Vielleicht ganz gut, dass den hier (bisher) noch fast keiner sehen möchte, denn La La Land ist so ein Film, den man am liebsten für sich allein und nicht mit anderen teilen möchte. Schwierig allerdings, denn La La Land ist ein Crowdpleaser und das Publikum wird wahrscheinlich nur noch größer, sollte er bei den Oscars wie vermutet einige Preise abstauben. Andererseits gönnt man es ihm auch, denn La La Land ist ein wirklich hervorragender Film geworden. Ein Film der, im wahrsten Sinn des wortes, ein bisschen Farbe in das sonst überwiegend triste Programm der größeren, amerikanischen Studiofilme bringt. Mit einem scorseseesken Gefühl dafür auffällig, aber nicht aufdringlich inszeniert zu sein und immer dem Erzählfluss und der Dynamik des Films und der Szenen zugute kommt, als die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. Dabei bleibt La La Land immer ein bisschen artifiziell in seiner Inszenierung der musikalischen Szenen, die ganze Welt des Films ist überhöht und besonders romantisch. Der Film zelebriert ein Bild eines klassischen Hollywoods, von romantischen Jazzbars, die die beiden Hauptfiguren zwar auf die Probe stellen und enttäuschen, aber auf sie, wie auf uns als Zuschauer, trotzdem eine Magie ausüben, derer man sich schwer entziehen kann. Und da ist es auch vollkommen egal, wie originell, oder eben nicht, der Plot ist, es ist eben eine Romanze, eine, die klassischer nicht ausfallen könnte, aber das passt ja auch zum Gesamtkonzept des Films. Wie etwas gemacht und erzählt ist, ist ja meistens wichtiger, als was erzählt wird und da ist La La Land einerseits ganz klassisch, gewinnt dem Ganzen mit seiner modern-dynamischen Inszenierung, oder der Natürlichkeit der Liebesgeschichte auch neue Facetten ab. Der romantische Teil, wieder ganze Film, profitiert dabei enorm von seinen zwei Hauptdarstellern: Ryan Gosling und Emma Stone haben so eine natürliche Chemie, sind so zurückhaltend charismatisch und haben ein großartiges, aber subtiles komödiantisches Timing, dass es eine wahre Freude ist den beiden zuzusehen. Dabei stehen sie einerseits ganz im Gegensatz zur überspitzt-fantastischen Welt des Films, andererseits machen sie damit den Film eben zu mehr als nur einer gelungenen Sing-und-Tanz-Revue, nämlich auch nachvollziehbar emotional, ob das nun romantisch, oder lustig, oder traurig oder alles zusammen sein soll. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das mit Miles Teller und Emma Watson, die wohl ganz früh für die Rollen in Frage kamen, auch nur im Ansatz so gut funktioniert hätten. Gosling und Stone sind mindestens so zauberhaft wie Chazelles Inszenierung und die wundervoll farbenprächtigen, analogen Bilder.
Bei einem Musical sollte man auch über die Musik sprechen. Die Musik ist fantastisch. Was es La La Land beim durchschnittlichen Zuschauer, der vielleicht nicht besonders offen für Filme ist, in denen gesungen wird, sicher einfacher macht, ist, dass sich die Anzahl der Songs tatsächlich ziemlich in Grenzen hält und die meistens eindeutig abgegrenzte Szenen und Setpieces sind (Die wiederum alle sehr elegant begonnen und beendet werden. Eine unauffällige Einbindung der Lieder war Chazelle, wie ich erst in einem Interview mit ihm gehört habe wohl besonders wichtig und ich denke, das ist ihm auch überaus gut gelungen), die einen klaren inhaltlichen Zweck haben. Filler-Songs oder halbgesungene Dialoge gibt es nicht, deswegen bleiben die Songs auch durchweg auf einem (hohen) Niveau, auch wenn der ganz große Ohrwurm vielleicht ausbleibt. Die Qualität von Musik auf Basis der puren Eingängigkeit zu bewerten mag ich aber sowieso nicht, vor allem da die Lieder, auf die ein oder andere Art, trotzdem irgendwie im Gedächtnis bleiben. Trotz der überschaubaren Nummer von Liedern ist La La Land ein sehr musikalischer Film geworden, dem die Musik auch abseits der gesungenen Lieder wichtig ist. Ryan Goslings Figur Sebastian ist besessen von und vergöttert Jazz (Über die Snob- und Arschlochtendenzen der Figur dahingehend wurde im Internet schon geschrieben, aber ich finde dank Goslings Darstellung wirkt das eher charmant und auch etwas selbstironisch) und der Film widmet sich dem, wie auch der Obsession für Schauspiel und Hollywood von Emma Stones Figur Mia. Wie schon in Whiplash inszeniert Chazelle verdammt mitreißende Musikszenen, aber während in Whiplash der Suspense und eine unangenehme Thrillerdynamik im Vordergrund stehen, geht es in La La Land um Magie und Romantik und Humor. In einer besonders gelungenen Tanzszene (eine der drei wichtigen im Film), die an einen Stummfilm erinnert und von einem wunderschönen klassischen Stück unterlegt ist, lässt Chazelle nur die Musik und die Schauspieler (und die Bilder) für sich sprechen. Dialoge oder anderen Ton abseits der Musik gibt es nicht. Es sind Szenen wie diese die La La Land zu mehr machen als nur einer Liebesgeschichte, oder nur einem Musikfilm oder nur einem weiteren Hollywoodfilm über Hollywood. In seinen besten Momenten ist La La Land pure Filmmagie: Ein zweistündiges Konzentrat von fantastischen Schauspielern, großen Gefühlen, beeindruckenden Bildern und mitreißender Musik.