Ist der Abenteuerfilm tot?

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Ich habe beim Lesen der jüngsten Diskussion im Indy 5 Threat über das Thema Abenteuerfilme genauer nachdenken müssen und auch über die Frage, ob dieses Genre wie wir es kennen überhaupt noch zeitgemäß ist.

Der klassische Abenteuerfilm hat ja keine unproblematische Perspektive, wenn man so darüber nachdenkt. Vor allem in den frühen Werken dieses Genres wurden vor allem indigene Stämme extrem stereotyp oder "irgendwie komisch" dargestellt und solche kolonialistische Sichtweisen gehörten zum guten Ton. Sicherlich muss man Werke, welche Kinder ihrer Zeit sind, nicht gleich verteufeln, weil sie modernen ethisch-moralischen Standards nicht mehr genügen. Das wäre meines Erachtens zu kurzsichtig. Aber es ist doch auffällig.

Das berühmteste Beispiel von "das würde man heute so nicht mehr drehen" ist sicherlich die Bankettszene in Indiana Jones and the Temple of Doom aus den 1980ern. Ein exotisieren, verunheimlichen und sich darüber lustig zu machen wie andere Völker sind oder per Unterstellung sein könnten ist in solchen Filmen älteren Datums wesentlich öfter anzutreffen als eine ernsthafte Auseinandersetzung mit fremden/nichtwestlichen Kulturen. Scheuen Filmemacher vielleicht deswegen im aktuellen politischen Klima vor diesem Genre zurück?

Es gab ja durchaus vereinzelt noch Beiträge aus dem Unterhaltungskino zu dem Genre. Skull Island (als jüngstes mir bekanntes erfolgreiches Beispiel) würde ich dazu zählen und natürlich auch Jungle Cruise und Indy 5, trotz ihres bescheidenen Erfolgs. Dass es auch ernsthafte und einfühlsamere Auseinandersetzungen mit dem Thema Expeditionen und Abenteuer gab und gibt zeigen Die versunkene Stadt Z oder die Werke eines Werner Herzog. Bloß war sowas auch nie wirklich übermäßig erfolgreich... ist dieser Approach vielleicht zu verkopft? Was macht einen (guten) Abenteuerfilm eigentlich aus? Welche Beispiele und Empfehlungen zu Abenteuerfilmen fallen euch so ein?

Ich finde ja, das Genre verdient ein Comeback. Aber wie könnte das aussehen? Welcher Vorlagen könnte man sich bedienen? Und würde sowas bei der breiten Masse ankommen?
----
Tatsächlich fand ich "Jungle Cruise" den besten Beitrag zu dem Genre seit langem.
Puh. Ja der war nett, aber dann doch lieber die neuen Jumanjis. Jungle Cruise fühlte sich zu belanglos an.
Hab letzte Woche Red Notice geschaut und da gab's gegen Ende auch diesen Abenteuer-Mythen Kram. Reynolds und Johnson als Duo, welches da durch stolpert war knorke.
Die Mumie mit Fraser ist auch so eine Perle. Genau wie Rachel Weisz in dem Film.

Edit von Cimmerier: Musste leider ein wenig Abhilfe schaffen, indem ich die Postings verschoben habe. Hab dann noch Deathriders Text als Zitat eingefügt, damit die Kommunikation nicht einfach im Nirgendwo anfängt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Hi'Pat'Bateman

Well-Known Member
Puh. Ja der war nett, aber dann doch lieber die neuen Jumanjis. Jungle Cruise fühlte sich zu belanglos an.
Hab letzte Woche Red Notice geschaut und da gab's gegen Ende auch diesen Abenteuer-Mythen Kram. Reynolds und Johnson als Duo, welches da durch stolpert war knorke.
Die Mumie mit Fraser ist auch so eine Perle. Genau wie Rachel Weisz in dem Film.

Ahja, Die Mumie war das erste Kinoerlebnis, das mich im großen Stil und nachhaltig geprägt hat. Großes Sommer-Blockbuster-Kino. Überhaupt waren die Kinobesuche im Sommer immer was Besonderes...

Die Jumanji-Filmen kamen für mich nicht an Jungle Cruise ran. Hatte für mich zu viel Marvel-Blockbuster-Comic-Vibes.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Aber Jungle Cruise ist doch kein Stück anders. Ich fand Jungle Cruise viel popcorniger und generischer als den ersten Jumanji (den zweiten fand ich nicht so gut, was aber auch daran lag, dass ich beim ersten Teil einfach nichts Gutes erwartet hatte und extrem positiv überrascht wurde). Ich fand ja, dass Legend of Tarzan in seinen besten Momenten auch ein schöner Abenteuerfilm ist.
 

Hi'Pat'Bateman

Well-Known Member
Aber Jungle Cruise ist doch kein Stück anders. Ich fand Jungle Cruise viel popcorniger und generischer als den ersten Jumanji (den zweiten fand ich nicht so gut, was aber auch daran lag, dass ich beim ersten Teil einfach nichts Gutes erwartet hatte und extrem positiv überrascht wurde). Ich fand ja, dass Legend of Tarzan in seinen besten Momenten auch ein schöner Abenteuerfilm ist.

Jungle Cruise war sehr viel atmosphärischer (hatte ja auch Dark Fantasy-Elemente mit drin) und hatte die (um Längen!) interessantere Geschichte. JC ist für mich ein klassischer Abenteuerfilm, während Jumanji eher in die Rubrik "Komödie" einzuordnen ist. Für JC hätte ich mir einen ambivalenteren Schauspieler anstelle von The Rock gewünscht. Der gibt sich zwar alle Mühe, aber an einen Jesse Plemons kommt er zB nicht ran.

Anstelle von The Rock wäre mir Cavill oder Jackman lieber gewesen (und wrsl auch deutlich günstige). Oder die Allzweckwaffe Gosling, der hätte das auch super gespielt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Für mich war Jungle Cruise einfach nur ein Versuch das PotC-Pferd neu anzuschirren. Hat Spaß gemacht, war für mich jetzt nur marginal atmosphärischer. Weniger CGI, mehr Handwerk oder halt weniger sichtbares CGI und das Ding wäre richtig gut geworden. So fand ich den charmant, aber für mich in Wurfweite von Jumanji was Atmosphäre und Leichtfüßigkeit betrifft, bis auf die wenigen Momente, die etwas "Erwachsenere" daherkommen.
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Gosling wäre definitiv cooler in JC gewesen, als The Rock.

Jumanji hat als Abenteuerfilm aber super funktioniert, weil er sich auf wenige Punkte fokussiert hat und diese nicht unnötig aufgebläht hat (Suche nach einem McGuffin inkl. Wettrennen/Flucht vorm Schurken).
Dazu kommt noch der Punkt, dass er als Videospielverfilmung (ohne Vorlage, mit Fokus auf die Gameplayelemente und nicht Storyelemente) so gut funktioniert.

Teil 2 macht da weiter wo 1 aufgehört hat, verfällt aber nicht dem Sequel-Wahn macht alles größer und mehr von Allem, sondern bleibt bei den etablierten Punkten und wandelt diese ggf. ab.
 

Cartman

Well-Known Member
Jumanji 1 fand ich überraschend gut. Der zweite war mir zu überdreht.

JC war nett, mehr nicht. Uncharted war auch nur OK. Irgendwie ist das Abenteuer-Genre tot.
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Oh Gott, Uncharted ey. :ugly:
Der zeigt, wie man's nicht machen sollte.

Tot würde ich nicht sagen, aber es wird nicht viel draus gemacht bzw. wird immer sehr viel Potential verschenkt. Man fokussiert sich oft auf andere Schwerpunkte und das eigentliche Abenteuer, Entdecken und die etwaigen mystischen Elemente kommen dann zu kurz.
 

Deathrider

The Dude
Ich will nicht wieder that guy sein, aber ich glaube, das Thema "Sind Abenteuerfilme tot?" sehr interessant und es verdient eine genauere Betrachtung vielleicht in einem separaten Threat, oder?
 

Deathrider

The Dude
Ich habe beim Lesen der jüngsten Diskussion im Indy 5 Threat über das Thema Abenteuerfilme genauer nachdenken müssen und auch über die Frage, ob dieses Genre wie wir es kennen überhaupt noch zeitgemäß ist.

Der klassische Abenteuerfilm hat ja keine unproblematische Perspektive, wenn man so darüber nachdenkt. Vor allem in den frühen Werken dieses Genres wurden vor allem indigene Stämme extrem stereotyp oder "irgendwie komisch" dargestellt und solche kolonialistische Sichtweisen gehörten zum guten Ton. Sicherlich muss man Werke, welche Kinder ihrer Zeit sind, nicht gleich verteufeln, weil sie modernen ethisch-moralischen Standards nicht mehr genügen. Das wäre meines Erachtens zu kurzsichtig. Aber es ist doch auffällig.

Das berühmteste Beispiel von "das würde man heute so nicht mehr drehen" ist sicherlich die Bankettszene in Indiana Jones and the Temple of Doom aus den 1980ern. Ein exotisieren, verunheimlichen und sich darüber lustig zu machen wie andere Völker sind oder per Unterstellung sein könnten ist in solchen Filmen älteren Datums wesentlich öfter anzutreffen als eine ernsthafte Auseinandersetzung mit fremden/nichtwestlichen Kulturen. Scheuen Filmemacher vielleicht deswegen im aktuellen politischen Klima vor diesem Genre zurück?

Es gab ja durchaus vereinzelt noch Beiträge aus dem Unterhaltungskino zu dem Genre. Skull Island (als jüngstes mir bekanntes erfolgreiches Beispiel) würde ich dazu zählen und natürlich auch Jungle Cruise und Indy 5, trotz ihres bescheidenen Erfolgs. Dass es auch ernsthafte und einfühlsamere Auseinandersetzungen mit dem Thema Expeditionen und Abenteuer gab und gibt zeigen Die versunkene Stadt Z oder die Werke eines Werner Herzog. Bloß war sowas auch nie wirklich übermäßig erfolgreich... ist dieser Approach vielleicht zu verkopft? Was macht einen (guten) Abenteuerfilm eigentlich aus? Welche Beispiele und Empfehlungen zu Abenteuerfilmen fallen euch so ein?

Ich finde ja, das Genre verdient ein Comeback. Aber wie könnte das aussehen? Welcher Vorlagen könnte man sich bedienen? Und würde sowas bei der breiten Masse ankommen?
 
Zuletzt bearbeitet:

Hi'Pat'Bateman

Well-Known Member
Der "klassische" Abenteuerfilm hat ja nun wirklich ALLE Elemente, die es braucht, um die Leute in einen Film zu locken:

- Exotische Plätze
- Historische Ereignisse verknüpft mit mythischen Elementen
- Fremde Kulturen
- Actionmöglichkeiten ohne Ende
- Titelhelden mit großem Identifikationspotential

Analog zu James Bond könnte man daraus ein wirklich großartiges Franchise machen.

Netflix hat ja auch "Lohn der Angst" neu verfilmt, der ja wiederum in den 80ern von William Friedkin ebenfalls ein Remake mit Roy Scheider bekam (was leider niemand im Stream oder als BR anbietet).

Wie bei Indy geht es im Kern meist um eine mythische Legende, die Reichtum oder Macht verspricht. Das ganze wird mit einem historischen Kontext unterfüttert.

Für mich die beste Adventure-Reihe, die ich auch heute noch gerne spiele, ist uns bleibt "Baphomets Fluch". Das Spiel könnten sie gerne mal verfilmen... Aber hier wird ja auch schön aufgezeigt, wie man mit Witz und Ironie einen Titelhelden aufbauen kann.

Also Potential sehe ich schon. Gerade die Streamer hätten das Kapital, hier zu investieren.
 

Wendtslaw

Well-Known Member
Mal ne Frage, ich hab die nicht gesehen, aber zählen die Verfilmung von Uncharted und Tomb Raider nicht auch zu den Abenteuerfilmen? Und zumindest letzterer soll ja noch ne Fortsetzung bekommen. Gerüchteweise wohl auch Uncharted.
Mehr Filme zur Kategorie "Abenteuer" fallen mir dann aber auch nicht mehr ein. Vermutlich inzwischen einfach so eine Nische wie z.B. Western oder Bud Spencer/Terence Hill Filme ("Prügelfilme") 😅
 

Deathrider

The Dude
Mal ne Frage, ich hab die nicht gesehen, aber zählen die Verfilmung von Uncharted und Tomb Raider nicht auch zu den Abenteuerfilmen?
Würde ich definitiv dazu zählen.
Vermutlich inzwischen einfach so eine Nische wie z.B. Western oder Bud Spencer/Terence Hill Filme ("Prügelfilme") 😅
Hehe... Prügelfilm... das hab ich das letzte mal gelesen, da gab es noch Fernsehzeitungen im Elternhaushalt.
Ich denke da gibt es sicher eine Definition zu, aber vom Gefühl her würde ich den Abenteuerfilm als eine Spielart des Actionfilms betrachten. Das funktioniert natürlich weniger gut, je mehr der jeweilige Film in andere Richtungen ausbricht, wie etwa Aguirre in Richtung Historiendrama.
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Wie auch im Indy Thread geschrieben, gehören für mich die neuen Jumanjis auch zu dem Genre Abenteuerfilm dazu.
Ich habe beim Lesen der jüngsten Diskussion im Indy 5 Threat über das Thema Abenteuerfilme genauer nachdenken müssen und auch über die Frage, ob dieses Genre wie wir es kennen überhaupt noch zeitgemäß ist.
Und mit seiner fiktiven Welt konnten Jumanji 2&3 genau dem aus dem Weg gehen und selber nochwas eigenes Worldbuilding betreiben, ohne auf:
- Exotische Plätze
- Historische Ereignisse verknüpft mit mythischen Elementen
- Fremde Kulturen
- Actionmöglichkeiten ohne Ende
- Titelhelden mit großem Identifikationspotential
diese klassischen Elemente zu verzichten.
Ein moderner, absolut funktionierender Ansatz des ganzen.

Oder wie es bei Red Notice angeschnitten wurde: lasst euch irrsinnigen Nazi-Quatsch einfallen, bisschen mit klassischen Mythen vermurkst aber nie auf historischer Korrektheit pochend.
Funktioniert, unterhält und bietet ne Menge Möglichkeiten!
Müssen ja nicht immer Nazis sein, irgendwelche dubiosen Schurken die einem McGuffin aus irgendeiner Legende hinterher jagen reichen ja auch.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
beim Lesen der jüngsten Diskussion im Indy 5 Threat


Ich denke, dass Abenteuerfilme generell auch heute noch ziehen können. Es braucht nur Leute vor und hinter der Kamera, die das anständig schreiben und umsetzen.
 
Oben