Ach ja, immer diese Echte-Kerle-Previews. Ich habe langsam das Gefühl, sie vernebeln mir ein wenig die objektive Sicht auf den gesehenen Film. Aber es ist auch einfach nur eine zu nette Atmosphäre: Mit guten Freunden im Kinosessel die Mitte der Woche zelibrieren, zwei Bier in der Hand (zwei sind ein Muss! Gibt ja immerhin zwei Bier zum Preis von einem. Also... Nur noch doppelt so teuer wie im echten Laden, nicht viermal...), ein Nacho-Menü sowieso. (Wäre ich nicht Student, würde ich an dieser Stelle auch noch was von "nach einem harten Arbeitstag" schreiben.) Ich glaube, sie könnten vier Stunden das "Bernd-das-Brot-Nachtprogramm" zeigen und es würde mir auf irgend eine Weise zusagen.
Vermutlich hätte ich direkt nach dem Kinobesuch sowas geschrieben wie "Cooler Actionspaß", "perfekt für einen netten Abend". Wäre es ganz schlimm gekommen, hätte ich vielleicht sogar die Worte "empfehlenswert" oder - man mag es sich nicht vorstellen - "gut" erwähnt. Ob es die beiden Biere waren oder der kleine Grundschüler in mir, der riesen Fan der Power Rangers war - Ja, so habe ich "G.I. Joe 2" beim Ansehen empfunden. Und eigentlich - ja, eigentlich - denke ich auch jetzt nicht im Bösen an ihn zurück. Es ist schlimmer: Ich denke gar nicht an ihn zurück.
Egal, wie sehr ich mich auch bemühe: Vor meinem inneren Auge tauchen nur Szenen auf, die ich durch den Trailer mittlerweile eh zu Genüge kennen. Dazwischen mischen sich gelegentlich höchstens mal Bruchstücke von weiteren Explosionen oder hektisch gefilmten, doch recht austauschbaren Kämpfen. Gesehen haben muss ich den Film wohl also doch. Gut, die Erinnerung ist also doch noch nicht ganz weg. Ich dachte schon. So viel getrunken habe ich doch gar nicht während des Kinobesuchs. Wobei... Das möchtegern-dreidimensionale Bild war schon recht verschwommen. Fast möchte ich schon behaupten, gelegentlich doppelt gesehen zu haben. Also doch zu viel gesoffen? Am schlampig konvertierten 3D kann es ja nicht liegen. Ich meine, die hatten ja immerhin neun Monate Zeit.
Wobei, ne Quatsch. Die haben die Zeit ja vor allem genutzt, um dem einzigartigen und nicht ersetzbaren Channing Tatum mehr Screentime zu geben. So dürfen wir jetzt eine grandiose Actionszene mit ihm und Dwayne Johnson bewundern. So haben wir die beiden noch nie gesehen. Der eine schießt. Der andere dreht sich. Also... Eigentlich sitzen beide auf dem Sofa und spielen X-Box. Der eine kann's. Der andere nicht. Oscar, ich höre dich winken.
Wo wir gerade bei The Rock sind: Der hingegen ist eine echte Bereicherung für die G.I. Joe Truppe, die ja ohnehin größtenteils nahezu kommentarlos ausgetauscht wurde. Macht aber nix, ersetzen eben austauschbare Charaktere austauschbare Charaktere. Dem Stein sehen wir gerne zu, keine Frage. Dann wäre da noch die weibliche Schönheit, die drin ist, um weibliche Schönheit zu verbreiten. Und dann ist da noch dieser Typ. Also hier, der eine da. Der da noch zum Team gehört. Wer zur Hölle war das eigentlich? Hat der irgendwann mal was gemacht? Egal, also: Der Typ halt. Und da wäre dann ja noch eine temporäre Parallel-"Handlung", die zwar in den Bergen spielt, jedoch genauso platt wie die anderen Stränge ist. Immerhin bieten uns Snake Eyes und Auszubildende in luftiger Höhe eine sicherlich schwachsinnige, aber spaßig-adrenalinreiche Actionszene. Der bergige Kampf gegen schwingende Ninja-Horden ist dann auch das optische Highlight und die einzige Action, die sich wohltuend von üblicher Massenware abhebt. Die Hoffnung auf ein episches Finale mag in diesem Moment kurzzeitig aufflackern, wird dann aber schnell von einer lieblosen Möchtegern-Panzer-Szene enttäuscht.
Irritierend auch der plötzliche Hang zum vermeintlich realistischeren Stil. Ja, der Erstling mag mit seiner bonbon-bunten, hyper-übertriebenden High-Tech Atmo vielen sauer aufgestoßen haben, aber genau das machte Spaß und bediente das Kind in uns. Nun kann niemand John M. Chu nachsagen, er hätte die Joes durch den Dark-Knight-Fleischwolf gedreht. Immerhin gibt es vereinzelt noch immer kleine und große Spielerein. Doch trotzdem: Die Bilder: rauer. Die Kämpfe: dreckiger. Die Situation: verzweifelter. Würden nicht hier und da bekannte Charaktere auftauchen, wir würden nie auf die Idee kommen, hier eine Fortsetzung anzusehen. Zu vieles fühlt sich einfach zu anders an. Und auch die aufgegriffenen Charaktere werden teils sträflich verheizt. Schade.
Nun, Justin-Bieber-der-Film-Regisseur Chu hat es nicht versaut. Das wäre zu krass gesagt. Im Hinblick auf seine Filmografie hat er vermutlich einen Film abgeliefert, der weit über der Erwartungshaltung liegt. Aber auch das ist eben allenfalls Durchschnitt. Ein weiteres Wiedersehen mit den Joes? Schön wäre es eigentlich. Aber dann doch bitte alles mindestens eine Nummer besser. Dann kann ich mich nach nächsten Kinobesuch vielleicht sogar noch an den Film erinnern.
4,5/10 Justin-Bieber-Ninjas