Minimalismus: Die Kunst des Verzichts

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Was haltet ihr eigentlich von dem Minimalismustrend? Wurde vor allem durch Ryan Nicodemus und Joshua Millborn bekannt gemacht, gabs aber vorher natürlich schon.

Darunter versteht man die Lebensweise, seinen Besitz auf das Essenzielle zu reduzieren und nicht mehr soviel sinnloses anzuhäufen, was dann meist eh nur ungenutzt in Schränken einstaubt.

Früher war ich z.B. ein großer Sammler von DVDs und CDs und konnte gar nicht aufhören, das immer weiter auszubauen. Schnäppchen? Mitgenommen. Es gab eigentlich kaum einen Mediamarktbesuch, bei dem ich nicht was mitgenommen hab. Früher hatte ich die Tradition, regelmäßig mit Tyler und Joel ins Kino zu gehen und da sind wir immer auch in Medienläden gegangen, kamen da eigentlich immer mit neuer Beute wieder raus. Bei Cons sogar regelmäßig mit vollen Tüten.

Irgendwann hatte ich aber mal einen schlimmen Schimmelschaden im Haus und musste im Grunde meinen ganzen Besitz abgeben und wegschmeißen, dh ich musste wieder bei null anfangen. CDs hab ich jetzt nur noch von meiner Lieblingsband, Blu-rays sind auch nur ne handvoll Titel, nur Bücher hab ich jetzt wieder in Massen, allerdings alles günstig bekommen. Als Autor greife ich da auch regelmäßig ins Regal, als Leser hab ich genug Bücher um die nächsten Jahre abzudecken und wichtiger Punkt, für meine Kinder will ich das auch griffbereit haben.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Ich halte nicht viel davon. Ich finde le Corbusier hatte eine arrogante Art Einstellung, die jegliche Romantik missen ließ (genau wie Phillip starck). Ich bin eher ein Lebemensch und umgebe mich mit vielen Dingen und Menschen die mir gut tun und limitiere diese nicht. Alles was in meiner Wohnung steht hat eine kleine oder große Geschichte zu erzählen und hin und wieder erinnere ich an diese und erfreue mich umso mehr daran. :smile:
 

Bambi

hat verrückte Rehkitzideen
Scheint einer der Trends des noch jungen Jahres 2021 zu sein/ werden. Kenne so einige die bei der Ausmistchallange mitmachen. Ich hab ja letztes Jahr schon ein wenig ausgemistet, denke aber darüber noch zumindest einen Monat da mal mitzumachen. Da ich mich gestern erst wieder bei folgender Frage ertappt habe, wenn ein Buch was ich 2018 als ME hier rumliegt und ich es immer noch nicht einmal angelesen habe, brauche ich es wirklich noch oder sollte man es lieber spenden/ausmisten. Ebenso normale DVDs also keine Steelbooks oder so länger als 2 Jahre nicht gesehen brauche ich dir wirklich noch?
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Etwas Minimalismus schadet sicherlich nicht, aber ich finde, dass eine Bude auch Charakter durch Bücher, Filme, CDs und was weiß ich bekommt. Aber zweifellos hab ich zuviel Zeug, welches ich nicht ernsthaft brauche und welches sich über die Jahre angesammelt hat. Habe schon ne Menge ausgemistet, aber für die Tonne ist es mir dann wiederum auch zu schade.

Discs loszuwerden, die ich zwei Jahre lang nicht angeguckt habe, wäre allerdings arg sinnlos bei mir. So viel Freizeit habe ich gar nicht, dass ich alles alle zwei Jahre gucken könnte.

Mittlerweile habe ich meinen Konsum auch stark reduziert und kaufe auch viel Digital. Komplett werde ich von Retail aber nicht abrücken.

Was ich aber tatsächlich schade finde ist, dass es in Deutschland recht wenig multifunktionale Möbel gibt, die was her machen und den Raum sinnvoll nutzen.
 

NewLex

Well-Known Member
Ich befasse mich seit einigen Monaten mit dem Taoismus. Dort wird auch gesagt dass man absolut nichts braucht um glücklich zu sein. Wer nach Besitztümern strebt, wird niemals glücklich werden, weil er niemals genug haben wird. Das Streben nach mehr wird prinzipiell als nicht zielführend eingestuft, denn das Tao (Gott bzw. die Schöpfung) hat uns alles gegeben was wir brauchen.
Auf alle Fälle nicht ganz so einfach anzuwenden in der Heutigen Zeit :smile:
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Bin ein großer Freund des Minimalismus und die Beschriebung bzgl. Taosimus klingt auch sehr vielversprechend.
Wir können nichts in's nächste Leben mitnehmen und wahrscheinlich landat das alles irgendwan auf dem Müll oder bei ebay.

Prinzipiell finde ich schon, dass ein Gesamtkunstwerk den Genuß erhöhen kann. Und dazu gehört bspw. nicht nur die Musik, sondern auch die Lyrik, das Cover, etc. Es ist auch schön sich das ggf. Mal anzusehen und irgendwo hinzustellen. ABER, ob Tapes, Vinyl, CD,'s, Bluray oder was auch immer, das hat alles das gleiche Format. Ich finde es extrem langweilig mir meine ganze Bude voll mit CD's zu packen. Wenn jedes Werk für sich, ein eigenes Kunstwerk für sich wäre, eini eigenes Format hätte, anderes Material, komplett anders aussehen würde etc., das wäre was anderes. Wenn es so etwas gibt, ist es allerdings meist limitiertes Zeugs und/oder kostet einen Haufen Kohle. Da mache ich nicht mit.
Bei PC Rollenspielen lagen früher liebevolle gemachte Landkarten und anderes Gimmick dabei etc., da hat das noch Sinn gemacht.

Prinzipiell finde ich Minimalismus wunderbar und erstrebenswert, aber ich bin mir nicht sichcher, ob das etwas für jedermann ist. Beim Immobilienbaun bspw. führt der Minimalismus zu immer gleichen, langweiligen Betonbauten. Nur das Nötigste wird verbaut, alles sieht gleich aus. Diese minimalistische Bauweise funktioniert nur, wenn man das was man einspart, an anderer Stelle wieder investiert. Bspw. in hochwertige Materialien. Wenn man nur einfachen Beton in der Tetrapack Bauwese verbaut, ist das am Ende nicht lebenswert.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Finde das Thema sehr interessant und wie NewLex schon schrieb, ist Minimalismus nicht bloß irgendein neumodisches Hipster-Ding - es gibt derartige Lebensauffassungen, meistens in viel elaborierteren Versionen, bereits seit Ewigkeiten.
Auch im Konfuzianismus und Buddhismus gibt es derartige Anklänge. Eigentlich gab es in jedem Teil der Welt zu jeder Zeit Religionen und Philosophien, bei denen Askese eine bedeutende Rolle spielt.
Nicht nur auf materiellen Besitz bezogen sondern natürlich auch auf Körper und Geist. Und tatsächlich scheint, im Grunde wenig überraschend, eine minimalistische Lebensweise, in Harmonie mit der Natur, vielen Menschen ungeahntes Lebensglück zu bescheren bzw. sie in gewisser Art und Weise zu befreien von einem eher unnatürlichem System. Oder wie es in der Meme-Kultur heißt "Reject humanity and return to monke".
Natürlich ist eine teilweise recht minimalistische Lebensweise im Alltag weit weniger drastisch und kann trotzdem Freude oder Freiheiten bringen.
Obwohl ich mich eigentlich als recht genügsam erachte, bin ich was meine Leidenschaften angeht, ein allzu berechenbarer Konsum-Trottel. Da mag ich es noch immer zu Sammeln, zu Ordnen, zu Bestaunen. Bei allem anderen allerdings eher nicht.
Wobei ich sagen muss, dass es bei mir in den letzten Jahren viel weniger geworden ist. An Filmen schaue ich viel mehr digital als früher. Habe letztens meiner Filmsammlung von ausnahmslos allen DVDs gereinigt und überlege noch mehr zu entsorgen bzw. zu verschenken.
Bücher weggeben kann ich mich kaum zu herablassen.
Ich mag meine Bücher und finde eine eigene Bibliothek spannend, gemütlich, ansehnlich. Allerdings habe ich keine 7000 Bücher hier rumstehen, die ich in den nächsten Jahrzehnten sowieso nicht lese und währenddessen unzählige andere kaufe. Selbst einen riesen SUB hab ich mir abgewöhnt. Macht mir einfach keinen Spaß. Ich bin da immer sehr spontan, was ich lese und habe höchstens zwei ungelesene Bücher hier rumliegen. So bekomme ich immer aktuell worauf ich gerade Lust habe ohne irgendeinen Stapel im Hinterkopf.
Natürlich hat das alles wenig mit wirklichem Minimalismus zutun. Ich kann noch nicht sagen, ob ich mich dafür entscheiden könnte.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Ich behaupte mal, dass ich semi-minimalistisch lebe. Ich habe zwar meine DVD/BD-Sammlung und auch einige Videospiele, Bücher und CDs, aber ich kaufe neben Klamotten und Nahrungsmitteln kaum noch irgendwas, was dann größtenteils nur rumsteht/-liegt. Am ehesten hier und da noch mal eine BD.
 

Woodstock

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Ich sehe das nicht so streng. Ich kenne es, wenn alles, was du hast, plötzlich weg ist. Das ist tragisch aber hat auch etwas Befreiendes. Eine Art Neubeginn.

Es ist keine Schande Besitz anzuhäufen, solange du es besitzt und es nicht dich besitzt. Wenn du stirbst, kannst du sowieso nichts davon mitnehmen, daher ist es vollkommen egal, ob du jetzt viel oder wenig hast. Mach einfach was du willst. Sammel was du willst oder lass es bleiben. Das Leben ist kurz, du weißt nicht was oder ob etwas danach kommt. Sei einfach nett zueinander und erfreue dich an dem, was dir Spaß macht. Schadet doch keinem. Du musst nicht minimalistisch leben und du musst nicht dem Exzess verfallen. Sei nicht so streng mit dir und anderen. Sei einfach du. Achte auf dich und auf andere, dann passt das so weit. Es ist langfristig sowieso vollkommen irrelevant.


Ich befasse mich seit einigen Monaten mit dem Taoismus. Dort wird auch gesagt dass man absolut nichts braucht um glücklich zu sein. Wer nach Besitztümern strebt, wird niemals glücklich werden, weil er niemals genug haben wird. Das Streben nach mehr wird prinzipiell als nicht zielführend eingestuft, denn das Tao (Gott bzw. die Schöpfung) hat uns alles gegeben was wir brauchen.
Auf alle Fälle nicht ganz so einfach anzuwenden in der Heutigen Zeit :smile:
Also hat Gott oder die Schöpfung uns auch den Erfindungsreichtum gegeben und damit haben wir VR-Brillen erschaffen, dass heißt, Gott bzw. die Schöpfung hat uns VR-Brillen gegeben. Wieso dann nicht benutzen?
 
Zuletzt bearbeitet:

NewLex

Well-Known Member
Also hat Gott oder die Schöpfung uns auch den Erfindungsreichtum gegeben und damit haben wir VR-Brillen erschaffen, dass heißt, Gott bzw. die Schöpfung hat uns VR-Brillen gegeben. Wieso dann nicht benutzen?

Ich hab da wohl was ausgelassen; korrekt sollte es heißen:
Das Tao hat uns alles gegeben was wir brauchen um Glücklich zu sein.

Du kannst sehr wohl das machen was dich persönlich glücklich macht. Wenn du VR-Brillen bauen willst, dann baue VR Brillen.
Wenn du aber eine VR Brille haben willst, weil du denkst dass du dann damit glücklich wirst, dann wirst du damit niemals glücklich werden. Denn diese eine VR Brille wird dir nicht reichen. Sie wird dich zwar kurz befriedigen, aber du wirst immer nach mehr streben. Noch bessere Qualität, noch mehr Pixel usw...
Wenn du das Tao erkennst und in dein Inneres blickst, wirst du erkennen dass du keine VR-Brille brauchst um glücklich zu sein. Die Dinge die du besitzt machen dich nicht glücklich. Du solltest viel eher weniger Besitzen. Haue jeden Tag etwas weg und mach dich Frei von all dem Ballast. Dann wirst du erkennen was DU wirklich tun willst. Vermutlich VR-Brillen bauen! Dann wirst du glücklich sein.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Aber NewLex, meinst Du das gilt wirklich pauschal für alle Menschen? Ich bin mir da nicht so sicher, je älter man wird, desto klarer wird einem, wie unterschiedlich die Menshcen sind. Glaubst Du jemand wie Trump hätte irgendeinen Sinn für Tao und Konsorten?
Man sieht ja auch ganz gut in dieser Pandemie, wie viele Leute ein Problem damit haben, sich auch nur ansatzweise zurückzunehmen. Es scheint fast so, als sei der Wohlstand das höchste Gut überhaupt, welches mit allen Mitteln zu erhalten ist. Dafür geht man sogar über Leichen, denn nichts anders sind diese ganzen Kompromisse, oder wie es Laschet sagen würde, "alles nach Maß und Mitte zu entscheiden".
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Ich finde es großartig viel (bedeutsames) zu besitzen. Alles hat eine Geschichte und ist wie ein Tagebuch. Wissenschaftlich gesehen ist das ansammeln von Dingen sogar urmenschlich. Würde ich alles loswerden was ich nicht benötige, hätte ich vor Jahren z.B. meinen alten Gameboy weggeworfen. Heute habe ich ihn bei mir im Zimmer stehen und er erinnert mich an die großartige Zeit die ich mit ihm verbracht habe, wie ich die schöne Landschaft als Kind auf den Urlaubsreisen mit meinen Eltern nicht so zu schätzen wusste wie z.B. das nächste Tetris Level. Er erinnert mich an unser Wohnmobil und den modrigen Geruch der beigen Sitzecke.
Sammelt an, denn irgendwann erkennt ihr die Bedeutung von Dingen und das sie Teil eures Lebens sind (um es auch Mal etwas biblisch-dramatisch auszudrücken :ugly: ). Das sind nicht nur Objekte, das ist eine Dokumentation.

Ich empfehle zur Bedeutung von Dingen das Buch "der Verlust der Behaglichkeit" von Robert Ryb...(vergessen wie man ihn schreibt). Der Titel dieses kleinen Taschenbuchs spricht schon Bände und sollte jedem Designer, Historiker, Architekten und auch Menschen die sich nur am Rande für Themen wie Minimalismus, (Post)Moderne oder Klassizismus interessieren gefallen. :smile:
 

NewLex

Well-Known Member
Aber NewLex, meinst Du das gilt wirklich pauschal für alle Menschen?

Die Menschen in den reichen Nationen können alles Besitzen, aber kaum einer ist wirklich glücklich. Ich denke nicht das Trump glücklich ist. Gerade er ist das perfekte Beispiel wohin das Streben nach immer Mehr führt. Zu Chaos und Verwirrung. Vermutlich war er auch noch nie in seinem Leben wirklich zufrieden.

Gerade jetzt in der Pandemie habe ich mich nach etwas umgesehen an das ich mich halten kann. Ich habe den Taoismus gefunden und bin gerade sehr glücklich damit. Natürlich ist es schwer sich immer dran zu halten. Es ist ein stätiges Üben und Lernen. Aber das ist gut so. Schritt für Schritt nach vorne.

Und wie bekommt man andere Menschen dazu dass sie auch wieder mit mehr Demut auf der Welt leben? In dem man es ihnen vorlebt. Genau so mache ich es jetzt bei meinen Kindern. Ich bin für die restliche westliche Welt nicht zuständig. Ich mache es auch nicht zu meinem Problem. Für mich ist es gut wie es ist. Das macht mich glücklich und fröhlich. Glück und Fröhlichkeit sind Ansteckend und Gratis und vermehren sich dann von ganz alleine.


Mir ist durchaus klar dass das alles vollkommen unrealistisch ist und sich nie wirklich durchsetzen wird. Zeigt ja auch die Geschichte. Der Taoismus ist ja 2500 Jahre alt.
Aber: Man kann mit dem Ding selbst glücklich werden, ohne die ganze Welt retten zu müssen! Man kommt zur Ruhe, befreit seinen Geist von unnötigen Gedanken. Man befreit sich vom Ehrgeiz und dem streben nach mehr. Man versucht im Hier und Jetzt zu Leben und das Wunder der Schöpfung und alles was passiert als großes Gemeinsames zu sehen.

Auf alle Fälle kann man das nicht so auf die schnelle erklären. Latose selbst hat gesagt sobald wenn man versucht das Tao zu beschreiben, beschreibt man nicht mehr das Tao.
 

Woodstock

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Das Streben nach Glück hat mehr Menschen unglücklich gemacht, als glücklich.

@NewLex Besitz wird dich langfristig nicht glücklich machen, kann dich aber kurzfristig erheitern. Wer glaubt, dass langfristiges Glück eine realistische Erwartung für das Leben ist, wird sich auf viel Schmerz einstellen müssen. Der Mensch ist ein Wesen in Bewegung, der den Dauerzustand oder den Stillstand zutiefst ablehnt. Das gilt auch für Gefühle, egal, ob positive oder negative. Unsere Erinnerungen bestehen aus unseren erfahrenen Highlights und diese sind entweder positiv oder negativ. Wenn eine Emotion vorherrscht, wird alles ein Sumpf. Wir suchen das Drama, denn es ist aufregend und wenn wir das nicht kriegen, fühlen wir das etwas nicht stimmt. Dieses Gefühl versuchen wir zu befriedigen, entweder durch materielle Dinge, andere Personen, Substanzen oder eine Philosophie. Sobald der Status quo eintritt, sucht man wieder.

Glück ist ein Hochgefühl, kein Dauerzustand.

Du darfst reich sein, du darfst alles tun und haben was du willst. Der Trick lautet loslassen zu können. Denn wie gesagt, nichts ist dauerhaft.
 

NewLex

Well-Known Member
Wenn man akzeptiert dass das Leben nun mal aus Hoch und Tiefs besteht, dass es mit dem Tod endet, dass es Hass und Liebe gibt, dass man trauert und danach wieder tanzen kann. Was hält dich dann davon ab trotzdem glücklich zu sein? Es gehört alles zum Leben und es ist gut so.

Das Glück was du als Hochgefühl definierst, ist nicht das Glück von dem ich spreche. Sehe es eher wie Zufriedenheit anstatt dem Begriff "Glück".
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Klingt ganz schön anstrengend. Stetiges üben und an sich selbst arbeiten damit man glücklich wird. Ich denke es gibt viele Dinge die einen glücklich machen: Menschen, Liebe, Verkehr, Objekte, Ziele... Aber ich finde auch das unglücklich sein und andere negative Gefühle und Situationen zum Menschsein dazu gehören und unseren Charakter formen. Der Mensch ist mMn nie fertig und zufrieden in einem endgültigen Zustand (außer vielleicht wenn man tot ist). Ich sehe es ähnlich wie Woodstock. Das Leben ist da eher eine Kurve mit Hochs und Tiefs, die der Mensch bewusst oder unterbewusst immer wieder sucht. Aber hey, wenn einen irgendeine uralte Philosophie oder Religion glücklich macht und niemand darunter leidet oder dazu "bekehrt" wird, bin ich absolut cool damit. Meines ist es nicht. :smile: Ich versuche da eher meinen eigenen Weg zu finden.
 

NewLex

Well-Known Member
Aber hey, wenn einen irgendeine uralte Philosophie oder Religion glücklich macht und niemand darunter leidet oder dazu "bekehrt" wird, bin ich absolut cool damit. Meines ist es nicht. :smile: Ich versuche da eher meinen eigenen Weg zu finden.

Jo, das is glaub ich das schöne an dieser "Philosophie". Denn sie ist keine Religion, wie wir sie kennen. Ist einfach eine Sammlung von Weisheiten die einem im Leben helfen können. Da wird nix aufgezwungen. Es gibt keine Regeln oder Gebote wie in anderen Religionen. Von daher seh ich dass auch sehr locker, da ich alles andere als Gläubig bin.

Was mir aber im Leben fehlt ist Spiritualität. Ich hab versucht die Bibel zu lesen und hab nur 3 Seiten überstanden. Ich habe aber sonst nichts woran ich glauben kann. Bei mir endet alles mit dem Tot und es fühlt sich irgendwie alles Sinnlos an. Man kann sich an nichts erfreuen, weil alles so verdammt vergänglich ist.

Und hier ist der Denkfehler. Man kann sich an Allem erfreuen, auch an den Tod. Denn er gehört auch dazu, wie auch alles andere in diesem Universum. Und anstatt jetzt depressiv sich von eine High zum nächsten zu kämpfen, muss man nur seine Gedanken ändern und seine Sichtweise auf die Dinge umstellen.

Ich mach das jetzt seit ein paar Monaten und so schwer ist das gar nicht. Man muss nur seine Gedanken unter Kontrolle bringen. Hab ich grad gesagt das ist nicht so schwer? Hmm, wo war ich gerade? Ok, ich muss jetzt weiterarbeiten :smile:
 

McKenzie

Unchained
Ich finde es großartig viel (bedeutsames) zu besitzen. Alles hat eine Geschichte und ist wie ein Tagebuch. Wissenschaftlich gesehen ist das ansammeln von Dingen sogar urmenschlich. Würde ich alles loswerden was ich nicht benötige, hätte ich vor Jahren z.B. meinen alten Gameboy weggeworfen. Heute habe ich ihn bei mir im Zimmer stehen und er erinnert mich an die großartige Zeit die ich mit ihm verbracht habe, wie ich die schöne Landschaft als Kind auf den Urlaubsreisen mit meinen Eltern nicht so zu schätzen wusste wie z.B. das nächste Tetris Level. Er erinnert mich an unser Wohnmobil und den modrigen Geruch der beigen Sitzecke.
Sammelt an, denn irgendwann erkennt ihr die Bedeutung von Dingen und das sie Teil eures Lebens sind (um es auch Mal etwas biblisch-dramatisch auszudrücken :ugly: ). Das sind nicht nur Objekte, das ist eine Dokumentation.
Das. Sehr gut ausgedrückt. ❤ Man muss natürlich immer aufpassen dass man nicht zum Hoarder wird :whistling:, aber für mich waren viele Gegenstände seit jeher persönlich "aufgeladen" (nicht so esoterisch gemeint wie es klingt, mehr psychologisch), und viele sind einfach eine immer wiederkehrende Erinnnerung daran, was man schon erlebt hat, wie man früher war, welche Menschen einem wichtig waren oder welchen man wichtig war, so ein bisschen Tagebuch wie du sagst..
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Wenn man akzeptiert dass das Leben nun mal aus Hoch und Tiefs besteht, dass es mit dem Tod endet, dass es Hass und Liebe gibt, dass man trauert und danach wieder tanzen kann. Was hält dich dann davon ab trotzdem glücklich zu sein? Es gehört alles zum Leben und es ist gut so.

Das Glück was du als Hochgefühl definierst, ist nicht das Glück von dem ich spreche. Sehe es eher wie Zufriedenheit anstatt dem Begriff "Glück".
Dann nenne es auch Zufriedenheit und nicht Glück. Da ist ein Unterschied. Wir haben unterschiedliche Wörter für unterschiedliche Dinge. Das hat einen Grund.

Du kannst definitiv Zufriedenheit erreichen aber das hat nichts mit dem Hochgefühl des Glücks zu tun. Ich mag sogar behaupten, dass man sein Glück durch konstante Zufriedenheit eher selten bemerkt.

Jemand Wohlhabendes der ein Zwei-Euro-Stück findet, hebt es vielleicht auf und steckt es in die Tasche. Ein Reicher geht womöglich einfach dran vorbei aber für einen Armen ist es unfassbares Glück, denn das bedeutet, das er sich heute mal was gönnen oder sich generell den Magen füllen kann. Besitz und Wohlstand sind Wahrnehmungssache. Jemand der immer viel hatte, meint vielleicht zu viel haben aber jemand, der aus dem Nichts kam und sich alles erarbeiten musste, kann mit dem Minimalismusgedanken möglicherweise nichts anfangen, denn er hat ihn unfreiwillig gelebt. Zugegeben, wer den Wert von Geld wirklich kennt, der hortet nicht jeden Mist, sondern überlegt sich jede Anschaffung sehr genau. "Ach, ich brauch nicht viel", lässt sich sehr leicht sagen, wenn man genug Geld auf dem Konto hat, um sich jederzeit alles neu kaufen zu können. Das will ich dir damit nicht unterstellen, nur manchmal hinterfrage ich gerne die Ansichten der Menschen und vergleiche sie mit ihren Lebensumständen. Ist ganz interessant was da rauskommt.

Jo, das is glaub ich das schöne an dieser "Philosophie". Denn sie ist keine Religion, wie wir sie kennen. Ist einfach eine Sammlung von Weisheiten die einem im Leben helfen können. Da wird nix aufgezwungen. Es gibt keine Regeln oder Gebote wie in anderen Religionen. Von daher seh ich dass auch sehr locker, da ich alles andere als Gläubig bin.
Philosophie ist nicht nur ein Bündel Weisheiten, sondern kann auch eine ganze Lebenseinstellung oder ein Paradigma sein. Z.B. der Stoizismus. Auch ist es elementar sich immer über die Person zu informieren, die den Gedanken äußert und zu sehen, aus welcher Zeit sie stammt. Kontext ist alles!

Was mir aber im Leben fehlt, ist Spiritualität. Ich hab versucht die Bibel zu lesen und hab nur 3 Seiten überstanden. Ich habe aber sonst nichts woran ich glauben kann. Bei mir endet alles mit dem Tot und es fühlt sich irgendwie alles Sinnlos an. Man kann sich an nichts erfreuen, weil alles so verdammt vergänglich ist.
Mein vorläufiges Endergebnis dieser Suche war die Kosmologie und abseits davon der Grundgedanke aller Religionen: Es sind Regeln, die das Zusammenleben in einer größeren Gemeinschaft vereinfachen sollen. Das Fazit ist, seid nett zueinander, denn dadurch lebt es sich einfach besser.
Wir wissen nicht, ob etwas danach kommt und wenn doch, was kommt. Grundsätzlich hängen so viele Faktoren, für die man nichts kann davon ab, ob man der richtigen Religion angehört oder nicht, dass die Grundkonstruktion komplett unlogisch ist. Du kannst nur versuchen ein guter Mensch zu sein und dadurch dein und das Leben aller um dich rum verbessern und das beste hoffen. Das kann grundsätzlich nicht falsch sein. Entweder das reicht, um in einen "Himmel" zu kommen oder nicht, aber wenn du in dem (grundsätzlich unlogischen Konstrukt) der Hölle landest, nur weil du Allah, Gott, Odin, Jahwe, Zeus oder Ohrmaz anbetest oder freitags Fleisch isst, dann ist dieser Gott es sowieso nicht wert angebetet zu werden und du hast nichts verloren.

Wenn es dir um den Sinn des Lebens geht, würde ich sagen Reproduktion. Das funktioniert für alles andere was existiert ziemlich gut. Einen persönlichen Sinn musst du selbst finden. Inwiefern dir da irgendeine Religion, Philosophie oder Spiritualität weiterhelfen kann, weiß ich nicht. Mein Heil würde ich darin nicht suchen, sondern sich nur herausnehmen, was man braucht, um weiterzukommen. Das haben viele so gemacht, was erklärt, warum es auch so viele Ansichten gibt. Vieles an Religionen wurde auch geschaffen, um die Masse stillzuhalten. Es soll helfen, dass Unerträgliche besser ertragen (Holt dei Goschn und schaff), viele Meinungen über Liebe und Leben wurden von depressiven Zynikern verfasst und bei Staatsphilosophen oder spirituellen Führern würde ich immer noch den Kontext ihrer Zeit miteinbeziehen.

Ich will dir damit nichts madig machen, aber wenn wir sowieso nur begrenzte Zeit auf dieser blauen Kugel haben, die mit einer Irsinnsgeschwindgkeit durchs All schießt, umgeben von gewaltigen Detonationen, Asteroiden, Schwarzen Löchern und Energieausstößen, welche jegliches Leben binnen Sekunden auslöschen könnte, dann erscheint es mir ziemlich sinnlos sich Gedanken darüberzumachen, ob man zu viele DVDs im Schrank hat... Was du nicht mehr brauchst, tust halt weg, den Rest behältst. Muss man keine spirituelle Bewegung drum starten.

Und hier ist der Denkfehler. Man kann sich an Allem erfreuen, auch an den Tod. Denn er gehört auch dazu, wie auch alles andere in diesem Universum. Und anstatt jetzt depressiv sich von eine High zum nächsten zu kämpfen, muss man nur seine Gedanken ändern und seine Sichtweise auf die Dinge umstellen.
Wer zwingt dich? Warum musst du das? Lass ihn doch skydiven, Berge besteigen, mit Haien schwimmen oder was weiß ich was. Wenn es ihm Spaß macht, wenn dieses High seine Leidenschaft ist und er niemandem damit was tut, dann muss er sich nicht ändern. Warum auch? Denk doch nur an die vielen Menschen, die er trifft und die leben die er dabei berührt. Die Erinnerungen die er anhäuft. Wenn seine Depression ihn zu sowas motiviert, dann ist das doch eigentlich konstruktiv. Meine Depression lässt mich traurig daheim hocken. Da würde ich auch lieber skydiven gehen.

Ich mach das jetzt seit ein paar Monaten und so schwer ist das gar nicht. Man muss nur seine Gedanken unter Kontrolle bringen. Hab ich grad gesagt das ist nicht so schwer? Hmm, wo war ich gerade? Ok, ich muss jetzt weiterarbeiten :smile:
Gedanken unter Kontrolle bringen. Mir ist eines aufgefallen. Wenn ich beschäftigt bin und meiner Leidenschaft folge, muss ich meine Gedanken nicht mühsam unter Kontrolle bringen. Das machen die ganz von allein. Meine Freundin hat z.B. einen chronischen, diagnostizierten Grübelzwang, sie denkt pro Minute über gefühlt tausend Dinge nach und das, ob sie will oder nicht aber, sobald sie sich mit ihrem liebsten Hobby beschäftigt, ist sie fokussiert und ihre Gedanken sind nur dabei. Kein Zwang und keine Kontrolle nötig. Das ist ihre Leidenschaft.
 

NewLex

Well-Known Member
Wie bereits erwähnt. Das Thema Taoismus ist eigentlich kaum erklärbar und schon gar nicht in Worte zu fassen bzw. online zu erklären. Es kann einem Helfen glücklich zu werden, nach der Definition des Taos ( Glück erreicht ein Mensch, wenn er frei von Ruhm, Selbstsucht und Gewalt ist; Glück ist die Abwesenheit von Glück uvm...). Das Tao te King ist das am 2. meisten übersetzte Buch der Welt nach der Bibel. Allein ins Deutsche wurden über 100 Übersetzungen geschrieben. Auf einem Wort wie "Glück" kann und sollte man sich daher auch nicht festbeißen. Im chinesischen ist das viel weiter gefächert wie bei uns. Auf pure Zufriedenheit würde ich es trotzdem nicht einschränken. Ein zufriedener Mensch muss noch lange nicht glücklich sein. Daher nehme ich meinen Kommentar von oben zurück dass ich Glück mit Zufriedenheit gleichsetze.
 
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