angespielt, wobei das Empire State Building in „The Chase“ (1965 mit William Hartnell als ersten Doctor) erstmals kurz in der Serie vorkam. Den Satz des Doctors, als er den ersten Dalek sieht („They always survive while I lose everything.“), dürfte eine Anspielung auf die vielen Male gewesen sein, die er die Daleks vernichtet geglaubt hat. Ferner wird erwähnt, dass der Heimatplanet der Daleks - Skaro - zerstört wurde, was in „Remembrance of the Daleks“ (1988 mit dem siebten Doctor Sylvester McCoy) geschah. Der letzte Dalek (Dalek Caan) kann am Ende entkommen und es bleibt nur eine Frage der Zeit, bis die beliebten Salzstreuer wieder auftauchen.
Letzte Anmerkung: Der Begriff „Saxon“ kommt erneut nicht vor und es wird auch nicht erklärt, weshalb Martha eine weitere Reise mit dem Doctor unternehmen darf. Man kann nur vermuten, dass das abschließende Gespräch in „Gridlock“ ihre Reisezeit um dieses Abenteuer verlängert hat.

In „The Lazarus Experiment“ (von Stephen Greenhorn) will der Doctor Martha wieder zu Hause abliefern und die beiden landen in Martha’s Wohnung. Allerdings erregt ein Interview im Fernsehen mit Prof. Richard Lazarus (Mark Gatiss) die Aufmerksamkeit des Doctors und so stürzt er sich mit Martha ins nächste Abenteuer. Marthas Schwester Tish (Gugu Mbatha-Raw) arbeitet für Lazarus und so sind auch Marthas Bruder Leo (Reggie Yates) und ihre Mutter Francine (Adjoa Andoh) dabei als der Professor einer geladenen Gesellschaft sein neuestes Experiment vorführt und sich in einer Maschine um gut 35 Jahre verjüngt. Das Experiment hat aber ungeahnte Folgen und so mutiert Lazarus bereits kurze Zeit später zu einem Monster. Der Doctor hat wieder alle Hände voll zu tun.

Hungry!

Eine typische Folge, die dem Traum vom ewigen Leben und Jungsein nachgeht. Für Lazarus das größte Ziel von dem er sich auch durch den Doctor und nach zahlreichen Toten nicht abbringen lässt. Die Ausführungen des Doctors beim Gespräch in der Kirche lassen den Zuschauer dabei aufhorchen, denn der Preis für ein sehr langes Leben ist hoch, wie er deutlich genug und sichtlich mitgenommen erklärt.
Beim Thema „Regeneration“ (nichts anderes versucht Lazarus mit sich selbst durchzuführen) fragt man sich auch gleich, ob die angewendete Technik vielleicht ähnlich der der Timelords ist - in früheren Folgen wie „Underworld“ (1978, Tom Baker) oder „Mawdryn Undead“ (1983, Peter Davison) wurde diese Technologie der Timelords anderen Rassen zur Verfügung gestellt, meist mit fatalen Folgen. Zudem macht der Doctor einige Bemerkungen über die Technik, mit der er vertraut zu sein scheint und verhindert beim ersten Einsatz auch eine Katastrophe. Apropos Technik, als der Doctor und Martha heile aus der Maschine steigen, macht er eine Bemerkung („reverse the polarity - must have been out of practice“), die eindeutig ein Wink Richtung Doctor Nr. 3 (Jon Pertwee) ist.
Wurde in den letzten Folgen noch mit dem Staffelbegriff „Saxon“ gespart, wird er hier gleich mehrmals erwähnt und bekommt den Vornamen „Harold“. Mr. Saxon steht in dieser Folge hinter dem Experiment (vermutlich nicht nur als Geldgeber) und ein mysteriöser Mann (Bertie Carvel) warnt Marthas Mutter vor dem Doctor, der sich anschließend beim nächsten Aufeinandertreffen mit ihr eine Ohrfeige einfängt („All of the mothers, everytime.“).

In „42“ (von Chris Chibnall) hat der Doctor gerade Marthas Handy mit der „Universal Roaming“-Funktion ausgestattet, damit sie während der Reisen mit dem Doctor ihre Familie anrufen kann, als die TARDIS einen Notruf empfängt. An Bord der S. S. Pentallian angekommen, werden sie sogleich von der TARDIS abgeschnitten und erfahren von der Crew, dass das Raumschiff in nur 42 Minuten in die Sonne des Torajii-Systems stürzen wird. Eile ist geboten, denn um dem Stern zu entkommen, muss die Brücke erreicht und diverse Reparaturen durchgeführt werden. Zum engen Zeitrahmen gesellt sich außerdem noch eine andere Gefahr: Ein Crew-Mitglied wurde scheinbar von irgendwas infiziert und macht sich daran, ein Besatzungsmitglied nach dem anderen auszuschalten.

Spannend, temporeich und mit einigen humorvollen Stellen kommt „42“ daher. Vor allem die Idee mit den Fragen bei den „deadlock seal“-versiegelten Türen (bei denen der Sonic Screwdriver nicht weiter hilft, siehe „School Reunion“) hat gefallen. Die fröhlichen Primzahlen gibt es übrigens wirklich.
An Dramatik fehlte es der Folge auch nicht und als Zuschauer hatte ich erstmals das Gefühl, dass Martha dem Doctor doch mehr bedeutet als er bisher durchklingen lassen hat. Der Vertrauensbeweis mit dem TARDIS-Schlüssel am Ende der Folge unterstreicht das noch mal.
Für das Staffelthema waren natürlich die Gespräche zwischen Martha und ihrer Mutter interessant. Dass die sich Sorgen macht, wo sie gerade erfahren hat, dass vom Doctor Gefahr ausgeht, ist verständlich. Aber dass sie gleich die Leitung von Saxons Leuten abhören lässt, deutet schon darauf hin, dass Saxon Interesse am Doctor hat und in der Bevölkerung ein angesehener Mann ist (Kunststück, er hat sich ja zur Wahl aufstellen lassen, auch wenn die bisher gezeigten Plakate kein Gesicht trugen). Glücklicherweise gibt Martha diesbezüglich keine Informationen weiter.

In der Doppelfolge „Human Nature“ und „The Family of Blood“ (geschrieben von Paul Cornell) sind der Doctor und Martha auf der Flucht vor „The Family“. Diese Alien-Familie macht Jagd auf den Timelord, um durch ihn dem eigenen Tod zu entgehen und kann ihn überall und zu jeder Zeit aufspüren. Als Ausweg bleibt dem Doctor nur, die sog. „Chameleon Arch“ zu verwenden. Er selbst wird dadurch (auch physisch) ein Mensch mit einer gänzlich anderen Persönlichkeit und sein Timelord-Wissen, seine wahre Identität, in einer Taschenuhr gelagert. Die Geschichte spielt sich im Jahre 1913 ab, wo John Smith (der Doctor) ein Lehrer und Martha (die einzige Person, die um seine wahre Identität und die Taschenuhr bescheid weiß) eines seiner Dienstmädchen ist. Nur in seinen Träumen bekommt John Hinweise auf sein wahres Ich und diese schreibt er im „Journal of Impossible Things“ nieder. Als John sich in Joan Redfern (Jessica Hynes) verliebt, verkomplizieren sich die Dinge für Martha. Die Lage spitzt sich weiter zu, als die Familie an der Schule auftaucht und die Taschenuhr verschwindet.

...to be continued...
 

Clive77

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Wow, wo soll man da anfangen? David Tennant darf hier eine komplett andere Persönlichkeit spielen, die zwar aussieht wie der Doctor, vom Charakter her aber so ziemlich das Gegenteil ist. Besonders zum Ende des zweiten Teils hin, wo John Smith klar wird, dass er in seinem Journal keine Geschichten aufgeschrieben hat, sondern er selbst nur eine Fiktion zur Tarnung des Doctors ist, fühlt man die Verzweiflung der Figur mit. John ist klar, dass er wieder zum Doctor werden muss, aber er will nicht. Gerade jetzt wo er frisch verliebt ist, will er einfach nur ein normaler Mensch sein und bekommt sein mögliches zukünftiges Leben sogar vor Augen geführt. Kein Wunder, dass Tennant sich mit seiner Darbietung einen Constellation Award eingeheimst hat. Der zweite Doctor Patrick Troughton durfte in „The Enemy of the World“ (1967/1968 ) übrigens ebenfalls in einer Doppelrolle glänzen.
Martha bekommt neben ihrer eigentlichen Aufgabe Gelegenheit, dem Zuschauer einmal mehr zu vermitteln, dass sie weit mehr für den Doctor empfindet: „You had to fall in love with a human. And it wasn’t me.“ - wenn das mal keine klare Aussage ist. Abgehen davon wird ihre Figur auch genutzt, um die Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts - insbesondere die strikten Rollenverteilungen, Klassenunterschiede und Vorurteile aufzuzeigen (so kann laut Joan z.B. eine Frau kein Doktor werden, erst recht nicht mit Marthas Hautfarbe). Vor dem Hintergrund, dass die meisten Jungen der Schule 1914 in den ersten Weltkrieg ziehen werden (was in der Folge ebenfalls thematisiert wird), bekommt der Zuschauer einen weiteren Knoten im Magen verpasst.
Für eingefleischte Whovians gab es zudem viele Leckerbissen: Jedes Mal, wenn im Journal geblättert wurde oder Tim Latimer (Thomas Sangster) die gestohlene Taschenuhr öffnete, gab es einiges aus vergangenen Folgen zu erblicken, inklusive einiger Doctoren aus der Classic-Serie. Und Tim ist es auch, der auf die Frage hin, weshalb er (vor dem Doctor) Angst hatte, eine schöne Charakterisierung des Timelords geben darf: „Because I have seen him. He’s like fire and ice and rage. He’s like the night and the storm in the heart of the sun. He’s ancient and forever. He burns at the centre of time and he can see the turn of the universe. And he’s wonderful.” Was Zorn im Zusammenhang mit dem Doctor bedeuten kann, erfährt die Familie schließlich: Der Doctor ist vor ihnen geflohen, weil er nett sein wollte („He was kind.“) und nicht, weil er machtlos gegen sie ist. Da wird mal eben das Raumschiff gesprengt und ewiges Leben in unterschiedlichen (teils richtig fiesen) Gefängnissen gewährt.
Alles in allem eine der besten Doppelfolgen, die die Serie jemals hervorgebracht hat. Hut ab!

In „Blink“ (von Steven Moffat) treten der Doctor und Martha in den Hintergrund und überlassen Sally Sparrow (Carey Mulligan) das Feld. Sally hat (in der Gegenwart) ein verlassenes altes Anwesen entdeckt, wo sie Fotos macht und entdeckt hinter einer teilweise abgefallenen Tapete eine Nachricht vom Doctor, der sie vor den „Weeping Angels“ warnt - Steinstatuen in Form von Engeln, die ihre Hände in weinender Pose über das Gesicht halten. Als sie am nächsten Tag mit ihrer Freundin Kathy Nightingale (Lucy Gaskell) dem Anwesen einen weiteren Besuch abstattet, klingelt es plötzlich an der Tür. Während sich der Bote, der Sally einen Brief und ein paar Fotos übergibt, als Kathys Enkel vorstellt, verschwindet Kathy spurlos. Als Sally klar wird, dass die weinenden Engel, die sich nur dann bewegen können, wenn sie unbeobachtet sind (ein Blinzeln mit den Augen reicht), Leute durch Berührung in der Zeit zurück versetzen, folgt sie mit Kathys Bruder Larry (Finlay Robertson) den Hinweisen, die der Doctor und Martha - beide sind ohne TARDIS im Jahr 1969 gefangen - ihr hinterlassen haben. Es gilt, die TARDIS zu finden und zum Doctor zurück zu schicken.

Mit den Weeping Angels betritt ein neuer unheimlicher Gegner die Serie. Gratulation an Steven Moffat, der sich damit einen weiteren Hugo Award sicherte. Carey Mulligan heimste mit der Darstellung von Sally Sparrow übrigens einen Constellation Award ein. Verdient? Auf jeden Fall, besonders für eine Folge, bei der der Doctor eher im Hintergrund agiert (Erinnerungen an die schwache Folge „Love & Monsters“ aus der letzten Staffel werden wach), müssen die neuen Protagonisten durchweg überzeugen und den Zuschauer jede Sekunde mitfiebern lassen - und das schaffen Sally und Larry.
Was den Gegner, die Weeping Angels, angeht, sind die auf den zweiten Blick eher harmlos. Ihre Opfer werden in der Zeit zurück versetzt und leben dort ein ganz normales Leben, während die Engel sich an der frei gewordenen Energie laben, die dadurch entsteht. Aber die Vorstellung, dass Statuen sich bewegen, wenn man sie nicht ansieht, geht natürlich unter die Haut (und wird in der Schlusssequenz der Folge noch einmal deutlich gemacht). Auch die Gesichter der Engel sorgen für eine Gänsehaut:

Don’t blink!

Was man trotz allem an der Folge kritisieren kann, sind natürlich die vielfältigen Zeit-Paradoxa, die die Thematik mit sich bringt. Sämtliche Informationen, die der Doctor von Sally am Ende der Folge erhält (er selbst hat das Abenteuer noch vor sich), kann er nur bekommen, wenn Sally das Abenteuer übersteht. Aber dazu braucht sie die Informationen, die der Doctor ihr während des Abenteuers gibt und die von ihr stammen (die Schlange beißt sich dort in den Schwanz). Normalerweise würde ich eine solche Folge hier auseinandernehmen und mich über dieses gigantische Logik-Loch beschweren. Aber das hat Herr Moffat wohl voraus gesehen und lässt die Paradoxa-Thematik direkt in die Folge einfließen (wer besser als der Doctor kann das wohl erklären): „People assume that time is a strict progression of cause to effect, but actually, from a non-linear, non-subjective viewpoint, it’s more like a big ball of wibbly-wobbly, timey-wimey... stuff.“ Mit anderen Worten: Man darf die Zeit nicht linear betrachten, Ursache und Wirkung können die Plätze tauschen und es ist kompliziert. Im Prinzip kann man damit erstmal jedes Logikloch, das aus Zeitreisen entsteht, für gültig erklären. Das geht mir persönlich zwar gegen den Strich, aber dem Doctor will ich an dieser Stelle nicht widersprechen. Damit bleibt eigentlich nur eine unlogische Sache, davon abgesehen, dass die Engel manchmal blitzschnell und manchmal eher langsam handeln, wenn sie unbeobachtet sind: Weshalb schauen sich Larry und Sally die Easter Eggs auf den DVDs gerade im alten Anwesen an? Wäre das nicht bequemer und weit ungefährlicher im DVD-Laden oder bei Sally zu Hause?
Die Engel sind übrigens in der Lage, Elektrizität anzuzapfen bzw. zu manipulieren. Außerdem erwähnt der Doctor Sally gegenüber, dass sein Leben als Zeitreisender kompliziert ist und spricht explizit Hochzeiten an - ein Wink Richtung „The Runaway Bride“ und möglicherweise auch Richtung zukünftiger Folgen. Harold Saxon bleibt diese Folge unerwähnt, aber das wird sich nun ändern, denn die nächste Folge läutet bereits das Staffelfinale ein, welches diesmal drei Folgen beinhaltet.
Letzte Anmerkung: „Blink“ hat es in einer Umfrage auf Platz zwei der besten Doctor Who Folgen geschafft. Davor stand zu der Zeit nur „The Caves of Androzani“ mit Peter Davison als fünften Doctor.

„Utopia“, „The Sound of Drums“ und „Last of the Time Lords“ (alle von Russel T. Davis) beinhaltet das dreiteilige Staffelfinale der 29. (bzw. dritten) Staffel der Serie. Dabei stellt „Utopia“ eher eine Einzelfolge dar, die am Ende aber einen deftigen Cliffhanger zu bieten hat. Daher zunächst eine Einzelbetrachtung dieser Episode:
In „Utopia“ macht der Doctor einen Zwischenstopp in Cardiff, um am „Time Rift“ (vorher schon in der Serie etabliert) aufzutanken. Auf diese Aktion hat Captain Jack Harkness (John Barrowman) bereits gewartet - als er die TARDIS erblickt, stürmt er auf das Raumschiff des Doctors zu und klammert sich an die blaue Telefonbox, als diese eine weitere Reise unternimmt, die ins Jahr 100 Trillionen führt (wobei ich mir gerade nicht sicher bin, ob diese Übersetzung akkurat ist, gerade größere Zahlen haben im Englischen starke Abweichungen vom Deutschen). Das Ende des Universums steht auf dem Programm und die letzten Menschen planen auf einem fernen Planeten eine Reise nach Utopia, einem mysteriösen Ort, der angeblich vom Untergang des Universums verschont bleiben soll. Professor Yana (Derek Jacobi) und seine Assistentin Chantho (Chipo Chung) arbeiten akribisch daran, eine Rakete für die letzten Menschen fertig zu stellen und es scheint, selbst der Doctor ist mit der Technologie überfordert. Außerdem hat Prof. Yana merkwürdige Episoden, wo er ein Trommeln vernimmt und sich an etwas Bestimmtes zu erinnern versucht.

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Auftakt zum Staffelfinale: Mein erster Gedanke während der Folge: Captain Jack is back! Ein Wiedersehen mit der Figur, die erstmals in der Moffat-Folge „The Empty Child“ (2005) einen Auftritt hatte, wird gleich am Anfang groß in Szene gesetzt und passend mit dem Sound der Torchwood-Serie (die im Vorjahr startete) untermalt. Dabei gibt es zahlreiche Erklärungen zum Charakter und wie er zunächst ins späte 19. Jahrhundert (1869) gelangt ist und seitdem auf den Doctor gewartet hat, der ihn im damaligen Staffelfinale zurück ließ. Jack lässt keinen Flirt aus, egal ob Frau („was someone kissing me?“), Mann oder Alien und wird somit auch für Neueinsteiger, die ihn damals nicht gesehen haben, sehr passend dargestellt. Er darf in der Folge auch gleich seine Unsterblichkeit nutzen, um den Start der Rakete samt Flüchtlingen zu bewerkstelligen. Wobei auch deutlich wird, dass Jack von seiner Unsterblichkeit selbst überrascht wurde. Aber der Doctor wusste offensichtlich bescheid und beschreibt Jack als einen fixen Punkt in Zeit und Raum, entstanden durch Rose, die ihre vorübergehenden Kräfte damals nicht kontrollieren konnte, als sie Jack ins Leben zurück holte. Unsterblich für immer (?).
Für Martha gibt es mit Captain Jack auch gleich einige Offenbarungen über den Doctor. Dass Jack zurück gelassen wurde und die blonde (!) Rose in eine Parallelwelt versetzt wurde, gibt ihr darüber zu denken, ob die Begleiter und damit sie selbst dem Doctor wirklich wichtig sind. Dass Jack eine Hand des Doctors im Rucksack hat, sorgt bei Martha für weiteres Staunen, wobei das natürlich eine Anspielung auf „The Christmas Invasion“ und die erste Torchwood-Staffel ist. In letzterer spielte auch die Hand des Doctors, die ihren Weg in Jacks Hände gefunden hat, eine Rolle (für weitere Informationen empfehle ich an dieser Stelle jedem, die Torchwood-Serie selbst zu schauen). Am Ende ist es auch Martha, die den Master auf die Taschenuhr hinweist, die seine wahre Identität enthält.
Der Master (alias Professor Yana) wird sehr schön (wieder) in die Serie aufgenommen: Obgleich sein Schicksal in der Original-Serie nicht geklärt wurde, was dort allerdings des Öfteren auch ohnehin der Fall war, darf er hier wieder zurück in die Serie kommen. Es wird erklärt, worauf sich die Aussage „You are not alone“ (= „YANA“) vom Face of Boe in „Gridlock“ bezogen hat, denn der Master ist dem Time War entkommen, indem er nicht nur in die ferne Zukunft reiste (was selbst die Timelords laut Aussage des Doctors nicht gemacht/gewagt haben), sondern sich auch - ähnlich dem Doctor in „Human Nature“ - in einen Menschen verwandelte. Während der gesamten Folge wird deutlich, dass die Persönlichkeit des Masters wieder an die Oberfläche will. Der Doctor hilft unbewusst dabei, indem er z.B. die Timelords erwähnt und Prof. Yana die TARDIS zeigt. Professor Yana erinnert sich am Ende schließlich an seine „richtige“ Persönlichkeit (dank der Uhr, auf die Martha ihn hingewiesen hat) und sorgt für den Cliffhanger, der ins wirkliche Staffelfinale führt. Er wird zwar von Chantho angeschossen, regeneriert aber in der TARDIS in seine neue Form (John Simm) und lässt den Doctor, Jack und Martha zurück - daran kann auch das Flehen des Doctors nichts ändern, ihm doch zuzuhören, weil die beiden die letzten ihrer Spezies sind. Ach ja, die Laute, die Prof. Yana immer wieder während der Folge vernimmt, beschwören das eigentliche Staffelfinale hinauf: The Sound of Drums!

Somit kommen wir zum Finale der 29. Staffel:
Der Doctor, Jack und Martha reisen mit Hilfe von Jack’s Zeitreisearmband zurück in die Gegenwart und stellen fest, dass Harold Saxon nicht nur die Wahlen gewonnen hat, sondern gleichzeitig der Master ist. Als britischer Premierminister macht er sich sogleich daran, das Kabinett auszulöschen (hinter verschlossenen Türen) und stellt der Bevölkerung die „Toclafane“ vor - fliegende Kugeln, die im Gegenzug für einfache Freundschaft der Menschheit angeblich Technologie, Weisheit, etc. bringen werden. Der Doctor, Jack und Martha rätseln derweil darüber, wie Saxon die Wahl gewinnen konnte und werden prompt zu Staatsfeind Nummer eins, zwei und drei erklärt - wobei Marthas Familienmitglieder nach und nach in Saxons Händen landen und Jack’s Torchwood-Team bereits vorher auf eine falsche Fährte geschickt wurde und nicht erreichbar ist. „The Sound of Drums“ endet mit Jack und dem um 100 Jahre gealterten Doctor in der Gefangenschaft des Masters, der die Toclafane nutzt, um ein Zehntel der Weltbevölkerung auszulöschen. Alle Hoffnung liegt nun bei Martha, die als einzige entkommen konnte.

Master and Jack

Hut ab vor Russel T. Davies, auch wenn das Finale nicht gerade die besten Kritiken bekam. Der Reset am Ende, der die Geschichte wieder auf null setzt, der durch den Glauben der Menschheit wieder verjüngte, fliegende Doctor, die recht überladene Story, die trotzdem sehr wenig von der dystopen, vom Master geschaffenen Welt zeigt und auch der nur wenig genutzte Captain Jack können sicher bemängelt werden. Trotzdem fiel mir die Kinnlade runter, denn das Finale bietet an sich alles, was die Serie ausmacht: Eine gehörige Portion Science-Fiction vermischt mit Dramatik, einigen Absurditäten („I can’t decide whether you should live or die“-Einlage des Masters) und einem Wollknäuel aus Handlungssträngen und Figuren, das am Ende aufgelöst wird. So etwas muss man erstmal stricken können und dabei noch die ganzen unzähligen Referenzen auf die vergangenen Folgen einbringen - wobei nicht nur die Folgen des Neustarts von 2005 zu tragen kommen sondern alleine durch den Master und die Geschichte, die ihn mit dem Doctor verbindet, auch viel Richtung Originalserie gewunken wird.
Der Doctor selbst agiert in der entscheidenden letzten Folge zunächst im Hintergrund (a.k.a. Vogelkäfig) und muss sich auf Martha verlassen, damit sie seinen Plan in die Tat umsetzt: Die Waffe (das Archangel-Netzwerk) des Masters für den Doctor einsetzen. Als Zuschauer stutzt man zunächst, wenn man erfährt, dass ein Jahr seit den Ereignissen von „The Sound of Drums“ vergangen ist, aber es ergibt schließlich Sinn und dank Jack wird die Paradox-Maschine in der TARDIS zerstört, die das Eingreifen der Toclafane überhaupt erst möglich machte. Logik-Meckerer wie ich werden also zufrieden gestellt. Bemerkenswert dabei war, dass der Doctor nie Zweifel daran lässt, dass er den Master nicht vernichten sondern retten will. Aber dank Lucy (Alexandra Moen) fängt der Master sich doch eine Kugel ein und verweigert die Regeneration. An sich interessant, dass das überhaupt möglich ist und nicht unweigerlich eintritt. Bisher waren Regenerationen immer etwas, was beim sicheren Todesfall automatisch passiert oder gar erzwungen werden kann (siehe Regeneration von Patrick Troughton zu Jon Pertwee). Doch ist der Master wirklich tot? Am Ende greift sich eine Frauenhand seinen Ring (Erinnerungen an Flash Gordon und seinen ersten Sieg über Imperator Ming werden wach) und wir hören den Master lachen. Rückkehr also nicht ausgeschlossen.
Über Captain Jack gibt es nicht viel zu sagen. Die Figur ist eher Beiwerk und wird nur genutzt, wenn seine Unsterblichkeit von Nöten ist. Er geht am Ende zu Torchwood zurück und fragt den Doctor, wie sich wohl seine Unsterblichkeit auf seinen Alterungsprozess auswirkt (er hat wohl ein paar graue Haare entdeckt). Eine Antwort gibt er sich selber als er erwähnt, dass er in der Time Agency oft „Face of Boe“ genannt wurde und dem Doctor und Martha daraufhin ein Licht aufgeht. Ob Jack nun aber wirklich das „Face of Boe“ werden wird, wurde vom Autor Davies nie bestätigt, er nannte es später lediglich eine Theorie.
Für Martha, die auf Seite der Guten die letzte Folge fast alleine trägt, heißt es am Ende Abschied vom Doctor nehmen. Ihr Abschied kündigte sich schon an als der Doctor die modifizierten TARDIS-Schlüssel angefertigt hat und ist nur konsequent. Die Bekanntschaft mit Thomas Milligan (Tom Ellis) dürfte dort der letzte Anstoß gewesen sein, insofern ist ihre Erklärung dem Doctor gegenüber verständlich. Aber das heißt nicht, dass sie nun für immer fort ist, denn sie übergibt dem Doctor ihr Handy und ermahnt ihn, ran zu gehen, wenn sie anruft. Der Doctor ist also erstmal wieder alleine unterwegs.

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Clive77

Serial Watcher
Nun zum großen Gegner: Der Master darf hier (toll gespielt von John Simm) alle Facetten aufzeigen, die den Charakter schon in der alten Serie aus den sonstigen Gegnern hervorstechen ließen. Nicht umsonst bekam die Figur schon eine ganze Staffel in der Pertwee-Ära und ist immer mal wieder - oft als Hauptgegner - in Erscheinung getreten. Sein Streben nach Macht und Ziel, Herrscher über alles zu sein, mag an viele blasse Bösewichte erinnern. Die Farbe bekommt er erst dadurch, dass er ein Timelord ist, der für den Doctor eine würdige Nemesis verkörpert und durch den Time War nach dem Doctor der letzte seiner Art zu sein scheint. Er kann die Reaktionen des Doctors vorhersehen, kalkuliert stets Eventualitäten in seine Pläne ein und ist wahrlich ein Meister von einem Gegner. Da wird mal eben der US-Präsident und das britische Kabinett getötet oder ein Zehntel der Menschheit ausgelöscht, ohne mit der Wimper zu zucken. Dabei genießt der Master seine Erfolge und es war wohl das erste Mal, dass er für ein ganzes Jahr die Weltherrschaft für sich beanspruchen konnte. Die Erklärung für seine Verrücktheit und für das Wegrennen des Doctors von Gallifrey war dabei etwas, was die Serie dem Zuschauer schon früher hätte nahe legen können, aber nie getan hat. Insofern wird die Figur zwar etwas entmystifiziert, erfährt aber gleichzeitig eine stimmige Erweiterung. Dass der Doctor gegen Ende auf den Selbsterhaltungstrieb des Masters setzt, passt ebenfalls ins Bild. Da verwundert es eher, dass er die Regeneration verweigert - aber wie gesagt, die Möglichkeit zur Rückkehr ist offen.

Das nächste, recht kurze Abenteuer des Doctors ist „Time Crash“ und wurde am 16. November 2007 im Rahmen von Children in Need ausgestrahlt. Dort trifft der Doctor auf sich selbst in Form des fünften Doctors Peter Davison. Ein lustiger kleiner Streich, dieses Mini-Abenteuer und eine schöne Hommage an den fünften Doctor, den David Tennant übrigens stets als sein Vorbild (und ersten Doctor) nennt. Gleichzeitig ist Peter Davison übrigens Tennants Schwiegerpapa.

Bleibt für diesen Artikel noch das 72minütige Weihnachtsspecial „Voyage of the Damned“ (von Russell T. Davies) übrig, das am 25. Dezember 2007 ausgestrahlt wurde. Angekündigt wurde es bereits im Finale der 29. Staffel und auch in der Mini-Folge „Time-Crash“, wo am Ende die Titanic in die TARDIS kracht.
Aber es ist nicht die Titanic, die unsereins stets im Kopf hat, sondern ein Raumschiff nach Vorbild des bekannten versunkenen Dampfers. Ziel ist die Erde, genau ein Jahr nach dem letzten Weihnachtsspecial „The Runaway Bride“, wo den Passagieren Ausflüge nach London angeboten werden. Der Doctor kann den TARDIS-Crash schnell beheben und geht an Bord. Dort trifft er auf die Kellnerin Astrid (Kylie Minogue), die ihn durch die Folge begleitet und einige andere Leute. Als der Kapitän (Geoffrey Palmer) offensichtlich gewollt einen Meteoriteneinschlag bei gesenkten Schilden herbeiführt, droht die Titanic auf die Erde zu stürzen und damit neben den 2000 Passagieren auch die ganze Menschheit auszulöschen (dem nuklearen Antrieb des Raumschiffs sei’s gedankt). Der Doctor muss sehen, wie er die Katastrophe verhindern kann und der Frage nach dem „Warum?“ nachgehen.

Bereits im Juli 2007 wurde bekannt, dass Kylie Minogue einen Gastauftritt als Begleiterin des Doctors haben würde. Von einer heraus stechenden Schauspielleistung kann man vielleicht nicht gerade sprechen, aber es war ein solider Auftritt und für die Zuschauerzahlen rekordverdächtig - mit anderen Worten: Es hat sich für die BBC gelohnt.
Das Abenteuer an sich bietet viel Action, CGI und eine abgefahrene Weihnachtsstory, bleibt meiner Meinung nach aber hinter den anderen beiden Specials von 2005 und 2006 zurück. Die Todesrate ist ungewöhnlich hoch und am Ende drückt es doch kräftig auf die Weihnachtsstimmung, wenn der miese Rickston Slade (Gray O’Brien) überlebt, während die sympathischen Figuren das Zeitliche segnen.
Referenzen auf vergangenen Folgen gibt es nicht viele, aber das menschenleere London zur Weihnachtszeit, weil alle eine neue außerirdische Attacke nach den letzten beiden Weihnachtsfesten vermuten, hatte was. Ansonsten gab es einige ferne Parallelen zu Schiffbruch-Filmen, wie „Die Höllenfahrt der Poseidon“. Der Charakter der Foon Van Hoff (Debbie Chasen) gleicht jedenfalls stark der Belle Rosen (Shelley Winters) aus besagtem Film. Bleibt noch zu sagen, dass Astrid das Abenteuer nicht überlebt und der Doctor sich wieder alleine auf den Weg macht.

Zu guter letzt noch eine etwas staffelübergreifende Betrachtung zu Martha Jones, den Doctor und den Geschichten der Staffel an sich:
Martha hat von Anfang an ein Auge auf den Doctor geworfen und sich eindeutig mehr von der Beziehung erhofft (sieht man z.B. als sie in „The Shakespeare Code“ zusammen im Bett liegen oder wenn sie mit Tallulah über den Doctor und Rose spricht, etc.)
Ihre ärztliche Ausbildung ist oft von nutzen und sie versteht es, mit den richtigen Ideen zum richtigen Zeitpunkt aufzuwarten (Blitz als Waffe gegen die Schweinewesen, das letzte Wort für Shakespeares Bannspruch, usw.), wenn auch nicht in typischer Rose-Manier, an die der Doctor sich gewöhnt hat.
Martha hat - ungleich Rose - keinen festen Freund und erhofft sich, was im Verlauf der Staffel immer deutlicher wird, den Doctor als solchen. Als ihr am Ende klar wird, dass es eine solche Beziehung nicht geben wird, verlässt sie die TARDIS. Fans der Figur brauchen sich aber keine großen Sorgen machen, denn sie ist nicht in einer Parallelwelt und auch nicht verstorben. Weitere Gastauftritte sind also drin und wurden durch das Handy, was sie dem Doctor am Ende gibt, bereits angedeutet.

Der Doctor scheint anfangs kein großes Interesse an einer neuen Begleiterin zu haben. Er hat den Verlust von Rose noch nicht verkraftet. Trotzdem kann er es nicht lassen, Martha mit der TARDIS zu imponieren und ihr zunächst einen einzelnen Reisetrip anbieten. Über die Staffel verteilt wächst dann das Vertrauen und auch eine freundschaftliche Zuneigung zu Martha. Aus einer Reise werden zwei, drei und als es eigentlich heißt, Abschied zu nehmen und ein zufälliges Abenteuer in London ansteht, stellt er es ihr frei, ihn so lange zu begleiten, wie sie möchte. Kurze Zeit später bekommt sie einen Schlüssel zur TARDIS und in „Human Nature“ hat sich der Doctor vollends auf sie verlassen. Im Staffelfinale hängt nicht nur sein Schicksal daran, dass Martha seinen Plan in die Tat umsetzt - mehr Vertrauen geht nicht.
Dem Timelord macht auch zu schaffen, dass er der letzte seiner Art ist. In einigen Folgen kommt das immer wieder zum Vorschein. Am deutlichsten aber wird seine Einsamkeit als er im Staffelfinale dem Master verzeiht und um seinen Erzfeind weint als dieser den Tod wählt. Emotional werden dem Doctor weiterhin menschliche Züge gegeben und das geht in der Staffel auch auf. Einzig beim Weihnachtsspecial wirkt es ungewohnt als er gegen Ende davon spricht, lieber alleine zu reisen. Aber wie lange hält er das wohl durch?

Auch wenn meine bisherigen Begeisterungsstürme zu den einzelnen Folgen es schon vermuten ließen: Es gab kaum eine Staffel (und das bezieht sich auf die GESAMTE Serie), die mich so sehr vom Hocker gerissen hat. Alle Folgen waren mindestens großartig und die zweite Staffelhälfte war einfach phänomenal. DAS ist Doctor Who, wie es sein muss!
 

Sesqua

Lebt noch
Sehr gut geschrieben das Review :smile: well Done *clap*


Eins was mich in der Staffel störte war Mark gatiss Riesen Monster Verwandlung.
Das war Way to much und schlechte grafik macht es nicht besser.
 

Clive77

Serial Watcher
Thanks! :smile:

Vor allem am letzten Teil ab "Blink" hab' ich ziemlich lange gebastelt bis ich einigermaßen zufrieden war.

Was "Lazarus" angeht, stimmt, das war over the top und nicht gerade eine Glanzleistung von der CGI-Abteilung. Toll fand ich aber im Nachhinein, dass die Folge später direkten Bezug zum Staffelfinale hat. Beim Woche für Woche schauen hab' ich das damals alles weniger mitbekommen. Ist schon ein Unterschied, ob man die Folgen am Stück sieht oder verteilt.
 

Mr.Anderson

Kleriker
@sesqua

Hast du das wirklich alles gelesen? Mir ist das vieeeeeeel zu ausführlich und viel zu viel Text für ein privates Review. Vor allem weil hier etwas reviewed wird, was man schon vor Jahren gesehen hat und dann hat man ja eh schon seine eigene Meinung gebildet. Warum also noch so einen Megatext lesen?

Mal abgesehen davon, bin ich eh der Meinung das die ganze Review-Unterrubrik irgendwie umständlich ist. Ich finde Reviews zu einzelnen Serienepisoden gehören in den entsprechenden Thread. Dann hat man alles schön zusammen und muss sich nicht erst doof suchen.
 

Clive77

Serial Watcher
@Mr. Anderson

Zur Erklärung: Ich hab' vor längerer Zeit mit dem ersten Doctor William Hartnell und der alten Serie von 1963 angefangen und Doctor für Doctor so einen Rückblick verfasst (die meisten davon finden sich in der "normalen" Serienrubrik). Die ursprüngliche Idee war einfach, eine Übersicht über die alte Serie und deren Folgen zu geben. Nach dem TV-Film von 1996 mit Doctor Nr. 8 hab' ich dann einfach weiter gemacht und hoffe, dass ich bis Ende des Jahres noch die restlichen Staffeln auf die Reihe kriege. Der Vollständigkeit halber.

Die Unterrubrik hab' ich mir selbst erbettelt. Warum steht hier. Wobei ich gestehen muss, dass ich gerne auch Reviews von anderen Leuten hier finden würde. Aber solange das nicht der Fall ist, tobe ich mich hier eben alleine aus.
 

Mr.Anderson

Kleriker
Verstehe. Die Reviews zu den älteren Doctor Who Staffeln finde ich dann schon interessanter, weil ich die noch nicht alle gesehen habe. Bei mir geht es erst ab dem sechsten Doctor los. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass mir die alte Serie nicht so zusagt. Ist mir alles leider ein wenig zu langatmig, trotzdem habe ich die Abenteuer des sechsten und siebten Doctors durchgehalten. :squint: Der (Pilot)Film mit dem achten Doctor ist ja auch ziemlich aua. Eigentlich gut, dass es damals nicht zu der geplanten Serie mit amerikanischer Beteiligung kam. Naja, ich werde dann mal nach deinen alten Who-Reviews suchen. :smile:

Wie wäre es, wenn du mal einen Moderator bittest die ganzen Who Reviews in die Review Rubrik zu verschieben? Dann sind die Dinger wenigstens da wo sie hingehören.
 

Sesqua

Lebt noch
Auf der Hauptseite gabs die Links mal zu allen Classic Reviews.
Das verschieben hier her würd ich auch vorziehen :wink: vieleicht winged damit nerven oder so :squint:
 

Clive77

Serial Watcher
Ich habe WingedDevil gebeten, die älteren Reviews hier rein zu packen. Bis dahin kann man die Dinger auch unter folgenden Links finden: William Hartnell, Patrick Troughton, Jon Pertwee, Tom Baker, Peter Davison, Colin Baker, Sylvester McCoy, Paul McGann, Christopher Eccleston.

Was die alte Serie an sich angeht, waren Colin Baker und Sylvester McCoy nicht gerade meine Lieblings-Doctoren. Den sechsten Doctor fand ich extrem unsympathisch und Nummer sieben war mir oft zu absurd in seiner Handlungsweise. Mit den Quoten ging es bei denen auch bergab, was am Ende zur Einstellung der Serie führte. Allerdings waren gerade zu Anfang der Serie einige langatmige Sachen dabei, man muss sich da ohnehin etwas umstellen, wenn man die Anfänge der Serie verfolgt - gerade wenn man die Neuauflage gewöhnt ist, wirkt das natürlich alles antiquiert. Trotzdem war es aus meiner Sicht keine vergeudete Zeit und die Anstrengung hat sich gelohnt, vor allem, weil auch in der Neuauflage immer wieder Referenzen auf die alte Serie eingebaut werden (wenn z.B. der Master seiner Frau Jelly-Babies im Staffelfinale anbietet :wink: ).
 

Clive77

Serial Watcher
Thanks!

Der nächste Teil ist in Arbeit, wird aber noch etwas länger dauern, bis das Ding fertig ist. Dafür sind dann aber auch die Specials alle mit drin und die Tennant-Ära abgeschlossen.
 
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