Ich verstehe deine Irritation in der Hinsicht auch ein wenig, aber ehrlich gesagt finde ich es trotzdem einfach etwas schwach, wenn man sich als Ziel seiner Witze jemanden wie Greta aussucht, statt die Leute auf die Schippe zu nehmen, die unsere gesamte Umweltprobleme eigentlich verbock haben. Mag einfach eine Humor-Präferenz sein, aber dann müssen wir da halt einfach akzeptieren, dass wir da auf keinen grünen Zweig kommen.
Greta war nicht mal Hauptgegenstand des Witzes. Sie kam bei der gesamten Ansprache noch am Besten weg. Es wurde lediglich gesagt, dass Schulgebäude nicht so häufig von innen sieht wie andere Schüler und Schülerinnen, jedoch nicht das sie dumm oder ungebildet ist. Sie erhält natürlich unterricht, lernt, schreibt Klausuren und führt trotzdem noch eine globale Bewegung. Das weiß Gervais.
Zu deiner Kritik an meiner Verteidigung von Greta als Person: ich finde es in der Hinsicht jetzt auch ein wenig schade, dass du jetzt (auch wenn es nicht als Angriff gemeint ist) mir die Intoleranz-Karte zuspielen möchtest.
Ich bin nicht irritiert. Ich bin dieser Meinung. Man kann nicht einerseits sagen, dass ihre Unterschiede nicht relevant sind aber sobald es nicht die gewünschte Resonanz hat, die Unterschiede als Verteidigung heranziehen. WIe gesagt, ich will dich nicht angreifen oder in irgendeine Schublade schieben und es geht mir auch nicht, um irgendeine Humor-Präferenz. Ich möchte einfach, dass du diesbezüglich vielleicht nochmal deinen Bias überdenkst. Nur weil man meint jemanden zu verteidigen, heißt es nicht, dass man sich richtig verhält. Negative, wie auch positive Bevormundung, sind trotzdem Bevormundungen.
Wir können uns doch aber wohl darauf einigen, dass man als Satiriker deutlich besser dasteht, wenn man einen reichen Politiker o.ä. veräppelt statt sich auf die Taten einer jungen Frau zu konzentrieren, die sich für eine bessere Welt einsetzt, oder?
Nein, alle sind fair game. Alle, ausnahmslos! Babys, alte Leute, Frauen, Männer, Erwachsene, Kinder, Arschlöcher, Heilige, Hitler und Mutter Theresa. Alle, absolut alle sind fair game!
Solange der Witz gut ist und wie gesagt, Greta wurde gerade mal erwähnt.
Ich habe schon viel zu häufig irgendwelche "F*ck Greta"-Aufklebern an dicken Autos gesehen oder in Unterhaltungen mit (eigentlich) erwachsenen Menschen Sätze wie "Was wird denn Greta dazu sagen?" gehört, um da hinter solchen Witzchen eine positive Bedeutung zu sehen.
Jetzt läufst du aber Gefahr dich zu verrennen. Du schiebst jemanden aufgrund deines Bias in eine Schublade und, obwohl du selbst Differenziertheit forderst, differenzierst du nicht! Gervais war nicht mal ansatzweise an dem Niveau eines ""F*ck Greta"-Aufkleber". Dieser Aufkleber ist nicht als Witz gedacht, Gervais Spruch schon. Hier vergleichst du Äpfel mit Birnen und, wie gesagt, differenzierst du nicht.
Und ja, Sharon Greta wird über Gervais' Witze wahrscheinlich tatsächlich schmunzeln müssen und sich dann wieder wichtigeren Themen widmen. Jedoch sorgen auch solche Witze dafür, in gewissen Zirkeln das gesellschaftliche Klima zu vergiften bzw. die Fronten zu verhärten...
Nur wenn man es zulässt. Und weder Gervais, noch Greta haben ein Interesse daran.
Satiriker und Komiker brauchen Narrenfreiheit und nichts darf tabu sein, sonst haben wir ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft. Der Witz selbst vergiftet kein gesellschaftliches Klima. Das Gedankengut der Menschen, die etwas anderes in dem Ganzen sehen als einen Witz, dass vergiftet das Klima. Wir müssen entweder, dafür sorgen, dass die Gesellschaft den Anstand und die BIldung hat, einen Witz nur als Witz zu sehen oder wir müssen Satirikern verbieten über manche Themen Witze zu machen und dann sind wir im Faschismus und der Diktatur.
Da erlaube ich den Komikern und Satirikern lieber weiterhin über die Strenge zu schlagen und hoffe lieber darauf, dass sich die Geselschafft weiterbildet, als das ich unter dem Deckmantel des Anstand die Meinungsfreiheit verbiete. Und nein, Beleidigungen sind nicht vom Recht auf Meinungsfreiheit geschützt. Witze und Satire schon! Der Aufkleber ist eine Beleidigung, Gervais Witz nicht!
Und ja, da spielt leider auch sowas eine Rolle. Ich rede ja auch nicht von irgendwelchen Rechten, sondern von so Menschen wie Stephen Crowder oder Seiten wie "Breitbart News", die Kritik an der (liberalen) "Hollywood-Elite" auffressen wie sonstwas. Wenn mein konservativer Onkel über solche Witze lachen würde, wäre mir das auch schnuppe, aber wir reden hier von wirklich zwielichtigen Gestalten.
Ja, wie gesagt. Dann beschneiden wir das Recht auf freie Meinungsäußerung und erlauben uns keine Satire und keine Witze mehr, aus Angst, dass Rechtsextreme darüber lachen und sie missbrauchen. Wir beschneiden auch die Nachrichten und zensieren sensible Informationen, aus Angst, dass Rechtsextreme diese Informationen missbrauchen (ups, das passiert ja schon). Wir vermeiden das Gespräch über manche Themen grundsätzlich, aus Angst, dass Rechtsextreme mitreden könnten und dieses Forum missbrauchen. Wir verbieten die Versammlungsfreiheit und die Möglichkeit zu demonstrieren, da Rechtsextreme, diese Möglichkeit nutzen könnten, um es für ihre Propaganda zu missbrauchen. Wir schließen Straßen, da rechtsextreme Gruppen, sich auf diesen bewegen könnten. Wir ....
Ich denke, du verstehst worauf ich hinaus will. Wir schlagen die Rechtsextremen nicht zurück, indem wir uns selbst die Waffen nehmen und jedesmal zurückweichen. Wir schlagen Rechtsextremismus, in dem wir unseren Prinzipien treu bleiben und nicht weichen, auch wenn sie noch so stark gegen uns anrücken.
Ich will auch gar nicht komplett verneinen, dass ich nicht auch etwas unter dem Einfluss des aktuellen Tribalisms stehe, aber wenn ich aktuell auf die politische Landschaft schaue, dann ziehe ich halt meine eigenen Schlüsse und da sehe ich halt nur eine "richtige" Seite in den meisten Debatten. Soll nicht heißen, dass ich nicht bereit für Gespräche bin oder nicht diskutieren mag, aber mit radikalen Rechten habe ich extreme Schwierigkeiten.
Und da unterscheiden wir uns, ich lehne Kategorien wie "richtig" und "falsch" diesbezüglich grundsätzlich ab. Wenn man mich zwingt, eine Seite zu wählen, dann wähle ich die Seite derjenigen die rational miteinander reden können und nicht automatisch gegen den anderen sind, da dieser sich als "links" oder "rechts" einordnet. Leider ist Rationalität in der momentanen politischen Gesellschaft, im rechten, wie auch linken Spektrum sehr rar gesäht. Damit meine ich nicht dich. Mit dir kann man diskutieren. Du bist nicht extrem, ich lehne jede Form von Extreme und Radikalismus ab.
Eigentlich lehne ich aber auch jede Form von Seitendenken ab. Für mich sind Links und Rechts zwei Seiten einer Münze, deren Währung schon längst nichts mehr wert sein sollte.
In der Hinsicht zu Gervais' Verantwortung möchte ich dir allerdings zumindest teilweise widersprechen, weil es bei ihm ein ähnliches Problem wie bei PewDiePie gibt. Wenn man zum Darling von weit-rechten Zirkeln wird, dann sehe ich schon einen gewissen Grund für diese Person nochmal scharf über die Ziele und Natur seiner Witze nachzudenken. Es ist auch nicht so einfach wie "links = gut" und "rechts = schlecht", jedoch kommt es halt auch immer auf die Pointen an und die sehe (nicht nur) ich als enorm regressiv und zum Teil wirklich bösartig. Aber da kann man dann wohl auf unterschiedliche Humor-Sensibilitäten verweisen, I guess.
Wie gesagt, alles ist erlaubt aber wenn dein Witz schlecht war, dann musst du mit den Konsequenzen leben. PewDiePie ist kein Gervais. PewDiePies Äußerungen waren meist nicht mal als Witz einzuordnen und nur weil er es im Nachhinein behauptet hat, heißt es nicht, dass es auch stimmte.
Natürlich bieten da manche Gestalten eine enorme Zielfläche für Jokes, aber auch hier, wenn man lieber die LGBTQ-Community auf's Korn nimmt, die an allen Ecken und Enden noch mit gesellschaftlicher Unterdrückung in unterschiedlichen Formen konfrontiert wird, statt sich gegen die gesellschaftlichen Kräfte zu wenden, von denen diese Unterdrückung ausgeht.
Wie gesagt, auch eine öffentlich Gruppe, darf nicht sicher vor Witzen sein, sonst schließt man sie vornherein aus. Du möchtest, wirkliche, richtige und aufrichtige Akzeptanz für die LGBTQ-Community? Dann muss sie auch Satire und Spott abkönnen, sonst wird sie bevormundet, erhält eine Extrastellung und schiebt jeden in eine negatie Kategorie, der sich einen Witz darüber erlaubt. Damit verhärtet man nur die Fronten und macht Menschen, welche dem ganzen zunächst neutral gegenüberstanden oder prinzipiell sogar dafür waren, zu potentiellen Feinden. Und eine Gruppe die jeden anfeindet, kann noch so richtig liegen, niemand wird sie mögen.
Du willst, dass sie wirklich akzeptiert wird? Dann lass sie leben und in der Gesellschaft ihren Platz einnehmen. Dazu gehört aber auch Satire. Das ist natürlich in Gesellschaften und eine Form von Akzeptanz. So lernen Kulturen. Denn ganz ehrlich, wenn du einem Kind verbietest etwas anzufassen, dann wird sich die gesamte Welt des Kindes, nur noch um diesen Gegenstand drehen. Wenn du einer Gruppe verbietest etwas zu tun, dann wird sie es erst recht tun.
Kurzum, jemanden den Mund zu verbieten, wird niemanden zum schweigen bringen.
Wieder - das kann alles auf Humor-Präferenzen hinauslaufen, aber ich finde es lustiger, wenn Comedy "nach oben" gerichtet ist und weniger lustig und meist auch bösartig, wenn sie "nach unten" gerichtet ist. In meiner Auffassung ist das auch einer der Unterschiede zwischen so jemandem wie Chappelle und Gervais. Auch so jemand wie George Carlin wusste sowas zu Lebzeiten eigentlich auch immer.
Sorry, aber das klingt nach: "Man darf sich über alles lustig machen, nur nicht über mich." Du ordnest dich sicherlich nicht als jemand von "da oben" ein. Dementsprechend, klingt es so, als ob du Humor nur gutheißt, wenn er weder gegen dich, noch gegen jemanden geht, den du magst oder gegen deine Seite.
So funktioniert das leider nicht. Alle sind fair game, denn schlussendlich sind alle Menschen und Sonderstellungen sind der Anfang vom Untergang.
Cool, dass Bill Burr jetzt gar keine Kritik mehr äußern darf, weil er in einer Folge einer "Star Wars"-Serie war
Blöd ausgedrückt. Ich verbiete ihm nicht das Wort aber sollte er eine solche Kritik beginnen, muss er halt ebenfalls mit berechtigter Kritik rechnen.