Der große Thread über Objektivität in der Filmkritik

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Objektivität gibt es einfach nicht, wenn es um Filme geht. Man kann ja auch nicht sagen, objektiv betrachtet ist blau schöner als grün.

Sicherlich gibt es Dinge die man relativ sachlich bewerten kann. Beispielsweise den Qualitätsunterschied zwischen einem Asylum-Film und einem Scorsese-Streifen, aber es geht halt nicht vollumfänglich.

Wir sind hier nicht in der Mathematik, wo es konkrete Lösungen und Ergebnisse gibt.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Um vollumfänglich geht es auch gar nicht, eine gewisse Subjektivität und Grauzone die gar nicht beurteilbar ist, gibt es natürlich bei jedem Film. Auch das ist in der Schule so.
Mir geht es nicht um den 100%igen Aspekt der Obejktivität, nirgends gibt es den, sondern soweit es eben möglich ist, nichts anderes will ich sagen.

Aber da man hier nahezu überhaupt nicht auf meine Beispiele und Fragen dazu eingehen will, macht die Diskussion leider keinen Sinn, so wird man weder mich überzeugen, noch ich jemanden anderen.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Glaube das eigentliche Problem an objektiver Filmkritik wäre, dass sie einfach stinklangweilig wäre. Eine Kritik ist ja im besten Fall ein literarischer Meinungstext und da wird gelesen, wer den interessantesten Standpunkt vertritt und wer ansprechend schreiben kann, wer vielleicht eine vergleichbare Meinung zur eigenen hat, nicht wer sich am objektivsten an bestimmten Kriterien des Filmemachens abarbeitet. Sowas wie jetzt vom Stern ist für mich auch kaum richtige Filmkritik, sondern ein Hot Take, der vor allem Klicks generieren soll, vermutlich auch nicht von einem Vollzeit-Filmkritiker (die es in Deutschland vermutlich auch nicht in dem Umfang gibt wie in den USA) stammt. Dass jetzt als Beispiel dafür herzunehmen, dass Filmkritik objektiver sein muss halte ich für falsch.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Ich finde eine Kombination aus beidem sehr gut, die möglichst objektive Betrachtung (das Wort 'möglichst' verwende ich ständig und ist in diesem Kontext sehr wichtig) und die subjektive Meinung, ich glaube das wird bei ausführlichen Kritiken i.d.R. auch so gehandhabt.

Der JOKER Artikel ist meiner Meinung nach noch unter BILD Niveau, da gebe ich dir recht. Es wird denke ich hier auch nicht als pro oder kontra Beispiel angeführt, er war höchstens der Trigger.

Noch Mal zwei einfache Beispiele:

Z.B. Lady Gaga, ich mag diese Tante überhaut nicht und finde sie superpeinlich, trotzdem ist auch für mich erkennbar, dass viele ihrer Songs gute Pop-Songs sind und sie weitaus kreativer ist, als viele andere Pop Musiker. Meine subjektive Meinung ist also, dass ich diese Künstlerin furchtbar finde, gleichzeitig erkenne ich aber objektiv gesehen ihre Leistung an.

EIn Kumpel von mir kann mit asiatschen Zeichentricklfilmen (Anime) gar nichts anfangen, weil sie ihm viel zu abgedreht sind. Er sagt immer, dass ihm dieses asiatische Gen fehlt, er mit deren Kultur nichts anfangen kann. Gleichzeitig erkennt er aber dennoch bspw. die Qualtität von Ghibli Filmen an, deren Kreativivät, der Detailreichtum und das Fantasievolle.

Für mich sind das sehr einfach gehaltene Beispiele für Aussagen, die rein subjektiv sind, zusätzlich aber auch versuchen das Ganze aus einer höheren, objektivären Perspektive zu betrachten.

Oder Mal so gefragt, wenn der Bergiff Objektivität für diese "erhöhte Perspektive" hier falsch sein soll, welchen würdert ihr denn dann verwenden?
 
Zuletzt bearbeitet:

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Aber ich denke doch, die meisten Kritiken sind doch eben genau so, sonst wäre ja alles entweder nur ein Komplett-Verriss oder eine Liebeserklärung und das ist definitiv nicht der Fall. Aber es kann eben auch eine extreme Kritik gut und lesenswert sein, wenn sie gut geschrieben, gut argumentiert oder halt auch einfach nur unterhaltsam ist (ich lese sehr gerne die manchmal sehr negativen Kritiken von dem oft genannten David Ehrlich, auch wenn ich denen nicht zustimme, weil die einfach immer gut geschrieben sind). Die Kritik als Medium ist für viele Herangehensweisen offen, die besten sind aber sicher nie reine Pro- und Kontra-Erörterungen.
 

McKenzie

Unchained
Wie soll denn eine objektive Filmkritik aussehen? Ich kapiere das einfach gar nicht.
Ich denke Måbruk erklärt das ja ganz gut in seinem letzten Post. Ihm geht es nicht um tatsächliche technische Objektivität, weil es diese ja nicht geben kann, sondern um eine Bereitschaft über den Tellerrand zu schauen und einen Film nicht nur zu beurteilen á la "Ich mag dies und jenes nicht, also ist dieser Film von vorneherein schlecht", sondern eben zusätzlich einen weiteren Blickwinkel einzunehmen als den eigenen (so weit das eben möglich ist, weil ja auch das natürlich subjektiv gefärbt ist). Wie in seinem Lady Gaga - Beispiel. Und ja, das sollte theoretisch jeder Kritiker machen, aber ich hab auch schon öfter gesehen dass das nicht der Fall war.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Ich kann die Qualitäten eines 2001 ja durchaus erkennen und weiß, was ihn auszeichnend, am Ende spricht er mich trotzdem nicht an. Wenn das unter Objektivität fallen soll, dann kann ich mich ja durchaus damit arrangieren. IMO ist das aber immer noch keine Objektivität im eigentlichen Sinne.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Was ist denn dann die Objektivität im eigentlich Sinne? Gibt es da nicht auch mehrere Abstufungen?

Wenn ich sage, dass mir der Film von jemanden nicht gefällt, weil mir die Nase der Regisseurs nicht gefällt, dann ist das doch subjektiv pur und hat schon Mal gar nichts mit der Qualität des Films zu tun. Ich würde sagen Objektivität = minus 100 %

Wenn ich sage, dass mir der Film von jemanden nicht gefällt, weil ich CGI generell nicht mag, egal bei welchem Film, dann ist das immerhin schon Mal eine inhaltliche Bewertung, ist aber immer noch rein subjektiv. Objektivität = 0%

Wenn ich sage, dass mir der Film von jemanden nicht gefällt, weil ich einem CGI EInsatz zwar aufgeschlossen gegenüber stehe, die Idee bei diesem Film CGI zu verwenden aber thematisch unpassend fand, dann ist das nicht mehr rein subjektiv. Objektivität = Schwer defnierbar %

Wenn ich dann versuche meine Antipati gegen CGI im allgemeinen bei Seite zu legen und dem Grund nachgehe, wieso der Regisseur sich an dieser Stelle für einen CGI Einsatz entschieden hat, dann bin ich auf einem finde ich guten objektiven Weg. Oder wie McKenzie es passend beschrieb, ich weite meinen Blickwinkel, in dem ich mich allen Vorverurteilungen soweit wie möglich entledige und mich tiefer mit der Materie beschäftige.

Ich habe dafür auch ein schönes Beispiel aus der Praxis: Der Film Penguin Highway ist ein wunderbarer Anime, wunderschön old-school mäßig gezeichnet. Mitten im Film kommt plötzlich CGI zum Einsatz und ich fand das furchtbar, der FIlm hat damit an Qualität für mich verloren.
Nun habe ich anschließend gewzungerener Maßen meine Sichteweise erweitert, in dem ich einem Interview mit dem "Regisseur" beigewohnt habe. Dort hat er daen CGI Einsatz erläutert: Hierbei handelte es sich um eine außerirdsische Lebensform und er wollte, dass es im Film auch irgendwie außerirdisch wirkt, weshalb er in diesem Moment auf CGI gesetzt hat, was irgendwie nicht zum old-school Zeichentrickstil passte, aber gerade das dieses Außerweltliche vermittelte.
Dieses Argument hat für mich absolut Sinn ergeben und der Film ist dadurch wieder in meinem Ansehen gestiegen.

Ich kann mich also auf meine subjektive Meinung versteifen oder ich versuche den Hintergrund zu verstehen. Woher kommt der CGI Ansatz? Weil zu wenig Geld da ist? Weil der Regisseur unfähig ist? Oder weil es vielleicht doch einen sinnvollen Grund gibt.

Objektivität bedeutet für mich, einen weiteren Blickwinkel einzunehmen, sich mit etwas intensiv auseinander zu setzen und die Qualität des Werkes damit möglichst fair und auf einem hohen Experten Niveau zu beurteilen. Und natürlich kann ich diese Infos dann auch in einer Kritik, ob positiv oder negativ, dem Leser vermitteln.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Aber ist diese vermeintlich fehlende Objektivität wirklich ein Problem aktueller Filmkritik, oder Filmkritik im allgemeinen? Ich glaube nicht. Nur weil es hier und da diese sehr polemischen Clickbait-Kritiken gibt (die gibts allerdings sowohl im negativen wie positiven Bereich) heißt das ja nicht, dass das gesamte Feld so aussieht. Ich glaube viele richtige Filmkritiker würden sogar eher sagen, dass diese Form der Filmbesprechung ihrem Berufsstand schadet.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Sehe da auch kein Problem bei aktuellen Kritiken. Ich sehe mich selbst aber immer wieder der Kritik ausgesetzt, dass es keine objektive Beurteilung eines Werkes geben kann, weil alles rein subjektiv ist. Diese Meinung teile ich einfach nicht, man kann Werke finde ich schon objektiv beurteilen, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Das wollte ich hier einfach Mal näher beleuchten.
 
Zuletzt bearbeitet:

Måbruk

Dungeon Crawler
Du wirst aber hoffe ich schon erkannt haben, dass eine Beurteilung von etwas nicht immer gleich subjektiv sein muss.
Und da Frage ich mich nun, mit welchem Begriff würdest du das dann schmücken??

Ich dachte immer Objektivität ist das Gegenteil von Subjektivität. Wenn ich also die subjektive Sichtweise abschwäche, sollte doch eigentlich ein mehr an Objektivität dabei rauskommen.

Oder wie würdest du das bezeichnen?
 

Woodstock

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@Måbruk
Es ist absolut eindeutig, dass du keinen einzigen meiner Beiträge gelesen oder verstanden hast, sonst würdest du diese Fragen gerade nicht stellen.

Ich möchte dich hiermit bitten sie nochmal zu lesen, danke! :smile:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Wenn Du mit "keinen einzigen meiner Beiträge" deinen Beitrag bzgl. Intersubjektivität meinst, hast du halb recht. Vielleicht kannst Du das noch mal auf deutsch, mit praktischen Beispielen und Bezug zu meinen praktischen Beispielen erläutern, damit ich Dümpel ohne Schulabschluss und Ausbildung das auch nachvollziehen kann. :whistling:
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Sagen wir so, ich verstehe deine Argumentation, teile die Einschätzung aber nicht. Von daher muss ich nichts „erkennen“, weil du eine Meinung vertrittst und keinen Fakt.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Ja, wenn wir uns nicht einmal darüber einig sind, dass Wasser nass ist, dann bringts natürlich nichts, da gebe ich dir recht.
 
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