Gesehen. Wunderbar. Da schlägt mein Fanherz höher. Großartig ausgelassener Muppetspaß wie zu besten Jim-Henson-Zeiten. Angelehnt an die Räuberpistolen der 60er erzählt der inzwischen achte Muppet-Kinofilm (Und bei den Einspielergebnisen wohl auch der vorerst letzte, leider) eine europäische Krimigeschichte, die an sich zwar nicht sonderlich originell ausgefallen ist, allerdings auch nur Mittel zum Zweck für eine rasante Muppetkomödie darstellt, gespickt mit großartiger Gagdichte und erneut fantastischen Songs von Bret McKenzie, der seine oscarprämierte Arbeit aus dem vorigen Teil sogar noch ein bisschen übertrifft. Und McKenzies Flight-of-the-Choncords-Kollege Jemaine Clement hat auch eine kleine Nebenrolle als Insasse des Gulags (Neben Ray Liotta und Danny Trejo ... als Danny Trejo). Das die emotionale Resonanz des letzten Teils etwas auf der Strecke bleibt ist bei der recht atemlos erzählten Kriminalklamotte klar, was allerdings auch nicht weiter schlimm ausfällt, denn das macht Muppets Most Wanted mit viel Witz und einem wahnsinnig hohen Unterhaltungsfaktor wieder wett. Längen treten beim bisher längsten Muppetfilm kaum welche auch. Jeder, der auch nur irgendwie was mit den alten Muppetfilmen anfangen konnte wird hier voll auf seine Kosten kommen, vor allem weil er noch viel näher dran ist am anarchisch-verrückten Esprit und der überdrehten Metabehandlung von altmodischen Genres und deren Mechanismen. Während es Jason Segel im letzten Film am Herzen lag, die Muppets wieder zusammenzuführen und daher auch seine Hauptrolle gerechtfertigt war, setzt der zweite Teil darauf die Gang in altbekannter Manier durch ein verrücktes Abenteuer zu scheuchen, als auch den besonderen Status Kermits unter den Muppets hervorzuheben. Wie schon "Segels Film" ist Muppets Most Wanted eine kleine Liebeserklärung an die Puppentruppe, versteht es allerdings ebenso gelungen einen eigenen Weg zu beschreiten, weg vom Reunionfilm "Die Muppets" und hin zum verrückten Abenteuerfilm, wie es schon Muppet Movie oder Die Muppets erobern Manhattan waren und so sehen wir hier auch ganz unmissverständlich die Muppets in den Hauptrollen. Ricky Gervais und Tina Fey haben noch die größten menschlichen Rollen, der Rest ist eine gelungene Mischung aus mal mehr, mal weniger großen Cameoauftritten. Und bei so einer liebevollen Rückkehr zur alten Form, verzeiht man dem Film auch, dass thematisch ein bisschen auf der Stelle tritt, vielleicht sogar ein wenig straffer hätte sein können und das Til Schweiger einen Gastauftritt hat. Ein Film an dem Jim Henson sicher seine Freude gehabt hätte, nicht zuletzt wegen verblüffender Puppentricks. Schade nur, dass Disney sich die Muppets schon so einverleibt hat, dass nichtmal im Abspann mehr Platz für Hensons Name ist und von "Disney's Muppet Characters" die Rede ist. Ein kleiner Wermutstropfen nach einem sonst, sehr genüsslichen Film. Und sollte Muppets Most Wanted tatsächlich der vorerst letzte Muppetfilm sein, sind sie wenigstens in einem sehr würdigen Film abgetreten. Und nun lasst uns über eine neue TV-Show reden.
8/10
Die deutsche Fassung war übrigens wider Erwarten hervorragend.