So überraschungsarm fand ich die Oscars gar nicht und gefallen haben sie mir auch.
Martin Scorseses Auszeichnung war wohl die erinnerungswürdigste Entscheidung des Abends. Längst überfällig und nach dem ganzen Gerede vorher auch ziemlich zu erwarten, aber einfach für den falschen Film. Heute in der Zeitung stand so ein Satz: "Scorsese, Regisseur von Filmen wie 'Taxi Driver', 'Goodfellas' und 'Wie ein wilder Stier'..." Allein diese drei Filme hätten ihm drei Regie-Oscars einbringen müssen, aber auch "Aviator" wäre ein perfekter Film für so eine Auszeichnung. Ich kann gimlis Argument mit "zu lang" auch nicht nachvollziehen. Die Auszeichnung für "Departed" hat daher für mich einen kleinen negativen Beigeschmack, da es mehr wie eine Entschädigung wirkte, dass ausschließlich die Person und nicht der Film selbst, bzw. die Regie gewählt wurde. Scorsese ist einer der Größten, die es gibt und ein sympathischer Kerl, dessen Rede sehr schön war. Der Applaus war super und wäre noch lange so weiter gegangen, hätte er ihn nicht abgebrochen.
Die Wah für "Departed" als bester Film, schließt sich dem ein bisschen an, da es wirkt, als wolle man Scorsese nun vollkommen entschädigen. Und in ein, zwei Jahren kommt er mit einem richtigen Knaller zurück und da trauen sie sich wieder nicht, weil er "ja gerade erst einen bekommen hat."
"Babel" hätte mir eher gefallen und ist auch eher ein "Best Picture-typischer" Film, als Departed. 7 Nominierungen für "Babel" nur ein Oscar und den für Gustavo Santaloalla, der endlich mal richtig ausgesprochen wurde und zum zweiten hintereinander gewonnen hat. Auch Wahnsinn. Aber im Forfeld wurde so sehr über die wohl internationalsten Oscars aller Zeiten gesprochen, aber so ganz durchgezogen haben sie es nicht. Obwohl Guillermo del Toro nach den ersten beiden Kategorien, wo sein Film schon zwei mal kassiert hatte, ziemlich offensichtlich geschockt war und dachte: "WTF??? Was geht denn hier ab?"
"Best foreign language" bekamen dann doch "wieder" die Deutschen, obwohl es ein Film war, der sich nicht mit den Nazis befasste, sondern nur mit der Stasi. Ich hätte es nicht gedacht, aber politisch motiviertes Kino war der Academy wohl lieber, als ein semi-politisch motivierter Film mit Fantasy Thematik. Kann man halten wie man will. Als Deutscher freut es mich und der Film ist sehr sehenswert, auch wenn "Pan's Labyrinth" meinen Geschmack eher trifft.
Sehr gefallen hat mir Giuseppe Tornatores Film über die 50 bisherigen Gewinner in dieser Kategorie. Bergman, Kurosawa, Fellini... sehr, sehr schöne Bilder, wunderbar montiert und natürlich mit tollen Erinnerungen behaftet. Außerdem zeigt das nochmal, dass vor 20 Jahren, die Italiener das europäische Kino dominiert hatten und nur die Franzosen mithalten konnten. Das ist heute nicht mehr der Fall.
Die Ehrung für Ennio Morricone wirkte durch die Zwnagsübersetzung von Clint Eastwood etwas weniger feierlich, da der Applaus oft nach Clints Übersetzung kam und irgendwie so wirkte, als würde er ihm gelten. Dennoch eine verdiente Auszeichnung für einen großen Komponisten.
Eine richtige Fehlentscheidung war tatsächlich "Best cinematography". Die Kameraarbeit in "Children of Men" war einfach unglaublich und hätte einen Oscar absolut verdient gehabt. Ohne "Pan's Labyrinth" schmälern zu wollen, diesen Oscar, hat der Film nicht ganz verdient.
Kommen wir nun zum etwas lockereren Klatsch-Teil:
Ellen deGeneres war als Moderatorin ganz witzig am Anfang. Den Spruch mit George Clooney fand ich super und so ein paar Sachen auch. Anderes wirkte oft sehr gezwungen (Das Staubsaugen) und ihre Präsenz wirkte oftmals ein wenig merkwürdig. Jon Stewart fand ich persönlich auch besser.
"A Comedian at the Oscars" hat mir gefallen. Ferrel, Black und John C. Reiley haben das sehr gut gemacht und die bewusst überzogenen, theatralischen Gesten und die Einbeziehung von Hellen Mirren waren ganz witzig.
Al Gore kam ein, zwei Mal zu häufig auf die Bühne, aber zum Glück hielten sich Moralpredigten ziemlich in Grenzen.
Ganz witzig fand ich auch die kleine "Szene" aus "Der Teufel trägt Prada" und Meryl Streeps Reaktion. Mann, kann die finster gucken.
Jack Nicholsons Glatze hat mir ein bisschen Angst gemacht.
Nicole Kidman sah wunderbar aus in rot. Absolut fantastisch.
Celine Dion hat sich versungen, oder es klang einfach nur ein bisschen komisch.
Die deutsche Berichterstattung hat sich mal wieder nicht mit Ruhm beklettert. Annemarie Warnkrossdingens, wusste nicht wirklich, wovon sie reden sollte und Steven Gätjendingens Englisch war teilweise echt zum Kräuseln.
Eine kleine Szene:
Queen Latifah kommt zu Gätjendingens ans Mikrofon:
Gätjendingens: "Queen Latifah, nice to meet you (bla bla) German Television."
Latifah: "Oh, Germany...guten Abend... guten Abend."
Gätjendingens: "Ah, German. That's all you can."
:rofl:
Oh Mann, Latifahs Gesicht verzog sich auch für einen Moment. Wollte Gätjendingens ihr wirklich vorhalten, dass sie nur zwei Worte Deutsch spricht oder sollte da was anderes raus kommen?! Herrlich... zum GLück war das bald vorbei.
2008 wird wieder interessant, bevor 2009, wahrscheinlich erst 2010, der Name James Cameron als Damokles Schwert über der Verleihung schwebt und er wieder abzusahnen droht. Sehr spannend.